Und welche Rolle genau nimmst du in der GS ein? Lehrerinnen können natürlich die Probleme verstärken oder verbessern, je nachdem, wie sehr sie sich mit den Kindern auseinandersetzen. Erfahrungsgemäß können Privatlehrer und nahestehende Personen zwar keine Diagnose stellen, die Betroffenen aber besser einschätzen als Ärzte, die einmal im Jahr ene Untersuchung durchführen...
GS-Lehrer*innen sind häufig Klassenlehrer*innen und verbringen viel Zeit mit Ihrer Klasse, insofern sind sie mindestens auf demselben Level an Einblicken und Beobachtungen wie du. Das war aber nicht der Hauptpunkt der Aussage, sondern der Hauptpunkt lag auf "subjektive Theorien", also Überzeugungen über Ursachen für Verhalten. Du bist genauso wenig qualifiziert, Diagnosen zu stellen und Behandlungsansätze abzuleiten wie Grundschullehrer*innen. Deine Einschätzung der Schülerin kann Teil einer Anamnese sein, aber ist niemals Diagnose und hilft nicht bezogen auf das Kernproblem, sofern dies pathologisch (physisch oder psychisch) ist.
Insofern bleiben eigentlich für die Situation zwei Ansätze übrig:
1. Die Schülerin hat kein pathologisches Problem, sondern die Darstellung im Beitrag wirkt etwas dramatischer als es in der Realität ist bzw. sie hat die "normalen" Konzentrationsschwierigkeiten bei Hitze und nachmittags nach einem langen Tag. Dann kannst du pädagogisch anknüpfen.
2. Die Schülerin hat ein pathologisches Problem - dann ist deine Zuständigkeit erschöpft und sie gehört für Diagnostik(!) in die Hände von Fachleuten, da die richtigen Förderansätze je nach Diagnose extrem voneinander abweichen können. Wenn du da ohne Diagnose rumexperimentierst, machst du genau das, was du Grundschullehrkräften vorwirfst - du agierst komplett im Dunkeln und hast eine durchaus hohe Quote, die Situation zu verschlimmern. Dein Argument mit "ein Mal im Jahr eine Untersuchung durchführen" und deshalb angeblich nicht einschätzen können, hinkt maximal. Diagnoseverfahren sind standardisiert und evidenzbasiert - für ein gebrochenes Bein musst du genauso wenig wissen, wie die Person normalerweise so geht, wie du wochenlang beobachten musst um ggfs. physische oder psychische Erkrankungen zu diagnostizieren. Dafür gibt es dann entsprechende Anamneseverfahren, wo du unter Umständen auch befragt werden würdest. Darauf basierend können dann Maßnahmen abgeleitet werden. Was du aber gerade vor hast/ tust, ist vergleichbar mit: "Oh, sie kann nicht mehr laufen, bestimmt ist es nur verstaucht." und damit den Zugang zu einer ggfs. bei einem Beinbruch angezeigte OP zu verwehren.
Kurz: wenn du dir wirklich ernsthaft Sorgen machst und mit den üblichen (sonder)pädagogischen Ansätzen weiterkommst, wie du hier geschildert hast, gehören Expert*innen einbezogen - Stichwort multiprofessionelle Zusammenarbeit, was ja insbesondere falls es Richtung ESENT gehen sollte, sowieso ein Kernelement ist. Bitte tu dem Kind den Gefallen und erkenne rechtzeitig, wo deine Grenzen bzgl. Qualifikation liegen und wo du fundiert helfen kannst (NACH einer Diagnose).