Beiträge von JoyfulJay

    Ich hatte leider tatsächlich den Fall vor wenigen Wochen, als ich mich gezwungen habe es irgendwie zu probieren und der Dozentin schrieb, ich bin länger krank, würde aber soweit es geht gern kommen.

    Sie schrieb zurück, dass das keine Option für sie wäre, da ich mehr als 3 Mal bereits gefehlt habe und dies unfair den anderen Teilnehmern gegenüber wäre. Sie hat mich damit aufgefordert nicht mehr ins Seminar zu kommen.

    Also leider nichts mit Auge zudrücken.

    Was meinst du mit Härteanträge stellen?

    Die Härtefallanträge, die als Nachteilsausgleiche laufen und im Dokument, was ich dir im ersten Beitrag verlinkt habe, ausführlich dargestellt sind.

    Nochmal eine ganz kurze Anmerkung bzgl. GdB: das Antragsverfahren kann sich durchaus auch in die Länge ziehen und ist auch viel Papierkram, den du organisieren musst und ich würde dir dringend eine Rücksprache mit deinen behandelnden Ärzt*innen empfehlen, ob es für deine Erkrankung realistisch ist, dass du einen GdB bekommst. Wichtig: dieser ist aber für alle Nachteilsausgleiche, die du im Studium bekommen kannst auch KEINE Voraussetzung. Es reicht dafür aus, dass es eine chronische Erkrankung ist und ein GdB ist dafür definitiv nicht nötig & hilft dir auch nicht zwingend weiter - auch mit einem GdB wirst du die geforderten Nachweise trotzdem erbringen müssen, weil Nachteilsausgleiche einschränkungsspezifisch sind und die Uni logischerweise einen Nachweis über die Einschränkungen braucht, um die Nachteilsausgleiche anpassen zu können. Das ist aber u.a. in der Broschüre, die ich dir weiter oben verlinkt hatte, auch alles beschrieben.


    Zu deinen Attesten/ Nachweisen: auch, wenn du das als sehr unfair empfindest, ist das formale Vorgehen der Uni rechtlich korrekt. Die Fristen, wann Nachweise da sein müssen und welche Form sie haben müssen, sind geregelt und die Pflicht, dass sie fristgerecht da sind, liegt bei dir. Wenn deine Abschlussarbeit irgendwo auf dem Weg zur Uni verloren geht, ist auch das dein Problem und nicht das Problem der Uni. Du bist hier, auch bei einer Erkrankung in der Bringschuld. Es hilft dir nicht weiter, dich in "die Uni schikaniert mich" weiter reinzusteigern, auch, wenn ich das emotional verstehen kann. Es ist aber schlicht das normale Vorgehen, das alle chronisch erkrankten und/ oder behinderten Studierenden mit Nachteilsausgleichen betrifft - ja, auch mein querschnittsgelähmter Kommilitone muss 1x/ Semester eine fachärztliche Bescheinigung bringen, dass er immer noch querschnittsgelähmt ist. Unnötige Bürokratie, ja, aber keine persönliche Schikane. Auch für Ärzt*innen ist das keine absolute Seltenheit; dass für diese Zeit auch sehr kostbar ist und ein Attest eventuell mal länger dauert, kann ich mir vorstellen, aber insbesondere mit dem Hintergrund "Ist leider so Vorschrift an der Uni und ich brauch es bis zum Zeitpunkt X, damit ich es fristgerecht zum Tag Y einreichen kann" funktioniert das in aller Regel auch. Wenn dein Hausarzt da querschießt, weil er nicht verstanden hat, wofür und wie die Uni das Attest braucht, lässt du es dir in Zukunft eben vom Neurologen ausfüllen. Es ist nicht die Aufgabe deiner Uni, Rücksicht auf Ärzt*innen zu nehmen, die ihr Zeitmanagement nicht auf die Reihe kriegen. Es ist nicht unzumutbar für Ärzt*innen, solche Bescheinigungen auszustellen, sondern Teil ihrer Arbeit.


    Und es ist nicht so selten, wie du denkst, sondern viele Studierende sind davon betroffen. Ich habe das in der ersten Antwort schon aufgeführt, auch ich wurde mit einer schweren chronischen Erkrankung während des Studiums diagnostiziert und vollständig aus meinem damaligen Leben gerissen. Deshalb kann ich deine Wut, deine Unsicherheit und deine Sorgen nachvollziehen. Als gut gemeinter Rat, weil ich das selbst schon durch habe, auch inklusive Facharztatteste einreichen während ich am anderen Ende von Deutschland in einer Rehaklinik saß: du wirst das System an der Uni nicht ändern. Du hast vermutlich Anspruch auf Nachteilsausgleiche, dafür hast du aber auch gewisse Pflichten (Form und Frist der Nachweise), die du erbringen musst. Das ist zusätzliche Arbeit für dich, das ist belastend und es kann sich unfair anfühlen. Du wirst aber nicht damit weiterkommen, wenn du dich schikaniert siehst und dich so dagegen sträubst, weil es nichts daran ändert, welche Nachweise du erbringen musst.


    Ich sehe deine Schwierigkeiten und ich sehe auch sämtliche Emotionen die damit einhergehen und gerade deshalb ist es vielleicht auch eine gute Idee, das zweite Krankheitssemester zu nehmen (und ja, ich meinte im ersten Beitrag nicht dein 2. Studiensemester, sondern dein zweites Semester mit Erkrankung/ nach Diagnosestellung - wenn dir das Verfahren bekannt ist & sich alles mit dir und der Uni eingespielt hat. Es wird einfacher.) Solche krassen Erkrankungen in dieser Lebensphase sind extrem herausfordernd, kräftezehrend und einfach beschissen. Mit deinem Kampf gegen eine vermeintliche Schikane, die aber absoluter Standard von Abläufen ist (wie dir hier auch schon mehrere User*innen erklärt haben), machst du dir einen zusätzlichen Kampf auf, der zusätzliche (u.a. emotionale und zeitliche) Ressourcen bindet und der bereits jetzt verloren ist, weil - auch wenn der menschlich-kommunikative Umgang deinen Schilderungen nach nicht in Ordnung ist. In der Sache bzgl. der Nachweise/ Atteste handelt deine Uni aber formal richtig und der Kampf gegen die Uni wird dir weder für deine Erkrankung noch für dein Studium weiterhelfen. Im Übrigen schikaniert dich deine Uni allein deshalb schon (formal!) nicht mit den Nachweisen/ Attesten, weil das:

    Das erste Attest wurde sogar mit zeitlicher Verzögerung angenommen

    schon sehr kulant war (ja, der Situation angemessen, aber keine Verpflichtung der Uni).


    Long story short: nimm das zweite Krankheitssemester, da du zum aktuellen Zeitpunkt ja deiner eigenen Aussage nach wg. der Medikamente und Schmerzen nicht in der Lage bist zu studieren. Wenn in diesem Zeitraum eine OP erfolgen kann, die deutlich lindert oder heilt, umso besser - dann kannst du danach weitestgehend normal starten. Wenn nicht, hattest du zumindest ein Semester Zeit, dich mit den verschiedensten Institutionen (Uni, Studiwerk, ggfs. externe Beratungsstellen, evtl. krankheitsspezifische Gruppen/ Verbände) und Menschen auseinanderzusetzen und einen Plan bzw. Perspektive zu entwickeln. Die Rücksprache mit deinen Ärzt*innen hinsichtlich Prognose der Studierfähigkeit erscheint mir auch wichtig, da hattest du oben geantwortet, dass es bisher nur um deine akute Erkrankung ging. Die Pflegesituation wirkt auf mich auch nicht gesundheitsförderlich, auch hier gäbe es im Krankheitssemester die Möglichkeit, in Ruhe eine Lösung anzugehen um auch dich perspektivisch zu entlasten.


    Ich wünsche dir alles Gute, eine gute Klinik, die sich die OP zutraut, und eine schnellstmögliche Linderung deiner Symptome! Halt die Ohren steif.


    Viele Grüße

    Hallo Maemo,


    bitte meine kurze Antwort nicht falsch verstehen, ich bin gerade unterwegs & kann deshalb nicht ausführlicher antworten, habe aber auch mit schwerer chronischer Krankheit studiert. Daher nur ganz kurz:


    1. Du brauchst sinnvolle Beratung, die dir auch entsprechend weiterhilft: gibt es bei euch beim Studierendenwerk evtl. die Möglichkeit zur Beratung? Die konnten mir sehr weiterhelfen.

    2. Wieso kommt kein zweites Krankheitssemester für dich in Frage (brauchst du nicht hier beantworten, eher als Denkanstoß - mir war nicht ganz klar, wieso es nicht geht- ist sicherlich eine weitere Verzögerung, aber wenn eventuell doch die OP stattfindet und Abhilfe schaffen würde, hättest du wesentlich bessere Voraussetzungen)

    3. Atteste/ Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung/ etc.: es ist nachvollziehbar, dass du dich durch den Beauftragten drangsaliert fühlst, das kann ich sehr gut nachempfinden. In diesem Fall ist das aber tatsächlich das richtige Vorgehen und üblicher Standard, dass Atteste angefordert werden - um Nachteilsausgleiche erhalten zu können (um die du dich bemühst), bist du in der "Beweislast", auf welche Art und Weise du eingeschränkt bist, um dafür entsprechende Kompensationen vereinbaren zu können. Das ist systemisch immer noch maximal schwierig, weil Betroffene in der entsprechenden Situation zusätzliche Last erbringen müssen, hat aber nichts mit dir persönlich zu tun - die Sorge kann ich zumindest in diesem Punkt nehmen, das ist tatsächlich gängiger Standard. Auch meine Ärzt*innen finden das sehr aufwendig, aber niemand möchte dir damit das Leben zur Hölle machen, sondern es ist üblich, weil genauere Informationen passende Nachteilsausgleiche ermöglichen - eine reine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit Anfangs- und Enddatum hilft dafür nicht. (ich verlinke dir unten noch eine Infobroschüre zum Thema "Studieren mit Behinderung", da findest du genaueres auf S.98)

    4. Gibt es bzgl. deines Studiums jemand anderen, der dich beraten kann? Fachberater*innen für deine Fächer? Eventuell Studierendenvertretung, die hier auch weiterhelfen könnte? Studiendekan*in?

    5. Unis sind leider häufig nicht auf Studierende mit chronischen Erkrankungen vorbereitet. Das macht es nicht besser, aber vieles lässt sich auch klären, wenn man entsprechende Lösungswege proaktiv aufzeigt (auch, wenn das natürlich nicht deine Aufgabe sein sollte) - will heißen: ich möchte dir Hoffnung machen, auch wenn die ersten Reaktionen oft ablehnend sind - das spielt sich ein & im zweiten Semester läuft es oft deutlich besser.

    6. Studium beenden oder abbrechen: hast du das mit deinen Ärzt*innen mal besprochen? Wie schätzen sie denn deinen Zustand und deine Prognose ein? Erachten sie ein Vollzeitstudium als realistisch oder würde es eher in Richtung Teilzeitstudium gehen?

    7. Entlastung schaffen: welche Möglichkeiten gibt es hier kurz-, mittel- und langfristig? Rein von deiner Beschreibung her wirkt es nicht so, als ob du Pflege etc. noch nebenbei stemmen könntest. Gibt es hier Ansatzpunkte? Noten/ Studienerfolg: wie wichtig sind dir (sehr) gute Noten? Falls du jemand bist, die*der grundsätzlich immer mit Bestnote bestehen will (so bin ich auch) kann es auch eine deutlich entlastende Wirkung haben, sich auf das Bestehen statt auf Bestnoten zu fokussieren (nach dem Motto: besser ein 2er/ 3er-Abschluss, als gar kein Abschluss) - ist aber sehr individuell.

    8. Es gibt den rechtlichen Anspruch auf Nachteilsausgleiche bei entsprechenden Erkrankungen. Eine wirklich gute Hilfe zu Beginn meiner Erkrankung (auch mitten im Studium) war die Broschüre "Studium und Behinderung" des Deutschen Studierendenwerks. Dort findest du zu beinahe allen Themen erste Impulse und Anlaufstellen, die dich auf dem weiteren Weg unterstützen können. Du findest sie unter folgendem Link: https://www.studentenwerke.de/…h-studium-und-behinderung

    9. Ich habe nach wie vor Kontakt zu einigen Studierenden mit Behinderung und/ oder chronischer Erkrankung in verschiedenen Situationen. Wir haben auch eine Gruppe, wenn du dich auch austauschen möchtest & Interesse hast, meld dich gern per privater Nachricht.


    Und insgesamt: es ist eine absolut schwierige Situation in der du gerade steckst. Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft, gute Beratung und Unterstützung und einen Weg, der sich für dich richtig anfühlt. Pass auf dich auf und sei wachsam bzgl. deines gesundheitlichen Zustands, falls du dich für's weitermachen entscheidest - Pausen sind okay und wichtig. Und: gib dir etwas Zeit für die Entscheidung, suche dir irgendeine Person in welcher Funktion auch immer mit der du reden kannst, die dir zur Seite steht und mit der du offen sprechen kannst. Wenn das an der Uni nicht möglich ist, dann ggfs. auch von außerhalb. Du musst da nicht alleine durch!


    Alles Gute Dir!


    JoyfulJay

    Ich meine, inzwischen wurde das durch das sogenannte Professionalisierungspraktikum "ersetzt" welches aber tatsächlich eine etwas andere Zielsetzung hat, kann mich diesbezüglich aber auch täuschen. Wenn ich dran denke frage ich mal nach bei einer Freundin, die vss. nächstes Jahr ins Ref starten wird und berichte. Udd ja, bei mir war das auf jeden Fall noch das "Betriebs- und Sozialpraktikum".

    Nur kurz hierzu: das gibt es auch weiterhin, wird nach Studienabschluss und vor Referendariat gemacht, Ausnahme: Grundschule in der neuen Prüfungsordnung.

    Spannend, nachdem du ja auch aus BW kommst, wenn ich mich richtig erinnere. Bei mir an der PH gab es meine ich* tatsächlich weitestgehend von der PH organisierte Praktika, lediglich das Zusatzpraktikum für Wirtschaft war individuell geregelt, weil man das auch über entsprechende Berufserfahrungen nachweisen konnte.

    Ich weiß aber von Freundinnen, die schon kein Staatsexamen mehr machen/gemacht haben, dass es bei ihnen anders geregelt war/ist und sie lediglich fürs ISP im Master eine Zuweisung erhalten haben, Orientierungspraktikum und Professionalisierungspraktikum haben sie jeweils selbst gesucht und organisiert. Ich glaube mehr Praktika hatten die gar nicht. Welche Pflichtpraktika gibt es denn abgesehen vom ISP bei euch in Sonderpädagogik aktuell?



    *Aufgrund meiner einschlägigen Berufserfahrung habe ich lediglich ein Tagesfachpraktikum über ein Semester freiwillig belegt, um u.a. bestimmte Dinge, die dann im Ref als bekannt vorausgesetzt wurden, zu erfahren, hatte aber für alle Praktika Anerkennungen.

    Ich hatte auch noch Staatsexamen :) Aber die Praktika sind in meiner und der aktuellen PO recht ähnlich: Orientierungs- und Einführungspraktikum (bei mir 2 Wochen, mittlerweile 3, selbst organisiert), Integriertes Semesterpraktikum (ein Semester, das wird von der Uni organisiert, erste sonderpädagog. Fachrichtung), Blockpraktikum (4 Wochen, zweite Fachrichtung, selbstorganisiert), Professionalisierungspraktikum (mit Forschung oder Projekt, 4 Wochen, selbstorganisiert)

    Wo gibt es denn sowas?!? Unglaublich!

    War es denn ein freiwilliges Praktikum? Oder eines der Pflichtpraktika? Die werden doch i. d. R. durch die Uni organisiert, oder ist das bei euch anders? Ich kenne es nur so, dass die Student*innen sich zwar eine Praktikumsschule aussuchen können, aber im Endeffekt die Zuteilung durch die Uni erfolgt; also ist keine Bewerbung per Mail erforderlich.

    Das scheint tatsächlich von Uni zu Uni anders zu sein; bei uns wurde auch nur das Semesterpraktikum durch die Uni zugeteilt und die drei anderen Pflichtpraktika fanden selbstorganisiert statt

    An meiner Schule hat auch die Mehrheit einen Migrationshintergrund, wir haben diese Probleme aber nicht und ich kann mich auch an keinen einzigen Konflikt erinnern, in dem Religion eine Rolle gespielt hätte. Daher mein letzter Satz: man sollte nicht verallgemeinern und aus der bloßen Schülerzusammensetzung ein Problem ableiten.


    Ich wohne aber auch 10 Autominuten von Marxloh entfernt und weiß, dass es dort komplett anders aussieht. Schulen in Stadtteilen, die über Jahrzehnte Parallelstrukturen ausbilden konnten und in denen die Autoritäten generell andere sind, als wir es uns so vorstellen und wünschen, haben auch in den Schulen gänzlich andere Zustände. Keine Ahnung, wer da arbeiten will - ich würde es jedenfalls nicht sein wollen, so selbstaufopfernd bin ich leider nicht gestrickt 🤷‍♀️ Offensichtlich bin ich damit auch nicht alleine, wenn man sich die Personalsituation dort anschaut. Und das hat ziemlich sicher überhaupt nichts mit etwaigen "problematischen Haltungen von Lehrkräften" zu tun. Wir haben hier in einigen NRW Städten (und sicher auch woanders) ein generelles Problem mit Stadtteilen, in denen Bevölkerungsgruppen massiv sozioökonomisch abgehangen sind und/oder kriminelle Clanstrukturen vorherrschen, die das Herausbilden von Zuständen begünstigen, die schulisches Arbeiten unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen hochproblematisch machen. Dass man dort (aus historisch gewachsenen Gründen und sicher auch in Folge verfehlter Stadtplanungs- und Integrationspolitik) überproportional viele Kinder mit muslimischem Migrationshintergrund antrifft und kulturelle Unterschiede die Sachlage verschärfen, ist auch einfach eine ganz wertfreie Beobachtung.

    Exakt das, was du betonst (schwierige sozioökonomische Lage die mit Religion/ Migrationshintergrund korreliert) ist das, was Lea explizit ausklammert (Hervorhebung von mir):

    Schreibt was ihr wollt, es ist nicht DIE Jugend und auch nicht die Armut. Die SuS bei mir oder deren Eltern fuhren z.T Autos die ich mir nicht leisten konnte.

    Und wenn man Lea massiv widerspricht, redet man damit keine Probleme klein oder weg, die natürlich vorhanden sind - in wenigen vergleichbaren Ländern ist der Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Herkunft und Bildungserfolg nachweislich messbar so groß wie in Deutschland und natürlich ist bekannt, wo Schule deshalb vor besonders großen Herausforderungen steht (, die man mit ausreichenden Ressourcen übrigens auch durchaus erleichtern/ lösen kann, da wäre eben die Politik gefragt).

    Ganz im Gegenteil, man verwehrt sich der rechten, simplifizierten Einstellung von Lea ("Ausländer sind schuld") und zeigt auf, dass es ein wesentlich komplexeres Wirkgefüge ist, was es hier zu betrachten gilt (wie du ja auch tust) und reine Pauschalisierungen aufgrund von einer angenommenen Nationalität oder Religionszugehörigkeit schlicht diskriminierend und inhaltlich falsch sind. Und Leas Haltung IST eine problematische, weil sie nicht korrekturfähig ist, sondern in Stein gemeißelt.

    Vermutlich Isolation, wenn der Brief dann 3 Wochen später an kommt

    War etwas unklar formuliert, mir ist das klar, aber genau das ist doch die Schwierigkeit bzw. die Fragen der Eltern, die beantwortet werden sollten. In einer Pandemie mit noch recht hohen Inzidenzen ist ihnen nicht klar, was passiert und was erwartet wird, wenn das Kind sich infiziert: wie wird vor Ort damit umgegangen, wenn ein Kind positiv sein sollte? Wer ist zuständig? Wohin können sie sich wenden? Müssen Kinder abgeholt werden oder ggfs. vor Ort isoliert werden? Wie gehen Lehrkräfte im Falle eines positiven Ergebnisses damit um?

    Okay, ihr habt ein Konzept, bei dem die Eltern bei Anmeldung unterschreiben, dass die Kinder bei den Klassenfahrten teilnehmen. Mit einer Pandemie war damals vermutlich nicht zu rechnen, aber mal ganz unabhängig von ist unterschrieben/ ist nicht unterschrieben: in deinem Ausgangsbeitrag schreibst du, dass die Eltern nicht unterschreiben wollen, weil unklar ist, was im Corona-Fall passiert.

    Habt ihr denn ein Konzept, was im Infektionsfall passiert? Wisst ihr, was vom Gesundheitsamt (vor Ort, falls das zuständig ist? vom Schulort, falls das zuständig ist?) in einem solchen Fall verhängt werden würde? Primär würde ich das selbst als Lehrkraft wissen wollen, aber das sind doch auch Informationen, die für diese Eltern wohl relevant für die Entscheidung sind. Da Durchdrücken und Zwang ja ohnehin nicht möglich ist, was habt ihr mit Kommunikation und Sorgen der Eltern während einer Pandemie ernst nehmen und darauf eingehen zu verlieren?

    Ehrlich: ich kann das aus Perspektive der Eltern wirklich verstehen. Ich habe zwar noch keine Kinder, aber würde auch wissen wollen, was im Zweifel passieren würde (zumal die Wahrscheinlichkeit aktuell auch nicht wirklich gering ist). Eine sechsstündige Autofahrt ist eben wirklich nicht im Nachbarort, wo man ohne Probleme kurz abholen kommen kann & Quarantäne bei einem wirklich erkrankten Kind in einer Jugendherberge(?)/ Sammelunterkunft würde ich auch nicht unbedingt wollen.

    Lassen sich die Fragen denn (durch dich oder idealerweise die Eltern selbst) noch rechtzeitig klären?

    Es gibt heute durchaus Waldorfschulen, die bewusst inklusiv arbeiten und sich das auch ins Programm schreiben. Wichtiger ist wohl die Sichtweise und das Menschenbild der Anthroposophie. Steiner unterscheidet m.W. Körper, Geist und Seele und die Seele kann aus Sicht der Anthroposophen nicht behindert sein.


    Ich bin nicht sonderlich bewandert in der Anthroposophie und die TE sollte sich bei ernsthaftem Interesse intensiver mit der Thematik befassen. Aber anthroposophische Einrichtungen, die ich aus persönlicher Anschauung kenne, sind schon weit bevor der Begriff der Inklusion in aller Munde war wesentlich menschlicher, mit mehr Akzeptanz und ohne defizitäre Sicht mit Menschen mit Behinderung umgegangen.


    Ob man mit dem ganzen ideologischen Überbau was anfangen kann, sei mal dahingestellt. Aber gerade Inklusion halte ich für ein sehr anthroposophisches Konzept.

    Sorry, da muss ich leider widersprechen bzgl. Steiner (hab da erst meine Abschlussarbeit drüber geschrieben & mich dafür monatelang intensiv mit der Anthroposophie und Steiner beschäftigt).

    Steiners Dreigliedrigkeit unterscheidet zwar Seele, Geist und Körper, aber in einem anderen Verständnis als wir von diesen drei Begriffen haben; sie stellen Entwicklungsstufen des Menschen dar, die in bestimmten Alterstufen erreicht werden. Geist und Seele entsprechen der dritten und vierten Stufe, Körper der ersten. Grundlage(!) der Anthroposophie im Bezug auf Behinderung das hier:

    Zitat

    “Entsprechend prägt sich im heutigen physischen Leib ab, was als Ätherleib im vorigen Erdenleben erlebt hat und in diesem wiederum, was den Astralleib im vorigen Leben bewegte.


    Angesichts dieser Gesetzmässigkeit, dass im nächst niederen Wesensglied die Arbeitsergebnisse des nächsthöheren aufgenommen und ins unbewusste Körperleben integriert werden, wird auch verständlich, warum es nur begrenzt sinnvoll ist, die Ursachen für Krankheiten und Behinderungen in diesem einen Erdenleben beziehungsweise allein in Konstitution, Vererbung und Umwelt zu suchen.


    Ihren wirklichen Grund haben sie in längst vergangenen Erdenleben, ja, was den physischen Leib betrifft, reichen sie in das vierte vorige Leben zurück.” (Michaela Glöckler in “Begabung und Behinderung”, Verlag Freies Geistesleben (2004))

    Behinderung ist IMMER als Konsequenz aus Verfehlungen des viertletzten bzw. ggfs. auch anderer früherer Leben. Das Konzept der Anthroposophie denkt Behinderung als Strafe und egal, wie zugewandt Menschen vor Ort sein können, ist die Grundlage zutiefst feindlich ggü. Menschen mit Behinderung.

    Inklusion als anthroposophisches Konzept zu bezeichnen ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen mit Behinderung, denn niemand trägt Schuld an seiner Erkrankung/ Behinderung und muss das durch besseres Karma kompensieren.

    Danke :)


    Ich versuche, Ableismus als Konzept auch nicht inflationär zu verwenden, aber der Kern ist, dass Menschen auf ihre Beeinträchtigung reduziert werden & davon auf ihr Sein als Mensch, im schlimmsten Fall (und bitte nicht missverstehen, ich teile das absolut nicht) implizit oder explizit eine Wertigkeit damit verbunden wird. Und bei Steiner trifft das 1:1 zu, Behinderung und Erkrankung sind ja in seinem Konzept Strafen.

    Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Waldorfschulen entspringen der anthroposophischen Tradition, die auch nach wie vor gelebt wird (siehe Hamburg - der Modellversuch einer staatlichen Waldorfschule ist gescheitert, weil die Vereinigung der Waldorfschulen argumentiert hat, dass "nur" Elemente der Waldorfpädagogik nicht möglich sind, sondern immer im Sinne Steiners ein Gesamtkonzept sein muss.

    Bestandteil der Anthroposophie ist die Karma-Lehre, die Krankheit und Behinderung als Konsequenz von Fehlern in einem früheren Leben ansieht, mit deren Folgen die Schüler*innen nun leben. Zudem beruht der Waldorf-Lehrplan in den ersten Grundschuljahren auf strenger Imitation vorgegebener Muster (Tafelanschriebe abmalen, bestimmte Kunst nachzeichnen, in der Eurythmie Rhythmen nachahmen, usw.), was wenig Raum für Differenzierung lässt.

    Ich gehe stark davon aus, dass es Schulen gibt, die sich von dieser Tradition entfernt haben und sich bemühen, schüler*innenzentrierten, guten Unterricht zu machen & deren Lehrkräfte (und entsprechend auch Kollektivleitungen) nicht so tief anthroposophisch verwurzelt sind. Dennoch ist das Gesamtkonzept, in der strengen Tradition nach Steiner, zutief ableistisch und hat überhaupt nichts mit Inklusion zu tun.

    Es ist aber schon ein Unterschied, ob man sich für seine eigene Gesundheit oder für die Gesundheit von anderen einschränken muss. Ich z.B. habe selbst durch Corona kaum ein Risiko (vor allem seit ich geimpft bin) und hätte mich für mich selbst wohl nicht so stark eingeschränkt (ich hätte Maske getragen, wäre aber auch trotzdem auf Konzerte und Co. gegangen, was teils nicht möglich war). Ich erwarte auch keine Dankbarkeit, ich erwarte aber vor allem von der Risikogruppe, dass sie sich impfen lässt (es sollte sich natürlich jeder, der kann, impfen lassen), damit nicht nochmal solche drastischen Maßnahmen nötig sind. Ich z.B. war fast 2 Jahre kaum in der Uni, Schulen waren ewig geschlossen, viele Veranstaltungen waren nicht möglich usw. Das sollte in meinen Augen vermieden werden.

    Aber genau das ist die Fehlannahme: du musstest dich nicht primär für die Gesundheit von Menschen der Risikogruppe einschränken. Du musstest dich primär einschränken wegen eines Virus, bei dem am Anfang noch nicht klar war, wie gefährlich es für wen ist. Dann wegen der drohenden Überlastung des Gesundheitssystems, des befürchteten Zusammenbruchs der kritischen Infrastruktur, etc. Das Virus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, kein Problem von einzelnen, die einen schwereren Verlauf zu befürchten haben. Diese Unterscheidung, die du da triffst, ist gefährlich. Ich erwarte nicht von der Risikogruppe, sondern von allen, dass sie sich impfen lassen. Sämtliche Argumente, warum eine insgesamt hohe Impfquote (weltweit) nötig ist, sind doch mittlerweile ausreichend bekannt, oder? Es hilft auch Menschen, die aktuell nicht der Risikogruppe angehören überhaupt nichts, wenn eine neue Variante auftritt, den Impfschutz umgeht & allein durch die hohe Ansteckung wieder die gesamte Gesellschaft lahmlegt. Das liegt aber nicht an "der Risikogruppe", sondern an der pandemischen Situation.

    Die Einschränkungen, die du beschreibst, treffen übrigens Menschen aus der Risikogruppe genauso wie dich. Auch diese sind ganz genauso wie du Teil der Gesellschaft & ganz genauso wie du von den Einschränkungen betroffen. Auch Menschen aus den Risikogruppen möchten wieder ein möglichst normales Leben führen und das Aufwiegen von deinen empfundenen Belastungen (Uni zu, Veranstaltungen nicht möglich) gegen die Belastungen von Risikogruppen (die dieselben Aspekte auch beinhalten und ergänzend noch den Faktor Gesundheitsschutz) führt zu überhaupt nichts - Ziel sollte sein, das Virus gesamtgesellschaftlich so gut in den Griff zu bekommen, damit alle möglichst normal leben können. Es ist kein "gesund" gegen "Risikogruppe", sondern ein "Gesellschaft" gegen "Virus".

    Stimmt ja auch irgendwie. Gäbe es keine Risikogruppen, hätte man das öffentliche Leben nicht so lange runterfahren müssen. Ist nur fair, wenn die Risikogruppen auch was zurückgeben und dafür sorgen, dass weitere Lockdowns vermieden werden können, nachdem sich ganz Deutschland für sie 2 Jahre lang eingeschränkt hat.

    Ich denke, dass du es nicht so gemeint hast, aber weil es auch so gelesen werden kann: es ist wirklich wichtig, dass den Menschen, mit besonderen Risikofaktoren aufgrund der Pandemie NICHT die moralische Verantwortung/ Schuld für die Pandemie zugeschoben wird.


    Der allergrößte Teil der Menschen mit Risikofaktoren ist geimpft, hat mindestens genauso viel zurückgesteckt wie alle anderen auch und muss der Gesellschaft nichts zurückgeben (in welcher Form auch immer). Es hat sich nicht "ganz Deutschland für sie" eingeschränkt, sondern genau diese Menschen gehören genauso selbstverständlich zu Deutschland und haben genauso selbstverständlich das Recht auf Gesundheit(sschutz) wie alle anderen Bürger*innen auch. Dieses abstrakte "DIE Risikogruppen" existiert nicht, die Menschen sind genauso Teil der Gesellschaft wie alle anderen auch. Diese Unterschiede zu machen sind gefährlich. Niemand kann etwas für seine Vorerkrankungen, niemand ist anderen etwas schuldig, weil sie*er sich mit einem gefährlichen Virus konfrontiert sieht, das sich zu einer Pandemie entwickelt.

    Liebe Unterrichtende,


    ich kann die Bedenken bzgl. der Verträglichkeit nachvollziehen, aber imho ist das nicht der Grund, weshalb viele Immunolog*innen den Abstand von vier Monaten mindestens empfehlen. Hier geht es um die langfristige, nachhaltige Wirkung. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, hat das in einem Interview ausführlich dargestellt:


    Auffrischung der Immunität am besten ab vier Monaten

    "Bei allen anderen – und das ist die Mehrheit – möchte ich mit der dritten Impfung eine Verstärkung der Immunität erreichen", sagte Watzl. "Dafür müssen bestimmte Prozesse erst abgeschlossen sein." Es müssten sich ausreichend antikörperproduzierende Plasmazellen und T-Zellen gebildet haben, manche müssten in Gedächtniszellen umgewandelt werden, andere ins Knochenmark wandern. "Das sind Prozesse, die nach vier Wochen noch nicht abgeschlossen sind."

    Aus immunologischer Sicht seien vier Monate das Minimum, sagte Watzl. "Wenn ich dann ein drittes Mal impfe, hat der Körper die Zellen, die am besten auf den Erreger zugeschnitten sind, bereits ausgebildet – und die möchte ich noch mal verstärken. Damit ist die Immunität viel besser als wenn ich nach vier Wochen erneut impfe." Die Entscheidung sei vermutlich aus Angst vor Omikron gefallen, sagte Watzl, hält das aber "für nicht zielführend. Was zielführender wäre, wäre jetzt noch mal die Rate der Erst- und Zweitimpfungen zu steigern."

    Erfahrungsberichte zur tatsächlichen Wirkung werden eher schwierig sein, aber das wichtige ist: es geht nicht darum, dass der Booster nach drei Monaten nicht sicher wäre oder massive Risiken hätte, die bisher unbekannt wären - es geht "nur" darum, dass die Wirkung dann eben schlechter ist.


    Viele Grüße, JoyfulJay

    Und das, nachdem Kretschmann himself auf den MPKs die Ampel wegen unzureichender Schutzmaßnahmen durch das neue IFSG kritisiert hat. Nun...

    Der Artikel ist eher als Kuschelwerbung für die angesprochene Zielgruppe zu verstehen.

    Genau das ist es.


    Um vielleicht ein bisschen Kontext zu liefern: Hauptsitz dieser Nachhilfe"schule" ist der Standort der größten Pädagogischen Hochschule Baden-Württembergs. Dort gibt es ein Überangebot an Mathe-Lehramtsstudierenden aller Schularten, welche den Nachhilfemarkt dominieren, ergänzend einige größere Nachhilfeinstitute, die ebenfalls überwiegend entsprechende Fachstudierende beschäftigen.

    Darüber hinaus gibt es an der Hochschule seit den Neunzigern eine Beratungsstelle für Grundschülerinnen und -schüler mit Lernschwierigkeiten in Mathematik in der Kinder individuell und kostenfrei unterstützt werden sowie, auf der anderen Seite des Spektrums, Fördernachmittage für mathematisch begabte Kinder.


    Besagte Einrichtung versucht einfach verzweifelt Kund*innen zu akquirieren, weil die Konkurrenz besser qualifiziert ist und man nach irgendeinem Alleinstellungsmerkmal (aka krude Thesen) sucht.

    Vielen Dank für deine Nachricht laleona. Passiert es denn auch schon im Referendariat, dass man in höheren Klassenstufen landet, obwohl man explizit für die GS-Didaktik studiert hat? Wie empfindest du die Arbeit mit den SuS (und darf ich fragen welche Förderschwerpunkte du gewählt hast?).

    Hast du auch schon einmal an einer inklusiven Schule als Sonderpädagogin gearbeitet? Wie empfindest du die Arbeit dort? In der Regel ist man hier ja mit in den Regelklassen mit Regellehrkraft und unterstützt entsprechende SuS, oder?

    Hallo Lotta_00,


    weil du ja auch explizit nach BaWü gefragt hattest, noch hierzu: in BaWü kann man Sonderpädagogik nicht explizit für GS oder Sek I studieren, sondern wird für alle Klassenstufen ausgebildet und entsprechend hinterher auch eingesetzt. In der Praxis wird meistens versucht, auf Wünsche bzgl. der Altersstufe einzugehen, aber theoretisch kannst du (insbesondere im Förderschwerpunkt G) Schüler*innen bis zum 18. Lebensjahr (in Einzelfällen auch darüber hinaus) unterrichten.


    Viele Grüße, JoyfulJay

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