Hallo zusammen,
ich bin zweifache Mutter, Kinder sind 10 und 7, und arbeite 19 Wochenstunden LA Gym bei 23,5 Wochenstunden volle Stelle in Niedersachsen. (Englisch/ Musik) Ich arbeite jede Woche deutlich mehr als 40 Wochenstunden und habe so gut wie keine Freizeit. Seit den Weihnachtsferien habe ich KAs/ Lernkontrollen und Klausuren von 5 Lerngruppen abgearbeitet. Seit heute sitze ich an den Grundkurs-Klausuren Englisch. In diesem Grundkurs habe ich zum Glück nur 14 SuS. Dennoch sitze ich immens lange über den Korrekturen der Oberstufenklausuren, sicher auch, weil mir die Routine fehlt und ich wieder und wieder die ganzen Bewertungslisten für inhaltliche und sprachliche Leistung durcharbeite und auch viel Zeit damit verbringe, im Kopf zu formulieren, wie die Leistung eines Schülers nun pro Aufgabe einzuschätzen ist. Ich finde es geistig sehr herausfordernd, zumal die Pflichtlektüren für den Grundkurs sehr anspruchsvoll sind. Wer auch in Niedersachsen unterwegs ist, kann sicher was zu "Fatima the Biloquist..." sagen...über diese Thematik habe ich die Klausur geschrieben und jetzt zum Kern meines Aufschreis: Ich habe heute für die extrem fehlerhafte Klausur einer 12.-Klässlerin, in welcher sich über sechs Seiten nicht ein annähernd sprachlich richtiger Satz befand, 5 - ja, ihr habt richtig gehört - 5 Stunden für die Korrektur gebraucht. Wir schreiben hinter die Fehler entsprechende Verbesserungen. Allein sich durch die Klausur durchzukämpfen und alle Fehler auszuweisen/ zu korrigieren, dauerte ewig - parallel dazu bin ich nicht in der Lage, den Inhalt gleichzeitig zu bewerten und musste wieder und wieder lesen. Am Ende würde ich 03P (max. 04P) geben. 5 Stunden meiner Lebenszeit sind verplempert, ohne, dass es betreffender Schülerin nützen wird - von mir selbst ganz zu schweigen... Das ist ein extremes Beispiel, aber insbesondere bei meiner Fächerkombi frage ich mich, wie lange ich das noch ertrage, dass ich völlig unverhältnismäßig lang korrigieren muss, ohne, dass es irgendeinen Sinn hat, außer lupenrein transparent zu machen, wie schwach eine Arbeit ist... In meiner Wahrnehmung werden es immer mehr so derart furchtbare Klausuren, teils aufgrund extremer Fehlerhäufung oder auch aufgrund eines völlig inakzeptablen Schriftbildes, dass es mir psychisch immer unzumutbarer scheint, mich damit so aufhalten zu müssen. Wie geht ihr damit mental und gegebenenfalls pragmatisch um? Bin für jeglichen Support dankbar!
Ich habe zwei Korrekturfächer, arbeite 75% und kann das so unterschreiben, ich bin ebenfalls sehr genau und unterstreiche eigentlich jeden "Pups". Aber:
1. Ich mache so gut wie keine Positivkorrektur mehr (Lösungen/richtige Antworten/korrigierte Version) aufschreiben, da ich sonst teilweise die ganze Klausur quasi von vorne schreiben würde. Für so einen Stuss habe ich keine Zeit, zumal das niemand liest.
Mit der Zeit kommt mehr Routine rein, falls dich das etwas tröstet. Ich habe pro Durchgang immer 70-90 Deutschklausure da liegen und es ist ein Alptraum, aus den genau von dir genannten Gründen: Oft kaum leserlich ("Runenschrift"), rudimentär erkennbare Satzstrukturen etc. Daraus folgt für mich:
2. Ich interpretiere nicht mehr und lese Sätze nicht mehr x-mal, um vielleicht doch noch einen Sinn zu entnehmen und einen Inhaltspunkt zu vergeben. Was nicht verständlich verschriftlich wird, wird nicht verstanden.
3. Sätze, die inhaltlich und grammatisch so dermaßen inkohärent sind, dass ich nicht mehr weiß, wo ich mit der Korrektur beginnen soll und wie ich alle Korrekturzeichen auf dem halbseitigen (!) Rand unterbringen soll, unterschlängel ich komplett und schreibe eine Zusammenfassung der vorkommenden Fehler aus, R-Fehler markiere ich zudem separat.
4. Ich mache regulär Gebrauch von APO-GOS §13/APO-BK §8 und werte Arbeiten mit zu häufigen Verstößen gegen die sprachliche Richtigkeit und daraus resultierenden Problemen bei der Leserlichkeit um eine Notenstufe ab. Auf die Art und Weise kann an nach und nach aussieben. Diese Vorgehen ist durch unsere hausinternen Leistungsbewetungskonzepte ebenfalls gedeckt.
Fünf Stunden sind exzessiv. Ich leide schon an meinen 40-50 Minuten pro Klausur (Ich unterrichte fast nur Oberstufe, Fachabitur und Abitur). Kürz das, das erwartet niemand.
Mein neuster Rekord: 4,5 Seiten, 297 Fehler.