Interessante Diskussionen hier. Da will ich auch mal meinen Senf dazu geben mit diesem Gedanken:
Ich bin höchst verwundert darüber, was in den letzten zehn Tagen so unter dem Stichwort "Meinungsumfrage" veröffentlicht wird, und ich bin schon richtig gespannt, wie die Demoskopen ab dem 27.9. so erklären werden, warum sie zwei bis drei Wochen vor dem Wahltermin so daneben lagen.
Gemessen am politischen Geschehen auf Landes- und Bundesebene in den letzten zwanzig Jahren ist es doch wohl höchst unrealistisch, dass die CDU/CSU bei einer Bundestagswahl nicht die Fraktion mit den meisten Stimmen sein wird. (Nur meine Meinung natürlich, genau wissen kann das jetzt niemand.)
All die bisherigen Stammwähler der Union, die sich jetzt über Laschet aufregen, werden im Wahllokal doch wieder brav ihr Kreuzchen an derselben Stelle wie immer machen. Die aktuell schon fast wieder auf Hochtouren laufende "Rote-Socken-Kampagne" wird ihren Teil dazu beitragen.
Und wenn die Union dann wieder stärkste Partei ist, sehe ich (leider) nicht mal ansatzweise eine regierungsfähige Konstellation, in der Laschet nicht Kanzler ist. RRG wird nicht genugend Prozente zusammenbekommen, und eine Ampel wird meines Erachtens schon daran scheitern, dass Herr Lindner niemals eine Entscheidung treffen wird, die am Ende zu einem "roten" oder "grünen" Kanzler(in) führt.
Meine Prognosen sehen aktuell so aus: Falls es (wie knapp auch immer) eine Mehrheit für Schwarz-Rot geben sollte (so etwas wie Union 29% SPD 19%), dann werden CDU/CSU und SPD einfach weitermachen wie bisher. Sollte es nicht ganz reichen, nehmen sie noch die FDP dazu. Schwarz-Grün halte ich auch noch nicht für ganz unmöglich, dann müssten die Grünen aber noch etwas zulegen beim Stimmenanteil.
Zu meiner eigenen Wahlentscheidung: Ich bin schon 51 und habe bisher ausschließlich im linken politischen Spektrum gewählt; soziale Gerechtigkeit war immer mein wichtigstes Anliegen. Anfangs Grüne, später lange Jahre fast nur SPD, bei der Wahl 2017 hat die Linke meine Stimme bekommen. Dieses Jahr wähle ich ganz klar die Grünen. Die sind natürlich auch nicht perfekt und werden selbst bei Regierungsbeteiligung so oder so zu Kompromissen gezwungen sein, aber für mich sind sie die einzige im Bundestag vertretene Partei, der das Thema Klimawandel ein tatsächliches, ernst gemeintes Anliegen ist. Die Aussagen der Wissenschaft sind eindeutig, und wenn von Deutschland ein Impuls zur Bekämpfung der Folgen des Klimawandels ausgehen sollte, dann halte ich die Ideen der Grünen für die vielversprechendsten.