Beiträge von Timm

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    Original von meike
    Ich sags nochmal, allein der Vorteil, unkündbar zu sein, ist mir sehr viel Wert und wird von vielen vergessen.


    Wer kann das vergessen, wenn es einem gebetsmühlenartig um den Kopf geschlagen wird? Ich habe absolut keine Sorge, mich auch als "Nicht-Lebenszeitler" locker behaupten zu können. Ich wollte Lehrer nicht Beamter werden.

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    Original von SunnyGS
    Timm, sei dir gewiss, dass nahezu alle Leute in anspruchsvollen Jobs ihren Beruf nicht an der Bürotür hinter sich lassen. ;) Auch ihnen hängt vieles nach. Sie übedenken und besprechen das Tagesgeschehen, entwickeln


    Nein, dessen bin ich mir nicht gewiss. Ich selbst hatte früher als Chefbeleuchter Verantwortung für eine handvoll Mitarbeiter, für das Gelingen von Shows mit bis zu 600 Mitwirkenden und insgesamt mehreren tausend Besuchern getragen; ich habe eine Firma aufgebaut, die mich gut während des Studiums ernährt hat. Und so lange die Sachen rund liefen, habe ich nach dem Feierabendplausch die Tür zugemacht und die Sache war erledigt. Mit Ausnahme einiger kreativer Herausforderungen, aber du wirst ja nicht im Ernst behaupten, dass das in jedem Beruf gleich ist.
    Meine Bekannte üben Berufe vom Vorarbeiter, Ausbildungsleiter, über Techniker und Ingenieure im Projektbereich aus. Wenn die Arbeit rund läuft, ist Feierabend=Feierabend. Mein Job läuft nicht ohne mein Engagement außerhalb der Arbeitsstelle rund.
    Wenn die Arbeit nicht rund läuft, nimmt man natürlich in allen Berufen Sorgen und Nöte mit nach Hause. Und natürlich lässt man in allen Berufen bei Familie und Freunden Dampf ab oder möchte Außenstehende hören. Aber das kommt bei Lehrern noch "on the top" drauf.


    edit: Ich habe vor allen Personen Respekt, die ihren Job mit Engagement ausfüllen. Aber weder in der freien Wirtschaft noch beim Staat turnen nur Arbeitsgötter oder Faulenzer herum. Wohl aber unterscheiden sich manche Jobs substantiell und es ist dann unangemessen Kriterien wie Arbeitszeit als Hauptvergleichsmaßstab heranzuziehen. Genau so gut könnte ich behaupten, die Leistung im Beruf bemisst sich an der Anzahl der sozialen Kontakte pro Zeiteinheit...

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    Original von schlauby
    Dennoch: Ich brauche Zeit, um kreativ arbeiten zu können. Gute Idee brauchen Raum zum Wachsen. Manchmal kommt mir auch eine Idee beim Einschlafen oder Müll rausbringen ... aber so ist das doch überall in kreativen Berufen. Möglicherweise entstehen sogar Unterrichtsideen im Zusammensein mit seiner Familie, seinen Kindern. Das ist alles Arbeit ...


    Ich kann schlauby nur unterstützen. Es gibt für einen engagierten Lehrer keine scharfe Trennung zwischen Arbeit und Freizeit - und wenn mal alles nicht so gut läuft, kann dies auch belastend sein.
    Zu meiner Arbeit gehört z.B.:


    - Ich lese jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde die aktuelle Tageszeitung. Dazu zwei politische Magazine über die Woche. Teilweise wird gleich Wichtiges ausgeschnitten. Ohne diese Lektüre kann ich nicht den Anspruch eines guten Gemeinschaftskundelehrers erfüllen.
    - Wenn ich in der Sauna entspanne oder im Sommer im Garten oder auf dem Balkon sitze, lese ich oft für den Unterricht einschlägige (Fach-)Literatur.
    - Wenn ich meine Bahnen schwimme oder Ski fahre, kommen mir spontan Ideen für eine Unterrichtsreihe, an denen ich dann in der Zeit herumspinne.
    - Wenn mir Bekannte am Stammtisch aus ihrer Tätigkeit in Industrie und Wirtschaft erzählen, kann dies der Einstieg für ein neues Thema sein.
    - ...


    Dass ich vieles davon gern oder sowieso mache, spricht für meine Berufswahl und heißt nicht, dass ich wenig arbeite. Es ist niemandem verboten, eine Beruf zu wählen, der sich mit seinen persönlichen Interessen überschneidet.
    Wenn dies für Außenstehende, für die Arbeit=Arbeit an einer Arbeitsstätte ist, schwer nachvollziehbar ist, geschenkt. Wenn das aber Kollegen nicht verstehen, finde ich das sehr seltsam.


    Natürlich, wenn ich Dienst nach Vorschrift mache und manches großzügig sehe (Korrigieren während des Fernsehens), kann ich mir einen faulen Lenz machen. Aber meiner Erfahrung nach sind das dann lausige Kollegen.

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    Original von Mila
    Ich hab da einige Fragen / Anmerkungen:



    3 Semester mehr vorgeschriebene Studienzeit = in der Qualität höher einzustufen?


    Formal gesehen, schlicht und ergreifend JA!


    Wo ist denn da bitte das Problem? Natürlich gibt es Kollegen aus dem Bereich der Primar- oder Sekundarstufe II, die persönlich (!) höher qualifiziert sind als die Sek.IIler.


    Ein abgeschlossenes Studium für die Sek. II entspricht der wissenschaftlichen Ausbildung der Magister. Demzufolge kann ich mit diesem Abschluss auch außerhalb des Bildungs- und Erziehungsbereiches konkurrieren. Mit einem Sek. I oder Primarabschluss ist das im Normalfall ausgeschlossen. Demzufolge hat der Staat auch Interesse, die formal höherer Qualifizierten mit einem entsprechenden Gehalt zu locken bzw. zu halten.


    Bereits jetzt werden viele Kollegen aus dem RS-Bereich an den Gymnasien und beruflichen Schulen beschäftigt. Deren Beitrag zur Sicherstellung des Unterrichts kann gar nicht groß genug herausgestellt werden. Allerdings bleiben uns immer noch die Lücken in der (beruflichen) Oberstufe bestehen. Wer soll denn bitte noch Interesse an einem längeren Studium für die Sek.II haben, wenn dann auch noch gleiches Geld für alle bezahlt wird?


    Noch zum Thema: Wenn ich das richtig sehe, verläuft die Vergabe der A13er Stellen für die HS ziemlich ähnlich wie die Vergabe der A14er Stellen für den Sek. II-Bereich. Daran gibt es bestimmt das ein oder andere auszusetzen, aber so wild ist es auch nicht.
    Die eigentliche Empörung, dass GS-Lehrer nicht die gleichen Aufstiegschancen wie HS-Kollegen (trotz gleicher Ausbildung) haben, kann ich nachvollziehen. Andererseits muss man auch sagen, dass der Aufbau der Werkrealschulen auch honoriert werden muss.

    Schwierig, dir Tipps zu geben, wenn du selbst noch nicht weißt oder es zumindest nicht angibst, welche Lernziele du mit dieser Stunde anstrebst.
    Ich setze die Rede im Deutschunterricht ein, um sie (rhetorisch) zu analysieren. Großen Methodenzauber mache ich da nicht, es soll ja die intensive Beschäftigung mit der Rede im Fokus stehen. Nach dem Einstieg lesen die Schüler die Rede einmal für sich selbst. Dann können sie Fragen stellen und der erste Eindruck wird besprochen. Anschließend wird die Rede auf 4 Gruppen aufgeteilt und auf einer Folie von den Schülern analysiert und präsentiert.
    Als Hausaufgabe erstellen die Schüler selbst eine Rede, die z.B. in einer Krisensituation eine Gemeinschaft einschwören soll (z.B. Rede vor einem Verein, einer Sportmannschaft usw).

    Ein abgeschlossenes Studium des RS-Lehramt bringt dir erst einmal nichts für das Studium an der Universität. Ob einzelne Scheine der PH für die Uni anerkannt werden, entscheidet letztlich das Landeslehrerprüfungsamt am RP Stuttgart. Zur allgemeinen Studienberatung gehst du natürlich an die präferierte Universität.


    Wenn du kurz vor dem Ende des Studiums bist, wäre schon die von guimauve angedachte Möglichkeit, an beruflichen Schulen zu unterrichten, eine Alternative.


    Warum willst du auf das Gymnasium? Wenn es dir um das Alter der Schüler und die Arbeit an der gymnasialen Oberstufe geht, kannst du auch nach dem Aufstiegslehrgang an einem beruflichen Gymnasium unterrichten.

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    Original von Nighthawk
    Ich hab damit kein Problem ... vielleicht auch nur ein dickeres Fell in der Hinsicht.


    Am Anfang des Schuljahres stelle ich klar, dass es bzgl. Klo-Rennen zwei Möglichkeiten gibt:


    a) Wer wirklich (!) muss, der steht leise auf, geht und kommt so schnell es geht und genau so leise wieder. Es darf immer nur einer draußen sein, es darf kein Dauergerenne sein, es darf nicht sein, dass ein Schüler immer grundsätzlich nach 20 min auf's Klo muss oder 5 min vor der Pause und ich darf nicht das Gefühl bekommen, dass es ausgenutzt wird..


    Exakt so handhabe ich das auch. Meine Ankündigung, dass Privilegien bei Missbrauch auch zurückgenommen werden können, reichte bis jetzt. Ich habe diese Regelung auch noch NIE zurücknehmen müssen und selbst bei schwierigen Klassen reichten verbale Ermahnungen an Einzelne.

    So, noch einmal zurück zum Thema. Eigentlich ging es ja nicht um Sinn oder Unsinn von Gewerkschaften. Habe die Sache gerade mal durchgerechnet bei meinem Gehalt, meiner Steuerklasse und meiner Dienstaltersstufe. Natürlich unter der Annahme, dass das Ergebnis wirkungsgleich auf Beamte übertragen wird.
    Brutto macht die Gehaltserhöhung dann durch die kalte Progression 2,8% bei mir aus. Auf zwei Jahre. Bei Inflationsraten in den vergangenen Monaten zwischen 0,9% und 1,4% bleibt da gerade mal ein Hauch von Reallohnerhöhung :schreck: Von der Inflationsgefahr haben wir hier ja schon geredet.


    Nö, als Beamter unterliege ich nicht dem Geltungsbereich des Tarifvertrages und insofern kann ich darüber auch nicht abstimmen. Daran ändert auch die Gewerkschaftszugehörigkeit nichts.


    Zitat


    Naja, so verallgemeinern kann man das nicht. Der Gewerkschaftsbeitrag orientiert sich an dem Einkommen, die Versicherungsprämien nciht Augenzwinkern


    Ich zahle z.B. keine 3 Euro im Monat für die Mitgleidschaft. Ob ich das für all die daran enthaltenen Versicherungen usw. haben könnte, wage ich zu bezweifeln!


    Da hast du Recht, Verallgemeinern ist immer doof. Aber deine unterdimensionalen Bezüge sind nun wirklich nicht die Regel. Meine junge Neukollegin kommt mit A13 und den Versicherungen jedenfalls unter den Verbandsbeitrag - die konnte ich trotz eines längeren Gespräche nicht überzeugen. Hat wohl auch damit zu tun, dass sie wie einige andere Jungkollegen von der GEW die Schnauze voll hat und nun auch den anderen Verbänden abgeneigt ist.

    meike:


    Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ich auf der Ebene der an der Basis engagierten Verbandsmitglieder größten Respekt empfinde. Hier kenne ich auch keine Diffamierungen, wie im hier verlinkten verdi-Pamphlet. Leider kann man aber mit solch öffentlich gemachten Schriften die Arbeit der Basis ruinieren.


    Ums abschließend mit dem Bild aus dem Modell der Politischen Ökonomie zu sagen:


    Wer Trittbrettfahrer verspätet ans Ziel bringt und sie dann beschimpft, kann davon ausgehen, dass diese auch beim nächsten Transport keine Neigung verspüren, für die Leistung zu zahlen.


    1. Die rechtlichen Risiken über eine Versicherung abzusichern, ist deutlich günstiger als die Mitgliedschaft in der GEW, ein wenig günstiger als die Mitgliedschaft in einem der Unterverbände des dbb.
    2. Unterstützende Funktion übt auch der Personalrat für jedermann aus.
    3. Alle weiteren Vorteile sind sowohl eher gering als auch schlecht in der Öffentlichkeit vermittelt. Und da dem Individuum auch "Kosten" für Informationsbeschaffung entstehen, müssten hier die Verbände ansetzen.


    Ich sehe die Diskussion eher von der Warte des Politikwissenschaftlers UND Verbandsmitglieds. Und in diesem Sinne müssen die Verbände eben einiges - vor allem in der Außenwirkung - tun. Nichtmitglieder zu diffamieren und "suboptimale" Abschlüsse zu heroisieren, halte ich jedenfalls für die falsche Lösung. Pasta ;)

    Wenn ich das als Ausrede benutze, dass mein Unterricht nicht gelingt, dann ist das ein Versagen des Lehrers. Ich muss dann das Arsenal positiver und negativer Sanktionen nutzen, um den Unterricht zum Erfolg zu bringen. Ebenso ist es Aufgabe großer Gruppen, entsprechend selektive Anreize zu setzen. Natürlich kann ich in beiden Beispielen nie allen gerecht werden. Aber den Fokus einfach auf das böse, unsoziale Individuum zu setzen ist falsch.
    Das Bild vom sozialen Gutmenschen hat schon im real existierenden Sozialismus nicht funktioniert. "Abweichler" dann als unsoziale Gemeinschaftsschädlinge hinzustellen ist die daraus resultierende Praxis.

    Ich weiß nicht, wie frei heute noch die Wahlmöglichkeiten sind. Zu meiner Zeit bestand doch die Gefahr, zu viel "Abseitiges" zu machen.
    Das erweist sich dann als Horror, wenn man sich als Junglehrer auf einmal auch noch in vielen Gebieten fachlich einarbeiten muss. Mit dem universitären Hintergrund ist das zwar kein prinzipielles, aber durchaus ein zeitliches Problem. Dass ich in Germanistik fast alle Literaturepochen bewusst durch Seminare und Vorlesungen vertieft abgedeckt habe, hat mir schon viel Zeit erspart.
    Ich denke, die Mischung macht es. Schüler sind nämlich auch sehr angetan, wenn man Spezialwissen aus dem Hut zaubern kann.
    Ich würde konkret mich mal bei Praktika oder Absolventen erkundigen, was sinnvoll an der Uni belegt werden könnte/sollte.

    Das Thema Solidarität ist in diesem Zusammenhang- mit Verlaub - ein ideologischer Kampfbegriff. Rational aus Sicht des Individuums ist er nicht. Wie schreibt Mancur Olson: "Wenn Mitglieder an einer starken Gewerkschaft interessiert sind, wird eine hohe Beteiligung günstig für sie sein; jedoch hat der einzelne Arbeiter keinen wirtschaftlichen Anreiz (es sei denn, es würden Geldbußen für Nichterscheinen erhoben), einer Versammlung beizuwohnen. Er wird aus den Leistungen der Gewerkschaft Vorteil ziehen, ob er die Versammlungen besucht oder nicht [...]
    Mancur Olson: Die Logik kollektiven Handeln, Tübingen 1992


    Es ist auch nicht rational, einer Organisation, die wie Gewerkschaften ein Kollektivgut bereit stellt, beizutreten. Das Kollektivgut wird mit oder ohne mein Mitwirken bereit gestellt. Anders sieht es aus, wenn es individuelle Anreize gibt: Soziales Prestige, gesuchtes Gemeinschaftsgefühl, individuelle Leistungen wie Rechtsschutz oder negativ Streikposten und Druck auf Nichtmitglieder. Letztes versucht das verdi-Pamphlet. Die Wirksamkeit bezweifle ich aber auch.


    Wenn die Gewerkschaften und Berufsverbände es nicht schaffen, die individuellen Anreize so zu gestalten, dass sie Mitglieder halten und gewinnen, kann man doch nicht die Aussteiger und Nichtmitglieder verurteilen!


    Solidarität ist konkret für mich auch falsch verstanden, wenn sich die Gewerkschafts- und Verbandsmitglieder sinnlos mit ihrer Führung gemein machen. Es ist doch kein Widerspruch, die Leistungen an der Basis anzuerkennen und gleichzeitig auf die schlechte Verhandlungsführung der Vertreter am Verhandlungstisch hinzuweisen.

    Zitat

    Original von erdbeerchen


    Ja, sehe ich ein, aber meint ihr ernsthaft, dass es möglich ist, in diesen "schweren Zeiten" noch mehr zu erhalten??? Durch eine Ablehnung und Streiks .


    Ja, natürlich. Und zwar aus zwei Gründen:


    1. Auch für Lehrer gibt es einen Arbeitsmarkt und der ist in vielen Bundesländern und Bereichen der Sekundarstufe bereits leer gefegt. Der aktuelle Spiegel meldet, dass bis 2015 jeder zweite Kollege in den Ruhestand geht und ausreichend Nachwuchs (schon jetzt) nicht zur Verfügung steht. Krankheitsvertretungen können - wie bei uns aktuell geschehen - nur durch die Reaktivierung pensionierter Kollegen geregelt werden. Auch für unseren Arbeitsmarkt gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Prinzipiell müssten die Gehalter der Lehrer also steigen, da einer wachsenden Nachfrage ein sinkendes Angebot gegenüber steht. Hier sind m.E. die Bemühungen der Gewerkschaften völlig unzureichend, speziell für den Lehrerstand Zulagen auszuhandeln. Wenn man sieht, wie in anderen Mangelberufen (Ärzte) abgesahnt wurde, machen unsere Verbände schlicht eine lächerliche Arbeit.
    2. Der Zusammenhang Haushaltslage und Besoldung/Entlohnung der Lehrer bzw. Staatsdiener wird immer so gewendet, wie er für den Fiskus vermeintlich sinnvoll ist. Jetzt sind wir in schlechten Zeiten, also geben die Haushalte keinen großen Spielraum vor. In guten Zeiten müssen dann aber die Schulden der schlechten beglichen werden, so dass die Staatsdiener wieder keine großen Sprünge machen können. Wenn man ein wenig von Wirtschaftspolitik Ahnung hat, wäre es jetzt (da das Konzept der Nachfrageorientierung ja gerade auf breiter Seite neu entdeckt wird) sinnvoll, die Nachfrageseite in Form der zur Verfügung stehenden Gehälter der Staatsbediensteten zu erhöhen, um stärker Nachfrage zu kreieren. Das müssen keinen unvernünftigen Summen sein wie in den 70igern, aber immerhin so viel, dass es zu realen und gefühlten Nettolohnzuwächsen kommt. Denn vergessen wir nicht, was von der Bruttolohnerhöhung schon allein wieder von der kalten Progression gefressen wird!


    Gerade auf den zweiten Punkt haben sich die Gewerkschaften gestürzt und gestützt. Nun müssen wir sogar hoffen, dass durch die zweijährige Laufzeit des Tarifvertrags 2010 die Konjunktur nicht zu schnell anspringt. Sollte das der Fall sein, werden wir mit stark steigenden Rohstoffpreisen rechnen müssen. Da die EZB nicht sofort beim Anspringen der Konjunktur die Geldmenge verringern wird (Zinserhöhung=Abwürgen des Wachstums) müssen wir in diesem Fall mit einer hohen Inflation rechnen und gehen wohl wieder mit einem Reallohnminus nach Hause. Also bitte alle beten, dass 2010 kein merklicher Wirtschaftsaufschwung stattfindet! Wie pervers, aber wahr!


    Zuletzt zur Schlagkraft der Gewerkschaften: Man ist nun jedem echten und längeren Konflikt ausgewichen. Durch die Tarifunion mit verdi hätten schnell einmal in den letzten Wintertagen durch Streik in den Straßenmeistereien wirklich Druck aufgebaut werden können. Stattdessen hat man geplante Streiks sogar zurückgezogen - unzumutbar, dass Autofahrer zu spät ins Geschäft kommen. Hätten die Lokführer so ihre Tarifauseinandersetzung begangen, würden sie wohl jetzt einen ähnlichen Abschluss erreicht haben...

    schlaubi: Immer mal den Ball flach halten. Es ist das gute Recht der tarifgebundenen Kollegen, einen Kompromiss abzulehnen. Ich kenne bei uns keinen angestellten und organisierten Kollegen, der zufrieden ist. Es geht schließlich auch um die Erwartungshaltung, die von den Verbänden aufgebaut wurde. Je nachdem, wie die Inflation ausfällt, haben wir wieder nur einen Inflationsausgleich. Ich kann als ORGANISIERTER Beamter leider nicht über das Ergebnis abstimmen, meine Zustimmung hat es nicht.


    Und dass wir das Ergebnis den organisierten Kollegen im Osten zu verdanken haben, ist wohl nicht dein Ernst. Das Ergebnis haben wir der Tarifunion mit verdi zu verdanken - egal ob man es positiv oder negativ sieht! Das soll das Engagement der Ostkollegen nicht herabwürdigen, aber bitte die Relationen sehen.


    Zuletzt - vielleicht passt es ja nicht in dein Weltbild - mein nichtorganisierter, angestellter Kollege war auf der Kundgebung in Stuttgart. Dabei hat er seinen Lohnverlust selbst getragen. Solidarität muss nicht immer organisiert sein.

    Ich finde den Vorfall zu abstrakt, um ihn zu bewerten. So lange wir nichts über die Arten der Behinderungen wissen, lässt sich schlecht eine Aussage treffen, ob überhaupt eine Aufsichtspflicht für die Pfleger besteht.
    Es gibt schließlich genug Behinderte, die entweder fit genug zum Schwimmen sind und/oder selbst erkennen können, ob sie eine über den "Bademeister" erweiterte Aufsicht brauchen.


    Die Notwendigkeiten der besonderen Qualifikation für Lehrer im Schwimmbereich entspringt ja zum einen aus der Aufsichtspflicht für Minderjährige und der Tatsache, dass während des Schulschwimmens das anwesende Personal des Bades so reduziert ist, dass eben einer geregelten Aufsichtspflicht nicht nachgekommen werden kann. Das ist im vorliegenden Fall ja nicht gegeben.


    Im Zweifelsfalle würde ich mich mit einer Fachkraft des anvisierten Bades unterhalten, inwiefern die Aufsicht auf die Behinderten gewährleistet werden kann.


    Zitat


    Die Einkommen der 700.000 Angestellten sollen in zwei Stufen verteilt auf zwei Jahre steigen. Ab sofort sollen die Gehälter um drei Prozent und am 1. März 2010 nochmals um 1,2 Prozent erhöht werden. Das bestätigte der Verhandlungsführer der Länder, Niedersachsens Ministerpräsident Hartmut Möllring. Für die Monate Januar und Februar soll es zudem eine Einmalzahlung von 40 Euro geben.
    ver.di kommt auf 5,8 Prozent mehr Geld


    Dazu werden alle Beschäftigten einen Sockelbetrag von 40 Euro erhalten. Dieser Sockelbetrag schlägt nach Angaben der Gewerkschaft ver.di mit 1,6 Prozent zu Buche, so dass sich der Abschluss insgesamt auf eine Erhöhung von 5,8 Prozent summiere. In Ostdeutschland würden zudem ab 2010 alle Entgelte auf 100 Prozent des Westniveaus angehoben.


    Nach dieser Tagesschaumeldung sollte alles klar sein. Das Versprechen der Gewerkschaften, die Reallohnverluste der Vergangenheit zumindest ein wenig zu kompensieren, ist mit dieser Lohnerhöhung nicht gehalten worden. Ich bezweifle aber, ob die Gewerkschaftsmitglieder den Kompromiss ablehnen. Leider!

    Danke für die Infos, ist echt interessant, mal was über den eigenen Tellerrand hinaus zu erfahren. So hätte mir viele Sportarten in meiner Schulzeit auch mehr Spaß gemacht.
    Bei schwierigen Hauptschülern - die wir ja auch in der BS weiter beschulen dürfen - habe ich mit dem "Tit for tat"-Prinzip gute Erfahrungen gemacht.
    Konkret bietest du den Schülern eine "kooperativere", für sie angenehmere Variante an. Gehen die Schüler darauf ein, kann man den nächsten Schritt in diese Richtung wagen. Kooperieren sie nicht, wird mit Sanktionen bzw. unangenehmeren Varianten geantwortet. Das Prinzip kann man ihnen ruhig sagen, normalerweise checken sie es aber mit der Zeit auch so.
    Wichtig ist, dass man weder sein Ziel aus den Augen verliert noch die Spielregeln "verletzt". D.h. nach einem unkooperativen Schritt muss immer ein eben solcher folgen und umgekehrt. Dann kann in einem nächsten Schritt wieder Kooperation angeboten werden.
    Das funktioniert nicht immer (aber immer öfter ;) ), hat auf jeden Fall den Vorteil, dass das Lehrerverhalten durchschaubar ist und prinzipiell Nettigkeit (Begriff aus der zugrundeliegenden Spieltheorie) impliziert.

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