Du korrigierst jede Woche Prüfungen? Glaube ich nicht. Keine einzige Französisch-/Deutsch-/Englisch-Lehrperson korrigiert bei uns an der Schule jede Woche Prüfungen. Wir haben einige mit Deutsch/Englisch oder Deutsch/Französisch mit 100 % Pensen, niemand arbeitet da 60 Stunden die Woche. Das passiert ausnahmsweise mal während der schriftlichen Matura, da sitze ich im Schwerpunktfach Chemie aber auch an 15 Seiten pro Nase. Es gibt Statistiken zu durchschnittlichen Arbeitszeiten von Lehrpersonen. Die liegen definitiv über dem Soll und sie sind gemäss der letzte LCH-Umfrage in der Schweiz noch höher als in Deutschland. Sie entsprechen aber keiner 60-Stunden-Woche auf ein Vollzeit-Pensum. Das ist ausgedachter Quatsch.
Ich unterrichte Deutsch und Englisch, ich hatte mit voller Stelle sechs oder sieben Korrekturen, nicht nur Oberstufe. Ich habe jedes Jahr 34-38 Stapel auf den Tisch gehabt. Darum korrigiert man abgesehen von den ersten drei Wochen nach den Sommerferien und den letzten drei Wochen vor den Sommerferien eigentlich immer. Und wenn man dann mal krank ist, korrigiert man in der nächsten Woche zwei Stapel. Oder krank im Bett. Und ja, 60 Stunden im Schnitt sind es bestimmt nicht gewesen. Aber deutlich mehr, als ich mir mit zwei kleinen Kindern vorstellen kann. Und leider ändert die Teilzeit nichts an den fehlenden Betreuungszeiten für Konferenzen, Elternsprechtag, Klassenfahrten, und so weiter.
Ich finde, es sollte sich niemand dafür rechtfertigen müssen, wie viel Zeit für Arbeit oder Familie er/sie aufwenden möchte oder kann. Wenn jemand Vollzeit arbeiten will mit zwei kleinen Kindern, soll er das tun. Wenn man ein anderes Modell fährt, dann ist das auch in Ordnung. Das muss doch jeder für seine persönliche Situation schauen, was geht.