Die Realität ist, dass seit Jahren das Anforderungsniveau im Matheabitur kontinuierlich gesenkt wird. Nur 10 Jahre alte Aufgaben kann man kaum noch verwenden, da sie viel zu anspruchsvoll sind.
Das kann ich definitiv nicht für Niedersachsen bestätigen. Die Aufgaben z.B. im Bereich "Analytische Geometrie" sind m.E. deutlich anspruchsvoller als vor 10 Jahren. Zudem wurde der Themenbereich "Lineare Algebra" (Matrizenrechnung) vor ein paar Jahren gestrichen - finde ich angemessen, aber auch das hat es schwieriger werden lassen.
Meine Generation und die meiner Eltern konnten noch ordentlich Punkte sammeln mit der klassischen Kurvendiskussion. Alles Standardverfahren. Ja, auch heute gibt es einiges an anzuwendenden Standardverfahren, aber vieles davon nimmt einem der Taschenrechner ab (unsere Schule: GTR), daher kommen auch mehr Aufgaben vor, bei denen man auf die richtige Idee kommen muss.
Zudem gibt es den hilfsmittelfreien Teil, für den es anteilig tendenziell über die Jahre immer mehr Punkte gegenüber dem Teil mit Hilfsmitteln gibt. Bei uns ist das der Teil, in dem die SuS schlechter abschneiden. Sie müssen dafür diverse Formeln auswendig gelernt haben (aus meiner Sicht auch viel Unnötiges, auch Sek I-Stoff) und alle Verfahren auch ohne GTR beherrschen.
Unangebracht finde ich z.B. in Niedersachsen in 2021 (eA), dass man bei einer der Analytischen Geometrie-Aufgaben für den kompliziertesten Aufgabenteil f) 8 von 25 Punkten bekommt. Wer da nicht auf den richtigen Ansatz gekommen ist, hat also direkt massig Punkte verloren.
Zudem ist es in Niedersachsen seit langem so, dass bei der Auswertung aller Abitur-Prüfungsergebnisse die Mathe-Ergebnisse im Durchschnitt grundsätzlich am Schlechtesten sind, teilweise mit großem Abstand zu anderen Fächern. 2020 lag etwa der Durchschnitt der Ergebnisse in der schriftlichen Mathematik-Abiturprüfung fürs erhöhte Niveau bei 6,1, fürs grundlegende bei 5,18, siehe auch Auswertung Niedersachsen 2020.pdf - da kann man sich vorstellen, wie viele ein Ergebnis unterhalb von 05 Punkten hatten.
Im Grunde kann man kaum einem*r S empfehlen, Mathe als Prüfungsfach zu wählen.
Insofern kann ich den Frust nachvollziehen und erlebe selber jedes Jahr selbigen, wenn ich mir die Ergebnisse meiner Kurse anschaue (und das ist an unserer Schule lehrkraftunabhängig).