Als Mutter eines Kindes mit einer sozial-emotionalen Störung (Diagnostiziert!) bin ich, so übel das klingt, die Pauschalforderung "Das Kind muss weg!" gewohnt. Sie kam ja nicht von der TS, und sie kommt auch nur von einer Minderheit der Lehrkräfte - aber dann eben auch sehr vehement und gleich mit den krassesten Geschützen.
Vielleicht unterscheidet aber mich und die Mutter dieses Mädchens - aber das mutmaße ich jetzt nur -, dass ich von der ersten Auffälligkeit in der 1. Klasse auf sehr professioneller Ebene mit den entsprechenden Stellen zusammengearbeitet habe (Erziehungsberatung, Kinderarzt, KJP, Kinderpsychologe, schulpsychologische Beratungsstelle, Schulsozialarbeit und natürlich den (meisten) Lehrern).
Aber die wenigen Lehrer, die sofort von Schulwechsel (und dann?), Wechsel auf die Förderschule (die 50km weit weg ist) oder gleich in die (teilgeschlossene) Klinikschule der KJP sprachen, waren sehr laut und sehr nachdrücklich und in dieser emotional ohnehin sehr belasteten Situation wirklich keine Hilfe.
(Was in meinem Fall nicht heißt, dass ich das kategorisch abgelehnt hätte. Aber eben nicht als finale Lösung nach dem ersten Vorfall akzeptieren wollte.)
Wie dem auch sei, man könnte nun auch mutmaßen, dass eine Sechstklässlern hochgradig pubertär ist, aber wenn es eben schon viele Jahre so geht und sie einer "Extrabehandlung" bedarf, verschärft die Pubertät vielleicht das Problem, wird aber wohl nicht ursächlich sein.
Eine Beratung der Eltern (ggf samt Kind) ist auf jeden Fall zu empfehlen. Leider ist das ja immer in jedem Bundesland anders organisiert und es gibt dann ja auch immer unterschiedliche Ansprechpartner für unterschiedliche Themen. Für Diagnostik und Therapiebesprechung saß ich in der KJP, für das Rechtliche und die Schullaufbahnberatung bei der schulpsychologische Beratungsstelle, für den familiären Umgang bei der Erziehungsberatung, dann noch die Therapeuten dazu, die es da alle gibt und für die Bedarfe in der Schule und dem Hort dann entsprechend mit den Lehrern und der Schulsozialarbeit. Ich halte mich für halbwegs resilient und kann mich solchen Dingen auch motiviert widmen, aber es war sehr, sehr, sehr anstrengend. Was ich nie getan habe war zu sagen: Kümmert ihr euch, das ist ja euer Problem!
Habt ihr denn eine Schulpsychologin oder einen Schulsozialarbeiter? Wenn es den Eltern nicht bewusst ist, dass ihr Kind ein Problem hat, brauchen sie ja erstmal einen (niederschwelligen) Zugang dazu.
Ich bin zwar "vom Fach" (Lehrerin), hatte aber selbst keine Ahnung, an wen ich mich überhaupt zuerst wenden konnte. Zum Glück gab es an meiner eigenen Schule eine Schulpsychologin, mit der ich mich intensiv austauschen konnte und die mir die Möglichkeiten aufzeigte.
Also in Bezug auf das Kind empfehle ich an die Eltern heranzukommen und sie auf Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen.
Problematisch wird es natürlich, wenn das alles schon geschehen ist und geschieht und die Eltern das abwehren. Dann bleibt wohl nur übrig über das Aufzeigen der "Strafen", die folgen werden, zu gehen. Aber ob der etwas ändert?! Ich bezweifle es.
Ich habe jetzt über 5 Jahre - was am Gymnasium ja sehr ungewöhnlich ist - eine Klasse unterrichtet (in verschiedenen Fächern), in der ein Junge sehr auffällig war und der die Klassendynamik durch sein Verhalten massiv negativ beeinflusst hat. Ich war dort nie KL und ich kam mit dem Schüler auch weitergehend klar, aber andere hatten da massive Probleme. Es gab auch immer wieder den Vorwurf der Diskriminierung durch einzelne Lehrer und das auf dem Kieker haben. Nach zähem Ringen mit einer sich sehr in Abwehrhaltung befindlichen Mutter kam es nach einiger Zeit (Jahren!) doch zu einer Diagnostik. Das "Kind" erhielt dann eine Asperger-Diagnose sowie begleitende Maßnahmen und Hilfen. Auch wir Lehrer wurden für diesen spezifischen Fall geschult. Beim letzten Elternsprechtag bedankte sich die Mutter unter anderem bei mir, weil wir das Kind nicht aufgegeben hatten, sondern einforderten die vorhandenen Unterstützungssysteme in Anspruch zu nehmen und nicht die Kollegen allein zu lassen oder das Kind einfach umzuschulen. Denn das ist ja eher selten die ultimative Lösung. Man nimmt seine Probleme ja mit.
Zur Frage nach dem Umgang mit der Tonbandaufzeichnung: Wer war das? Schülerin 2 oder eine der bisher unbeteiligten Freundinnen? Bei ersterer kann man es ja zusätzlich durch die KK sanktionieren. Aber auch wenn es eine dritte Person war, würde ich das keinesfalls durchgehen lassen. Und vor allem muss es für alle SuS hörbar kommuniziert werden, wo da die (rechtlichen!) Grenzen sind.