Alles anzeigenManche deiner Aussagen kann ich nachvollziehen, manche so gar nicht. Insbesondere Punkt 4. Ich kenne einige BKs und das Thema Inklusion ist nun wahrlich keines, was im BBS-System an der großen Glocke hält. Schlicht und ergreifend deshalb, weils einfach ein uralter Hut ist in diesem Bereich, da diese Schulform systembedingt Inklusion und Durchlässigkeit "lebt". An anderen Schulformen ist die Inklusion quasi die "aktuelle Sau, die durchs Dorf getrieben wird", deshalb auch in alle Munde und es ist erwünscht, dass man als Lehrkraft möglichst "Hui" ruft, wenn die eigene Schule mit Inklusion wirbt. Könnte es sein, dass du dich in diesem Punkt ein bisschen in etwas verrennst und einfach davon ausgehst, dass von dir erwartet wird, dass du Inklusionswerbung machst? Das würde mich nämlich beim Kolleg sehr, SEHR wundern. Außerdem sind die meisten BBS riesige Komplexe, räumlich wie personell. Wie viel "sieht" denn deine SL oder deine KuK überhaupt von dem, was du machst? Woher hast du den Eindruck, andere würden von dir erwarten, dass du vor wiederum anderen Menschen irgendwas bestimmtes repräsentieren müsstest? Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals irgendwer bei zB Beratungen von irgendwem "über die Schulter geschaut" hat und darauf geachtet hätte, was ich da wie bewerbe.
Davon ist das System doch schlicht viel zu groß.
Meinen SuS ziehe ich den Zahn auch sehr schnell, dass das Leben ein Ponyhof ist und jeder alles erreichen kann, wenn man sich nur genug anstrengt. Und wenn meine SuS dusseliges Zeug verzapfen, dann sage ich es ihnen auch offen. Trotzdem unterstütze ich jeden dabei, das bestmögliche herauszuholen. Und darum gehts. Nicht, dass jeder das Abitur macht bzw. zu suggerieren, dass das möglich wäre. Aber sehr wohl alles herauszuholen, was es zu holen gibt. Das gilt für mich besonders für die niedrigeren Bildungsgänge. Da ist meine Notengebung mehr denn je pädagogischer Natur und da "puder" ich auch schonmal Hintern wenn ich weiß, dass das dazu führt, dass derjenige am Ende in ein Ausbildungsverhältnis kommt anstatt mit nix auf der Straße zu stehen. Ich finde Noten sowieso nicht sehr aussagekräftig. Wenn jemand eine zentrale Prüfung besteht - supi, mir doch egal, was vorher wie bescheiden gelaufen ist. Und wenn jemand vermeintlich das Abi geschenkt bekommt, dann fällt derjenige noch früh genug auf die Nase. Wer etwas kann und wer nicht, zeigt sich letztlich doch eh nur im praktischen Vollzug, unabhängig von einem Stück Papier, auf dem abstrakte Zahlen stehen. Das kennen wir doch alle aus den eigenen Reihen. Nur weil jemand das Lehramtsstudium gut gemacht hat, bedeutet das nicht, dass das ein guter Lehrer ist.
Warte erstmal die Zeit nach Corona ab. Und versuche deine Situation mal aus einer anderen Perspektive zu sehen, z.B. unter der Fragestellung "was kann ich tun, damit das, was ich tue, nicht für die Füße ist"?
Das, was ich da oben unter #4 geschildet habe, waren meine Erfahrungen aus der Gesamtschule, die ich geistig immernoch mit mir herumtrage. Ich hoffe sehr, dass du Recht hast und es am BK etwas weniger euphorisch zugeht, was das betrifft. Meine Erfahrungen mit Inklusion (wir hatten in meiner alten Gesamtschule in JEDER Klasse meines Jahrgangs mindestens 3 x emotional-sozial) sind einfach super mies, da ich live miterlebt habe, was nach Außen propagiert wird, und was letztendlich wirklich für die SuS getan werden kann (Wir hatten, für die gesamte Schule mit über 1000 SuS, 1,5 Sonderschulpädagogen).
Was sich da am BK abspielt kann ich bislang nur schwer beurteilen, außer dass in meinem Sprachkurs ein Schüler sitzt, der mir wahnsinnig leid tut, da sein Vater (!) darauf besteht, dass er das Abitur machen muss, und er definitiv Hilfe braucht (Begleitung durch eine I-Kraft oder so). Aber das ist, im gegensatz zur Gesamtschule, eher ein Einzelfall, glaube ich.