Beiträge von lebenslaenglich

    Sagen wir mal so. Als Justizlehrer bekommt man Einblicke in Gesellschaftsschichten, ein dort ausgeprägtes Denken und Weltbild sowie Verhaltensweisen, die "normalen" Menschen (insbesondere Lehrern) weitestgehend verborgen bleiben. Und dann erst die Erfahrungen, die man mit den Gefangenen macht...


    Scherz beiseite. Wer bereits als Lehrer in einer Brennpunktschule der entsprechenden Schulform arbeitet, dem sind viele Dinge bereits bekannt, über die man auch im Vollzug stolpert. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und die Abgründe, die unsere Gesellschaft so bereithält sind unfassbar tief. Klar, als Gymnasiallehrer im Berchtesgadener Land sieht das vielleicht anders aus.


    Bei den meisten Gefangenen kann man konstatieren, dass sie aufgrund ihres familiären Hintergrundes eine unfassbare Herkulesarbeit hätten erfüllen müssen, um nicht früher oder später kriminell zu werden. Meiner Ansicht nach, gehört neben jede Jugend-JVA ein ebensolcher Bau für die betreffenden Eltern. Aber welcher Regelschul-Lehrer würde nicht auch ab und an gern den Rohrstock wieder einführen, um Eltern mal so richtig zu vertrimmen?

    Dem kann und möchte ich mich anschließen. Man bekommt nicht nur "Einblicke in Gesellschaftsschichten" sondern wirklich in die "Untersten"!

    Und da muss man schon ein ziemlich dickes Fell haben bzw. auch sicher Dienstliches von Privatem trennen können.


    Diese Erkenntnis hat sich bei mir auch relativ schnell ergeben. Die meisten der Gefangenen sind einfach nur "arme Schweine", die entweder gar kein oder eben nur ein sehr schlechtes Elternhaus haben/hatten. Es wurden keine/nur sehr wenige Werte/Normen vermittelt, sodass ihr Weg in die JVA vorgezeichnet war. Ich möchte das Klientel nicht verharmlosen, auf gar keinen Fall. Man muss immer wissen worauf man sich einlässt.


    By the way...Ich bin ausgebildeter Gymnasiallehrer, nur eben nicht im Berchtesgadener Land... :)

    Ist das evtl. von BL zu BL unterschiedlich?

    Ich denke, da liegst du richtig. Ich denke aber auch, dass es eine Frage der Ausrichtung der Schulkurse ist. Wir zum Beispiel unterrichten abschlussbezogen (ESA, MSA). Das wird unterstützt durch eine gute Zusammenarbeit mit dem BiMi. Unsere Schüler schreiben in den Hauptfächern die gleichen Abschlussarbeiten wie an den "normalen" Schulen draußen auch.

    Und dann dort jemand Fachfremden unterrichten zu lassen, das funktioniert nicht.

    Trotzdem wird auch von uns Flexibilität und Bereitschaft bei fachfremden Unterricht erwartet und auch praktiziert.

    Eigentlich wollte ich nur nett sein und bin deswegen auf die schlanke Variante der Hummel ausgewichen...Aber danke für den Hinweis.


    Ich bin einfach schneller beim Tippen, wenn ich nur klein schreibe. Aber du siehst, es geht auch anders... :)

    Bolzbold: Vielen Dank! Du liegst vollkommen richtig mit deiner Vermutung.


    Ich wollte einfach nur auf den Beitrag reagieren/antworten, sah aber nur die Möglichkeit des Zitierens...Dann war ich mir nicht sicher, ob ich im Zitat weiterschreiben sollte und habe deswegen kommentiert. Soviel zu meiner Intention... :)


    Kannst du mir vielleicht kurz und knapp eine kleine Anleitung geben, wie ich es das nächste Mal richtig mache?


    Schöne Grüße

    hallo in die runde...


    ich habe erfahrung!


    zunächst erstmal "hut ab", das ist gut recherchiert...allerdings, zum urlaub außerhalb der ferienzeiten nur noch soviel...wenn du selbst iwann kinder hast, die dann auch iwann schulpflichtig sind, dann bist du automatisch wieder in der ferienregelung... :) ansonsten weiß ich nicht, was du mit flexibelen arbeitszeiten meinst? der unterricht findet hauptsächlich vormittags (8.00-12.00) statt und manchmal auch nach dem mittag bis 14.00 uhr. davor und danach hast du halt zeit, deinen unterricht vor- bzw. nachzubereiten.

    das tolle an dem job ist für mich, dass du auch über das lehrerdasein hinaus vollzugliche aufgaben hast, die du bearbeitest. das ist abwechslungsreich. die arbeit mit kleinen gruppen ermöglicht es dir, neben der reinen wissensvermittlung auch mal pädagogisch am "objekt" zu arbeiten. dafür bleibt draußen oftmals keine zeit. mir fehlen auch keine "nervigen" elternabende bzw. -gespräche. und ja, auch wir haben einige externe kollegen von draußen, von denen sich einige immer wieder sehr über ihre 12 wochen ferien freuen. wahrscheinlich brauchen sie die auch bei dem ganzen stress... :) mir ist es wichtiger, dass, wenn ich mich ausstempel zum feierabend, ich auch wirklich feierabend habe und erst am nächsten morgen beim einstempeln wieder dienst. mein wochenende beginnt freitag nachmittag und dauert bis montag früh...immer!


    fachfremder unterricht muss nur in den nebenfächern gegeben werden. in den hauptfächern (deutsch, mathe, englisch) ist das unverantwortlich.

    die ausstattung ist mit tv-gerät, beamer, laptop und whitboard nicht top-modern, aber vollkommen ausreichend, finde ich.


    im großen und ganzen kann ich für mich sagen, dass ich damals die richtige entscheidung getroffen habe. die ganzen vorteile überwiegen das kleine manko (keine 12 wochen ferien) doch deutlich und führen zu einer positiven work-life-balance.

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