Beiträge von Nymphicus

    Letztens schrieb jemand hier von dem Beispiel von einer älteren Person, die noch 2 Wochen vor dem Tod eine künstliche Hüfte bekam. Sowas meine ich.

    Inwiefern schützt das die Menschenwürde des Betroffenen und nicht einfach nur den Geldbeutel der Krankenkasse? Woher weiß man im Voraus, wann jemand stirbt (außer in den ganz schweren Fällen)? Ich hätte mir ein Beispiel mit Covid19 Bezug gewünscht, aber danke trotzdem für die Veranschaulichung.

    Schönes Beispiel für meine Ausführungen: Welcher Appell steht dahinter? Die Priorität des Gesundheits-/Lebensschutzes wird zu Gunsten anderer ethischer Werte relativiert. Aber bisher konnte mir keiner klar machen, inwiefern der Schutz der Menschenwürde durch weniger (!) Gesundheitsschutz verbessert werden soll? Oder sollen hier Lockerungen hinter dem Begriff der Menschenwürde verhehlt werden? Ich wäre Dir ohne Sarkasmus dankbar, wenn Du mal klar machst was Du in diesem Zusammenhang konkret darunter verstehst die Menschenwürde über Gesundheitsschutz zu gewichten?

    Ich glaube die regelmäßign Missverständnisse hier entstehen u.a. daraus, dass gemäß gängiger Kommunikationsmodelle neben dem wörtlichen Sinn einer Aussage natürlich immer auch eine verdeckte Kommunikationsabsicht oder ein verborgener Appell enthalten ist. Auch wenn tatsächlich keiner das wortwörtlich als wünschenswert darstellte, bleibt doch die Frage stehen, worin die kommunikative Absicht besteht, den Begriff als alltäglichen Prozess herauszustellen, zumal es ja im Threadkontext ganz eindeutig um Notfalltriage ging. Der ein oder andere scheint das eben als Abwiegelung empfinden und reagiert dann entsprechend irritiert.

    Hoppla, gerade noch einen neuen Aspekt aufgegabelt. Isabell Stahlhut hat sich bei Twitter mal die Mühe gemacht die Inzidenzraten der 10-19 Jährigen in Prozentwerte zur Gesamtinzidenz zu setzen. Wegen der Schulschließungen im Frühjahr waren die Inzidenzen bei Schülern zum Ende der Sommerferien im Vergleich zur Gesamtbevölkerung unterdurchschnittlich, sie hatten so gesehen einen Wachstumsrückstand. Weiterhin ist zu sagen, dass im Sommer die RKI Berichte vielfach noch mit absoluten Zahlen rechneten, wodurch natürlich die geringen Jahrgangsstärken (die größten Jahrgänge der Babyboomer haben annähernd doppelte so hohe Zahl, wie heutige Schülerjahrgänge) zu Ferienende systematisch in Relation zu klein erschienen.


    Anbei ist eine Heatmap, die zeigt, dass seit Ende der Sommerferien (~KW32) a) die 10-19 Jährigen durchgehend eine überproportional hohe Inzidenz zur Gesamtbevölkerung (insgesamt konsistent zweithäufigst infizierte Gruppe) hatten und b) dass das Wachstum relativ gesehen noch schneller war, weil es von einer deutlich unterdurchschnittlichen Inzidenz ausging. Interessant ist, dass sie ganz zum Schluss hinter einige Erwachsenengruppen knapp zurückfallen; was zeitlich wunderbar mit den unmittelbar zuvor liegenden Herbstferien korreliert.


    Kurz gesagt:


    Seit Ferienende (KW32) stecken sich Kinder im Sek.I-Alter überdurchschnittlich häufig an und noch schneller an als andere Kohorten, mit Ausnahme der 20-29 Jährigen.

    Ich habe einige Landkreise durchgesehen und die Zahlen bei den Schüleraltersgruppen schwanken extrem (teilw auch zwischen Nachbarkreisen). In meinem Landkreis ist Durchtestung der Klassen (noch) üblich und die Inzidenz bei Schülern (isbd den Älteren) ist hoch. In Frankfurt am Main, wo der Gesundheitsamtsleiter "speziell" ist (man könnte sagen ein "Skeptiker") ist sie niedrig. Ich habe den starken verdacht, dass die Zahl mit dem Vorgehen des örtlichen Gesundheitsamts steht und fällt. Mir schwant übles.

    Du zitierst die 20min, beeindruckend. Nochmals: Es gibt keine Überlastung der Spitäler. Siehe offizielle Statistik des BAG, die Patienten werden allenfalls umverteilt.

    Die Aussage stammt übrigens von einem namentlich bekannte Arzt, der es in einem Interview mit der NZZ geäußert hat. Du hast halt folgendes hier geschrieben, was nicht nur falsch war, sondern was Du auch wieder nicht zugeben willst. Mich nervt weniger der Standpunkt, als wenn man nicht bereit ist auch mal einzuräumen wenn man falsch liegt. Aber gut lassen wir das vielleicht, das ist ja in der Tat nicht das Thema.

    Zitat

    es werden alle Covid-Patienten behandelt, die dies auch wollen.

    Zum eigentlichen Thema:


    In den Passauer Neusten Nachrichten lässt eine Vertreterin der Lehrerverbände durchscheinen, dass Merkel die Schulfrage Montag prominent mit den Länderchefs diskutieren möchte. Ich hoffe Sie kann sich diesmal endlich durchsetzen und bin auch recht zuversichtlich, dass irgendeine Form von Wechselmodell zeitnah kommt. Insbesondere die Entwicklung in Österreich sollte für den notwendigen "Schub" sorgen. Das Schulthema ist in der letzten Woche auch sehr prominent in die Medien gekommen. Selbst bei Springer (Bild, eigentlich ind en letzten Wochen immer ein Streeck/Herdenimmunitätsblatt gewesen) wird inzwischen für Wechselunterricht bei Älteren getrommelt. Mich würde mal die Meinung der Grundschulkollegen interessieren, wie diese es aufnähmen, wenn tatsächlich nur eine Lösung für die weiterführenden Schulen käme. Wie geht es nun weiter?

    Dann verstehe ich nicht, was Du überhaupt mit der Frage wolltest. Ja, in der Schweiz sind die Infektionszahlen sehr hoch. Ja, es sterben Menschen an Covid. Nein, unser Gesundheitssystem ist nicht kollabiert, es werden alle Covid-Patienten behandelt, die dies auch wollen. Unser Gesundheitssystem ist sogar sehr gut, in Ländern mit vergleichbar hohen Infektionszahlen sterben erheblich mehr Leute an Covid.

    Beeindruckend, dass du so locker mit dem Tod (anderer) umgehen kannst. Der zweite Teil deiner Aussage stimmt leider immer noch nicht. Ich habe dir schonmal diesen Link geschickt, in der Schweiz werden Leute über 85 oder über 75 mit entsprechenden Voerkrankungen in manchen Spitälern nicht mehr behandelt (schon 2 Wochen her).


    https://www.20min.ch/story/sel…er-spitaeler-855818950050

    Dass die Maßnahmen nicht hinreichend sind, was diverse Leute, die sich damit auskennen auf transparente Art und Weise vorhergesagt haben, den Leuten kein reiner Wein eingeschenkt wird, wir Zeit verschenken und Opfer in Kauf nehmen ohne entsprechend voranzukommen, immer mehr Folgekosten akkumulieren solange wir das Unvermeidliche aufschieben und dass die RKI- und WHO-Empfehlungen für meine Schutzbefohlenen und mich nicht umgesetzt werden, etc. pp.

    Du ziehst doch gern den Berufsethos dir unbekannter Menschen hier im Forum in Zweifel, siehst Du das garnicht als problematisch an, wenn man die Verantwortung für eine Klasse hat und weiß, dass eine hohe Ansteckungsgefahr besteht? Wohlmöglich noch für ein Risikokind oder eines mit Angehörigen in der Risikogruppe? Sei es weil die Fenster nicht aufgehen (bei mir nicht der Fall), oder keine Quarantäne mehr rechtzeitig verhangen werden kann? Es gibt einige denkbare Szenarien. Ich möchte nochmal festhalten, dass wir immernoch keine bundesweite Maskenpflicht haben. Ich beklage hier einen Zustand der wesentlich schwächer/uneinheitlicher reglementiert ist, als bei euch in der Schweiz. Nur mal zum Verständnis.

    Das stimmt, sie sinken aber auch nicht, während mehrere Branchen quasi geschlossen sind und es dem Staat Milliarden an Entschädigungen kostet. Auch keine befriedigende Lösung, oder? Ein bis Ultimo verschleppter Lockdown ist direkt nach Herdenimmunität die schlechteste Lösung; verbindet quasi das schlechteste aus den Welten der Gesundheits- und Wirtschaftsschäden.


    Das war auch immer einer meiner Punkte, es wird einer falschen Dichotomie gefolgt, die von Leuten aufgebaut wurde, die einfach falsch liegen. Man schädigt mit halbherzigen oder keinen Maßnahmen letztendlich Gesundheit und Wirtschaft, deswegen habe ich auch wenig Verständnis für Samus Lob der Dokumentation, dass man doch alle Standpunkte kompromisshaft in Einklang bringen sollte (wenn man das in der Doku erkennen will, ich sehe da auch einen anderen verborgenen Appell drin).

    Wie gesagt, manche merken garnicht mehr wie in manchen Pressenspielereien mit Zahlenspielereien getrickst wird. 0,3% von auf 100.000 eine 2-Wocheninzidenz von 300, eine Einwocheninzidenz von 150, wie andere schon vorrechneten. Da das RKI einen nach 14 Tagen als Genesen zählt ist eine momentane Erkranktenrate von 0,3% katastrophal hoch. In zwei Monaten hätten es dann in Deutschland 2,4% gehabt (bei unrealistischer völliger Stagnation der Fälle), also knapp 2 Millionen Leute. Was meint ihr warum manche bei Schulen immer mit Prozentwerten ankommen, aber nie wenn es um die Gesamterkranktenzahl geht? Ich habe vor 2 Seiten erst vorgerechnet, dass die auf den ersten Blick nicht so schlimmen Zahlen aus RLP eigentlich ziemlich verheerend sind.


    Ich fühle mich fortlaufend durch solche Tricksereien verschaukelt und ich weiß nicht wie es euch damit geht, aber mich macht das sauer.


    Wollsocken

    Warum denn gerade Traunstein, was gibt es dort? Im übrigen kann man an Traunstein und Berchtesgarden (hat die Schulen im Lockdownlight geschlossen gehabt) wunderbar vergleichen, welchen entscheidenden Einfluss die Eindämmung des Infektionsgeschehens auf den R-Wert hat. (Ich rede bewusst nicht gleich von Schließung).


    Moebius

    Was nicht der Fall ist, wie German gerade vorrechnete.

    Ein gern übersehener Faktor ist jedenfalls die Sozialstruktur und Alltagskultur. Frankreich stärker betroffen als D, Westschweiz als Nordschweiz, Wallonien als Flandern. Ich weiß es nicht genau, aber in all diesen Regionen ist doch die französische Art der Begrüßung verbreitet, oder? In südlichen Ländern teilt man sicher eher ein Dach mit den Großeltern, ebenso geht man in Spanien im Schnitt häufiger aus, ebenso kommt man sich bei der Begrüßung tendenziell näher. Auch kann ein übersehener Cluster in der Frühphase des Ausbreitungsgeschehens natürlich später massive Unterschiede der Infektionshäufigkeit und regionalen Betroffenheit nach sich ziehen. Das könnte die Resilienz einiger Länder erklären, die dann weniger aus der üblichen Selbstüberschätzung als durch Dusel erklärt werden könnte.


    CDL kommt da jetzt eigentlich noch was, nachdem Du eine Antwort eingefordert hattest?

    Ich habe da leider keine Zahlen zu und weiß es nicht, ich halts nur für möglich weil Sachsen eben stärker und früher betroffen war diesmal als die anderen ostdeutschen Länder. :weissnicht: Man muss aber im Hinterkopf behalten, dass grade bei Einwohnerschwachen Landkreisen 1-3 zufällige und frühe Superspreading Ereignisse einen starken Inzididenzvorsprung verschaffen können.

    Naja gut, das betrifft ja alle Regionen in Deutschland, dass die Infektionen weiter (wenn auch langsamer) ansteigen und in diesem Thread geht es ja um einen der möglichen Gründe. Aber insbesondere Sachsen hat natürlich noch den Grenzverkehr zu Tschechien, das ja immerhin eine der höchsten Inzidenzen der Welt erreicht hat, vielfach höher als in jeder Region in Deutschland.

    Rechnet man näherungsweise eine Inzidenz mit den Rohdaten der Behörde (s. Quellenverweis) aus, kommt man für Lehrer auf eine überdurchschnittliche Inzidenz von 148,5, das was CDL schreibt ist also z.T. irreführend (s. anderer Thread). Die Behauptung in Schulen würde man sich sogar unwahrscheinlicher anstecken (siehe Herr Rabe aus Hamburg) erst recht. Allenfalls ist festzuhalten, dass die Schüler hier eine unterdurchschnittliche Inzidenz aufweisen, da kommen aber systematische verzerrende Effekte in betracht, die schon häufiger von Experten thematisiert wurden.

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