Wer selbst ein Egoist ist, kennt wahrscheinlich auch nur Egoisten. Ich sehe es nicht so skeptisch. Die allermeisten Leute, die ich so kenne, halten sich an die Regeln. Wer sich angesteckt hat, hat sich den Virus entweder über Schule/KiTa oder im medizinischen Bereich geholt.
Die allermeisten Leute, die ich kenne, halten sich auch an die Regeln. Ich kenne allerdings auch nur vernünftige, gebildete und einsichtsfähige Leute und ich Wage zu behaupten, dass der Anteil der Menschen, der wenigstens zwei dieser drei Eigenschaften (immernoch) innehat, immer geringer wird.
Man weiß immernoch nicht, woher ein Großteil der Ansteckungen genau kommt. Ich denke, man muss kein Karl Lauterbach sein, um zu verstehen, was da passiert: Die Leute halten sich in der Öffentlichkeit und nach Außen hin an die Regeln, im Privaten wird halt geschummelt. Nur ein bisschen hier und da, aber man schummelt halt mal. Man hält sich schließlich perfekt an alle Regeln, wenn man sich dreimal die Woche mit einem anderen Haushalt trifft, dass es jedes Mal ein anderer ist, ist ja regelkonform, ne? Jeder legt die Regeln nur ein kleinwenig zu seinen Gunsten aus und schon haben wir den Salat.
Wie der Bürgermeister von Rostock so schön sagte: "Zoo zu, Bars zu, Kino zu, dann gehe ich halt auf 'nen Wein zum Nachbarn." Das ist genau das, was derzeit passiert, in allem gesellschaftlichen Sphären.
Die Menschen sind der teils sinnlosen/intransparenten/widersprüchlichen Regeln müde, man hat es verpasst, sie mitzunehmen. Ein vergleichsweise kurzer, dafür wirksamerer Lockdown hätte die Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit mehr motiviert, daher auch die Forderung nach härteren Maßnahmen bei Umfragen. Entweder ganz oder gar nicht, aber dieses Rumgeeier legt das Leben vieler Menschen, die sich nach Erlebnissen und Abenteuern sehnen, lahm, ohne die gewünschte Wirkung zu erzielen...also werden noch mehr Menschen regelmüde...und man dreht sich im Kreis.
Diese Pandemie ist in den Augen sehr vieler Menschen bekloppterweise nicht krass genug, um derartige Einschränkungen über Monate hinweg insbesondere in der Freizeit einzufordern (aber bitteschön, alle sollen arbeiten gehen!), denn diese Pandemie ist nicht so sichtbar, wie viele sich das vorstellen. Wenn jeden Tag die Leichen rechts und links aus den Häusern geholt würden, was meint ihr, wie brav die Leute daheim säßen, Masken trügen und Abstand hielten, aus schierer Panik? Für viele Menschen besteht diese Pandemie aus Zahlen und Statistiken, sie wird "herbeigerechnet".
Es hilft nicht, dass wahlkämpfende, intellektuell überforderte Idioten wie Laschet usw. nach Öffnungen krähen und derartige Empfindungen der Unverhältnismäßigkeit noch schüren, während gleichzeitig Viola Priesemann und Karl Lauterbach darauf hinweisen, dass die Langsamkeit des Impffortschritts Fluchtmutationen begünstigen und wir U.U. wieder bei 0 anfangen müssen. Da wird mir ganz anders.
Nur wer allen Ernstes glaubt, dass jemand, der sich bislang brav an alle Regeln gehalten hat und trotzdem kein Ergebnis sieht, den Lockdown, Shutdown oder what the f**k ever nicht allmählich als Kollektivstrafe empfindet, ist wirklich weltfremd. Besonders dann, wenn man nach Italien, Israel etc. schaut und dort fröhliche Menschen in vollen Cafés sieht. Die Disziplin lässt durch die Bank nach.
Meine Meinung? Ich glaube, irgendwann kommt die Politik zu der Erkenntnis, dass zu viele nicht mitmachen, die Regeln keine Akzeptanz mehr finden und man lässt laufen. Langsam vielleicht, aber man lässt laufen.
Ich hoffe nur, dass bis dahin möglichst viele geimpft sind.