Ich finde, dass man jetzt merkt, wie wenig die Sicherheit, Gesundheit und das Leben von Einzelpersonen den Politikern, insbesondere im Schulministerium, zählt. Es geht einzig noch darum, Präsenzunterricht für möglichst viele Schüler zu garantieren und dabei die Zahl der Infektionen möglichst gering zu halten. Infektionen einzelner sind dabei einkalkuliert (Gebauer: Wir können Menschen nicht davor schützen, an Covid-19 zu erkranken). In dieser schutzlosen Situation aber auch noch Schwangere zurück in die Schulgebäude zu schicken und zu behaupten, es gäbe ja ausreichende Schutzmaßnahmen und dann auch noch neuere Forschungsergebnisse zum höheren Risiko von Schwangeren (höhere Rate von notwendigen Beatmungen, fehlende Möglichkeit, Medikamente zu geben...) einfach zu ignorieren finde ich schon zynisch. Das ist das absolute Gegenteil von Fürsorgepflicht, die der Dienstherr ja für jeden seiner Angestellten und Beamten walten lassen sollte und für die Schwangeren eigentlich ganz besonders
So ist auch mein Eindruck: oberste Priorität - gefühlt mit allen Mitteln - ist die Sicherung des Präsenzunterrichts. Keine Frage dieser ist für die Kinder super wichtig (die Frage ist aber, ob man ihn nicht hätte sicherer gestalten können, sogar die Leopoldina hat das jetzige Modell nicht vorgeschlagen). Wie wichtig der Präsenzunterricht ist und wie LehrerInnen "nur" funktionierende MitarbeiterInnen im System sein sollen: Sieht man nicht nur an uns Schwangeren, sondern auch, dass Schleswig-Holstein nur 10% der Atteste akzeptiert und sich damit über medizinische Erkenntnisse stellt...
Aber auch Kinder mit Vorerkrankungen, und deren Familien setzt man "unter Druck".
Soziales Miteinander ja, Lernen ja, ... aber ich befürchte, dass der Preis, den wir alle dafür zahlen könnten, zu hoch sein könnte und dass dieser zutiefst unsozial ist...
Derzeit haben wir etwa 10 aktive Fälle pro 100.000 Einwohner, d.h. eine/ einer von 10.000. Das klingt jetzt erstmal nicht viel, ABER:
(1) Bei einer Schulgröße von 1.000 SuS wäre - statistisch gesehen - in jeder 10. Schule immer (da es ja Neuinfektionen gibt) ein Covid19-Fall.
(2) Bei den Hygienekonzepten in der Schule können Infektionen nicht ausgeschlossen werden. Es ist nicht so unwahrscheinlich, dass sich dort LehrerInnen oder SuS anstecken (weil Mindestabstand aufgehoben). Lediglich die Infektionskette macht man durch das Kohortensystem kleiner. Hier ist Frau Gebauer überraschend ehrlich...
(2) Wir schauen mit den Infektionszahlen in die Vergangenheit. Sie könnten auch wieder fast exponentiell ansteigen (und wir "sehen" das erst etwas später...)
(3) Die Argumente, warum Schwangere zu schützen sind, wurden hier ja schon öfters genannt. Das steht für mich voller außer Frage.
Ich kann die Politik nicht wirklich verstehen. Wieso belässt man es nicht bei halbierten Klassen, die 2-3 Mal die Woche kommen und baut das Digitale aus? Ich stelle mir eine erneute Schulschließung viel schlimmer für Alle vor, als jetzt ein Konzept zu fahren, dass eventuell durch die ganze Pandemie führen könnte...