ich hab mich mit meiner lieben Schwester darüber regelrecht entzweit und finde das wirklich tragisch.
Traurig!
Ich bin kein Soziologe, daher habe ich sicherlich auch nur bruchstückhafte Kenntnisse, versuche mir aber gelegentlich aus dieser Warte einen Reim auf die Ereignisse zu machen.
Ich sehe das als eine gesamtgesellschaftliche Fragestellung mit dem Titel "solidarisches Verhalten".
Das Leben der Menschen in Ballungsgebieten ist bestimmt von einer, meiner Meinung nach, "ungesunden Enge".
Weite, als Erfahrung, fehlt schon häufig in prägendem Altersabschnitten. Weite meine ich hier wörtlich, ich habe lange in Gegenden gelebt die eine enorme Weite, also Abgeschiedenheit und verhältnismässig wenig Menschen/Fläche haben.
Diese räumliche Enge führt (Biologie) zu höherem Stress (und Aggression) im System. Das führt im Idealfall zu angepassten Bewältigungsstrategien, im suboptimalen zu individuellen Schwierigkeiten, und im schlechten zu chronischen Krankheitsbildern.
Jetzt kommt auf einmal eine Ausnahmesituation und social distancing ist gefordert. Da funktionieren die antrainierten Bewältigungsstrategien auf einmal so gar nicht mehr. Es fehlen Orientierungen, und dazu kommen teilweise recht unglückliche Kommunikationsstrategien verschiedener politischer Ebenen.
Die Aufgabenstellungen für Handlungsbevollmächtigte sind ja auch nicht einfach, da es sich eben um eine hochgradig dynamische Sítuation (jede Pandemie!) handelt. Hier ist also auch ein hohes Maß an Antizipationsfähigkeit gefordert, und das bringt nicht jeder automatisch mit, was kein Vorwurf, sondern einfach eine Feststellung ist.
Das Patentrezept gibt es hier genauso wenig wie den einen Impfstoff.
Ein gesellschaftlicher shutdown bedeutet ja auch verstärkt Unsicherheit, Verlust, Orientierungslosigkeit u.v.m., hier entstehen auf einen Schlag, um es bildich auszudrücken, viele kleine und größere Macht-Vakuen.
Diese Vakuen werden in Krisensituationen, das lehrte mich zumindest ein längerer Blick in die Medizingeschichte, immer schnell von Menschen und Gruppen erkannt und besetzt die "sehr eigene" und häufig nicht immer lautere Absichten verfolgen.
Meiner Meinung nach ist das wirksamste Gegenmittel hierzu immer noch solidarisches Verhalten. Genau dieses ist aber seit ein paar Wochen schon auf dem Rückzug, und das macht mir ehrlich gesagt sehr große Sorgen.
Warum?
Weil ich weiss, dass es nur der Überschreitung einer, relativ kleinen, kritischen Masse bedarf um eine Strategie selbsttragend durchzusetzen. Dazu gehört meiner Beobachtung nach z.B. das absichtlich provokante Nase frei, oder gar keine Maske Phänomen. (critical mass, treshold model: Schelling, Granovetter et al. sociodynamics, game theory) Das ist den verschiedensten Akteuren natürlich auch bekannt.