Doch, sollte sie, denn das ist, was der normale Angestellte macht: Er löst seine täglichen Probleme - mit Excel. Die meisten Angestellten sind ja nicht in der IT.
Ich habe schon mehrere Male erlebt, dass es - z.B. anlässlich eines größeren Office-Releasewechsels - offizielle Anfragen der IT gab, welche operativ wichtigen Excel-Tools in den Abteilungen im Einsatz sind. Das war jedesmal, als würde man in ein Wespennest stoßen.
Der normale Geschäftsprozess sieht nach meiner Erfahrung so aus:
(1) Angestellten A fällt auf, dass, um ein Beispiel zu nennen, gewisse Geschäfte nicht im Liquiditätsbericht auftauchen
(2) Angestellter B sagt, kein Problem ich schick sie dir, macht einen Export aus einer Datenbank, konvertiert die Daten so dass sie lesbar und weiterverarbeitbar sind und versendet eine Exceltabelle
(3) Angestellter A importiert die Daten in seine Datenbank und erstellt so einen richtigen Liquiditätsbericht
(4) Das machen die beiden einige Zeit immer zum 15. des Monat, ohne dass es sonst jemand weiß. Dann passiert ein Fehler und andere werden aufmerksam.
(5) Der Abteilungsleiter verlangt eine Dokumentation des monatlichen Prozesses, Verbesserungsvorschläge usw.
(6) Es wird überlegt, ob der Prozess über eine Schnittstelle ordentlich automatisiert werden kann
(7) Das dauert je nach Komplexität und welche manuellen Prozesse dabei noch offengelegt werden 1- 12 Monate
(8) Währenddessen befinden sich etliche weitere Prozesse im Stadium (1) - (6)
Die IT ist ein Abbild der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens und ändert sich fortwährend. Abgesehen gibt es von Führungspersonen jederzeit Berge von Spontananfragen, die nicht immer einfach zu beantworten sind. ("Warum ist das Ergebnis im 3. Quartal gesunken? Wie, wir haben Geld verloren und ihr sagt, das liegt daran, dass der Ölpreis gesunken ist? Was ist eigentlich die Abhängigkeit unseres Ergebnisses vom Ölpreis").
Spontananfragen und sich ändernde Prozesse werden mit Excel abgebildet. Zunehmend auch mit Python. Alternative dazu ist, sich einfach gar nicht darum zu kümmern, dass etwas nicht richtig läuft, sich für nicht zuständig erklären, oder zu melden und zu warten, dass irgendjemand anderes etwas tut. Solche Angestellten will aber keiner haben. Die IT kann sich nicht um jeden Ablauf kümmern. Gerade weil sich Prozesse schnell ändern, gibt es einen optimalen Automatisierungsgrad. Ein gewisser Anteil Excel (Matlab, R und Python) ist angemessen und Angestellte sind dazu da, diesen Anteil zu leisten. Wäre alles vollständig automatisiert, bräuchte man keine kaufmännischen Angestellten.
Nach meiner Erfahrung ist ein kaufmännischer Angestellter, der kein oder wenig Excel kann, unbrauchbar und solche Leute überleben auch nicht lange.