Beiträge von Tigerfox

    Ohne jetzt den gesamten Thread gelesen zu haben, möchte ich zur Ausgangsfrage auch mal was beitragen.


    Ich bin nach meiner Ausbildung an einer Gesamtschule im tiefsten Ruhrpott und einer Vertretungsstelle in einer Großstadt im Sauerland an eine sehr kleine Dorfschule in Niedersachsen an der niederländischen Grenze gekommen.

    Ich kann die Schwierigkeiten einer Schule im Ballungsgebiet nachvollziehen und wirklich gibt es vieles davon hier nicht, dafür andere Schwierigkeiten:


    - größere Bildungsferne und mangelndes Interesse. Es gibt nahezu keine Akademikerhaushalte und sehr viel weniger bürgerliche Haushalte, die Kinder sind vielfach echt Bauern. Studieren ist seltenst das Ziel und auch der Wert eines Abiturs ist hier nicht so hoch. Wir haben im Ort nur 28% Gymnasiastenquote, im Nachbarort 35%, deutlich unter Landesdurchschnitt

    - Deswegen und wegen der allgemein dünnen Besiedlung kämpft unser Gymnasium ohne Oberstufe (die gibt erst im nächstgrößeren Ort) seit einigen Jahrgängen mit der Einzügigkeit. Als ich gekommen bin, war es angenehm, die Klassenstärke lag eher bei 25 als bei 30, jeder Klasse hatte ihren eigenen Lateinkurs. Nun gibt es überall nurnoch einen Lateinkurs pro Jahrgang mit ca. 30 SuS, im dritten Jahrgang infolge lag die Klassenstärke von Anfang an näher an 15 als an 20, in einem Jahrgang droht die Einzügigkeit.

    - daraus folgt eine geringe Anzahl an Stellen, die dann natürlich auch nicht optimal besetzt sind, so dass es manchem Fächern sehr mangelt und in manchen totaler Überhang ist. Als Folge muss man viel fachfremd unterrichten (ich habe Geschichte und Latein, mache aber noch Erdkunde und Werte & Normen, demnächst vielleicht auch Politik) oder Abgeordnet wird (nicht zwingend an die gleiche Schulform, ich war schon an der Hauptschule, viele KuK an Grundschulen)

    - trotzdem haben wir noch viele SuS, die nie eine Empfehlung zum Gymnasium bekommen hätten und auch von Anfang an Probleme haben

    - v.a. die Jungs haben gerade so mit minimalem Aufwand die Versetzung schaffen zur Kunstform erhoben

    - die Eltern vermitteln den Kindern selten Motivation und Ehrgeiz, wenns am Gymnasium nicht klappt ist auch nicht schlimm

    - statt südländischem Migrationshintergrund haben wir vielfach niederländischen Migrationshintergrund und irgendwie haben die fast alle einen kleinen Flodder in sich

    - Die Deutschkenntnisse sind katastrophal, viele SuS geben sich keinerlei Mühe, dass, Rechtschreibung, Groß- und Kleinschreibung oder Zeichensetzung richtig zu machen. Selbst die Leistungsfähigen haben da große Defizite, die mit niederländischem Hintergrund sind natürlich die schlimmsten

    - Ein sehr großer Teil ist absolut Maulfaul, egal was man da vorne für ein Feuerwerk abfackelt

    - ab 14-15 wird regelmäßig harter Alkohol gesoffen


    Allerdings muss ich sagen, dass es am größeren Gymnasium in der Nachbarstadt schon deutlich besser war, als ich mal abgeordnet war, vor allem was den Wert des Abis angeht. Meine Freundin, die in der Kreisstadt am großen Gymnasium unterrichtet und vorher auch an einem guten Gymnasium im Ruhrpott ausgebildet wurde sagt immer, dass sie keinen Unterschied bei der Schülerschaft bemerkt.


    Wir wollen hier wieder weg, allerdings mehr aus persönlichen Gründen. Bei mir spielen auch berufliche eine große Rolle, bei meiner Freundin eigentlich nicht. Mit den pflegeleichten, aber leistungsschwachen SuS würde ich es aushalten, aber es ist nicht in Aussicht, dass ich irgendwann mal nicht fachfremd unterrichten oder mit Abordnung rechnen muss und die Oberstufe vermisse ich auch.


    Das hier kann ich übrigens auch bestätigen:


    Zitat

    Ein bisschen Anonymität muss schon sein. Ich fand es auf dem Dorf schrecklich - das Klientel ist ein anderes, aber nicht zwigend leichter. Und mir sind vor allem die Eltern aus ländlichen Gegenden sehr negativ aufgefallen, da sie ständig untereinander konferiert haben, anstatt entsprechende KuK einfach mal um ein Gespräch zu bitten. Und dann treten sie gerne nachbarschaftlich in Horden auf, wenn es darum geht, gegen irgendeine Sache zu wettern. Nur meine Erfahrungen.

    Hallo,


    folgende Situation: Meine Freundin und ich sind vor fast vier Jahren zu Ende ihres Referendariats meinetwegen aus dem Ruhrgebiet ins allersüdwestlichste Niedersachsen gezogen, weil wir hier sofort Stellen an Gymnasien bekommen konnten, und wollen nun zurück nach NRW bzw. ins Ruhrgebiet.

    Wir haben nach Bestehen der Probezeit in den letzten Sommerferien zum ersten Mal die Teilnahme am Lehrertauschverfahren beantragt. Zwar wurde uns eine Freigabe vom Land erteilt, wir haben jedoch im April beide die Nachricht erhalten, dass man uns diesemal leider keine Stelle anbieten könne.


    Zusätzlich haben wir uns aber auch um Pfingsten rum auf einige ausgeschriebene Stellen (allesamt Gesamtschulen, jeweils nur vier oder fünf Stellen für jeden von uns, mit oft 60 oder mehr Bewerbern) beworben. Nur meine Freundin hat am Freitag eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erhalten.


    Nun war ich davon ausgegangen, dass man sowohl im Tauschverfahren, als auch auf diesem weg quasi nur versetzt wird und die bisherigen Dienstjahre hier in Niedersachsen voll anerkannt werden. Im Gespräch mit dem Bewerbungsbüro Arnsberg wegen einiger Formalitäten meinte man jedoch, dass es nicht sicher wäre, ob ich nicht erneut in Probezeit käme, war sich aber absolut nicht sicher?


    Kann mir das hier jemand genau sagen? Dass wäre schon extrem wichtig, nicht nur, ob man erneut eine Probezeit machen müsste, sondern auch, wie es mit Anerkennung von Besoldungs- und Versorgungsdienstalter aussieht. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass jemand, der einmal auf Lebenszeit verbeamtet wurde, ohne Kündigung oder Entlassung dies alles verlieren kann. Dann bräuchte ich auch keine Freigabeerklärung und könnte gleich kündigen.


    Vielen Dank schonmal für alle hilfreichen Beiträge.

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