Was ist an der Frage schlimm? Ich werde auch gefragt, wo ich herkomme, so, wie viele andere Menschen auch. Ich selbst sehe nicht 100% biodeutsch aus, aber auch sehr weiße und sehr deutsche Menschen werden nach ihrer Herkunft gefragt, bspw. meine Frau.
Antworten wie "Ich bin in Frankfurt geboren, meine Eltern sind in den 60ern aus xy nach Deutschland gekommen." tun doch wirklich nicht weh.
Die Frage ist nicht schlimm. Aber wenn ich die Frage beantworte mit "Ich komme aus [Stadt in NRW]" und mein gegenüber dann fragt, wo ich denn wirklich herkomme, dann wird es übergriffig.
Wer das Gefühl hat, viele seiner Werte aufgeben zu müssen, um sich im Westen zu integrieren, gleichzeitig aber von den Einheimischen wie Bodensatz behandelt wird, der wird entweder sehr duldsam und reflektiert diesbezüglich sein müssen, oder aber früher oder später in die Renitenz kommen, weil Integration, am besten noch bei fortlaufender Geringschätzung subjektiv empfunden als Demütigung und als Selbstaufgabe erachtet wird. Daraus entwickelt sich dann ein noch viel stärkerer Konservativismus.
Es hängt auch davon ab, was manche unter Integration verstehen. Ich habe einen muslimischen Hintergrund und komme aus einer konservativen Familie, die sich zudem in den letzten Jahren so stark radikalisiert hat, dass ich keine Kontakte mehr zu meiner Familie pflegen kann. Ich halte den Islam mittlerweile für eine große Gefahr, weil er als Glauben in sich schon sehr anfällig für radikale Tendenzen ist. Und auch wenn andere Religionen auch das Potenzial zur Radikalisierung haben, ist der Islam dafür empfänglicher. Jedenfalls habe ich mich vom Glauben abgewandt und distanziert, aber natürlich wird mir allein wegen einer ethnischen Zuschreibung unterstellt, ich sei nicht integriert. Beispiel: Weihnachtsfeier im Restaurant, ich bestelle ein vegetarisches Gericht, weil alles andere Schweinefleisch enthält. Kollege: "Ach, dich kriegen wir auch noch integriert. Das Bier trinkst du ja auch schon." Wenn sich das Deutschsein am Schweinefleischkonsum bemisst, wenn das die Bake der Leitkultur ist, ja, dann kann man darauf wirklich verzichten.