Beiträge von Rala

    Ich glaube nicht, dass man die Schulen nochmal antastet, nicht mal für vorgezogenen Weihnachtsferien hier in BaWü. Ich denke, das lässt man jetzt mit Kalkül munter laufen, anders kann ich es mir nicht erklären. An meiner Schule vergeht kein Tag ohne neue Fälle, sei es auf Schülerseite oder bei Kollegen und sogar im Sekretariat. Alle hocken weiter fröhlich aufeinander und Klassen werden kunterbunt gemischt in Wahlpflichtfächern, es gibt keine Kohorten - die zerschlissene Maske, die unter der Nase hängt, wird es schon richten. Wahrscheinlich machen wir dann kurz vor Weihnachten Unterricht mit fünf Schülern. In vielen Klassen fehlt jetzt schon die Hälfte.

    Genauso ist es an meiner Brennpunktschule in BaWü auch, sehr niedrige Impfquote, vielleicht 4-5 SuS pro Klasse, wenn man Glück hat und dafür jede Menge die Sprüche raushauen, dass an der Impfung Kinder sterben und man unfruchtbar wird. Und die Maske hängt natürlich auch permanent unter der Nase. Soviel kann man gar nicht reden und aufklären wie verdreht da die Ansichten sind, es ist eigentlich nur noch zum Weinen.

    Willkommen in der Schulwirklichkeit.
    Nimm's nicht persönlich. Du bist - wenn ich das richtig verstehe - nun im eigenverantwortlichen Unterricht. Die Kids sind Corona-geschädigt und müssen sich erst wieder an normale Strukturen gewöhnen. In manchen Klassenstufen kannst du ein Methodenfeuerwerk abbrennen und die Kids plappern trotzdem munter drauflos. Die haben auch eine feine Antenne für deine Unsicherheit (die Reffi-eigen ist)
    Um welche Klassenstufe handelt es sich? In 6-9 tanzen die Hormone Samba.

    Es ist Klassenstufe 7 und 8. Ich würde es gerne nicht persönlich nehmen und weniger darüber grübeln, aber ich wie macht man das? Kommt das mit der Zeit? Mich belastet das alles sehr.

    Das Thema hatten wir hier neulich schon mal. Was macht dich glauben, dass dein Unterricht "schlecht" sei?

    Naja, wenn ich jede Stunde die Hälfte der Lernzeit verliere, weil man Klassenmanagement nicht passt und ich die Störungen nicht in den Griff kriege, kann es ja kein guter Unterricht sein bzw. es bleibt vom Unterricht einfach nicht mehr viel übrig.

    Ich frage mich zunehmend wie man am besten mit einem Ref an einer Brennpunktschule umgeht. Mir war es im ersten halben Jahr wegen Corona und Onlineunterricht nicht so bewusst wie heftig die Zustände an meiner Schule eigentlich sind, inzwischen ist mir klar geworden, dass es eine Brennpunktschule ist, die zudem organisatorisch sehr chaotisch ist.


    Das Kollegium und meine Mentoren sind menschlich ok und meine Rückmeldungen waren bisher auch gut, aber ich fühle mich eigentlich die ganze Zeit mies, da ich schlechten Unterricht mache. Der Alltagsunterricht läuft in keinster Weise so, wie das bei den Unterrichtsbesuchen ist. Und damit meine ich nicht das Methodenfeuerwerk oder so, sondern eher das Verhalten der SuS bzw. meine Klassenführung. Wir verlieren in jeder Unterrichtsstunde soviel Zeit wegen Störungen und ich fühle mich jetzt schon ausgelaugt durch diese ständigen Störungen und Konflikte. Ich frage mich oft, ob ich überhaupt geeignet bin für diesen Beruf, ich denke inzwischen ich habe nicht genug Durchsetzungsvermögen und kann mich auch sehr schlecht von der psychischen Belastung abgrenzen. Ich versuche mir dann zu sagen, dass es ja vielleicht an anderen Schulen besser ist, aber ist das wirklich so? Vielleicht lüge ich mir auch einfach was vor. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen den Beruf unter diesen Umständen über Jahrzehnte auszuüben, ich gehe jetzt schon sehr ungern und in permanenter Anspannung in die Schule.


    Ich hab auch schonmal vorsichtig versucht, die Thematik bei meinen Mentoren anzusprechen bzw. Tipps einzuholen, aber da kommen dann eher so Gemeinplätze wie, dass man vorne hin stehen müsste und diese Konflikte austragen müsste, denn das sei nun mal unser Beruf - was ja auch irgendwo stimmt, nur hilft mir das nicht. Zu sehr öffnen möchte ich mich ihnen gegenüber auch nicht, da das ja letztendlich auch auf einen zurückfällt und negativ in die Bewertung einfließt.


    Ich weiß auch gar nicht so recht, was ich mir erhoffe von diesem Beitrag hier (außer mal Abkotzen). Vielleicht war jemand hier im Ref an einer Brennpunktschule und mag mal berichten? Ich kann mit niemandem darüber reden, selbst in meinen Seminargruppen sind alle in Bullerbü-Schulen... oder stellen das zumindest so dar, das weiß man ja nie.

    Nach welchen Kriterien entscheiden sie denn? Ist das irgendwo schriftlich festgehalten? Ansonsten würde ich da nicht groß "beraten", beraten setzt für mich einen offenen Prozess voraus. Einschätzung bzgl. des Niveaus ist dagehen eine recht klar zu definierende Sache und bedarf nicht des großen Gesprächs, sondern ein "So isses halt".

    Das "Kriterium" ist der angestrebte Schulabschluss. Die Erziehungsberechtigten beschließen, dass ein Realschulabschluss gemacht werden soll, also wird auf M-Niveau gearbeitet und ob das dann der Realität entspricht, ist leider egal. Gegen den Elternwillen kommt man nicht an, wenn die Elten das Niveau wollen. An der GMS kannst du niemanden abschulen aufgrund seiner Leistung, Versetzungsentscheidungen gibt es auch nicht und dann schleift man die SuS durch bis zum Schulabschluss, wo das Ganze ihnen so richtig böse auf die Füße fällt. Ist natürlich nicht immer so, aber leider doch oft genug.

    Im Englischunterricht ist das m. E. ebenfalls problemlos möglich. Wir haben auch in den verschiedenen Bildungsgängen einige Englischbücher, die Aufgaben zur Binnendifferenzierung enthalten (und ich meine, vor kurzem gelesen zu haben, dass dies z. B. bei den in den allgemein bildenden Schulen oft im Englischunterricht genutzten Lehrbüchern der "English G"-Reihe von "Cornelsen" der Fall ist).

    Ja, das ist bei vielen Englischbüchern in der Sek I inzwischen so, z.B. das Lines-System von Cornelsen. Orange Line hat dann im Hauptteil alle Aufgaben auf M-Niveau und dann gibt es ein Zusatzteil mit denselben Aufgaben auf G-Niveau, die mehr Scaffolding enthalten und ergänzend schwierigere Aufgaben für das E-Niveau. Soweit ist das eigentlich gut gelöst.


    Wie man sicherstellt, dass die SuS die für sie passenden Aufgaben auch machen, ist allerdings für mich auch so ein Knackpunkt. An meiner Schule dürfen die SuS selber entscheiden auf welchem Niveau sie arbeiten möchten bzw. die SuS und deren Erziehungsberechtigte entscheiden, leider oft nicht wirklich einer realistischen Einschätzung folgend. Das führt dann dazu, dass viele SuS, die eigentlich auf dem G-Niveau sind, unbedingt Aufgaben auf M-Niveau machen möchten, sogar Lernnachweise auf M-Niveau schreiben und dann fast völlig leere Blätter abgeben, weil es nicht das richtige Niveau für sie ist. Es ist leider oft sehr schwierig und zäh in Beratungsgesprächen dagegen anzukommen :(

    Teilzeitanträge werden problemlos bewilligt. Unser Personalrat (!) empfiehlt es sogar, zu reduzieren: Eine Vollzeitstelle sei kaum zu schaffen.

    Da weiß ich nun gar nicht was als Reaktion passend wäre. Einerseits finde ich es gut, dass man zumindest die Möglichkeit hat, jederzeit in Teilzeit zu gehen, andererseits ist es natürlich echt traurig, dass die Arbeitslast einer vollen Stelle so heftig ist, dass es kaum zu bewältigen ist. Wenn ich mir an meiner Schule so anschaue, wer dort das volle Deputat macht, gibt mir das auch zu denken. Es sind eigentlich nur Junglehrer ohne Kinder und einige wenige Andere. Der Großteil des Kollegiums arbeitet in Teilzeit, da scheint auch hier in Ba-Wü irgendwas mit der Arbeitsbelastung nicht zu passen.

    Ein großes Dankeschön an alle nochmal für die vielen Tipps, mit so vielen Rückmeldungen hatte ich gar nicht gerechnet, wirklich sehr hilfreich.


    Tulpe80 Wie ist das denn so generell mit Teilzeitanträgen, werden die in HH bewilligt, auch wenn man keine triftigen Gründe dafür hat wie Kinder, Krankheit, Pflege von Angehörigen etc.? Denn in Ba-Wü ist es wohl ohne triftige Gründe kaum noch möglich in Teilzeit zu gehen, wurde mir gesagt.

    ..Nur wie man in einer fremden Stadt herausfindet, welche Schule zu den besseren gehört und dann noch eine Stelle dort finden soll... Das würde mich interessieren. Es ist ja schon schwierig, in seiner eigenen Stadt per Versetzung zu einer beliebten Schule zu kommen.

    Das ist in der Tat der Punkt, der mich auch umtreibt. Selbst wenn ich nicht das Bundesland wechsele, bleibt mir diese Problematik erhalten, da ich an meiner Ref-Schule bzw. in dem Ort, in dem sie liegt, absolut nicht bleiben möchte und ich jetzt auch nicht Schulen / Lehrer in allen Ecken Baden-Württembergs kenne. Ich danke auf jeden Fall auch dir, qamqam, für deine Schilderung und deinen Rat. Ich hab bereits einige STSs ausgesucht, die ich interessant finde und werde mal dort anklopfen.

    Danke dir nochmals für diesen ausführlichen Einblick. Das klingt ja leider wirklich nicht gut. Ich dachte immer, vom Ansatz her ist das Lehrerarbeitszeitmodell keine schlechte Idee um die doch oftmals sehr unterschiedlichen Belastungen zwischen Fächern etwas auszugleichen, aber bei solchen hohen Wochenstunden schlackern mir die Ohren, und auch sonst, echt heftig. Vielleicht bleib ich dann doch lieber im Ländle.

    Vielen Dank, symmetra, für deine Schilderung. Das klingt ja leider sehr ernüchternd.


    Über das Lehrerarbeitszeitmodell in Hamburg habe ich jetzt einiges gelesen und so ganz verstehe ich es nicht. Man hat quasi kein festes Deputat, sondern Faktoren-Schlüssel je nach "Aufwand" des Fachs und der Schulform, mit denen die Wochenarbeitszeit berechnet wird, richtig? Nur erschließt sich mir nicht so ganz, wie genau diese Faktoren festgelegt sind; es erscheint mir etwas willkürlich. Könntest du vielleicht bitte kurz erläutern, warum das Modell deiner Meinung nach zu so einer hohen Arbeitsbelastung an der STS beiträgt?

    Hallo zusammen,


    ich wollte mal fragen, ob es hier im Forum Leute gibt, die in Hamburg an einer Stadtteilschule unterrichten und ein bisschen etwas von ihren Erfahrungen berichten möchten. Ich bin momentan als Sek1-Anwärterin in Ba-Wü an einer Gemeinschaftsschule, überlege aber aus privaten Gründen danach nach Hamburg zu wechseln. Ich kenne nur leider niemanden, der dort unterrichtet und was man so über Stadtteilschulen liest ist, nun ja, sehr gemischt, vorsichtig gesagt. Natürlich ist jede Schule individuell und die Stadtteilschule Mümmelmannsberg wahrscheinlich eine ganz andere Hausnummer ist als die in Winterhude, aber dennoch würde ich mich freuen, mal ein bisschen was darüber zu hören.


    Es klingt zumindest auf dem Papier für mich so, also ob die Stadtteilschule der Gemeinschaftsschule in Ba-Wü recht ähnlich wäre, gemeinsames Lernen aller Niveaustufen, Ganztagsbetrieb. Nur gibt es an Stadteilschulen wohl eher Oberstufen, was an der GMS ja nur bei ganz wenigen der Fall ist. Bei mir an der Schule z.B. ist es dann auch so, dass es so gut wie kein gymnasiales E-Niveau gibt und selbst M-Niveau (Realschule) ist rar, der Großteil der SuS arbeitet auf G-Niveau. Von daher würde es mich interessieren, ob das an Stadtteilschulen eher so ist, dass es dort tatsächlich mehr zu einer Durchmischung der Niveaustufen kommt.

    Hallo zusammen, ich lese hier schon seit einiger Zeit interessiert mit und habe hier schon so viele nützliche Infos und Einblicke erhalten, dass ich mal danke sagen wollte an alle, die hier ihr Wissen teilen. Also danke und hallo :gruss:

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