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Original von Mooonaaa
Ich bin zur Zeit Praktikantin an einem Gymnasium...Heute hat die zweite Woche begonnen. Unter anderem habe ich letzte Woche in einer Klasse 7 (33 Schüler) hospitiert (Fach: Französisch). In dieser Woche ist die Lehrerin auf Klassenfahrt gefahren und hat mich gefragt, ob ich bereit wäre sie zu vertreten. Ich habe zugesagt, denn im Anschluss an mein Praktikum werde ich an dieser Schule eine U-plus-Stelle (Unterrichtsgarantie plus, Hessen) annehmen und sowieso für Vertretungsstunden zur Verfügung stehen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Praktikanten in NRW gar nicht aufsichtsbefugt sind. Im Gegensatz zu Referendaren sind sie nämlich nicht im Schuldienst, als gar keine Angehörigen der Schule. Von daher hätte die Lehrerin dich gar nicht fragen dürfen, ob Du sie vertreten willst. Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn vertretungsmäßig Not am Mann ist, auf solch eine Notlösung zurückgegriffen wird - aber doch bitte nur, wenn sichergestellt ist, dass die Praktikant/die Praktikantin mit der Klasse gut bekannt ist, dort schon unter Anleitung mindestens eine Stunde gegeben hat und mit den Schülern gut zurechtkommt.
Zudem hat die Lehrerin anscheinend weder Dich noch die Klasse so vorbereitet, dass es klappen konnte. Übles Fehlverhalten von ihr, das Du jetzt ausbadest.
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Original von Mooonaaa
Also, ich sollte heute die 7 bei ihren Aufgaben beaufsichtigen, die sie von ihrer Lehrerin bekommen hatten. Ich kam an, angeblich war kein Schlüssel zum Aufschließen der Klasse da (Schüler haben dort Schlüsseldienst), so dass ich einen Lehrer bat den Raum aufzuschließen. Klassenbuch war auch keins vorhanden (--> schön ausgedacht!).
Bei uns dürfen Schüler auch keine Schulschlüssel handhaben - dazu sind sie nicht befugt, weil sie im Verlust- oder Missbrauchsfall nicht rechtlich haftbar zu machen sind. Klassenbuch - üblicherweise eine Verantwortung, die ein Schüler hat - meistens sind es zwei, falls der eine mal krank ist. Diese praktischen Einzelheiten hätte die Lehrerin mit Dir und der Klasse genau besprechen müssen.
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Original von MooonaaaDie Schüler sahen es nicht ein mir zu zu hören. Die sonst eher folgsame Klasse hörte überhaupt nicht zu, ließ sich von einer Praktikantin nichts sagen. ..."Das können Sie nicht machen, Frau XY macht das auch nie." Ich habe nur gemeint, ich hätte das beschlossen und würde das mit Frau XY besprechen, das wäre jetzt so und aus! ...
Schließlich habe ich die Hefte eingesammelt und mit nach Hause genommen. Das Ergebnis: kaum richtige Antworten, wenn überhaupt.
Mir graut es ehrlich gesagt schon wieder vor Donnerstag, wo ich die Klasse noch einmal eine Stunde haben werde. Für diese Stunde haben sie auch noch Aufgaben, die sie wahrscheinlich wieder nicht machen wollen...
Nun habe ich mir eine Klassenliste besorgt und vermerkt, wer die Aufgaben überhaupt gelöst hat und werde ihnen ihre Hefte zurück geben. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht alles zu verbessern. Die Aufgaben waren fast nur hingeschmiert. Teilweise habe ich etwas vermerkt.
Mach auf jeden Fall einen nüchternen Kommentar zur Qualität der Leistungen, die Du der Lehrerin natürlich zeigen wirst, damit sie sie für Leistungs- und Kopfnoten heranziehen kann.
Ja, die Schüler nutzen solch eine Situation gern aus, denken aber nicht weit genug und rechnen also nicht damit, dass ihr Verhalten Folgen haben wird. Sage ihnen, dass es Folgen haben wird. Welche - da lass dich auf keinen Fall auf eine inhaltliche Diskussion mit der Klasse ein, sondern sage, dass Du das mit der Lehrerin und eventuell auch der Schulleitung besprechen wirst. Stelle sie dann vor die Wahl: noch so ein peinliches Arbeitsverhalten wie heute, und es wird Folgen geben (welche, werden sie dann schon sehen) - oder aber sie arbeiten Donnerstag anständig, dann wirst Du "mal Gnade vor Recht ergehen lassen" und das Fehlverhalten "vergessen". Wenn Schüler nämlich die Wahl haben, bist Du nicht allein im Zugzwang, sondern sie sind selbst verantwortlich dafür wie sie sich entscheiden.
Sprich auch mit anderen Lehrern - such eine vertrauenswürdige Person und bitte um Rat und Unterstützung der praktischen Art, wie sie ein Forum nicht leisten kann, weil wir hier ja nicht bei Dir vor Ort sind.
Und vor allem - bleib bei den gestellten Aufgaben, stell notfalls zusätzliche, aber belohne die Schüler nicht noch für ihr Fehlverhalten, indem du "was Schönes" wie Film gucken oder Spiele machst - daraus lernen die nur genau das Falsche, nämlich dass Unverschämtheit sich lohnt.
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Original von Mooonaaa Dachte immer, ich wäre die richtige für diesen Beruf, nur DAS muss man sich echt nicht bieten lassen. Will aber auch nicht aufgeben und sagen: "Nein, ich übernehme den Donnerstag nicht."
Diese Einstellung ist schon mal gut! Kopf hoch!
putzi