Ich denke, mantraartig auf die Vorteile einer Ausbildung als mögliche Qualifizierung zur Berufsausübung hinzuweisen, bringt gar nichts, weil
1. Der Lehrer selbst verbeamtet oder im öffentlichen Dienst ist und somit berechtigterweise nicht als Experte dafür wahrgenommen wird, welche Bildungswege sich in der freien Wirtschaft auszahlen
2. Der Lehrer berechtigterweise nicht als neutral wahrgenommen wird, weil es für das Funktionieren der Schule natürlich lästig ist, wenn ein nennenswerter Anteil der Schüler sich durchmogelt und den Anforderungen nicht wirklich gewachsen ist.
3. Es in Wirklichkeit keineswegs klar ist, dass es für einen mittelmäßigen Schüler vorteilhaft ist, eine Ausbildung zu machen. Es kann durchaus sein, dass es für ihn besser ist, sich durch das Abitur durchzumogeln und durchzuquälen:
Viele schlechte Abiturienten schaffen ein BWL-Studium und die Verdienstmöglichkeiten mit einem BWL-Studium sind im Mittel deutlich besser, als mit einer Ausbildung. Viele Geschäftsleute (besonders BWLer) haben wenig Achtung vor akademischen Leistungen und betrachten Schulabschlüsse und Studienabschlüsse als "Eintrittskarten", die man erwirbt, um das eigentlich Relevante Tun und Lernen zu dürfen.
Natürlich gibt es sehr wohlhabende Handwerker und wenn man Handwerker werden möchte, ist das unter Umständen eine gute Wahl. Aber es ist eine körperlich schwere Arbeit, die man dann auch machen muss. Viele können es auch mit 50 nicht mehr. Lebensverdienst und auch Jobsicherheit sind mit Abitur und erst recht als Akademiker höher. Frauen, die mit einer Ausbildung wirklich gut verdienen, sind mir persönlich unbekannt. Der vielzitierte Beruf der Krankenschwester ist so hart, dass wir immer zu wenig haben, obwohl wir viel mehr als die benötigten Kräfte ausbilden. Ein großer Teil der Ausgebildeten hält den Beruf nicht länger als 2 1/2 Jahre durch. Gutverdienende Akademikerinnen gibt es hingegen viele.
Somit ist es zu erwarten, dass Eltern und Schüler immer versuchen, einen Abschluss höher herauszuholen als eigentlich drin ist.
Es hat auch keinen Sinn willkürliche Eingangstests vor dem Gymnasialübertritt zu machen, wenn die Schüler nachdem sie sich mit Elternentscheidung hineinmanövriert haben, das Gymnasium schaffen. Und da liegt m.E. das wirkliche Problem:
In meiner Schulzeit fielen von nur 25 Schülern (die alle mit 10 Jahren für den Gymnasialübertritt eine Zentralprüfung geschrieben hatten) in der 5. Klasse Gymnasium 4 Schüler durch. Wir erhielten wohl ein bisschen Auffüllung von oben, aber in der 6. Klasse fielen nochmals 4 Schüler durch. Später war die Durchlaufquote geringer, aber Schüler, die den Anforderungen des Gymnasiums nicht gewachsen waren, fielen durch und gingen dann auch ab.
Bei meinen Töchtern waren die vergebenen Noten mindestens um 1,5 Noten besser als sie bei uns üblich waren und es fiel während der gesamten Schulzeit höchstens einer durch (bei meiner Großen ging einer ab aufs Montessori, bei den Kleinen hat einer freiwillig wiederholt).
So, und wenn es alle schaffen braucht man sich nicht wundern, dass man die Jahre drauf jedes Mal schlechtere Schüler hat. Warum auch nicht, hat doch geklappt.