Aus biologischer Sicht würde dann die Wahrscheinlichkeit steigen, dass das Virus sich zu Tode mutiert. Ob das passiert und falls ja wie lange das dauert weiss natürlich auch kein Mensch. Und selbst wenn... Was willst Du tun? Ich denke dann leben wir einfach mit der ausgesprochen unerfreulichen Tatsache, dass es ein Virus gibt, das gerne alte Leute umbringt und so langfristig die mittlere Lebenserwartung wieder sinkt. Wir leben eben seit 40 Jahren auch schon mit HIV. Auch wenn die Vorstellung noch so eklig ist, ist das Problem nicht damit gelöst für immer und ewig im Lockdown zu bleiben. Es gibt dann einfach keine Lösung fürs Problem.
Das würde stimmen, wenn die Letalität der Verbreitung abträglich wäre. Da sind aber Zweifel angebracht, weil eben viele Ansteckungen präsymptomatisch erfolgen und dementsprechend kein Selektionsdruck in diese Richtung aufkäme. Kann sein, muss nicht. Wir würden dann in einer Welt leben mit einer ganzjährig umhergehenden Grippe, die allerdings Folgeschäden zeitigt, die Gefäße und diverse Organe mit Schäden zurücklässt und wesentlich tödlicher ist als die Grippe. Dass die Krankheit ungefährlicher ist für jüngere als für ältere, heißt nicht dass sie ungefährlich ist. Und das ist nichtmal weit aus dem Fenster gelehnt, das ist nur auf Basis dessen, wovor die WHO warnt.
HIV verbreitet sich nunmal nicht per Aerosol und mit einem so atemberaubenden Tempo, ich denke der Unterschied für unseren Alltag sollte evident sein.
Was ich tun will? Akzeptieren, dass das Vorher, wie wir es kennen, längere Zeit vorbei ist und wir akzeptieren müssen, dass wir das Virus so gut es geht "unten" halten und bei einem breiteren Ausbruch erneut den Lockdown vollziehen müssten. Und zwar solange bis wir entweder eine Heilung haben oder aber die im Raum stehende Befürchtung ausgeräumt haben. Auf dem Standpunkt stehen auch Drosten und die Helmholzgesellschaft, ebenso die WHO. Ich glaube viele kommen nicht damit klar, welche schrecklichen Implikationen dieses Szenario bringt, aber es steht nun einmal im Raum. So bedauerlich das ist.
Um weiter für Verständnis zu werben, ich glaube was viele von den "Besorgten" in Rage treibt, ist der Eindruck, dass unangenehme Fakten einfach ausgeblendet werden, während wir gleichzeitig alle im selben Boot sitzen. Ich gehöre selbst zur Risikogruppe, obwohl ich jung bin. Die Akzeptanz für eine Durchseuchung oder ein "mit dem Virus leben" während wir gleichzeitig noch landesweit Fälle haben, erweckt den Eindruck einer erschreckenden Kaltschnäuzigkeit. Es geht auch nicht um die Erkenntnis, dass wir irgendwie einen Alltag herstellen müssen, sondern darum dass hier aus Ungeduld mit Kollateralschäden einfach gerechnet wird. Und ich möchte das Argument wiederholen: Schulen sind ein besonders sensibler Bereich, weil es quasi die gesamte Gesellschaft irgendwie betrifft und gleichzeitig, anders als bei Ladenöffnungen, eine staatlich durchgesetzte Pflicht besteht. Auch bei mir fragten Schüler besorgt nach, was soll ich denen sagen?