ZitatOriginal von Matula
Hi!
Folgende Situation: Ich bin Klassenlehrer einer 9 am GY. Ganz liebe Schnuffies, machen eigentlich nix Böses.
Zitat
Ich überlege, ob ich mit denen überhaupt fahre, wenn sie es nicht mal gebacken kriegen im Alltag zuverlässig zu sein.
ZitatOriginal von Birgit
Waren wir denn anders?
Tut mir sehr leid, aber mir gefällt hier einiges nicht:
1. Wir sollten uns in der Tat zurückerinnen und/oder mal unser pädagogisches Wissen bemühen. Die meisten Neuntklässler wollen ihre Grenze austesten (Kohlberg: Postkonventionelles Niveau), haben andere oder wenigstens starke Interessen jenseits der Schule (peer group) und wollen von uns gleichzeitig als junge Erwachsene akzeptiert werden. Wenn ich nun mit dem Vorschlaghammer (Bsp.: Streichung der Klassenfahrt) auf ein für diese Altersstufe typisches Verhalten losgehe, befürchte ich, dass ihr im schlimmsten Falle weder euer Ziel erreicht noch das Vertrauen der Schüler gewinnt.
2. Gerade beim Thema Streichung der Klassenfahrt sehe ich eine zweite Schwierigkeit: Sanktionen sollten im Kontext und möglichst unmittelbar erfolgen. Abstrakte Drohungen wie "Brief an die Eltern wegen Hausaufgaben" oder "Streichung einer Klassenfahrt" wirken dann meiner Erfahrung nach höchstens kurzfristig.
3. Das Thema Sanktionen bei Hausaufgaben ist eigentlich Sache des Fachkollegen. Wenn in der Tat frappierende Abweichungen zu den üblichen Erfahrungen bestehen, beschränkt sich deine Aufgabe meiner Meinung darin, eine Klassenkonferenz einzuberufen und koordinierend tätig zu werden. Natürlich kannst du das Thema auch mal vor der Klasse ansprechen, dass die Schnuffies ( ) wissen, dass ihr Verhalten unter den Kollegen Thema ist.
4. Dass Eltern über unentschuldigte Fehlzeiten ihrer Kinder unmittelbar informiert werden sollten, halte ich eigentlich für selbverständlich.
So weit die Analyse, ich möcht dir aber nicht konkrete Vorschläge schuldig bleiben:
1. Für mich ist am Wichtigsten für alles Folgende, dass du glaubhaft vermitteln kannst, dass du die Schüler persönlich wertschätzt und dein Engagement - auch wenn es mit Sanktionen verbunden ist - ihrem Wohl dient. Dazu gehört unbedingt auch, dass man die Schüler zu dem Thema hört und ihre Einwände und Sorgen ernst nimmt (z.B. dem auch mal nachgehen, wenn bei Kollege X "nie klar sei, was man den wirklich zuhause machen muss" o.ä.). Wenn es sich machen lässt, würde ich mit der Klasse möglichst schnell eine gemeinsame außerunterrichtliche Unternehmung starten (ich habe z.B. sehr gerne Videoabende mit Themenbezug gemacht), um die Schüler kennen zu lernen. Es ist ja schließlich eine liebe Klasse und solche Aktionen bringen einen gemeinsamen Kitt.
2. Auf Unterrichtsebene müssen Sanktionen her (die bitte ohne weitere Beschuldigungen und emotionale Ausbrüche erfolgen), die unmittelbar auf vergessene Hausaufgaben folgen. Bei längeren Hausaufgaben schließe ich z.B. die Schüler für die Zeit der Kontrolle vom Unterricht aus; die Zeit muss in vorgegebener Frist bei mir oder Kollegen nachgeholt werden; wer schließlich nicht auf den Unterricht vorbereitet ist, kann auch nicht mitmachen. Die Zeitschiene trifft Jugendliche in dem Alter am härtesten. Bei kürzeren HAs kann auch erst nach vorgegebener Zahl Nachsitzen nötig sein. Einbeziehung der HAs durch Abfragen zur mündlichen Leistung kann auch wirken, aber nicht bei jedem.
3. Ist es wirklich ein herausstechendes Problem bei dieser Klasse, kämpfe nicht allein. Berufe eine Klassenkonferenz ein und einigt euch über ein mögliches, einheitliches Vorgehen. Die halbe Stunde ist mit Sicherheit gut angelegt!
Wünsche dir viel Erfolg und vergiss einfach dein Eingangsstatement nicht, nämlich dass es Schnuffies sind!
P.S.: Ein wenig Souveränität bei solchen Scherzen täte der Kollegin gut. Fand die Abwandlung schon zum Schreien und hätte - würde sich mein Name für etwas Ähnliches eignen - kräftig mitgelacht