Zitat
Original von Friesin
Timm, warum so aggressiv ?
Weil es mich ärgert, wenn man mit Zweizeilern, deren Sinn man recht weit interpretieren kann, auf ausführliche Beiträge antwortet.
Fakt ist, dass man sich schon ein wenig Gedanken machen sollte, wenn man eine Hausaufgabe benotet:
1. Welche Kompetenzen sollen meine Schüler in der eigenständigen Arbeit außerhalb der Schule zeigen? Geht es um eine breite Handlungskompetenz oder "nur" um die Abfrage von Fachwissen (Inhalt, Sprache)? Wenn ich Handlungskompetenz messen will, betone ich auch den Prozess. Dieser sollte, wie ich geschrieben habe, am besten dokumentiert sein. Ich finde es einfach billig und abwertend zu unterstellen, der Schüler habe von seinem Nachhilfelehrer die Arbeit abfassen lassen. Natürlich kann das auch passiert sein, es kann aber genau so sein, dass hier ein richtig guter Lernprozess unter Hilfe stattgefunden hat.
2. Was will ich messen? Die rein fachliche Individualleistung? Dann, ich wiederhole mich, muss ich den Rahmen genau vorgeben. In aller Regel - und da stimmen wir doch alle überein - sind Hausaufgaben dazu ungeeignet. Dann muss ich eben im genau festgelegten schulischen Rahmen in Stillarbeit die Leistung anfertigen lassen.
3. Wie präzise bin ich in der Aufgabenstellung? Wenn ich die Aufgabenstellung unpräzise mache und mit impliziten Annahmen versehe, messe ich alles mögliche, aber dem Aufgabenersteller ist das nicht transparent.
Dann noch zu Hawkeye: Nein, das Beispiel ist nicht irrig. Hausarbeiten an Unis sind im Kleinen Abbilder wissenschaftlichen Arbeitens. Selbstverständlich gehört hier der inhaltliche Abgleich mit Dritten zum Arbeiten lege artis. Es wird doch niemand einen wissenschaftlichen Beitrag veröffentlichen, ohne dass ihn kritische Dritte inhaltlich quergelesen haben und ggf. darüber diskutiert worden ist.
An Schulen, die zur (F)HSR führen, sollte ich den Schülern propädeutisches Arbeiten lehren. Wenn die Schüler nur ein wenig mehr z.B. ihre Referate inhaltlich querlesen lassen würden, müsste ich mir nicht so oft so viel Bullshit anhören.
Ich finde diese traditionellen Auffassung einfach katastrophal, nur Fachkompetenz zu messen. Eine reliable Aussage über den Leistungsstand eines Schülers kann ich nur dann treffen, wenn ich das messe, was ich vermittle und anstrebe. Dazu gehört - das findet man inzwischen in jedem Curriculum - ein breites Maß an Handlungskompetenz. (Womit ich keinesfalls aussagen möchte, dass Fachkompetenz nicht einen sehr hohen Stellenwert haben muss).
Da Handlungskompetenz nicht nur im engen zeitlichen Korsett der Schulen gemessen werden können, halte ich das Bewertungsverbot von (richtig gestellten) Hausaufgaben für dumm und hohl. Oder müssen dann z.B. Referate und Hausarbeiten ausschließlich in der Schule erstellt werden?
Allem Anschein nach wollte Mariele nur Fachkompetenz messen. Die Arbeitsanweisung war unklar, Mariele hat ein Ergebnis, aus dem sich im intendierten Sinne keine Bewertung mehr vornehmen lässt. Da du allem Anschein nach nicht ausschließen kannst, dass der Schüler unter Hilfe im Rahmen eines Lernprozesses das Ergebnis erreicht hat, kannst du die Leistung nicht einfach abtun. Wie man nachhaken kann, habe andere und ich angeführt.
P.S.: Wenn ich mich hier ein wenig echauffiere, dann liegt es daran, dass ich als Verbindungslehrer immer wieder mit solchen Problemen konfrontiert bin. Wenn ich als Lehrer einen kleinen oder großen Bock schieße, dann kann das schlichtweg nicht zu Lasten meiner Schüler gehen. Und dann muss ich eben damit leben: in dubio pro reo.