Hallo ihr Lieben,
vielleicht hatte jemand einen ähnlichen (gedanklichen) Werdegang wie ich und kann seine Erfahrungen mit mir teilen, Hoffnungen und mir sogar auf die Sprünge helfen.
Ich war im FSJ an einer Schule. Gleich am ersten Tag wurde ich in eine Klasse geschickt und habe dort beim Unterricht geholfen. Die Lehrerin hat gefragt ob ich aus einer Lehrer-Familie komme oder ob ich ein Natur-Talent bin.
Ich habe ab der zweiten Woche Ags geleitet, Förderstunden in Mathematik für die 5ten-10ten Klassen, Projekte organisiert, war auf jedem Klassenausflug, habe Elterngespräche geführt, Sporttage geleitet, Sitzpläne erstellt, weil die Kids zu viel geschnattert haben, war bei Konferenzen dabei. Manchmal war ich alleine in einer Klasse, weil Lehrermangel.
Man muss dazu sagen es war eine Problem-Sekundarschule mit viel Schulsozialarbeit, DaF usw. da über 85 Prozent nicht aus Deutschland kamen.
Falls jemand "Frau Freitag " kennt...ich hab erst gedacht, dass ist eine Interne "meiner" Schule.
Das mochte ich. Das war mal ganz schön zu sein, wie es ist, wenn nicht so ein Leistungsdruck herrscht.
Das hab ich alles für 357 Euro im Monat geleistet, weil ich das sehr gut kann und mag.
ABER: Ich war nach der Schule zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich war noch sehr aufgedreht und im Stressmodus (kann das gar nicht richtig beschreiben). Kaum war der Tag vorüber, kam der nächste "Stress".
Vielleicht wars der Lärm, der fehlende Rückzugsort.
Ich hatte zugenommen, konnte nach der Schule nichts aktives mehr machen, ich war ständig krank, musste plötzlich weinen, meine Beziehung ging in die Brüche, ich war immer im Stressmodus, ich hatte Kopfschmerzen, war immer müde, konnte keine Musik hören, musste in Ruhe gelassen werden...
Erst als ich weniger im Unterricht war und mehr im Büro machte und dort den Unterricht vorbereitete (hatte 5 eigene Stunden, 2 Ags und 3 zur Aushilfe) wurde es besser. Mein Privatleben begrenzte sich aber nur darauf und auf Sport machen.
Ich hatte für mich beschlossen: Nein, das will ich nicht. Ich will in meinem Leben gesund bleiben. Ich will Energie für meine Partnerschaft haben, für Aktivitäten nach der Schule, für meine Freunde, mich und meine Familie.
Ich habe also angefangen reine Sportwissenschaft zu studieren. Das hat mir keinen Spaß gemacht. Ich habe es dieses Wintersemester nacht 3 Semestern abgebrochen.
In meinem Kopf reimen sich bis heute ständig Unterrichtsstunden zusammen, wie man was kreativ gestalten könnte. Wie ich das machen würde. Mir fallen immer wieder neue Dinge ein.
Wenn man mich nicht zurückhält, bringe ich auf Sportplätzen Jugendlichen iwelches Sportzeug bei, oder helfe den Mädels aus dem Jugendclub, wo ich auch Sportkurse gebe, gleich noch mit den Hausaufgaben.
Ich bin manchmal noch dort an der Schule und helfe bei Projekten aus (wenn nicht gerade Corona ist). Aber auch da merke ich den Stress. Ich sehe aber auch, dass ich immer noch sehr gut darin bin.
Ich überlege doch Lehramt zu studieren. Leider ist das Lehramt nicht gerade als Studium oder als Beruf bekannt, wo man mal eben schnell woanders hinwechseln kann, falls der Körper nicht mitmacht.
Vielleicht auch ein Lehramt in Richtung Erwachsenenbildung, obwohl ich Jugendliche wesentlich mehr mag.
Kennt jemand von euch ähnliche Symptome und hat es hinbekommen trotzdessen Lehrer oder Lehrerin zu sein?
Ich frage mich ob es die Überforderung vom FSJ war, oder ob mein Nervenkostüm empfindlicher ist, als ich dachte.
Viele sagen: Man gewöhnt sich dran. Du lernst das ja.
Vielleicht hat jemand von euch schon ein paar Strategien für sich entdeckt.
Ich will mir selbst nicht schaden. Das ist meine oberste Devise.
Viele Grüße
Klara