Beiträge von Marsi

    Ich denke, der Vergleich mit den USA passt hier nicht gut. Dort ist noch viel mehr das Problem, dass die Vollzugsanstalten völlig falsches Management erfahren (Stichworte privatisierte Gefängnisse, for-profit-Gefängnisse etc). Ein rein punitives (gibts das Wort im Deutschen?) System ist sicher nicht die Lösung, aber auch die Täter mit Samthandschuhen anzufassen scheint nicht gut zu funktonieren. Wenn wir die Erziehung der Täter zur möglichen Wiedereinordnung in die Gesellschaft als oberstes Ziel sehen*, dann erfordert das einen Mix daraus, bei Tätern Einsicht und Verständnis für ihr Fehlverhalten zu erzeugen sowie diese zu bestrafen. Erziehung ohne Strafen/Konsequenzen stößt in solchen Fällen einfach an ihre Grenzen.

    Da kann ich nur wieder von den Erfahrungen der Polizisten erzählen: Die berichten eben genau davon, dass den Tätern es oft ziemlich Wurscht ist, wenn sie dann mal gefasst werden, weil sie ja sowieso keine (oder nur kaum spürbare) Konsequenzen erfahren.


    * Auch dieses "oberste" Ziel sollte natürlich jederzeit von dem noch höheren Ziel des Schutzes der Bürger ausgehebelt werden.


    OT: Wie kann es eigentlich sein, dass scheinbar unser gesamtes Land kaputtgespart ist, obwohl wir eins der reichsten Länder der Welt sind und die höchsten Steuern bezahlen ... Wo geht das alles hin?

    Der Sinn des Jugendstrafrechts sollte eigentlich klar sein. Stellt Euch bitte noch Mal mit 17 vor und jetzt 10 Jahre später. Da macht man einen riesigen Entwicklungssprung. Was immer man mit 17 gemacht hat, da war man ein anderer.

    Ich hab das noch nie so richtig verstanden. Ich bin auch als dummer Jugendlicher nie auch nur auf die Idee gekommen, Straftaten zu begehen. Für Kleinigkeiten wäre ein Jugendstrafrecht vielleicht noch sinnvoll. Aber für alle schwerwiegenderen Sachen sollte es keine Sonderbehandlung geben.

    Über Verwandte, die ihr Leben lang bei der Polizei gearbeitet haben, habe ich dort auch erfahren, dass gerade dieses Jugendstrafrecht besonders stark von Kriminellen ausgenutzt wird. Dann wird einfach derjenige mit 13 Jahren vorgeschickt, oder wenigstens der 17-jährige fühlt, dass er all die Straftaten begehen kann, weil er sowieso nachher mit Samthandschuhen angefasst wird. All die Geschichten, wo die Polizisten unglaublich viel Arbeit und Überstunden reingesteckt haben, um (Intensiv-)Täter zu fassen, und diese werden dann mit einem (sanften) Patscher auf die Hände wieder losgelassen, weil Jugendstrafrecht. Ehrlich, unterhaltet euch mal mit Polizisten, die damit tagtäglich konfrontiert sind.

    Ich würd glatt sagen: Wir haben weltweit ein Männerproblem.

    ;)

    Damit hast du auch nicht Unrecht, wie ich finde. Gewalttaten werden zu einem viel höheren Anteil von Männern ausgeübt. Das liegt aber nicht daran, dass sie biologisch Männer sind, sondern an veralteten Rollen- und Maskulinitätsbildern. Wer immer beigebracht bekommt, dass es nicht männlich ist Gefühle zu zeigen, andere um Hilfe zu bitten, oder, dass man als Mann immer Dominanz (besonders auch körperliche) zeigen muss, der wird auch negative Gefühle ewig in sich reinfressen, niemals Hilfe suchen und seine Probleme im Zweifel mit Gewalt zeigen.
    Diese toxischen Bilder von Maskulinität sind aber eben in verschiedenen Kulturkreisen derzeit zu einem höchst unterschiedlichem Maße präsent. Genauso, wie deswegen aber nicht alle Männer aufgrund ihrer Biologie direkt Mörder sind, sind das auch nicht Menschen, die ihre Wurzeln biologisch im (z.B.) arabischen Raum haben. Trotzdem muss es ganz klar sein, dass die Kultur aus der man stammt, einen riesigen Einfluss auf die Verhaltensweisen hat.

    Und gerade da sind junge Männer, die in einem solchen kulturellen Umfeld aufwachsen, doppelt gefährdet. Dafür müssen wir unbedingt Lösungen finden.

    Würdest du mir bitte kurz erklären, wer dann deine Pension zahlt, wenn nicht die nachfolgenden Generationen?

    Bessere Einwanderungsbedingungen für Qualifizierte und Arbeitswillige, und das Problem ist gelöst.

    Aber bei meiner Partnerin habe ich hautnah miterlebt, wie schwierig es qualifizierten Kräften gemacht wird, die hier einwandern und erheblich zur Gesellschaft beitragen wollen. Ohne Partner wäre ich an ihrer Stelle niemals nach D gegangen. Bürokratisch eine absolute Zumutung und dann greifen sie dir auch noch tiefer in die Tasche als überall sonst auf der Welt.
    Ich bin mal gespannt, wie sehr D noch in den Ruin getrieben werden muss, bevor da endlich mal ein echtes Umdenken passiert.

    state_of_Trance ich mach dich mal noch trauriger. Hier ein etwas extremerer - aber dennoch sehr realistischer - Vergleich.

    Beide wohnen in Düsseldorf (Mietenstufe 6 von 7; 7 ist in NRW bisher noch nicht vergeben worden) und sind in der Anfangsstufe 5 bei A13.

    P1 - 0 Kinder, unverheiratet: 56.300€ Brutto
    P2 - 3 Kinder, verheiratet: 82.370€ Brutto

    Differenz: +26.070€

    P2 bekommt also fast 150% des Lohns von P1 für dieselbe Arbeit :)

    Ich muss mich jetzt schnell wieder mit etwas anderem beschäftigen, bevor ich platze.

    Mal als generelle Frage:
    Was ist eigentlich die Begründung dafür, dass das 3. Kind so viel mehr Prämie mit sich bringt, als die ersten beiden? Kostet ein drittes Kind plötzlich das 6-fache vom ersten?!

    NRW (Mietstufe I)
    1. Kind: 133€
    2. Kind: 350€
    3. Kind: 839€ (wtf)

    Da ist ja blöd, wer schon zwei Kinder hat und nicht noch ein Drittes zeugt.

    Was ist denn das für ein Wohngeldzuschlag, von dem ihr hier immer redet? Vielleicht hat jemand Böcke, mich aufzuklären! (sonst google ich irgendwie).

    Ich glaube, damit ist gemeint, dass die Höhe des Familienzuschlags (wenn man Kinder hat) in NRW jetzt an deinen Wohnort gekoppelt ist. Wohnt man bspw. in Düsseldorf, bekommt man für ein Kind 547€, wohnt man z.B. in Hörstel bei Rheine, bekommt man nur 133€ für ein Kind.

    Edit: hab mich wohl geirrt, worauf sich das bezog.

    Hierbei spielt u.U. auch die Wohnungsgröße eine Rolle. Lehrer mit Familie benötigen tendenziell eher Drei- oder Vierzimmerwohnungen, die entsprechend teurer sind als Ein- oder Zweizimmerwohnungen. Natürlich können aber auch Kinderlose (bzw. Lehrer, deren Kinder schon auszogen) mehr Zimmer haben, z.B. als Freizeitzimmer, o.ä.

    Dass Familien mit Kindern häufig auch mehr Zimmer/Wohnraum brauchen, möchte ich ja gar nicht abstreiten. Aber wieso werden nur die zusätzlichen Zimmer für Kinder dem Mietspiegel angepasst? Wieso nicht auch die restlichen Zimmer? Die kosten schließlich in einer teureren Stadt proportional genau so viel mehr, wie die zusätzlichen Zimmer für die Kinder. Das ist viel zu einseitig und daher unfair.

    Das Problem mit der "Karnickelprämie" ist doch auch nicht, dass Familien mit den Kosten ihrer Kinder unterstützt werden. Das ist für (möglicherweise ungewollt) Kinderlose zwar sicher nicht fair, aber natürlich im Interesse des Staates, wenn ihm gerade die Kinder ausgehen.
    Was mich allerdings jetzt schockiert hat, ist die Höhe dieser Prämie, die anhand des Wohnortes bestimmt wird. Als ob (evtl ungewollt) Kinderlose nicht auch deutlich mehr Miete zahlen, wenn sie in teuren Gegenden arbeiten und wohnen müssen. Solange eine Anpassung anhand der Mietenstufe nicht für alle vorgenommen wird, ist es eine Frechheit. Bei einem Kind macht allein die Mietenstufe im Extremfall einen Unterschied von 550€ aus.

    Marsi Kennst du auch den "Fall of Civilizations"-Podcast? Der könnte was für dich sein, ist wie eine Art Kreuzung aus deinen Vorschlägen.

    https://fallofcivilizationspodcast.com/

    Übrigens habe ich den Fall of Civilizations Podcast inzwischen auch angehört (bisher 4 Folgen) und finde ihn wirklich gut!

    Gerade der Blick auf eher unbekannte Teile der Weltgeschichte (für die meisten Menschen), ist sehr spannend.

    Vielen Dank also für die die Empfehlung!

    Letztendlich kann aber deine Dienstherrin nicht auf alle Aspekte Rücksicht nehmen. Wenn also gymnasiale Chemielehrerinnen über wären, man aber mehr Kolleginnen bräuchte, die naturwissenschaftliche Aspekte an Förderschulen präsentieren, wärst du vor allem Lehrerin.

    Wie die Realität aussieht (dass die Möglichkeit besteht gegen seinen Willen an die falsche Schulform versetzt zu werden) wiederholst du hier jetzt schon mehrfach.

    Ich kann anerkennen, dass diese Möglichkeit besteht - aufgrund schlechter Administration und Politik von oben - beispielsweise an eine Grundschule oder eine Förderschule versetzt zu werden, und gleichzeitig das Ganze als eine Zumutung für mich wahrnehmen. Und zwar aus den Gründen, die ich oben schon genannt hatte.

    Würde ich vermuten, dass dieser Fall eine zu hohe Wahrscheinlichkeit hat, hätte ich damals nie angefangen Lehramt zu studieren. Toll, dann gäbs noch weniger von uns.

    Lehrerinnen unterrichten Menschen. Und wenn sie davon Personen wegen einer Behinderung ausnehmen, dann ist das diskriminierend. That’s the very essence of Diskriminierung.

    Sehe ich nicht so. Lehrer unterrichten nicht einfach nur "Menschen". Sie unterrichten jeweils bestimmte Gruppierungen von Menschen. Sonst gäbe es ja auch keine verschiedenen Lehrämter.

    Als Gym-LK ist man dazu ausgebildet junge Menschen einer bestimmten Altersspanne (also bspw. auch nicht 7-Jährige) auf das Abitur und die Universität vorzubereiten. Das ist erstmal unabhängig von einer Behinderung. Wer dieses Ziel erreichen kann, den möchte ich unterichten. Daher habe ich diesen Ausbildungszweig gewählt. Würde ich beispielsweise mit einer anderen Altersspanne arbeiten wollen, hätte ich den entsprechenden Ausbildungszweig gewählt. Würde ich mit Menschen auf einem anderen Niveau und auf andere Ziele hinarbeiten wollen, hätte ich den entsprechenden Ausbildungszweig gewählt.


    Der eintscheidende Faktor ist "zielgleich" oder "zieldifferent", nicht "behindert" oder "nicht-behindert".

    Kann man denn wenigstens alle SEKII Kurse, die einem gegeben werden sollen, ablehnen, mit dem Hinweis darauf, dass man nur für eine SEKI Stelle bezahlt wird?
    Alles andere wäre ja vollkommene Ausbeutung.

    Der Faktor nennt sich wohl Mortalitätsindex und wird mit einberechnet.


    https://www.demogr.mpg.de/de/n…_richtig_abschaetzt_10474

    Danke für den Link. Ich habe jetzt auch selber nochmal nachgeschaut, ob das statistische Bundesamt die Alterung der Bevölkerung auch tatsächlich bei der Berechnung der Übersterblichkeit mit berücksichtigt. Scheinbar ja:


    https://www.destatis.de/DE/The…rbefallzahlen.html#615614

    Inwiefern wird bei der Berechnung der Übersterblichkeit eigentlich berücksichtigt, dass die Bevölkerung immer älter wird? Wenn besonder geburtenstarke Jahrgänge alt werden, ist doch automatisch eine höhere Sterblichkeit zu erwarten, als bei geburtenschwächeren Jahrgängen. Dass wir derzeit von Jahr zu Jahr für einige Zeit eine Steigerung der Sterblichkeit erwarten sollten scheint mir nur schlüssig.

    Oder wird das doch irgendwie "eingepreist"?

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