Ich habe ein Jahr lang in einer 3.Klasse ein Kind mit Down Syndrom erlebt.
Es handelte sich um ein relativ fittes Mädchen, das zumindest sprechen und sich allein anziehen und zur Toilette gehen konnte. Außerdem war sie auch die meiste Zeit lieb und freundlich und hatte sehr engagierte Eltern.
Persönlich bin ich allerdings der Meinung, dass eine Regelschule für geistig behinderte Kinder überhaupt kein geeigneter Förderort ist.
Für die anderen Kinder ist ein behindertes bestenfalls eine Art Maskottchen, und dass sie es nicht ernsthaft mobben, liegt nur daran, dass es permanent von einer Integrationskraft begleitet wird. Dieses aufgeschlossene und neugierige Mädchen hätte auf einer Förderschule sicherlich schnell Anschluss gefunden, so aber eckte sie durch die ihr eigene, unvermeidliche Distanzlosigkeit an, und wurde nie ins Spiel integriert, da sie den anderen in keiner Weise kognitiv gewachsen war.
Vom Lernstoff her war das Mädchen nicht ansatzweise auf dem Level der anderen. In der dritten Klasse war sie immer noch dabei, einzelne Buchstaben zu lernen und Äpfel auf Bildchen zu zählen. In Deutsch und Mathe wurde sie im Nebenraum von der Integrationshelferin (die dafür weder qualifiziert war, noch dies überhaupt offiziell übernehmen dürfte) "unterrichtet", in den anderen Fächern saß sie mit im Unterricht, und die Integrationshelferin bemühte sich, dass das Mädchen nicht allzu sehr durch dazwischen reden oder spontane Einfälle störte. Manchmal meldete sie sich und versuchte sich am Unterricht zu beteiligen, wobei ihre Beiträge aber fast immer das Thema völlig verfehlten.
Ich habe an einer Förderschule und in einer Behindertenwerkstatt erlebt, wie viel besser auf solche Behinderungen in einem wirklich darauf eingestellten Umfeld mit passenden Lernmethoden eingegangen werden kann, und wie viel mehr an sozialer Interaktion geistig behinderten unter ihresgleichen möglich ist. Förderschulen haben meiner Meinung nichts mit Ausgrenzung zu tun, sondern sind für viele Betroffene ein Segen. Wenn ich selbst ein behindertes Kind hätte, wäre ich gegen die so gut gemeinte Inklusion.