Zitat
Original von Meike.
Timm, ich lege großen Wert darauf, dass die Schüler, bei allem Vertrauen das da ist, notenmäßig völlig unabhängig von mir sind, wenn sie evaluieren - deshalb mache ich das meist in der letzten Stunde oder lasse es zur letzten Stunde mitbringen. Da ist dann meist nix mehr mit besprechen, außer wir bekakeln das dann nochmal beim Abiball oder nach-Kurstreffen. Manchmal, wenn mir eine Antwort unklar ist, schicke ich dem Schüler eine email und frage, wie er/sie's gemeint hat.
Es hängt wohl auch von der Schulform ab, wie gut sich freie Texte eignen. Meine können sich - klar, ich unterrichte ausschließlich Sek 2 - hervorragend und differenziert über Unterricht ausdrücken, kennen die Feinheiten und haben so viel Methdoenkompetenz, dasss sie diese auch en detail evaulieren können, genau wie den "Menschlichkeitsfaktor" und die Beratung, Differenzierung, Materialauswahl etc. Ich bekomme eigentlich selten unter 2 Seiten zurück, außer bei ein paar wenigen Faulpelzen: Rekord dieses Jahr: ein einziger Satz! "Frau Meike, alles in allen Bereichen voll im grünen Bereich. Gruß, Ihr XY". Faule Socke!!!
Danke für die Rückmeldung.
Deine Art der Rückmeldung halte ich ja unter den gegeben Bedingungen für optimal.
Im Qualitätsmanagement wird das aber anders gedacht und ich finde das durchaus sinnvoll:
1. Qualitätsentwicklung ist ein stetiger Prozess. Fordere ich nur Individualfeedback von Schülern ein, die ich nicht mehr haben oder benoten werde, kann ich später nur begrenzt feststellen, ob meine Konsequenzen daraus Wirkung zeigen. Bei der nächsten Gruppe ändern sich die Rahmenbedingungen und das soziale Gefüge. Des Weiteren zeige ich schon von Beginn an Wertschätzung für das Urteil der Schüler und kann ihnen zeigen, dass ich aus den Ergebnissen Konsequenzen ziehe.
2. Individualfeedback wird meist anonym eingeholt. Das geht natürlich nur, wenn ich nicht zu viel offene Fragen haben. Dann MUSS ich die Ergebnisse aber besprechen, sonst sind die Rückmeldungen zu interpretationsbedürftig. Auch hier bleibt die Anonymität gewahrt. Man fragt immer so zurück, dass alle aufgerufen sind, das Ergebnis zu interpretieren. Schüler wissen ja meist durchaus, warum ein anderer Teil der Klasse so gewertet hat und können das dann vorbringen.
3. Der Auswertungsaufwand ist sehr groß bei deiner Methode und das obige Problem taucht wieder auf: Wie stelle ich fest, dass ich die Kritikpunkte im nächsten Jahr verbessert habe oder auch das Lob erneut verdiene? Andere Gruppen werden oft andere Themen im Fokus haben. Auch bin ich persönlich interessiert, wie stark denn die Veränderungen ausgefallen sind.
Um schell (auch in einer Abschlussstunde) ein Individualfeedback einzuholen und gleich zu besprechen, gibt es u.a. zwei Methoden:
1. Man arbeitet sich in eine Statistiksoftware wie Grafstat ein. Die Schüler bewerten direkt am PC und man kann anschließend SOFORT die Ergebnisse grafisch präsentieren und auswerten. Wenn man sich mit den Items beschränkt und nur Auffälligkeiten bespricht, geht das in 45min durch.
2. Sehr nett ist auch die Ratingkonferenz. Man fragt eine gewisse Anzahl per Items per Zielscheibe ab (dauert rund 10-15min mit Einführung). Anschließend hat man sofort das visualierte Ergebnisse (Punkte auf der Zielscheibe), das man besprechen kann. Man kann die Ratingkonferenz auch variieren und einen Fragebogen entwerfen. In wachsenden Gruppen einigt man sich dann auf eine gemeinsame Bewertung (oft ein hinreichendes Maß an Anonymisierung). Dazu kann man noch die Extremwerte markieren. Anschließend wird das ganze von den Gruppen vorgestellt und diskutiert.
Ich finde es auch überaus wichtig, ein Klassenklima zu schaffen, in dem das Feedback an den Lehrer selbstverständlich und offen gehandhabt wird. Ich lasse gerne mal neue Projekte bewerten, weil da bei dem immensen Aufwand immer Optimierungsbedarf besteht. Wenn ich das am Schuljahresende mache, sind die Antworten zu undifferenziert.
Ebenso wie beim Unterricht, versuche ich das Einholen von Schülerfeedback ständig zu optimieren und Neues auszutesten.
Das aller Beste Individualfeedback ist aber immer noch, wenn im Sommer meine Klasse zu mir kommt und wir in lockerer Runde über dies und das quatschen. Nur kann ich das immer nur mit einer oder mal zwei Klassen machen, sonst müsst ich noch als Gastronom nebenberuflich arbeiten
Klar ist natürlich, dass jede Form des Feedbackeinholens seinen Kontext hat. Was in der eine Klasse geht, geht oft schon in der gleichen Klassenstufe mit der anderen kaum oder gar nicht. Schaden kann es aber bestimmt nicht, wenn man Individualfeedback nicht nur als bloße Rückmeldung sieht, sondern daraus ein (persönliches) Qualitätsmanagement ableitet.