Beiträge von Nymphicus

    Ich möchte den Blickwinkel übrigens erweitern; ein wenig Anerkennung für den Aufwand der für die Ermöglichung der Betreuung bereits erbracht wird fehlt mir im Diskurs sowieso. Stattdessen wird quasi jetzt auch schon vorausgesetzt, dass die Betreuung halt die erste Geige spielen muss in der Coronakrise.

    Es ist lernpsychologisch längst ein alter Hut, dass ein späterer Unterrichtsbeginn gesundheitlich und konzentrationsmäßig vorteilhaft, gerade im Sek II ist, die Umstellung auf Ganztag hat vor allem für ältere Lehrer dass Berufsbild nachhaltig und unabsehbar verändert, all das geschieht sicherlich auch im Hinblick auf die berufstätigen Eltern, auch wenn das natürlich selten hervorgekehrt wird (genauso wie jetzt bei der Coronapolitik). Da könnte man schon sehen, dass ein gewisser grad an Engagement, der über bloße Rücksichtnahme weit hinausgeht, schon lange einkalkuliert ist.

    Ich realisiere grade, dass ich in meiner kleinen Landgymnasiumsblase jedenfalls in einer ganz anderen Welt lebe, wenn das manche so wahrnehmen. Wie gesagt, bei uns wurde damals einfach keine Notbetreuung eingerichtet weil niemand sie in Anspruch nehmen wollte:weissnicht:

    Wieso denn keinen Kontakt zu Nachbarn? Nachbarn arbeiten vormittags. Studenten können nicht 40 Stunden Kinder betreuen, die haben auch was zu tun, selbst wenn sie Lehramt studieren. Der Partner hat selbst einen Job. Wo soll den plötzlich jemand herkommen, der nicht arbeitet, aber eben auch nicht dauerhaft die Kinder betreut, sondern nur im Lockdown zwischen Dezember und Mitte Januar? Milchmädchen, ick hör dir rechnen.

    Müssen Sie auch nicht, sondern nur die Fälle die Partout keine Regelung mit dem Vater, Lebensgefährten, Großeltern, sonstigen Verwandten, Nachbarn etc. finden, warum auch immer. Studenten haben übrigens momentan keine oder kaum Präsenzveranstaltungen. Ich kann nicht ganz glauben, dass es nicht möglich sein soll eine Lösung zu finden, durch Privatbetreuung oder Notbetreuung. Bei uns gabs es da erfahrungsgemäß auch einigen Spielraum mit der Kommune eine Lösung zu finden. Die Verantwortung pauschal bei den Schulen abzuladen und dann quasi Druck in einer pandemischen Lage, wie es Pressure Groups wie Eltern am Limit machen, geht jedenfalls meines erachtens garnicht. Bei uns hat im März übrigens niemand(!) die Notbetreuung wahrgenommen. Es ist also möglich.

    Die Situation ist sicherlich mehr als ungünstig und man kann Solidarität bis zu einem gewissen grad erwarten, aber doch nicht selbstverständlich fordern, dass andere Bedingungslos einspringen müssen um das nicht-Vorhandensein eines Plan B zu kompensieren? Wieso wird selbstverständlich vorausgesetzt, dass Lehrer und Mitschüler diese Last tragen und nicht etwa der Arbeitgeber oder die Familie oder oder? Ich finde es auch mehr als bedenklich, wenn wir als Berufsstand hinnähmen primär die Betreuung sicherstellen zu müssen.

    Nein, da geht es eher um den Komplex Fahrlässigkeit und Haftung, wenn sich herausstellen sollte, dass eine Dienstanweisung rechtswidrig sein könnte. Ich mag mich da nicht zu weit inhaltlich aus dem Fenster lehnen. Aber ich finde es schon absolut überprüfenswert, wenn offen gegen die Expertise von RKI, Leopoldina und Helmholtz gehandelt wird. Schließlich ist Schule ein besonders sensibler Grundrechtsbereich, wegen der bestehenden Schul- und Präsenzpflicht.

    Gibt schon Präzedenzfälle aus der Bundespolizei wo selbst bei Kontaktgrad 1 auf Arbeit nicht anerkannt, wegen der mangelnden Nachweisbarkeit und einer "allgemeinen Risikosituation". Schüler sind auch schon gestorben, es gibt Todesfälle in den Altersgruppen.

    Also ich halte fest:

    - AHA-Regeln gelten nicht umfänglich

    - Risikogruppe in manchen Bundesländern nur noch noch auf schwerste einschlägige Erkrankungen zurückgestuft, Schwangere rausgefallen

    - FFP2 Masken werden nicht gestellt (ich bin wie gesagt als Risikogruppler freiwillig im Einsatz und erhalte nichtmal diese),

    - wenn was passiert, mutmaßlich kein Dienstunfall. Sollte man Beamter auf Probe sein steht man völlig ohne Absicherung da,

    - in der Zeitung darf man aber lesen, dass Lehrer die Infektionen "einschleppen", weil Kinder es ja nicht gewesen sein können dürfen,

    - aber natürlich machen die Lehrer auch den Betreuungsunterricht unmöglich, was selbstverständlich an ihrer Nachlässigkeit liegt und nicht daran, dass nach einer Betreuung gesucht wird.


    Es gibt durchaus Rechtswissenschaftler und Anwälte bei Twitter, die laut darüber nachdenken ob wir uns einem Punkt nähern, an dem wir das öffentliche Recht in Richtung Strafrecht verlassen. Kann mich MarPhy anschließen.

    Darum gehts mir nicht, in Finde aber die Begründung angesichts der Fürsorgepflicht irritierend. Entweder besteht momentan eine Gefährdung oder nicht, es wirkt so als wäre Arbeitsschutz Verhandlungsmasse zwischen Bund und Ländern. Kuhhandel a la "hier schließen wir, dafür gibts in Schulen weiter keine Masken" wirken auf mich hochgradig zynisch. Die Verbände sollten sich um eine gerichtliche Überprüfung bemühen.

    Dass Lehrer sich häufiger infizieren, kann ich also nicht belegen, weil Lehrer sich also häufiger infizieren?


    Dass Bergarbeiter doppelt so oft Prostatakrebs hätten ist mathematisch korrekt, aber ich kann draus nicht ableiten, dass sie öfters Prostatakrebs hätten?


    :weissnicht:

    Wenn man nur nach "Beweisen" für eine These sucht, die man sowieso schon sicher zu wissen meint, kann man das natürlich so machen.

    Wenn man das ernsthaft betrachten wollte, könnte man eher die Zahl der aktuell insgesamt Erkrankten betrachten, was aktuell ca. 285 000 sind, also 0,35% der Bevölkerung. Aber auch dann bringt einen dieser Vergleich 0 weiter, zum Beispiel weil die Krankheitsdauern in verschiedenen Altersklassen sehr unterschiedlich sind, weil die Angabe der Zahl der Erkrankten nicht auf Diagnostik beruht, sondern darauf, dass positiv getestete Personen nach einer bestimmten Frist automatisch wieder als gesund gezählt werden, etc.

    In den Veröffentlichungen des RKI wird an der 14 Tage-Regel abzüglich der Todesfälle festgehalten, die individuellen Krankheitsverläufe werden nicht systematisch erfasst. Genesen beim RKI = alle Erkrankten die 14 Tage überleben. Das ist einfach so, Du kannst jetzt noch soviel Dinge anführen, die in der Realität natürlich zutreffen, für die Zahlenerfassung des RKI spielt da keine Rolle, dementsprechend ist meine Rechnung statistisch sauber.

    Kleine Wiederholung, Spiralcurriculum und so: nein, tut es nicht, weil eine Infektion nicht 7 Tage dauert. Es macht keinen Sinn aus einer Zahl aktiver Infektionen eine 7 Tages Inzidenz berechnen zu wollen, auch wenn einem das Ergebnis vielleicht gut passt.

    Doch ergibt es, weil das RKI eine pauschale Tageszahl von 14 Tagen ansetzt, das habe ich recherchiert. Bis zur "Genesung" also muss man die 14 Tage Rohinzidenz von 420 nur durch 2 Teilen um auf den Wert zu kommen. Meine Zahl ist völlig korrekt.

    Zumindest in der Zeit vor dem 2. Lockdown haben doch die Leute fröhlich konsumiert, waren auf Reisen und nutzen diverse Freizeitangebote. Ich las schon öfter, dass viele Leute die entsprechenden Geschäfte angeblich meiden würden, sehe das aber zumindest in meinem zugegebenenermaßen nicht repräsentativen Alltag nicht unbedingt bestätigt.

    Q.e.d., weil die Zahlen niedrig waren, genau das wofür "wir" uns einsetzen. Wir waren in Deutschland noch etwa 3 Wochen von nahezu Zerocovid entfernt, als die ersten Lockerungen auf das Drängeln von Lindner, Laschet, Streeck und co. sein mussten. Hätten wir auch nur ein bisschen Länger gewartet, die Maßnahmen nicht zerredet usw. wäre es viel leichter gefallen, dauerhaft im Keller zu halten. Ab einem gewissen niedrigen Zahlenniveau ist es möglich Covid mit minimalen Kosten dauerhaft zu kontrollieren (Test & Trace reicht, härtere Maßnahmen nur lokal wie diverse Länder zeigen), wenn die Behörden kompetent vorgehen und die Menschen einigermaßen mitziehen. Wie gesagt, etwa 1,6 Milliarden Menschen leben in ZeroCovid-Ländern ein weitgehend normales leben. Covid ist dort weitgehend besiegt.


    Es ist einfach nur tragisch, was im Westen passiert ist. Ich hoffe das wird eines Tages aufgearbeitet.

    Du hast grundsätzlich recht, wenn aber auffallen sollte, dass die Werte zufälligerweise immer wieder in bestimmten Altersgruppen differieren, ist das möglicherweise auch ein statistischer Zusammenhang, dem es sich nachzugehen lohnt (insbesondere bei soziodemographischer Ähnlichkeit und Nähe der betrachteten Gebiete). Beispiel:


    Traunstein vs Berchtesgarden, wo die es naheliegt, dass die einzigartig frühe Schulschließung in letzterem LK natürlich die Abweichung erklärte. Hätte man jetzt eine größere Menge von Landkreisen könnte man bei genügend großer Stichprobe sicherlich verschiedene Einflüsse zu isolieren versuchen.

    Ja, die insbesondere. Das Narrativ, dass der Verzicht auf Lockdown die Wirtschaft schütze wurde in der Frühphase der Pandemie gesetzt, als viele sich noch Hoffnungen ausmalten, dass Herdenimmunität und der schwedische Weg funktionieren würden und das man einen Lockdown per se verhindern können. Am wenigstens Wirtschaftsschäden hat man aber wenn das Virus soweit es geht unterdrückt oder ausrottet; anders als es sich viele Leute einreden läuft die Wirtschaft auch ohne Maßnahmen bei hoher Virusverbreitung nicht normal, allein weil viele Leute von alleine anfangen Restaurants oder Reisen zu meiden und weil es natürlich zu Krankheitsausfällen kommt. Vor einige n Wochen las ich, dass im September in Schweden 150.000 (das wären in Deutschland 1,5 Millionen) Menschen 10 Wochen oder mehr im Krankenstand waren. DAS sind auch wirtschaftliche Schäden.

    Schau nach Asien, dort lebt man wieder weitgehend normal und die Wirtschaft wächst unbehelligt schon wieder. Den Zusammenhang habe ich aber schon öfters ausgeführt.


    Das die Folgekosten hoher Inzidenzen ein vielfaches an Kosten der Unterdrückung des Virus aufwerfen ist inzwischen unbestritten und wohl dokumentiert, einige Leute haben aber einfach den Knall immernoch nicht gehört und folgen dem alten Framing, haben sich eh aus der Realität verabschiedet oder sehr persönliche Interessen (z.B. weil manche Branchen tatsächlich disproportional hart betroffen sind, oder weil man das Gesicht verlieren würde, wenn man von der alten, nachweislich falschen Linie zu sehr abwiche). Jedenfalls könnte man für besonders betroffene sicherlich eine solidarische Abfederung finden...


    Inzwischen fordern auch Wirtschaftsvertreter einen harten Lockdown, eben weil die Studienlage so eindeutig ist. Es ist eine Tragödie, weil die Debatte eigentlich inzwischen so eindeutig durch wissenschaftliche Erkenntnisse entschieden wurde. Jedes weitere Zögern, jeder Schritt zu einer absichtlichen Durchseuchung ist völlig irrational, hilft niemanden nachhaltig und richtet nur weitere Schäden an. Chanasit und Streeck haben sich mit ihrer Aktion zum Lockdownlight nachhaltig desavouiert und Gassen ist auch abgetaucht. Herdenimmunitätsfantasien kann ich inzwischen als nicht mehr weit von offenem Covidiotentum verorten, als hart an der Grenze zur Verschwörungstheorie.:weissnicht:

    Frau Merkel hat wohl schon im Oktober, also vor den zwei verschenkten Wochen, die dem Lockdownlight vorausgingen, das Thema Schulen auf den Tisch gebracht. Vor einigen Tagen ging auch ein vertrauliches Lagebild der Bundesregierung, dass in Hotspotkreisen die Schulen als Infektionstreiber ausmachte, durch die Presse. Ich bin mir absolut sicher, dass Frau Merkel sehr gut informiert ist und sich einfach gegenüber den Ministerpräsidenten nicht durchsetzen konnte. Sie reagierte ja auch nach dem vorletzten Treffen entsprechend angesäuert und prophezeite zutreffend, dass uns Unheil bevorstehe und man sich dann in zwei Wochen eben wieder treffen müsse.

    Die Ministerpräsidenten sperrten sich sogar den Wechselunterricht auch nur lokal zuzulassen (siehe Solinger Weg).


    Ich denke anders als vielleicht in anderen Ländern hört Bundesregierung auf kompetente Experten und hat auch eine vernünftige Einschätzung der Lage, das Problem ist immer die politische Durchsetzbarkeit gewesen, weil Abwiegler, Verschwörungstheoretiker, Interessensverbände, Springer, AfD, die Partei mit F, Pseudoexperten etc. eben genügend Druck aufbauten. Die Bundeskanzlerin fasste das unter mangelnde politische Durchsetzbarkeit.


    Schade, frühere Maßnahmen hätten gesellschaftliche Schäden und Opferzahlen dramatisch reduziert.

    Das zeigt aber auch, dass es statistisch wenig Sinn macht, eine so feine Aufgliederung der Altersstruktur zu machen und dann auch noch nur einzelne Landkreise zu betrachten. Die Gruppen werden so klein, dass die statistischen Schwankungen jeden Erkenntnisgewinn verhindern. Auch bei den 20-24jähringen ist die Inzidenz im zitierten Beispiel ja 0. Das ist reiner Zufall.

    Tun sie nicht. Einzelne Landkreise sind natürlich kaum repräsentativ, aber wenn ich mir das bei genug Landkreisen anschaue entsteht natürlich ein statistisch repräsentativer Datensatz. Allein schon um den Gesundheitsämtern hinsichtlich der Teststrategie auf die Finger schauen zu können ist es hervorragend, dass wir diese Zahlen haben. Es wird kein Zufall sein, dass Nachbarkreise wild differierende Werte bei den jungen Schülern haben.

    Genauso ist es, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die guten Schüler sogar teilweise bessere Ergebnisse erzielten, während die, die auch so Probleme hatten, oftmals ihren Aufgaben garnicht nachgekommen sind.Das Problem entsteht dadurch in weiten Teilen nicht neu, sondern wird nur aufgedeckt. Das Problem besteht also so oder so und wurde auch jahrelang nicht mit Ressourcen überschüttet. Weiterhin könnte man die Schüler, die Probleme haben weiterhin einbestellen und wie in BW grundsätzlich eine Freistellung für die anderen ermöglichen. Im Wechselunterricht war ich kaum langsamer als sonst, ich habe nur die Übungsphasen ausgelagert und die Kinder waren einhellig der Meinung, dass Sie dieses Modell sehr gut finden. Genauso wie Fälle häuslicher Gewalt nicht nur zwischen 8-13 Uhr statt fanden und finden.


    Und weil die Leute aufgrund dieser Widersprüche die Scheinargumente als eben solche wahrnehmen, gibt es eben so eine große Erbitterung. Ich lese und höre von einigen, dass sie sich verheizt fühlen.

Werbung