Hallo Schokozwerg!
Das ist ärgerlich, was Du schreibst - und ich denke, dass es vielen Kolleg*innen und Kollegen bekannt vorkommen wird,
dass die horrenden Fehlzeiten von Oberstufenschüler*innen zunehmen - so auch hier am Gymnasium in BaWü.
Es gibt 2 Szenarien
1) Das unprofessionelle Szenarium
Jeder Kollege, jede Kollegin versucht, das irgendwie für sich selbst hinzubekommen, kennt die Gesetzeslage nicht unbedingt,
drückt im Zweifel Augen zu und lässt die Schüler*innen irgendwie durchrutschen. Auf Grund von eigener fehlender Zeit kommt
es dann auch nicht zu mündlichen Nachprüfungen, zur Durchsicht/Kontrolle der Schülerordner (haben sie das Versäumte nachnotiert?)
und insgesamt ergibt sich eine Überforderungssituation. Manchen Kollegen/Kolleginnen ist es egal, manche ärgern sich, jeder macht es
mit sich aus. Die Tutoren/Klassenlehrer*innen unternehmen nichts bzw. nur wenig (im schlimmsten Fall).
2) Das professionelle Szenarium
Das Team des Kurses/der Klasse stellt diese Fehlzeiten fest und dokumentiert diese. Die Schulleitung wird informiert.
Es wird eine Klassen-/Kurskonferenz unter dem Sitz der Schulleitung einberufen und die Fälle werden besprochen. An der Konferenz
nehmen alle KuK teil - im Konferenzzeitraum bzw. im Notfall sogar an einem späten Nachmittag. Dabei kommen alle zur Konfi.
Die Schulleitung nimmt die juristische Bewertung der Situation vor, dabei erkundigt sie sich gegebenenfalls an höherer Stelle.
Alle KuK kommen zu einem gemeinsamen Beschluss und handeln gleich.
Hier am Gymi in BaWü war es in diesem Herbst auch so, dass in einem Kurs genau die Situation auftrat, von der Du schreibst.
Daraufhin hat sich der Schulleiter Klarheit zur Situation verschafft, in der Konferenz wurde jeder einzelne Fehlzeitenfall besprochen
und die Schüler*innen, die auffällig oft fehlen, haben nach diesen "Einzelfallprüfungen" nun eine Attestpflicht. Eine generelle Attestpflicht,
die automatisch ausgesprochen wird, ist nicht möglich, wohl aber das Votum der Klassenkonferenz über die Attestpflicht im Einzelfall.
Hier haben die 5 Schüler*innen, die horrende Fehlzeiten hatten (teilweise Ü18) die Attestpflicht nun auferlegt bekommen (in BaWü
gibt es noch einen Zwischenschritt: die Ankündigung der Attestpflicht, stellt sich dann keine Besserung ein, dann erfolgt diese). Die Konferenz
hat in jedem der Fälle dafür votiert.
Sprich: nun haben die Schüler*innen jedes Ml, wenn sie absent sind, die Pflicht, ein ärztliches Attest vorzulegen. Dies ist auch vom Regierungspräsidium
als legitim anerkannt worden (wurde vorher geklärt, s. o.). Seitdem hat sich das Absenzproblem bei den entsprechenden SuS geklärt.
Die SuS handeln so, weil sie sehen, dass sie damit durchkommen - wenn man das dann unterbindet, hört es auch auf. Wirklich kranke SuS werden
selbstverständlich auch anders behandelt (und haben ohnehin Atteste/IKrankschreibungen).
Außerdem ist es so, dass an unserer binationalen Schule bei einem bestimmten Fehlzeitenanteil die Klassenkonferenz beschließen kann, dass der Schüler/die Schülerin nicht in die nächste Stufe gehen kann - auch dies wurde mitgeteilt, auch dies wirkt.
Während der Pandemie haben wir in Präsenz unterrichtet und parallel dazu versucht, den Unterricht - so es denn möglich ist - auf Moodle digital abzubilden.
Ich kann Dir nur raten: höre damit auf. Der Unterricht/das Material findet in der Schule statt - dort dann mit den entsprechenden analogen/digitalen Tools. Im Klassenbuch vermerkst Du das Thema.
Ansonsten haben die SuS die Pflicht, versäumtes Material nachzuarbeiten - Du musst es ihnen nicht auf dem digitalen Silbertablett servieren (an Privatschulen herrscht ggf. ein anderer Wind, an der öffentlichen Schule wohl kaum). Die Schulleitung hier unterstützt dies auch ausdrücklich.
Fazit: Man kommt damit nicht alleine klar, man muss hier als Team agieren. Und dann stellt sich im Zweifelsfall heraus, ob das funktioniert. Jede/r kennt die Situationen, in denen man auf Klassenkonferenzen schwierigste Fälle bespricht und dann Kollegen, anstatt im Sinne das Ganzen zu einer einheitlichen Lösung zu kommen, dann sagen: "Also bei mir ist das nicht so, deswegen votiere ich anders." Das sind dann Momente, die schwierig sind.
Also: Cool bleiben und die Sache an die Schulleitung und die Konferenz abgeben (die von der SL einberufen wird).
Gruß,