Beiträge von Timm


    Sorry, Alias, da muss ich dich - zumindest für B-W - korrigieren:


    Der Regelfall bei uns sind entweder die Technischen Lehrer (Meister oder Vergleichbares), die mit A 10 einsteigen oder die wissenschaftlichen Lehrer (Unistudium), die A13+Zulage (ca. 100 EUR netto) verdienen.
    Kollegen mit FH-Studium, die dann z.B. Gewerbeschulräte sind und nach A13 besoldet werden, sind eher die Ausnahme. Allerdings steigen unsere Quereinsteiger der FH nach der Verbeamtung mit A13 ein, machen aber momentan fast durch die Bank gleich anschließend einen Aufstiegslehrgang in den Höheren Dienst (nicht wegen der paar Euro mehr, aber wegen der Lehrbefähigung in der beruflichen Oberstufe).

    gingergirl:


    Dann sind wir einer Auffassung. Ich habe ja auch mehrfach betont, dass zum einen Bayern allem Anschein nach Baden-Württemberg als Vorbild nimmt und zum anderen, dass das System ggf. eben ausgebaut werden muss. Den Einwand hawkeyes, der Weg über das berufliche System sei ein Umweg, habe ich aber als systemisch betrachtet. Und - wie ich versucht habe darzustellen - ist er bei einem funktionierenden, ausgebauten System falsch. Warum sollen nicht 43% der Kinder bei uns ihre HSR machen?! Das ist die Frage, die sich mir stellt.

    Zitat

    Original von der PRINZ
    Habe den thread erst jetzt entdeckt, aber auch die Sendung letzte Woche gesehen.
    Mich hat gestört, wie der UNterricht an Gesamtschulen dargestellt wurde.
    Unsere Gesamtschulen werben immer mit modernen UNterrichtsformen, so dass ich besonders gerne Kinder nach der 4. klasse dorthin abgebe, die selbstständig arbeiten können... zeigte aber nun dieser FIlm nur Frontalunterricht. Mein Mann meinte, die würden bestimmt auch anders arbeiten, mussten das aber fürs Fernsehen so machen, damit die älteren Zuschauer es als UNterricht wiedererkennen :D


    Fiel mir auch auf. Nicht nur in dieser Reportage, sondern auch in den meisten anderen, die mir bekannt sind, dominiert Frontalunterricht. Kann sein, dass es an den Redakteuren liegt, vielleicht aber auch an Kollegen, die Angst vor dem manchmal für Außenstehende anarchischen Bild bei schülerzentrierten Verfahren haben ;)
    Ich denke, dass wir methodisch in Deutschland vielfach inzwischen wirklich im internationalen Vergleich gut aufgestellt sind und mit diesen Pfründen auch in der Außendarstellung wuchern sollten.

    Zitat

    Original von Hawkeye
    und noch zur durchlässigkeit,weil ich das neulich mit meinen schülern diskutiert habe. schön und gut, dass die durchlässigkeit gewährleistet ist über umwege, aber wir haben uns an anderer stelle gefragt, warum diese 43% auf dem herkömmlichen wege es NICHT schaffen das abitur zu erlangen? das ist doch verschwendung von ressourcen.


    und ganz privat: ich persönlich war unter 80 abiturienten das einzige arbeiterkind, an der uni kannte ich nur zwei, die einen ähnlichen hintergrund hatten und wenn ich ins kollegium schaue, dann sieht das ganz ähnlich aus. höhere schulbildung ist nicht ganz so gerecht, wies scheint.


    Ich bekomme echt einen dicken Hals: Wir an den beruflichen Schulen gehören zum HERKÖMMLICHEN Bildungsweg. Wir sind auch kein Umweg, sondern - wie geschrieben - eine weiterführende Schulart wie viele andere. Die Behauptung, dass berufliche Schulen mit weiterführenden Abschlüssen regional in Bayern zu dünn gesät sind, spricht nicht gegen diese Schulen, sondern für deren Ausbau!
    Ich prophezeie sogar, dass die Zahl der Absolventen mit HSR und FHSR von den beruflichen Schulen zunehmen wird, da zum einen immer weniger die Lust auf G8 steht und zum anderen immer mehr berufliche Qualifikationen mit der FHSR verzahnt werden. Um es mal klar zu machen: Nach 10 Jahren Realschule und 2 Jahre Berufskolleg kann man in Baden-Württemberg eine FHSR erlangen und durch das berufliche Profil seine Chancen am Arbeitsmarkt deutlich erhöhen. Durch den Bologna-Prozess kann heute mit der FHSR durch die Gleichstellung der Abschlüsse sogar promoviert werden.
    Ein beachtlicher Teil unserer Schüler sind in der Tat Spätzünder, die erst in den letzten Klassen der Realschule oder Hauptschule ihre Begabung erkannt haben (da ich die Aufnahme für das BK bei uns leite, habe ich hier wirklich einen guten Einblick). Die Verlängerung der gemeinsamen Grundschulzeit oder eine erhöhte Durchlässigkeit in den Eingangsklassen der Sekundarstufe würde diesen Schülern nicht die Bohne bringen.


    Zu den Zahlen in B-W:


    Im Jahr 2007 machten 30.161 Schüler an allgemeinbildenden Gymnasien ihre HSR, 13.272 an beruflichen Gymnasien (44%). Die Zahl der Absolventen an beruflichen Gymnasien hat sich seit 1970 um über das Fünfache erhöht, an den allgemeinbildenden Gymnasien "nur" um etwa das Zweieinhalbfache.
    Gleichzeitig haben 16.032 Schüler in Baden-Württemberg die FHSR an beruflichen Schulen abgelegt. Somit haben also fast gleichviel Schüler einen Hochschulzugang über das berufliche System wie über das allgemeinbildende erworben. Die Zahl der Schüler, die die FSHR an beruflichen Schulen erlangt haben, hat sich übrigens seit 1975 um das 25fache erhöht!
    Ergo,
    - wer das berufliche Bildungssystem mit seinen höheren Abschlüssen als Umweg oder Ausnahme darstellt irrt
    - und zwar auch, was die Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystemes angeht und
    - zuletzt muss man feststellen, dass bei aller Politikerschelte in Bildungssachen seit den 70igern viel erreicht worden ist!


    Was die Zusammensetzung der Studentenschaft anbetrifft, ist ein Rückschluss auf die Verteilung der Hochschulzugänge natürlich logisch falsch. Ich sehe hier eher einen Zusammenhang zwischen Wunsch und Zwang Geringverdienender, möglichst schnell Geld zu verdienen. Diese Leute machen oft erst nach einer Ausbildung einen weitergehenden Abschluss an den Hochschulen (und dann eher an den ehemaligen FHs) oder im beruflichen System (Meister, Techniker usw).


    Soweit die Fakten und einige meiner Interpretationen. Die Quellen:
    http://www.statistik.baden-wue…Landesdaten/abgaenger.asp
    http://www.statistik.baden-wue…r/Landesdaten/LRt0302.asp


    Ich kenne die bayerischen Zahlen nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass sich Bayern im Erwerb der Hochschulzugänge an beruflichen Schulen an Baden-Württemberg orientiert. Und unsere Zahlen sind zumindest ein gutes Argument dafür!


    edit: Noch zwei schön kurze Zusammenfassungen (Stand allerdings 2003) aus der TOSCA Studie über den sozialen Hintergrund und die Leistungsfähigkeit der Schüler an beruflichen und allgemeinbildenden Gymnasien:
    http://www.standardsicherung.s…n/sekundarstufe-ii/tosca/
    http://www.kstbb.de/schularten…um/01bcf2944d058fa01.html

    Zitat

    Original von Matula


    Das klingt danach als sollte ich das tolle Buch zum kooperativen Lernen, was an anderer Stelle schon empfohlen wurde, mal über die Herbstferien ein zweites Mal lesen ;)


    Matula, ich muss das leider direkt heraus sagen: Das ist jetzt der zweite von dir gestartete thread, dass sich Kollegen den Ar... aufreißen und dir Tipps geben und es kommen nichts als maximal lakonische Antworten zurück. Ich verstehe das Forum hier so, dass man sich austauscht und kommuniziert und nicht als Dr. Sommer Ratgeber für problembelastete Kollegen.


    Natürlich sind die Tipps von Micky nichts Neues (wie wohl die meisten hier), aber ich halte sie sowohl für passend als auch als für zusammengestellt. Geholfen hätte es wohl auch, wenn du dir ein wenig mehr Mühe gemacht hättest und geschildert hättest, was denn alles versucht wurde!

    Zitat

    Original von Finchen


    Das funktioniertleider nur, wenn dieses Lehrerhandeln auch von der Schulleitung gedeckt wird, also wenn sie auch hinter diesen Konsequenzen steht. Dies ist bei uns z.B. leider nicht der Fall und viele Kollegen haben große Probleme mit der Disziplin ihrer Schüler. Da sind einem dann als Lehrer (und als Referendar noch viel mehr) die Hände gebunden.


    § 59 BayEUG
    Die Lehrkräfte tragen die unmittelbare pädagogische Verantwortung für den Unterricht und die Erziehung der Schülerinnen und Schüler.


    So lange der Lehrer keine Maßnahmen trifft, die nach §86 BayEUG ihm nicht zustehen oder sachfremde Erwägungen trifft, hat der Schulleiter keine dienstrechtliche Handhabe. Bis auf den zeitweiligen Ausschluss vom Unterricht in diesem Fach kann die von Scooby vorgeschlagenen Maßnahmen der Lehrer alleine treffen.
    Wenn man resolut aber angemessen reagiert, haben die Schüler sehr wohl die Einsicht in die Maßnahme und rennen in aller Regel erst gar nicht zu ihren Eltern und/oder der Schulleitung.


    Einfachste Maßnahme (sollte eigentlich generelles Prinzip sein): Wenn die Geräuschkulisse stört (und zwar sowohl mich als auch vielleicht andere Schüler), unterrichte ich nicht. Hinsetzen, warten, bis es ruhig ist. Dauert es, wird der Stoff entweder zuhause nachgearbeitet (und mit einem Test überprüft) oder zusätzlich am Nachmittag. Bei älteren Schülern kann man die Randstunden verlängern. Mein härtester Fall: 1. Tag 20min, 2. Tag 8min, 3. Tag 5min, 4. Tag 3min und dann nicht mehr.

    Heike: Ich habe das Gefühl, wir reden von unterschiedlichen Sachen. Ich meine die kleinen, aber in der Menge zeitfressenden Aufgaben: Statistiken über Abschlussprüfungen, An- und Abwesenheiten inkl. Krankmeldungen, Berichte über Schulversuche usw. Da sind - zumindest in meiner Schullaufbahn - die Maßnahmen noch nie über sanften Druck hinausgegangen, wenn man zu spät war.
    Dein Beispiel halte ich jetzt auch nicht für unbedingt geeignet, lehrertypische Belastungen darzustellen. Fast in jedem größeren Betrieb mit entsprechender Bürokratie wird man dir von ähnlichem Nonsens berichten.
    Aber ich habe schon das Gefühl, dass wir hier in B-W vor allem im beruflichen Bereich noch wirklich gut dastehen. Das liegt aber auch an unserer Struktur, dass wir viele Schulassistenten mit Anrechnungsstunden haben (z.B. bekommt ein Schulassistent bei uns pro Klasse einer Vollzeitschulart eine Anrechnungsstunde; dafür hält er in vielen koordinierenden und verwaltungstechnischen Bereichen auch den Kollegen und Klassenlehrern den Rücken frei). Dafür ist bei uns das AG-Angebot sehr gering, was ich aber in dieser Zusammensetzung eher angenehm empfinde.


    Das ist natürlich die Krux. Wenn ich meine Klassen halbwegs diszipliniert führe, dann kann ich nebenher auch mal etwas anderes machen oder einfach zehn Minuten dasitzen und den Schülern entspannt beim Arbeiten zuschauen. Der best vorbereitete Unterricht nutzt nichts, wenn er im Lärmpegel der Klasse untergeht.
    Wobei arbeitsame Ruhe natürlich auch nicht alles ist. Wenn bei mir 27 Schüler aufgeregt diskutierend an einer schülerzentrierten Phase sitzen, wird es naturgemäß laut. Da es für mein Handy als neuesten Gimick ein db-Messer gibt, muss ich das demnächst mal antesten ;)


    Zitat

    Original von row-k


    Mal nebenbei gefragt, weil ich genug Beamte kenne, die einfach solchen Papierkrieg in den Papierkorb "verschieben" (ich trau' mich nicht immer bzw. werde nicht gefragt als Angestellter bzw. Honroarkraft - je nach Vertrag):
    Warum verschiebt man diesen Mist nicht einfach auch in den Papierkorb? Es wird doch eh nicht gelesen ...


    Und als Beamter kann man sich doch solche "Fehler" leisten, wenn es andere Beamte auch können, oder doch nicht?


    Diesen "Mist" kann man nicht in den Papierkorb geben. Die RPs melden sich nach einiger Zeit schon, wenn Daten fehlen. Ich habe aber noch nie mitbekommen, dass man von deren Seite aus massiv wurde. Die sind ja selbst an der Belastungsgrenze.


    Natürlich die beiden obigen, dazu:


    Herren im Bad
    Kosakenzipfel (mein Favorit)
    Die Jodelschule (Szene, in der der Ehemann das Interview wirft)
    Politik und Fernsehen


    TTS? Texte, Themen, Strukturen?

    Ein paar Gedanken aus der Diskussion heute mit Kollegen:


    - Sitzen die Kollegen wirklich jede Nacht - so hat es die Reportage vermittelt - an ihrem Schreibtisch und bereiten Unterricht vor und nach? Oder wurde hier vor dem Kamerateam vermittelt, wie arbeitsam man ist? Ganz ehrlich, wie würden wir unseren "Alltag" darstellen - denn was das Reportageteam zu sehen bekommt, bestimmen zumindest in der unterrichtsfreien Zeit die Kollegen?


    - Und wenn der ältere Kollege behauptet, er müsse so viel Energie in die Unterrichtsvorbereitung legen, lügt er entweder oder er hat es nicht drauf. Ein Kollegen mit seinen Dienstjahren sollte mit einem Text und einem Einstieg - Vorbereitungszeit 10-20 Min ohne Kopieren - eine gute Stunde im traditionellen Stil hinbekommen. Ganz abgesehen davon, dass fertige Stunden für annährend jede Klasse schon existieren müssten. Aufwändig sind - nach den Anfangsjahren als Junglehrer - nur methodisch anspruchsvolle Stunden. Aber jede Stunde Gruppenpuzzle und Projektarbeit ist schlichtweg daneben. Das wollen weder die Schüler noch bringt es ihnen was. Letztendlich sind beide hochgradig unprofessionell, weil sie es nicht schaffen, eine gesunde Mischung zwischen Belastung in der Vorbereitung (= Rückzugsmöglichkeiten für den Lehrer im Unterricht) und Belastung im Unterricht (=lehrerzentrierter Unterricht mit kurzer Vorbereitungszeit) zu schaffen.


    - Auch in Bezug auf Nele: Wie kann man denn so rückgratlos sein, sich alles zumuten zu lassen? "Ach gut, jetzt sind die Schüler halt doch in meiner Klasse" passt von Seite der Kollegin als Pendant zu den Fahrorgien, die Nele ansprach. Bei uns finden Wechsel nur halb- normalerweise ganztagesweise bei abgeordneten Lehrern statt. Belastend sind hier viel mehr die (doppelten) Konferenzen und die Absprachen mit Kollegen und Schülern vor Ort, wenn man nicht so gut greifbar ist. Verdammt nochmal, unser Beamtenstatus und - wie von Meike angesprochen - unsere Personalvertretungen geben uns doch eine gute Möglichkeit, unsere Interessen effizient zu vertreten. Und wenn jetzt jemand anfängt, er kusche wegen der Kinder, erinnere ich an die Szene mit der Kollegin (sinngemäß): "Ich werde jetzt gleich sauer". Schüler: "Aber das sind sie doch schon." (Motto: Aus einem verzagten A.... kommt kein fröhlicher Furz )


    - Und zum Thema Verwaltungstätigkeit sehe ich das auch so wie Meike. Alles wird in arbeitsintensiven Phasen erst auf Termin - und wenn es nicht wichtig ist - auch später erledigt. Desweiteren lässt sich vieles von der formalen Kleinarbeit auch mal in einer Stillarbeitsphase oder neben einem netten Plausch mit dem Kollegen (Ablage von Dokumenten) machen. Können viele Lehrer kein Multitasking?


    Und bevor Klagen kommen: Dass als Junglehrer vieles anders läuft, als ich gerade beschrieben habe, weiß ich. Aber es geht mir hier explizit um die Lernresistenz, die manche subjektiv belastete dienstältere Kollegen an den Tag legen.


    edit:


    Noch eins vergessen: Die Belastung für die gezeigten Kollegen liegt doch wohl auch zu einem großen Teil im Unterricht, wenn man aus den wenigen Szenen darüber überhaupt schlussfolgern darf. Deswegen fände ich eine Reportage viel spannender, die einfach mal einen Kollegen, einen Tag durch 6-8 Stunden Unterricht begleitet und zumindest aus jeder Stunde mal ein paar Facetten darstellt. Dann kann die Außenwelt vielleicht mal annährend nachvollziehen, was Unterrichten bedeutet...

    Ich unterrichte ja auch vorwiegend in einer beruflichen Schulart, die zur FHSR führt. Deswegen bin ich gerade etwas baff, dass Kurzgeschichten zur Kommunikationsanalyse vorrangig verwendet werden. Dafür eignet sich doch alles, was dialogorientiert ist - und am besten als Filmausschnitt. Deswegen:


    1. Loriot
    2. Loriot
    3. Loriot


    dann gerne Ausschnitte aus den Romanen von Sven Regener (Herr Lehmann als Verfilmung, auch so ein Hochgenuss mit köstlichen Szenen zur Dialog-/Kommunikationsanalyse!).


    Desweiteren Kar Valentins unvergesslicher "Buchbinder Wanninger" oder von Fallada "Kleiner Mann, was nun".


    Texte habe ich in größerer Zahl auch eingescannt...

    Zitat

    Original von Pet
    Ich habs auch gesehen, fand es nicht schlecht, kann aber auch die Kritik meiner VOrredner verstehen. Ehrlich überrascht hat mir der Schulleiter. So etwas habe ich bisher nur selten erlebt!


    Ich fand das Gespräch des Schulleiters auf tragische Weise lächerlich. Tenor: "Herr Bla, ich mache mir Sorgen, Sie machen zu viel, nehmen Sie sich zurück. Und nun weiter mit dem Alltag." Und der Kollege unmittelbar danach im Lehrerzimmer: "Ich habe einen Anspruch an mich, den ich aufrecht erhalten muss". So will der SL Burnouts vermeiden? Ich hatte nach der Ansage erwartet, dass nun kommt...


    "... ich habe hier noch eine Sammlungsstunde für Ihre XY Zusatzarbeit."
    "... ich habe Ihnen für das nächste Jahr die angenehmeren XY Klassen zugeteilt."
    "... überlegen Sie doch einmal, ob Sie nicht Fobis o.ä. koordinieren, dafür kann ich Ihnen eine Anrechnungsstunde geben."
    "... haben Sie schon einmal an die Möglichkeit eines Sabbatjahres gedacht?"


    Wenn der SL selbst einen Burnout hatte, hat er daraus rein gar nichts gelernt. Aber nicht jeder, der früher in Pension geht oder in der Schule umkippt, ist ausgebrannt (wobei, wenn's bei Lehrern brennt, sollen sie die Feuerwehr rufen oder eine kühlende Salbe nehmen ;) , dann erledigt sich das vielleicht auch mit dem Bornout).

    Zitat

    Original von Vaila
    Ich bin enttäuscht von diesem Beitrag, weil er die Belastungen im Lehreralltag, um die es doch gehen sollte, nicht wirklich sinnfällig machen konnte. Nur ein Gesichtspunkt: Warum hebt eine dreißigminütige Sendung sogar noch durch Kamerabegleitung hervor, dass ein Lehrer zwischen zwei Gebäuden pendeln muss, zwischen denen 6 km liegen, und davon genervt ist? Erst einmal ist so etwas nicht der Regelfall, zudem verstehen sich die Gefühle des Lehrers von selbst.


    Ganz einfach, weil es sich um eine Reportage handelt und es ein wichtiges Stilmittel ist, aus individuellem Blickwinkel Erkenntnisse hinter den Kulissen zu gewinnen. Wer die Sendereihe 37° kennt, wird wissen, dass hier Einzelschicksale besonders im Fokus stehen.


    Eine gute Reportage sollte natürlich auch den Anspruch haben, in gewissem Grad pars pro toto zu stehen. Das Beispiel von pendelnden Lehrern (Stichpunkt Abordnung) ist keineswegs weit hergeholt und ist eben EIN Beispiel für zusätzliche Belastungen der Kollegen.


    Schade finde ich, dass hier wieder einmal reine Schwarzweißmalerei betrieben wurde. Um 20.15 lief in der ARD noch die engagierte und erfolgreiche (fiktionale) Pädagogin Stein und um 22.15 Uhr verkündet uns die ZDF-Reportage, dass die Schulwelt außer Rand und Band sei, dass Lehrer stets überfordert seien und bestenfalls in AGs noch ihre Freude hätten. BEIDES ist natürlich nur ein kleiner Teil der Schulrealität.


    Ich denke, es wäre wirklich mal an der Zeit, in einer Sendung Hintergründe, Dokumentarisches und Reportagehaftes zur Realität im deutschen Bildungssystem zusammenzufassen. Aber das Fass mit der Qualität der Öffentlich-Rechtlichen machen wir jetzt lieber nicht auf.

    Ich kann dem Fazit, das hier mehrfach gezogen wurden, nur zustimmen: Lehrer müssen keine besonderen Menschen sein, die ein besonders inniges Band mit ihrem Beruf verbindet.
    Allerdings halte ich die Ableitungen und Umkehrschlüsse daraus für falsch:


    - Den Job des Lehrers prägt eine besondere Verantwortung gegenüber Menschen, die in der Regel (auch wenn sie formal erwachsen sind) auch ein besonderes Schutzbedürfnis haben (das sieht auch der Gesetzgeber so). Das ist kein Alleinstellungsmerkmal, weil es eine ganze Latte an weiteren dieser Jobs (Ärzte, Krankenpfleger, Erzieher...) gibt, aber es ist m.E. ein wichtiges Merkmal. In vielen Situationen erkennen wir unsere Verantwortung und die damit möglichen Folgen nicht direkt, weil letztere zum einen meist in gewisser zeitlicher Entfernung liegen und zum anderen, weil sie meist nicht monokausal sind. Wer aber z.B. als Prüfungsvorsitzender über das (Nicht-)Bestehen eines Schülers entscheidet, wer sich mit dem Entfernen eines Schülers aus der Schule auseinandersetzt, der merkt in diesen Situationen sehr unmittelbar, was es AUCH bedeutet, Lehrer zu sein. Da die meisten Kollegen sich hier Entscheidungen nicht leicht machen und es trotz aller Professionalität nicht ausbleibt, dass einem solche Entscheidungen auch nach dem Verlassen der Schule beschäftigen, könnten wir unsere Verantwortung ruhig gesellschaftlich mehr herausstellen und Anerkennung hierfür einfordern. Ich kann eben keine genialen Brücke konstruieren, aber fast alle Schüler, denen ich harte Entscheidungen zumuten musste, grüßen mich heute noch freundlich und können meine Entscheidung mindestens nachvollziehen. Darauf bin ich stolz.
    - Nur weil Lehrer sich nicht mehr als andere hingeben müssen, um gut zu sein, gilt die Umkehrung nicht: Engagement, "Liebe" zum Beruf, seinen Fächern und zu seinen Schülern sind weder unprofessionell noch ein Grund für einen frühzeitigen Burnout. Unprofessionell ist es lediglich, das nicht zu reflektieren und ggf. Konsequenzen zu ziehen. Meine Fächer begeistern mich. Ich lese wissbegierig alles, was mir dazu in die Hand kommt und Freunde, die sich in solchen Bereichen auskennen, löchere ich gerne mit Fragen. Das ist aber positiv erlebte Freizeit für mich und führt dazu, dass ich eine gute Unterrichtsstunde oft auch in 15-30 Minuten konzipieren kann. Zeit, die ich für anderes, Privates über habe.


    Und genau zum Thema: Das Lehrersein ist mein Traumberuf seit Ende der Mittelstufe. Ich habe einiges andere ausprobiert, das mir zum Teil auch großen Spaß bereitet (zum Beispiel meine Arbeit als Beleuchter, der ich heute noch ab und an nachgehe). Aber nichts befriedigt mich so sehr, wie der Lehrerberuf. Es ist die Mischung aus Schülern (ganz vorne und Zustimmung zu Meike!!!), Kollegen, Freiheiten, Kreativität, Problemen lösen und noch passabler Entlohnung, die ich m.E. in keinem anderen Job finden würde. Mir liegt dieser Beruf am besten und damit ist rational DER Beruf für mich und ich habe auch kein Problem, das als Traumberuf zu bezeichnen.


    Ob man arbeitet um zu leben oder lebt um zu arbeiten, steht nun auf einem ganz anderen Blatt, das vielleicht in einem Philosophieforum
    besser aufgehoben ist als hier.

    Zitat

    Original von [FoNziE]
    Mag sein, dass ich die Problematik zu wenig aus der Lehrersicht sehe, aber meines Erachtens ist es unfair, die Umstände für den Nachschreiber künstlich zu ändern. Klar, ein Attest vom Arzt braucht man. Aber ansonsten gehört es zur Pflicht des Lehrers, eine faire Nachklausur anzubieten!


    In B-W ist die "Attestpflicht" keinesfalls klar. Lt. Notenverordnung reicht eine einfache Entschuldigung aus, die also von den Eltern oder bei Volljährigkeit vom Schüler selbst erstellt wird. In der Praxis wird davon oft ohne Rechtsgrundlage abgewichen.


    Wir regeln das so bei uns, dass der Schüler ab dem Tag der Gesundung in der Lage sein muss, die Arbeit nachzuschreiben. Lässt es sich z.B. vor Notenkonferenzen nicht vermeiden oder haben wir das Gefühl, hier wird uns was vorgespielt, wird der Schüler ohne Vorwarnung aus dem Unterricht gezogen und muss nachschreiben. Über dieses Vorgehen sind wir im Kollegium konform, so lange natürlich der Schüler nicht aus einer anderen Klassenarbeit, Präsentation o.ä. gerissen wird.
    Auch rechtlich bewegen wir uns auf der sicheren Seite, da in B-W Klassenarbeiten "in der Regel" angekündigt werden müssen. Gerade die Umstände einer Nachklausur begründen aber eine Abweichung.
    Für Kollegen mit Teilzeitschülern im beruflichen Bereich ist das oft auch die einzige gut praktikable Möglichkeit.


    Dass Nachschreiber die gleich schwere Arbeit bekommen, sollte klar sein. Dass ich aber auch nicht x geniale Texte/Aufgaben habe - ohne dass sie deswegen jetzt explizit schwerer sind - ist aber auch für Schüler nachvollziehbar. Immerhin biete ich z.B. bei einer Texterörterung drei bis vier Auswahltexte an; irgendwann weiß ich dann auch nicht mehr., woher nehmen.

    OT: Remus: Nur interessehalber, bestimmt bei euch das Land, mit wieviel Geld jeweils eine Studien-/Klassenfahrt ausgestattet wird? Bei uns wird den Schulen ein Etat zugewiesen, den sie selbst bewirtschaften können. In vielen Schulen werden dann die aus Sicht der Schulgemeinde verpflichtenden Veranstaltungen VOLL ersetzt und die anderen fakultativ bei Kostenbeteiligung gemacht.
    Und selbst bei "nicht voller" Kostenerstattung können immer noch Eltern und z.B. der Förderverein einspringen. Der Förderverein, in dem ich im Vorstand bin, unterstützt inzwischen die Kollegen für den Schüleraustausch jährlich mit einer festen Summe. Traurig, dass das so läuft - da brauchen wir nicht streiten - aber vielleicht ein gute Idee, an einen weiteren Fördertopf zu kommen. Auch andere Institutionen (z.B. Bundeswehr --> POLIS, Bundestagsabgeordnete --> Berlin) haben Mittel für Exkursionen, bis hin zur Kostenfreiheit.


    *mariposa*: Du schilderst den SOLL-, aber leider nicht den IST-Zustand. Wir sind doch schon längst dabei, dass wir auch Elterntätigkeit fordern, fördern und ersetzen müssen. Nach dieser Auffassung dürften wir NIE an unseren zweijährigen Berufsfachschulen eine Klassenfahrt machen und wohl auch an vielen Haupt- oder Brennpunktschulen käme nur die Streichung in Frage.
    Schimpfen und Meckern bringt in der Tat nichts, da ist - sei mir nicht böse - schon der pädagogische Offenbarungseid. Ich denke, da waren wir in der Diskussion mit hawkeye schon weiter: Konsequenz, die aber die Schüler nie im Zweifel lässt, dass sie von Respekt und Wohlwollen gegenüber ihrer Person geprägt ist, ist das Mittel der Wahl. Natürlich kann man schon deutlich - vor allem bei den Eltern - die Option ansprechen, dass die Klassenfahrt unter bestimmten Bedingungen nicht stattfindet, aber bereits jetzt zum Schuljahresanfang die Flinte ins Korn werfen... Nicht vergessen, laut matula ist es eine nette Klasse.

    Zitat

    Original von Friesin
    in Niedersachsen musst du als Lehrer keine mehrtägigen Klassenfahrten anbieten. Es wird zwar gewünscht, aber dazu verpflichten kann dich niemand.


    Ohne die Rechtslage in Niedersachsen zu kennen, bezweifel ich diese pauschale Aussage stark. Die Begleitung von Klassen- und Studienfahrten gehört zu den dienstlichen Verpflichtungen eines Lehrers. Sieht der Lehrplan diese Möglichkeit vor, die finanziellen Mittel sind vorhanden und dein Schulleiter ordnet die Durchführung unter Einbeziehung der GLK und deine Teilnahme an, so bewegen wir uns sehr wohl im Pflichtbereich.


    Mir ist aus vielen Schulen bekannt, dass Schullandheimaufenthalte verpflichtend im Schulcurriculum aufgenommen sind und diese auch komplett finanziert werden. Mir ist mehr als ein Fall bekannt, in dem Kollegen zur Teilnahme an außerunterrichtlichen Veranstaltungen dienstverpflichtet wurden.


    Aber eigentlich wollte ich nur zu bedenken geben, dass die meisten Klassen- und Studienfahrten im Bildungsplan verankert, durch Schulkonferenzen geplant sind und auch zur dienstlichen Verpflichtung des Lehrers gehören. Es gibt bestimmt Gründe auch solche Veranstaltungen abzusagen, aber, wie gesagt, nur wegen nicht erledigter Hausaufgaben und weil die Eltern die Entschuldigungspflicht nicht erfüllen ?(

    Zum Thema Hausaufgaben nochmal:


    Hausaufgaben dienen der Vertiefung und Vorbereitung von Unterricht - so ist es zumindest in B-W geregelt. Vertiefung heißt nichts anderes als Üben und Wiederholen. Vor allem beim Üben hätte ich nun doch massive pädagogische Bedenken, eine Bewertung vorzunehmen. Üben sollte für den Schüler immer beinhalten, auch Fehler ohne Konsequenzen für die Noten zu machen. Üben ist ja gerade die Phase, in der man aus Fehlern lernen soll.
    Anders sieht es meiner Meinung nach beim Wiederholen eines geübten/vertieften Stoffes oder auch bei einer "einfachen" Vorbereitung aus. Hier kann - jetzt aus rein pädagogischer Sicht - m.E. durchaus benotet werden.
    Ach ja, die Begründung, die Hausaufgabe könne jemand anders machen, finde ich schwach. In der Regel sind die Aufgaben in einer neunten Klasse doch komplex genug, dass ich die "Handschrift" des Schülers erkennen kann. Mit einer ähnlichen Begründung müsste ich dann übrigens alle Referate, Hausarbeiten oder Projekte, bei denen außerhalb der Schule gearbeitet wird, ablehnen.


    Und noch eine Anmerkung zur Klassenfahrt:


    Klassenfahrten sind nicht zwangsläufig Bonbons, sondern teils auch im Lehrplan vorgesehen. Sehen wir einmal vom Finanzierungsaspekt ab, ist es also keineswegs in das Belieben des Lehrers gestellt, Klassen- und Studienfahrten als Belohnung durchzuführen. Eine Absage aus pädagogischen Bedenken mit der Begründung durch fehlende Hausaufgaben und unentschuldigte Fehlzeiten (das ist erst einmal Pflicht der Eltern bei Neuntklässlern), halte ich doch für bedenklich.
    Ich gebe natürlich zu, dass ich - wohl auch durch meine Rolle als Verbindungslehrer - gewohnheitsgemäß eher die Schülerseite verteidige...


    Schön fände ich es übrigens, wenn auch der Threadstarter ein wenig mehr Anteil an der von ihm ausgelösten Diskussion nähme... ;)

    Zitat

    Original von Hawkeye



    ja, ich erinner mich zurück. und ich erinnere mich auch ganz deutlich daran, dass meinem austesten von grenzen auch grenzziehungen folgten und ich denke, dass ich damit auch gelernt habe. und eigentlich war ich in der neunten klug genug auch verbindungen zu knüpfen zwischen meinen "taten" und der reaktion, die folgte.
    das streichen einer klassenfahrt betrachte ich daher nicht als vorschlaghammer, sondern als einfach überlegung eines lehrers, der probleme, die er vorher erkennt, auch gern vermeidet.


    D'accord, ich habe mich doch unmissverständlich zu sanktionsbewehrten Grenzziehungen bekannt. Dass Sanktionen aber wirkungsvoller sind, je konkreter und unmittelbarer sie auf den Auslöser folgen, gehört nun einmal zu den wirklich gut erforschten Gebieten der Pädagogik bzw. Verhaltensforschung. Menschen können sehr wohl logische Zusammenhänge erkennen und trotzdem gegen sie handeln, wenn die Konsequenz eher abstrakt ist oder in der Ferne liegt (frag mal zu dem Thema Raucher).
    Nicht einverstanden bin ich damit, "vorher erkannte Probleme" einfach zu umschiffen, indem man ihnen ausweicht. Unsere Aufgabe ist es zumindest zu versuchen, das Verhalten so zu verändern, dass die Schüler eine faire Chance haben, an der Ausfahrt teilzunehmen. Ich halte dazu - aber das ist nun meine ganz persönliche Einschätzung - die Prognose aufgrund der unentschuldigten Fehlzeiten und nicht erstellten Hausaufgaben für gewagt, dass die Schüler zu unzuverlässig für eine Studienfahrt sind.


    Zitat

    öhm...


    Anmerkung versteh ich nicht.

    Zitat


    Das heißt, du schmeißt sie aus dem Unterricht? ich kenne da einige, die sich da freuen würden. und: wie ist das mit aufsichtspflicht?
    und: hausaufgaben abfragen in verbindung mit einer note als mündliche leistung wäre bei uns soweit ich weiß verboten.


    bitte verzeih, ich glaube, ich finde einiger deiner gedankengänge sehr aufwändig. ich habe einige klassen zu unterrichten und sehe da ein zeitproblem vor mir auftauchen und ein geduldsproblem ;).


    Thema Freuen:
    Nein, es freut sich kein Schüler. Auf dem Gang wird nicht geredet und die Zeit muss ja ZUSÄTZLICH nachgeholt werden. Im Gegenteil, es freuen sich die Schüler, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und an ihnen arbeiten dürfen. Ich kann dir versichern, dass ich das, was ich anderen rate, auch erfolgreich praktiziere, sonst würde ich es auch als theoretische Option benennen ;)


    Thema Aufsichtspflicht:
    Die Mär, dass der Ausschluss von Schülern die Aufsichtspflicht verletze, hält sich wirklich hartnäckig, teils bis auf Schulleiterebene.
    Die Rechtslage und herrschende Meinung ist Folgende: Niemand kann eine hundertprozentige Aufsichtspflicht gewährleisten. Die Aufsichtspflicht gilt prinzipiell dann als erfüllt, wenn der altersgemäße Entwicklungsstand berücksichtigt ist und die Schüler den Eindruck haben, beaufsichtigt zu werden. Letzteres ist gewährleistet, indem ich ab und an schaue, was vor der Türe getrieben wird. Bei einem Neuntklässler kann ich auch davon ausgehen, dass er z.B. nicht auf dem Treppengeländer balancieren wird (s.u.).
    Auch in der Rechtssprechung ist das Ausschließen von Schülern nicht als Aufsichtspflichtverletzung gewertet worden. Mir ist aus dem Schulrecht noch ein Fall bekannt, in dem ein Mädchen aus der Mittelstufe nach Ausschluss ohne Fremdverschulden über ein Geländer stürzte. Das Verwaltungsgericht lehnte eine Verletzung der Aufsichtspflicht aus obigen Gründen ab.


    Thema Aufwand:
    Wie gesagt, das sind in meiner Dienstzeit bewährte Methoden ohne großen "Verwaltungsaufwand". Nachsitzen und Zeit Nachholen passieren in meinem Unterricht. D.h. die Schüler sitzen an freien Nachmittagen oder Freistunden bei mir in einer anderen Klasse. Passen ihnen die Termine nicht, müssen sie selbst für eine andere Möglichkeit (Kollegen, Rektorat) sorgen. Das einzige was ich kontrollieren muss, ob das Nachholen in der vorgeschriebenen Frist erfolgt ist.
    Der Aufwand eines gemeinsamen Abends beläuft sich vielleicht auf vier Stunden. Die Entlastung, was Klassenklima und Schüler-Lehrerverhältnis anbetrifft, ist aber enorm. Natürlich mache ich das nur, wenn ich Klassenlehrer bin oder viele Stunden habe.


    Benotung der Hausaufgaben:
    In Baden-Württemberg erlaubt. Einsammeln --> schriftliche Note, Abfragen --> mündliche Note.


    Zitat


    ansonsten stimme ich dir bei einigen grundsätzlichen sachen zu.


    ausflippen wäre nicht angebracht. würde kaum was bringen.
    den schülern zeigen, dass man grundsätzlich trotz aller sanktionen "auf ihrer seite" steht, dürfte ebenso selbstverständlich sein. ebenfalls den versuch zu unternehmen, seine klasse kennen zu lernen und ihnen gegenüber offen zu sein.


    Finde ich eigentlich auch selbstverständlich, ist es aber meiner Erfahrung nach in der Realität oft nicht. Viele Konflikte zwischen Kollegen und Schülern rühren daher, dass den Schülern signalisiert wird, sie seien eh die schlimmste Klasse, die schlechteste Generation und würden alles nur machen, um den genial geplanten Unterricht des Lehrers zu stören.
    Konsequenzen werden dann so gezogen, dass die Schüler den Eindruck haben, dies geschehe zu einem großen Teil auf der Beziehungsebene und hätte weniger mit dem Inhalt ihres "Vergehens" zu tun. Das sind - leider - meine Erfahrungen, die ich in den Jahren als Klassen- und Verbindungslehrer nicht häufig, aber zu oft machen musste (ohne dass ich das natürlich hier jemanden unterstelle...)!

    Zitat

    Original von Friesin


    den Zusammenhang zur Klassenfahrt sehe ich sehr wohl als gegeben an: wenn die Schüler, wie bereits von jemand Anderem erwähnt, sich schon im Alltag als so unzuverlässig zeigen, wie soll ich dann vertrauensvoll die Verantwortung auf einer Klassenfahrt übernehmen, auf der die Schüler mit Sicherheit noch stärker ihre Grenzen ausloten wollen ?
    Als Argument wäre das m.E, völlig in Ordnung, sofern sich das Verhalten der Schüler nicht grundlegend bessert.


    Ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich habe pädagogisch argumentiert und du logisch. Natürlich gibt es den von dir postulierten Zusammenhang, wenn die Schüler allgemein unzuverlässig sind (bis jetzt wissen wir zwei Verhaltensweisen, die in diese Richtung gehen).
    Pädagogisch ist einfach erwiesen, dass Konsequenzen möglichst konkret und unmittelbar sein müssen, um Einsichten und Verhaltensänderungen zu bewirken. Die Drohung (!) der Streichung der Klassenfahrt ist aber gerade das Gegenteil davon und zudem noch eine Kollektivstrafe!



    Neuntklässler wissen sehr wohl was sich gehört, nur schießen sie manchmal aus purem Überdruss und manchmal zum Austesten von Grenzen über das "Ziel" hinaus. Ich bin nun langsam schon im gesetzteren Alter, aber so ab und an sitzt mir der Schalk immer noch im Nacken und meine Schüler sagen dann, was ich gedacht, aber runtergeschluckt habe.
    Wenn das sprachlich natürlich Gossenniveau ist, tut es doch ein klarer Hinweis darauf, dass das nicht das adäquate Niveau an einer Schule ist.
    Dass jemand mit moralinsaurer Reaktion in einer solchen Situation auch nur einen Blumentopf gewonnen hätte, ist mir bis jetzt nicht bekannt.
    Aber - so nicht eine Vorgeschichte dahintersteckt - stimme ich dir explizit zu, dass das erstmal Sache der betroffenen Kollegin ist.

Werbung