Beiträge von philanthropos

    Bekanntes Problem, ich fühle mit Dir. Idealismus vs. Realität.


    Entsprächen die Anforderungen an Lehrer realiter den Maximen der in den Landesschulgesetzen formulierten Ideen, so gäbe es sicherlich noch weniger Lehrkräfte. Wir müssen halt mit den Menschen arbeiten, die es gibt. Andere haben wir nicht.

    Ein Lehrer muss Anführer, Philosoph, Menschenfreund und -bändiger, Entertainer und Diplomat oder Politiker sein - alles zugleich. Viele sind einfach mit dem Spannungsfeld intellektuell überfordert, weshalb sie die großen Probleme mit den Strategien kleiner Geister lösen: Neuer Kollege? Lieber lästern als kooperieren. Neue Bestimmung? Erst einmal klagen und bremsen anstatt zu verstehen. Schüler mit schwerer Behinderung? Erst einmal Vortäuschung vorwerfen, anstatt zu integrieren. Kritik anhören? Lieber austeilen und nicht einstecken. Am Ende schützt eine Lehrer sein Ego vor Schule, Schüler, Eltern, Schulleitung, Amt und Gesellschaft, ob gerechtfertigt oder nicht. Und ein jeder Lehrer braucht halt ein großes, unbeflecktes Ego (im positiven Sinne), damit er sich nicht vor den Kindern in die Hose macht. Das ist aber jedem Lehrer vor Berufseintritt bekannt, doch wird nicht jeder aus hehren Motiven Lehrer, nicht jeder hat einen intellektuell angemessenen Zugang zu Pädagogik, Didaktik und Fachwissenschaft: "Das Studium war voll sinnlos", "Als Mutter weiß ich besser, wie man unterrichtet", "Zu meiner Zeit...", "Das ist unnützes Wissen".

    Kurzum: Der Beruf in der jetzigen Form erfordert Fähigkeiten, denen nicht jeder gewachsen ist.


    Man könnte vortrefflich darüber diskutieren ob Transsexualität/Homesexualitat/usw normal ist (ja richtig gelesen, die Frage ist durchaus erlaubt). Ob die 7 Zwerge bei Schneewittchen heute unhaltbar sein soll (für Disney scheinbar schon). Ob in jedem Film mittlerweile mindestens 1-2 Personen trans/homo sein müssen...

    Diese ganze woke/gender-Zwangsumerziehungsversuche sind derart extrem ausgeufert, dass ich den Freundeskreis deines Mannes sehr gut nachvollziehen kann. Ich kann es auch nicht mehr hören. Wenn schon auf Aufstand veranstaltet wird, weil einige der Meinung sind, man müsste Gendern sollten diese mal aus ihrer Bubble herauskommen.


    Vielleicht sollte man nicht mit aller Gewalt versuchen anderen seine Meinung aufzuzwingen und wenn diese nicht mitziehen, die Person sofort als elender Nazi zu beschimpfen.


    Persönlich ist mir beides zuwider. Den rassistischen Kollegen/Schüler der Leute drangsaliert weil sie homosexuell sind kann ich ebenso wenig abgewinnen wie dem Ultra-Woke-Verfechter, dem/der Schaum vor dem Mund zusammenläuft wenn man nicht alle vermeintlichen 72 Geschlechter aufgezählt hat.

    Oh, Sky, danke für diese ehrenhafte Erleuchtung. Jetzt verstehe ich endlich diese Sache viel besser. In Wirklichkeit geht es ja gar nicht um die Verwundbarkeit marginalisierter Gruppen und ihren Ängsten vor Diskriminierung - die sollen das schön daheim machen müssen - das größte Opfer bist natürlich Du selbst. Jetzt liegt es alles auf der Hand! Eine unglaubliche Ungerechtigkeit. Da wagt es Disney, Filme ohne Deine Zustimmung zu kreieren. Man sollte immer vorher um Erlaubnis fragen - das gebietet der Anstand.


    Es ist eine Ungerechtigkeit titanischen Ausmaßes, dass über dieses gruselige "Gender" gesprochen wird - selbst dieser Duden hat schon drei. Kaum zu fassen. Maskulinum, Femininum, Neutrum? Sowas hat doch an Schulen und in Köpfen keinen Platz. Wie schon in der Bibel steht: Es gibt nur den Bübchen - finito!


    Aber es jammert mich Deiner am meisten in dem Punkt, dass Dir diese Leute ihre Meinung mitteilen und Dir nicht zustimmen. Das geht ja gar nicht. Das macht doch den wahren Leidensdruck aus: Wenn niemand zustimmt, schrecklich. Und was macht man natürlich, wenn man Menschen trifft, die anders denken? Richtig: Die eigene Meinung paragraphenweise bis zur Erschöpfung ausrollen - ob es die anderen interessiert oder nicht, ist ja nur beim Outing wichtig. Das sind doch hehre Prinzipien, die es zu verteidigen gilt.


    Ich werde mal beim Spiegel anrufen und von dieser Geschichte berichten. Vllt. gibt es eine Titelstory. Danke für die Aufdeckung dieses eklatanten Missstandes in unserer Gesellschaft, Du hast wahre Zivilcourage bewiesen. :rose:

    Zunächst: Ich persönlich finde es lobenswert, dass Du Tratsch und Lästereien a priori und prinzipienfest ausschließt.


    Sicherlich muss jeder einmal seine Negativität abladen. Das Problem ist: Ein Kollegium ist keine Familie. Wir sind alle Mitglieder einer stressintensiven Institution; wir müssen auf Dauer funktionieren und zusammenarbeiten - besonders für die SuS.


    Für den, der Frust ablädt, lästert, kritisiert etc. ist es ein kurzfristiger Gewinn; für den, der es anhören muss nicht unbedingt. Du sagst ja, dass Dich dies beschäftigt. Ist es fair, dass Du, die Du ja auch durchhalten willst, für so viel an Negativität herhalten musst? Kann er die Grenzen Deiner psychischen Gesundheit nicht respektieren?


    Dann, um Deine Frage zu beantworten: Wahrscheinlich. Wer keine Hemmungen hat, sich an derartigen, scheinbar unfairen Dingen abzureiben - Teilzeitkräfte machen weniger, werden aber auch schlechter bezahlt -, der findet sicherlich auch an Dir das Haar in der Suppe.


    Ich kenne diesen teenagerhaften Schwall an Geläster und Negativität zu gut. Es belastet mich sehr und ich bin daher auf Distanz gegangen. Wenn Du klare Grenzen ziehst, machst Du Dich unbeliebt, gewinnst aber Respekt - und findest schnell die Kollegen, die sich reifer verhalten.


    Bei uns sind es vor allem die älteren Damen, keine Ahnung, warum. Das geht sogar so weit, dass vor SuS über Lehrkräfte geredet wird. Eine Referendarin hat bei uns unter Tränen aufgehört. Am schlimmsten empfinde ich die Kollegen, die wüst über die SL schimpfen, dann aber nett und freundlich vor der SL lächeln und betonen, wie engagiert sie doch seien. Solchen Menschen muss man nichts Persönliches mitteilen und Du lebst besser ohne diesen Unsinn.


    Und zum Thema "Zusammenhalt": Lästern mag zwar ein Gruppengefühl stärken, das aber auf Kosten Dritter. Es schadet dem Zusammenhalt im Kollegium (Zickenkrieg, Vorenthalten von Infos, Schmollen etc.) und ist unkollegial. In schlimmen Fällen kann es auch arbeits-/dienstrechtliche Konsequenzen für den Lästerer haben.


    Und zuletzt: Wir müssen den Schülern doch auch ein kleines Vorbild sein.

    Und noch ein Wort zur steilen These ("Putin will ja Frieden, weil das Macron glaubt").


    Macron hat in einem Interview geäußert, dass er nur hoffe, daran glaube, dass Putin gesprächsbereit sei. Dieses Eingeständnis entlockte ihm der sehr fähige Moderator; dieser fragte nämlich, wie ein guter Frieden beschaffen sein sollte. Macron: Putin habe einen historischen Fehler gemacht, er allein habe sich von Verschwörungserzählungen verleiten lassen, er alleine habe so entschieden. Daraufhin der Moderator: Wäre ein Mann, der so viel Macht habe, aber einen derartigen Fehler selbst zu verantworten habe, überhaupt dazu fähig, selbst einen guten Frieden schließen? "Is he still rational?" - "Ist er überhaupt noch bei Verstand?" Macron: "I do hope, I do believe in that. - "Ich hoffe, ich glaube daran."


    War das nicht schon ein eindeutiges Eingeständnis des Vermutens, nicht des Wissens, so folgte darauf das übliche Drama und Macrons Fehler offenbarte sich noch mehr; er überzeugte Biden, Putin Verhandlungen anzubieten. Biden sagte diese zu, aber nur in consensu mit den Bedingungen der Ukraine, nämlich, dass alle russischen Truppen aus annektierten Gebieten zurückzuziehen seien. Peskov lehnte gestern, glaube ich, diese Bedingungen ab. Gleichzeitig behauptet die russische Propaganda, dass Biden schon um Frieden bettele; in Folge dessen hat heute Biden erklärt, dass er nicht mit Putin verhandeln wolle. Macron hat also der russischen Propaganda mit diesem Drama einen Bärendienst erwiesen.


    Ich frage mich jedenfalls, wie man aus einer ntv-Schlagzeile eine derartig steile These ableiten kann...

    Der französische Präsident faselt also und der Begriff Verhandlung muss erst definiert werden. Wird immer spannender....

    Hey, also erst schreibst Du, von Dir selbst so überzeugt, mit so herrlichen Worten Handlungsanweisungen für diese achso miserable Politik, und dann, sobald Kritik erscheint, ziehst Du Dich so zynisch zurück. Wenn Du denn so ein verkanntes analytisches Genie der Diplomatie bist, dann wird es Dir doch leicht fallen, hier kurz und klar darzulegen, was Verhandlungen, und darüber hinaus, was auch erfolgreiche Verhandlungen ausmacht. Na, da bin ich mal gespannt!

    Interessant ist ja,...

    Die Logik ist doch schräg. Es geht doch, vor allem in den vorangegangenen Posts, um die Verhandlungsbereitschaft der russischen Seite. Vllt. hilft Dir ja folgender Denkansatz auf die Sprünge: Definiere doch bitte einmal den Begriff "Verhandlung"...

    Das Putin nicht verhandeln möchte, ist Quatsch.

    Mh, es ist doch schon amüsant, dass auch heute noch die Geschichte des 20. Jhdt. die angeblich aufgeklärten Menschen vollkommen ausgetrickst hat. Die Unfähigkeit, Propaganda, Sprache und "Doppeldenken" analysieren zu können, hat schon so manch einen Bürger in Wirrnis gebracht.

    Heute hat einer die frisch überpinselte Wand am Supermarkt mit 'Terrorstaat USA go home' oder so ähnlich besprüht. Es ist wieder mal bemerkenswert, auf welchen Zug die Freien Sachsen und ihr Anhang aufspringen.

    Ah, Freie Sachsen, nicht überraschend. Der Zug ist aber hausgemacht: Antiamerikanismus ist eben eine tiefer verwurzelte Erscheinung in Deutschland, teils unverschuldet, teils verschuldet. 9/11, Irak, Afghanistan, "America first!" haben eben nach dem Kalten Krieg einen bitteren Nachgeschmack; auf der anderen Seite hatten wir Kanzler, die in Russland überall nur "lupenreine Demokraten" sahen. Und für Sachsen: Also da gibt es schon ganze Generationen, die antiamerikanisch und prosowjetisch ("prorussisch") indoktriniert wurden - und da kommt halt auch der NATO-Osterweiterungsmythos leicht durch. Wichtiger wäre es daher für Lehrer in Sachsen, die Zusammenhänge zu kennen und zu benennen. Vielen ist z.B. gar nicht die Rolle Jelzins für die Genese der russischen "Dolchstoßlegende" bewusst.

    Nachtrag: Wobei, die erste Verteidigungslinie im Kalten Krieg war die Weser. Da kann ich praktisch zu Fuß hingehen. Nur womit wollen wir da kämpfen?

    Der Vergleich zur Weser-Lech-Linie ist interessant, da es von amerikanischer Seite damals durchaus den Willen gab, Teile Deutschlands zu "opfern". Ein explosives Detail des Kalten Krieges. Manch ein Deutscher müsste sich wohl daran erinnern, wenn er von den Ukrainern verlangt, eigene Gebiete aufzugeben - u.a. Hr. Vad.

    Warum muß sich Deutschland für seine geographische Lage permanent rechtfertigen?

    Meinst Du nicht, dass ein wohlhabendes bevölkerungsreiches Land mit großem Rüstungspotential, das eine eher traditionell kontinental geprägte Sicherheitsarchitektur bevorzugt, gewisse Verantwortungen in einem u.a. Europa umfassenden Bündnis hat?

    Ja, genau das ist das logische Problem, das Du m.E. sehr richtig kritisierst. Auf der einen Seite ist es doch communis opinio, dass Respekt im Kollegium das bessere Klima schafft, den SuS ein größeres Vorbild ist und letztendlich auch kooperative Effizienz schafft, auf der anderen Seite behaupten manche, nicht alle (liegt sicherlich auch an der Forenblase), dass das Alter oder die "Erfahrung" objektive Faktoren für den Grad des Respektes seien. Wäre dem aber so, dann bestünde die Kollegialität aber nur darin, dass die Senioren (im klassischen Sinn) höhere Ansprüche an neue oder jüngere Kollegen haben - aber genau das ist es ja, was den Jüngeren im Thread vorgeworfen wurde: Zu hohe Ansprüche. Wie oft sich die Menschheit doch selbst belügt.


    Zum Punkt "Alter und Erfahrung": Hier unterliegen sehr oft viele Menschen einem Irrtum, nämlich, dass es ein konstantes Verhältnis "Lebenszeit"-"Verbesserung der kognitiv-sozialen Qualitäten" gebe. Zunächst: Wir alle sind nun einmal unterschiedlich (evtl. sollten sich ältere Semester im Bereich "Entwicklungspsychologie" weiterbilden lassen, es lohnt sich), und deshalb entwickeln wir uns unterschiedlich schnell, haben unterschiedliche Erfahrungen und ziehen unterschiedliche Schlüsse aus unseren Aktionen. Ferner: Wir sind auch alle genetisch-hygienisch-psychisch unterschiedlich - es gibt Lehrer mit Behinderungen oder per natura kognitiv-sozialen Einschränkungen oder Traumata - da hilft das Alter auch nicht.


    Ein paar Beispiele: Alte Lehrerin, vom Leben enttäuscht, wird verbittert, zynisch, faucht die Jungs an, bringt damit eine Reihe dieser zum Scheitern. Alte Lehrerin: Offen, lustig, fürsorglich, power woman, trotz herber Rückschläge im Leben. Alte Lehrerin, die das Buch der 90er niemals ausgewechselt hat und den Kindern ernsten Gewissens mitteilt, dass es keine Ehe für alle gebe. Alte Lehrerin, die den SuS nicht einmal den Ukraine-Krieg erklären kann, junger Kollege, der sogar diesbezügliche Ängste nehmen konnte. Alte Lehrerin, die Autismus für ein Hirngespinst hält und deswegen nicht einmal einen Nachteilsausgleich akzeptieren will. Ein alter Lehrer, der sein Fach für das wichtigste hält und das unentschuldigte Fehlen von SuS deckt, solange als es die Benotung in seinem Fach nicht stört. Ein alter Lehrer, dessen Schülerin aus Angst vor ihm kollabiert. Und vieles mehr. Würden nur diese Kollegen qua Alter der Maßstab für jüngere Kollegen sein, würde etwas im System selbst nicht funktionieren. Deshalb allein ist es wichtig, dass Jüngere Ältere kritisieren müssen - Altersfaulheit ist ebenso problematisch wie der hier so oft bejammerte Jugendeifer.


    Deshalb gilt auch für Lehrer das Leistungsprinzip: Respekt und Anspruch an Qualität und Empathie u.dgl. ist altersunabhängig und auch ältere Kollegen müssen trotz ihrer Dienstjahre beweisen, dass sie immer noch fähig in vielerlei Hinsicht sind.

    Und behaupten kann man ja erst einmal viel.

    Ich sehe schon, dass Du mit dem sächsischen Bildungswesen nicht so vertraut bist. Ich zitiere mal den INSM-Monitor:


    „In Sachsen wurde im Jahr 2020 nur ein relativ geringer Anteil der Studienanfänger in einem Bachelorstudiengang eingeschrieben (Sachsen: 51,6 Prozent; Bundesdurchschnitt: 72,8 Prozent). Darüber hinaus fielen die Wiederholerquoten in den Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I leicht höher aus als im bundesweiten Durchschnitt.“;


    ferner: "Verbesserungspotenzial besteht jedoch noch bei der Schulabbrecherquote. Diese lag im Jahr 2020 in Sachsen bei 7,8 Prozent, während sie im Bundesdurchschnitt 5,8 Prozent betrug.“


    Vllt. können sich ja Deine ehemaligen Schüler*innen dafür einsetzen, die Situation in Sachsen fundamental zu verbessern.



    Ich weiß, dass überall in deutschen Schulen viel schief läuft. Doch was läuft in diesen Bundesländern besser?


    Hey, ich kann zumindest ein wenig über Sachsen urteilen, meine Schlussfolgerung mag evtl. überraschen: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.


    Ein Wechsel der Perspektive: Welches Land schneidet denn international bei Pisa immer recht gut ab? China. Warum kopieren wir dann nicht einfach das chinesische Bildungswesen? Eben weil die Kunst, Tests zu bestehen, keineswegs dazu beiträgt, einen freien, kritischen Bürger zu erziehen.


    Die Lernkultur hier stammt noch aus einer alten Zeit - und eine alte Lernkultur bringt eben bei alten Testverfahren bessere Ergebnisse. Wenn es aber darum geht, die Schüler zum Nachdenken anzuregen, oder sie zu aktivieren, etwas selbständig zu tun, dann sind sie recht hilflos. Das sieht man ja auch erschreckenderweise bei Themen wie Zuwanderung, Impfung und Ostalgie. Sachsen hat eine hohe Schulabbrecherquote und Inklusion existiert hier kaum. Die Eltern sind oft eher Gegner der Kinder, nicht ihre Unterstützer. Und was bringen dann die scheinbar guten Ergebnisse? Es ist doch eine Grundfrage: Was will ich mit Schule erreichen? Erziehung, Persönlichkeitsentwicklung oder gute Ergebnisse oder einfach nur formale Aspekte?


    Zudem: Ein langfristiger Effekt dieser Ergebnisse auf die Zivilgesellschaft ist nicht absehbar. Wenn die formale Bildung derart stabil ist, warum schlägt sich dies nicht in der politischen Realität des Freistaates nieder?

    Habt ihr sowas in Geschichte/Gemeinschaftskunde mit den Schülern, bzw. im Lehrerzimmer mit den Kollegen diskutiert?

    Ich würde das Thema gern breiter beantworten: Das Problem im GG-Unterricht und im Kollegium sind ja nicht die Sirenen und Schutzräume, sondern die absurden Gräben, die seitdem aufgebrochen sind. In GG haben die Lehrkräfte weder über Ursachen des Krieges noch die Bedeutung der Zeitenwende für Deutschland geredet (Oberstufe). Ich zeigte die Scholz-Rede, war mir anfangs unsicher, ob die SuS nicht einschlafen - siehe da: Sie alle waren aufmerksam und hatten tausende Fragen: "Werden meine russischen Freunde deportiert?", "Ich habe Angst, weil meine Mutter Russin ist.", "Ich habe Verwandtschaft in der Ukraine...". Es war notwendig: Der Kanzler hat ja ausdrücklich gesagt, dass russischstämmige Bürger in Deutschland nicht diskriminiert würden. Das beruhigte schon ungeheuerlich. Natürlich wurde die Rede kritisch aufgearbeitet. Anschließend wurde die ukrainisch-russische Geschichte durchleuchtet und Russlands Politik seit 1990. Dann aber in den anderen Kursen, in denen die SuS darüber nichts lernten: "Heim-ins-Reich"-Argumente ("Da leben eh Russen"), die jedes Völkerrecht missachteten, wirre Verschwörungstheorien über die USA und die NATO etc., kein Wissen über die Diplomatie, "Zwischeneuropa", Helsinki, Budapest und die Parallelen zur eigenen Geschichte - und siehe da: Die gleiche Rede fand dann auch im Lehrerzimmer statt. Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass sich dies alles in einem ostdeutschen Bundesland abspielt. Die Glorifizierung des postsozialistischen Russlands ist hier eine absurde und groteske Sitte der älteren DDR-Semester - ganz vergessen die Zeit, als man selbst noch unter der Besatzung litt. Wie kann ich die SuS das Völkerrecht lehren, wenn immer noch Eltern und Lehrer an das sozialistische "Doppeldenken" glauben?

    Ein weiteres logisches Problem des Threaderstellers: "Meriten" - ist das Privileg des Dienstalters per se Meritokratie?


    Wir haben eine Kollegin, die kurz vor dem Ende ihrer Karriere steht - durchweg seit 2017 lehrt sie aber, dass die gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland verboten sei. Ich wüsste nicht, wie man diese "Meriten" benennen sollte. Dann haben wir junge Kollegen, die in kurzer Zeit den Schulsport wiederbelebt haben, eine Schülerin aus häuslicher Gewalt befreiten und neue Perspektiven in die Büros brachten - das war keine Frage des Alters, das sich ja da nirgends gerührt hatte, sondern der Courage.

    Hallo zusammen,


    ich habe seit einigen Jahren weniger mit neu einsteigenden Kolleginnen und Kollegen zu tun, weil wir gut besetzt waren.

    Ich tausche mich aber mit vielen Kolleginnen und Kollegen an anderen Schulen aus und dort heißt es, dass gerade die neu einsteigenden Kolleginnen und Kollegen hohe Ansprüche an für sie günstige Stundenpläne sowie Einsatz in interessanten Klassen haben beziehungsweise auch den Unterricht alter Kollegen belehren. Zu meiner Zeit war es so, dass man sich als Neueinsteiger hinten anstellt und sich erst langsam die Meriten (besserer Stundenplan, gute Klassen) verdienen musste. Inwiefern tickt die „neue Generation“ anders?

    Also ich sehe diese Phänomen bei uns vermehrt in der alten Generation. Derartige Beobachtungen könnten mich jedoch zu der Schlussfolgerung führen, dass das Anspruchsdenken älterer Generationen selbst nicht verdient sein mag - aber Du siehst: Solche Gedanken, wie Du sie eröffnet und wie ich sie weitergesponnen habe, führen zu fragwürdigen Schlüssen. Alter schützte noch nie vor Fehlern...

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