Beiträge von Timm

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    Finchen schrieb am 23.03.2006 17:11:


    Die Klassenlehrerin hat den Schülern das schon mehrfach versucht klar zu machen - sowohl in meiner Anwesenheit als auch in meiner Abwesenheit.
    Konsequenz sind meistens Mitteilungen an die Eltern bzw. Elterngespräche. Irgendwie scheint den Schülern das aber ziemlich egal zu sein. Die meisten Eltern kümmern sich eh nicht oder kaum um die schulischen Belange ihrer Kinder.
    Dazu kommt, dass die Schüler wohl auf dem Standpunkt stehen"wenn ich schon Ärger bekomme, dann will ich die Gelegenheit wenigstens nutzen um weiter Terror zu machen"...


    Das Problem, das ich sehe ist, dass du deine Autorität fast nur über Fremdpersonen beziehst, namentlich Klassenlehrerin und Rektor. Das kann so nicht funktionieren.
    Du bist als Honorarlehrkraft angestellt und hast somit die gleichen Rechte wie ein Ref oder ein "fertiger" Kollege. row-ks Tipp ist nicht schlecht: Gleich zu Beginn Unruhe eindämmen. Denke dir Maßnahmen aus, was du mit Störern machst.
    Hast du Randstunden? Dann würde ich sie nach Rücksprache mit dem Schulleiter nach Hause schicken und am gleichen Abend die Eltern telefonisch informieren, auch androhen, dass Hausaufgabenbetreuung im Wiederholungsfalle nicht mehr geleistet wird. Zeitweiliger Ausschluss aus deiner Stunde ist auch eine Möglichkeit, natürlich nur von einzelnen Schülern.
    Bitte doch einfach mal deine Klassenlehrerin, einen Sanktions- und Belohnungskataloh zu entwerfen, den du selbst umsetzen kannst!

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    morgensrechtnachmittagsfrei schrieb am 22.03.2006 21:30:
    Manchmal merkt man es aber nicht, oder man denkt sich (ohne es beweisen zu können), dass ein Schüler Drogen konsumiert, weil er z.B. total vergesslich ist, unkonzentriert, müde, ihm alles egal ist und (was immer ein sicheres Warnzeichen für Probleme aller Art ist) das alles erst seit kurzem so ist. Die Klassenlehrer und bei Bedarf die Beratungslehrer führen dann Gespräche, aber gerade bei denen, die tatsächlich Drogen nehmen, tun wir zu wenig oder können vielleicht auch nichts tun. In den meisten Fällen wird das Therapieangebot nicht angenommen, die Leute schmeißen die Lehre oder werden gekündigt und verschwinden damit aus unserem Zuständigkeitsbereich. schön für uns, schlecht für die und beunruhigend für alle Lehrer mit etwas Mitgefühl (bitte keine philosophischen Diskussionen an dieser Stelle).


    Das Problem bei Cannabiskonsumenten ist, dass sie einen sehr geringen Leidensdruck haben. Dazu kommen noch amotivationale Symptome, so dass von allen süchtigen Drogenkonsumenten der Anteil der Kiffer, die den Weg in die Therapie finden, am geringsten ist. Du hast Recht, keine philosophischen Diskussion. Selbst im Vollzeitbereich kann man bei Abhängigkeit kaum etwas machen, im Teilzeitbereich fast nichts.


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    Natürlich verweisen wir auch Personen, die hier keine Klasse besuchen des Geländes, aber die sind dann eben nach 5 Minuten an einer anderen Ecke oder warten einfach, bis man weg ist.


    Verweist darauf, dass ihr das Hausrecht habt. Wer nochmal auftaucht, wird wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Allerdings muss da die Schulleitung mitziehen. Aber ich sehe keinen anderen Weg, die Leute loszuwerden.

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    Auch haben wir schon mit einigen Klassen einen "Drogentag" gemacht und u.a. ein Therapiezentrum für Drogenabhängige besucht. Die haben von ihrem Schicksal erzählt, aber - und das war sehr schockierend für mich - die Schüler haben sich davon nicht einen Deut angenommen und meinen immer noch, ihnen könnte das nicht passieren.


    Nicht verwunderlich: Ich kenne niemand, der z.B. nach den Raucherlungenbildern und Amputationen in meinem damaligen Biounterricht aufgehört hat zu rauchen. Es trifft doch immer die anderen!


    Das ist meine ganz persönliche Meinung: Unser bester Beitrag zu einem vernünftigen Umgang mit Drogen ist es, selbstbewusste, glückliche Menschen mit einem intakten Beziehungsgefüge (mit)zu erziehen.

    Bei uns gibt es Kopien bis zum Abwinken für umme. Kopierer sind wie bei alias geleast, wir zahlen nur das Papier. Das kommt auf einer Europalette so alle 6-8 Wochen.


    Dass Lehrer Schülerkopien zahlen müssen, kann ja mal gar nicht sein 8o
    Wo sind da unsere Verbände?!

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    Jassy schrieb am 22.03.2006 20:20:


    Meines Wissens ist der Besitz und der Handel von Cannabis illegal.
    Der Konsum setzt den Besitz voraus.


    Falsch: Zum Besitz gehört juristisch Besitzeswille. Wer etwas nur augenblicklich konsumieren will, hat keinen Besitzeswillen! Wer also den herumgehenden Joint konsumiert, begeht keine Straftat!!!


    Im Übrigen ist ja bekannt, dass je nach Bundesland bei Mengen zwischen 3 und 30g das Strafverfahren eingestellt wird. Natürlich kann die Schule bei festgestelltem Besitz unabhängig davon einen Schüler der Schule verweisen.


    Teilzeitschüler, die einen bekifften Eindruck machen, werden zu ihrem Arbeitgeber zurückgeschickt (bitte Fahrtüchtigkeit berücksichtigen). Größere Arbeitgeber lassen von den Betriebsärzten bei Verdacht Drogentests durchführen; wer erwischt wird, fliegt!


    Außerdem sollten die Sozial-/Gemeinschaftskundelehrer das Thema Drogen verpflichtend behandeln. Es wird nichts bringen, billige Abschreckung gegen den Cannabiskonsum zu fahren. Aber eine Aufklärung über die Folgen tut Not: Verlust des Ausbildungsplatzes, Schulverweis und vor allem Führerscheinentzug (bzw. bei Nichtinhabern Sperrfrist/MPU Auflage).


    Es wäre auch mit der Polizeibehörde zu überlegen, ob nicht eine Verkehrskontrolle in der Schulumgebung durchgeführt werden könnte. Bei bekifften Schülern am Steuer hört der Spaß auf und abschreckend ist es allemal.

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    Chiaro di luna schrieb am 19.03.2006 16:34:
    Kaltmamsell???


    Kaltmamsell ist die Dame in der Küche, die sich um die kalten Gerichte kümmert und hauptsächlich Vorbereitungen trifft (Gemüse schälen u.ä.). In kleineren Küchen sorgt sie oft auch noch für die Zubereitung der warmen "Sättigungsbeilagen" (z.b. Bratkartoffeln).


    Dass das Wort am Aussterben sei, wundert mich. Im Küchenbereich kennt es jeder und es ist absolut usus.

    Von dem eintrainierten Verhalten profitieren die Schüler aber später noch, weil alles reibungsloser und effizienter abläuft. Also würde ich es auch so begründen: Wir üben es jetzt einmal kompakt, das hilft mir für die Lehrprobe und wir müssen später dann keine weitere Zeit mehr darauf verwenden, somit ist euch auch geholfen.


    Die Aus- und Weiterbildung inklusive Prüfung der Kollegen ist eben auch ein wichtiges Aufgabenfeld der Schule. Zum einen profitieren Kollegen, Schüler und Eltern einmal von dem Nachwuchs, zum anderen bringen gerade die jungen Kollegen neue Ideen und einen besonderen Geist an die Schule. Meine Erinnerung an die "Oberreferendare" aus meiner Schulzeit sind durchaus positiv und es war dann selbstverständlich, quasi im Gegenzug für eine gute Lehrprobe zu sorgen.

    Lieber Christian,


    ich kann dein Anliegen zum Teil verstehen. Bolzbold hat schon einige berechtigte Einwände vorgebracht. An einer Stelle sehe ich das aber doch anders: Manche Schüler haben Bekannte, die z.B. Geschichtslehrer bzw. studierte Historiker sind. Ich würde schon auf die Arbeit eines Bekannten einen Blick werfen. Du versuchst nun, deinen "Nachteil", dass du niemanden entsprechendes kennst, auszugleichen. So weit berechtigt.
    ABER: Ein solcher Dienst ist eben ein Freundschaftsdienst. Wir kennen dich hier nicht und es ist auch nicht die Intention eines Forums, Arbeit für andere zu erledigen. Vielmehr geht es darum, in genau beschriebenen Fällen, Hilfe zu geben. Du wirst ja auch nicht in einem Automobilforum jemanden bitten, z.B. den Selbsteinbau deines Turboladers zu überprüfen.
    Was du bestimmt machen kannst, ist konkrete Fragen zu stellen und auch dazu einige Schlüsselstellen zu posten (die Arbeit wird ja wohl eh in digitaler Form vorliegen). Aber alles andere ist fast schon - bestimmt nicht gewollt - frech. Du passt ja auch niemand am Tor der Autowerkstatt nach Feierabend ab und bittest ihn, einen Blick auf deinen Motor zu werfen...
    Trotzdem gutes Gelingen


    Gruß


    Timm

    Ein interessanter Beitragl kam heute in Kulturzeit auf 3SAT:


    http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/89391/index.html
    Wie sieht es bei euch an den Hauptschulen aus und teilt ihr Meinungen wie Hauptschule=Sackgasse oder als Hauptschullehrer könne man sich nicht über laute Schüler beklagen?

    Ist das nur bei mir so oder ist das Forum manchmal richtig langsam? Bei mir steht im Firefox unten immer, dass irgendetwas vom google-addserver geladen wird... (irgendwas mit pages...). Vorher hatte ich Minuten Zeit zum Angucken, jetzt rauschts wieder durch... Vorführeffekt. Kam aber in letzter Zeit sehr oft vor.

    @martinasabine:
    Ich denke, du kannst die Situation an der Schule selbst am besten einschätzen. Dann ist diese Schule aber absolute Panne. Denn wenn Schulleiter es decken, dass Lehrer über unbehandelten Stoff eine Klassenarbeit schreiben, ist eigentlich Tür und Tor für weiteres Debakel offen


    Für so etwas gibt es das Tagebuch. Wenn der Lehrer nicht manipuliert, ist die Sache klar.


    Wenn man rechtzeitig Beschwerde einlegt, können die Schüler zum Nachtermin nachschreiben. Ansonsten wird es in der Tat problematisch, wobei man keinesfalls das ganze Abi wiederholen muss.

    Zitat

    martinasabine schrieb am 15.03.2006 11:44:
    Und meine 2. Frage schließt sich hier an: Kann man Nathan der Weise in nur einer Stunde hinreichend behandeln? Muss man dazu nicht auch etwas lesen in dem Buch? Meines Erachtens wäre es ein schönes Aufsatzthema gewesen, die Ringparabel kenne ich nochaus meiner Schulzeit. Und kann man eigentlich dagegen etwa tun
    fragt euch, verbunden mit der Hoffnung auf endlich schöneres Wetter
    martinasabine


    Auch als Nichtsachse: Das ist zum einen nicht möglich und zum anderen eine Frechheit. Pflichtliteratur heißt definitiv, dass die Lektüre - nomen ist omen - gelesen werden muss.


    Ich weiß nicht, was eine Vorprüfung ist. Aber ist sie Teil der Abschlussprüfung, bestünde m.E. - so das Nichtbehandeln nicht unverschuldet ist (z.B. längere Krankheit der Lehrerin) - ein Grund, die Prüfung anzufechten.


    Auf jeden Fall muss dies der Schulleitung rückgemeldet werden, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt.

    Bremerin hat schon zu Beginn die duden-offizielle Lesart vorgegeben: Im Grammatikduden sind die wichtigsten Wörter im Register mit Wortart versehen. Insofern ist deine Ergänzung in dieser Hinsicht nicht hilfreich.
    Wenn "beide" allein steht, hat es allerdings Merkmale als Pronomen. Du zitierst aber richtig: "...Adjektive, die Merkmale der Substantivierung aufweisen..." Deswegen ist nach Grammatikdudenlesart "beide" ein substantiviertes Adjektiv.

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    neleabels schrieb am 12.03.2006 20:49:
    Für einen Historiker sollte selbstverständlich sein, dass es keine Abwesenheit von Ideologie gibt, dass die Diskussion der Vergangenheit also schlechterdings nicht ideologische Überlegungen außen vor lassen kann. Die gewünschte Dichotomie zwischen der "ideologiefreien, rationalen Betrachtung der Wahrheit" und der "ideologiebehafteten Instrumentalisierung" ist eben nur ebenfalls ideologiegesteuertes Wunschdenken, letztlich ein Stammtischanspruch, den die Geschichtstheorie glücklicherweise seit rund zwei Jahrzehnten hinter sich gelassen hat. Vielleicht bleibst du ja auch einfach unreflektiert (und bestimmt ungewollt) an meiner Spielerei mit dem Jargon hängen, ohne weiterzudenken. Sei's drum...


    Ich habe nicht behauptet, ich würde eine ideologiefreie Diskussion führen. Wohl aber gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten das Streben nach Intersubjektivität. Das habe ich bei dir nicht gesehen, da ich schlicht und ergreifend nicht in der Lage war, deine "Spielerei" zu durchschauen. Mag an deiner Formulierung liegen oder an meiner Auffasungsgabe ;)

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    Die Vorstellung dessen, was politisches Handeln darstellt und was nicht, hat sich innerhalb der letzten drei Jahrzehnte ja nun nicht dramatisch verändert - auch innerhalb der letzten 150 Jahre nicht. Politisches Handeln ist die aktive Teilhabe an der Verhandlung darüber, wie die Gesellschaft ihre Probleme löst, wie sie sich selbst definiert und wie sie sich in der Zukunft verändern soll. Deine Rhetorik hier ist zu trivial - du erklärst das breite, öffentlich wahrnehmbare politische Interesse in den 70ern zu einem Phänomen des damaligen Zeitgeists. Aus der richtigen Beobachtung, dass dieses Phänomen heute nicht mehr zu beobachten ist, leitest du den Schluss ab, dass dann eben heute von einem breiten politischen Interesse in nicht-sichtbarer Form auszugehen sei. Das ist natürlich die kaiserliche Bekleidungsdialektik: pures Wunschdenken macht aus Nichtexistentem nicht Existentes. Es ehrt dein berufliches Selbstverständnis als Lehrer, dass du dich weigerst, ein defizitäres Politikinteresse bei heutigen Jugendlichen zu akzeptieren, aber logisch korrekt werden deine Bemerkungen dadurch auch nicht.


    Sorry, du redest hier durcheinander: Politisches Engagement/Handeln versus politisches Interesse. Das politische Engagement hat in der Tat nachgelassen, vor allem in den traditionellen Formen (zB. Mitgliedschaft in einer Jugendorganisation einer Partei oder in einer BI).
    Allerdings ist das Desinteresse eine bewusste Abwägung des Menschen, zumindest wenn man wie ich Theorien der politischen Ökonomie anhängt. Nach Downs und Olsen sind z.B. Wahlentscheidungen oder Mitgliedschaft in Parteien (aktive) rationale Nutzenabwägungen. Wenn vielfach die Informationskosten höher sind als ein antizipierter Nutzen einer Parteimitgliedschaft oder einer Wahlentscheidung spricht das eher gegen die Parteien als gegen die Bürger! Man kann diesen Modellen zustimmen oder nicht, jedenfalls sind sie nicht unlogisch

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    Konstatiert wird eindeutig eine zunehmende Politik- und Politikerverdrossenheit - wobei junge Männer interessierter bleiben als junge Frauen. Festgestellt wird ein zunehmenender Bezug auf persönliche Zukunftsaussichten und -chancen. Ebenso zu beobachten ist eine zunehmende Umleitung sozialer Energien in ehrenamtliche Tätigkeiten, wobei allerdings eine direkte Korrelation zwischen gesellschaftlichem Engagement und beruflicher Sicherheit festzustellen ist. Unter Arbeitslosen schwindet das ehrenamtliche Engagement wie das politische Bewußtsein. Wichtig ist aber auch, dass ehrenamtliche Tätigkeit selten langfristig und projektbezogen ist, "ohne Spaß kein Engagement" sagt die Shell-Studie von 1991 - Engagement wird zum Self-Fashioning. Wenn man die 50er als Zeit des "motorisierte Biedermeier" könnte man also vielleicht die Gegenwart als "Biedermeier mit DSL-Anschluss" bezeichnen?


    Natürlich sind ehrenamtliche Tätigkeiten sozialen Charakters begrüßenswert und wichtig - aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die politische Ordnung in Deutschland auch weiterhin im Rahmen des Grundgesetzes und durch pragmatischen Gesetze von Lobbyismus und Einflußnahme bestimmt werden wird. Und da wird dieses neue Biedermeier allerdings bedenklich: ein Vakuum, dass durch die Selbstbescheidung in der politischen Mitwirkung entsteht, wird natürlich ausgefüllt werden. Wird die kommende Generation von interessierten Kreisen überfahren werden? (Man erinnere sich an die Diskussionen um den Zensus in den 80er Jahren und die Leichtfertigkeit, mit der heutzutage bürgerliche Freiheiten drangegeben werden - was wird in 20 Jahren sein?) Besonders problematisch in diesem Zusammenhang, dass sich jetzt schon abzeichnet, dass Frauen weiterhin systematisch aus politischen Einflusskreisen ausgeschlossen bleiben. (Die Relation zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Einkommen von Männern und Frauen entwickelt sich ja auch bestürzend.) Dass soziale Randgruppen sich prinzipiell von allen Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten ausgeschließen ist noch viel dramatischer!


    Die wesentlichen Ergebnisse der Shell-Studie sind mir bekannt. Du bewertest du diese Ergebnisse aufgrund dessen, was du für gesellschaftlich und politisch wünschenswert hältst. Und nun sagst du:

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    Als Historiker - wenn ich mir das auch mal herausnehmen darf - kann ich nur feststellen, dass die Veränderungen nach '89 gerade erst am anlaufen sind. Ich sehe eine große Verantwortung der Schule darin, die gesellschaftliche Situation illusionslos so zu konstatieren, wie sie ist und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.


    Nach dem Beutelsbacher Konsens gilt im Politikunterricht das Überwältigungsverbot. Das Konstatieren ist o.k., was daraus abzuleiten ist, ist Sache der jungen Generation. Wir können nur Diskussionsprozesse initiieren, aber nicht deren Ergebnis vorwegnehmen. Sonst wären wir die denkbar schlechtesten Demokraten.
    Vielleicht rede ich mir die Situation eher schön. Mag sein. Damit habe ich aber auch das Vertrauen, Schüler möglichst unbeeinflusst ihren eigenen Weg gehen zu lassen und ihnen das, was kontrovers ist, kontrovers darzustellen...

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    Ich stimme mit dir vollkommen überein, dass ideologische Zöpfe abgeschnitten werden müssen. Und was die oben von dir genannte Kritikwürdigkeit der Aktionen der 70er Jahre angeht, stimmen wir auch überein. Andere Meinungen durch Rumbrüllerei "entkräften" zu wollen ist erbärmlich, die Auseinandersetzung der damaligen Generation mit konservativen Intellektuellen infantil und als ich Dutschkes "Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen" gelesen habe, konnte ich mir auch nur verzweifelt die Haare raufen. Vom unerträglichen Geschwätz auf Pamphleten und Flugblättern mal ganz abgesehen...


    Aber wesentlich ist - und da muss ich noch einmal auf die kategoriale Unterscheidung zwischen der Bereitschaft zu politischem Engagement und der Verwirklichung dieser Bereitschaft hinweisen, die ich voraussetze, die dir aber anscheinend entgangen ist -, dass sich unsere Gesellschaft nicht leisten kann, politische Verantwortungslosigkeit einer ganzen Generation zu fördern. Darauf muss die Schule achten und das beginnt mit dem Selbstverständnis jeden einzelnen Kollegen. Darauf richtet sich meine Sorge, nicht darauf, dass unsere Jugend vielleicht nicht "revolutionär" genug sei. Ich glaube auch nicht, dass sich dergleichen aus meinen sonstigen Texten hier ableiten ließe...


    Du tust immer so, als sei die Bereitschaft, sich politisch zu engagieren früher wesentlich besser gewesen. Mir selbst sind keine Daten, die auch nur annährend der Shell-Studie entsprechen, aus den 60ern und 70ern bekannt. Ich glaube aber, dass für die damalige Zeit ziemlich viele Blendkerzen gezündet wurden: Denn wenn du die jungen Nichtabiturienten, die Arbeiter und normalen Angestellten betrachtest, ging der politische Aktionismus an diesen Schichten weitgehend vorbei. Heute unterrichtest du wohl im beruflichen Zweig genau diese und wunderst dich...


    Auch habe ich das Gefühl, du unterstellst, meine Versuche die Verklärung der damaligen Zeit abzuwehren, ließen meine prinzipielle Analysefähigkeit dessen, was heute ist, zurückgehen. Wie gesagt, die Analyse teile ich mit dir, die Bewertung nicht, schon weil ich deinen erzieherischen Impetus zu weitgehend finde, so dass er mit einer modernen Gemeinschaftskundedidaktik nicht mehr vereinbar ist. Allerdings interpoliere ich schon kräftig aus dem wenigen Gelesenen von dir und tue dir vielleicht sogar Unrecht, was die antizipierten didaktischen Konsequenzen anbetrifft...

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