"Maßlos übertrieben" ist ja hier das durchgängige Motiv.
Kleiner Realität-Check:
- Astrazeneca wirkt nicht bei der Südafrika-Variante, kann aber angepasst werden, das dauert ca. 8-12 Wochen (bleibt aber zweite Wahl)
- Biontech wirkt bei England und Südafrika, Brasilien ist noch nicht untersucht, Moderna ebenso
- es war von Anfang an klar, dass Impfstoffe im Laufe der Zeit angepasst werden müssen
- der 7-Tage-Schnitt der Neuinfektionen hat sich vom Hoch inzwischen ungefähr gedrittelt auf heute etwas über 9000 pro Tag
- die England-Variante hat sich inzwischen auf ca. 8% der Infektionen in Deutschland ausgebreitet, nicht "explosionsartig", sondern relativ langsam über einen Zeitraum von ca. 8 Wochen.
- diese Ausbreitung hat in Deutschland bisher keine signifikanten Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen, der Rückgang der Infektionen ist über die letzten 4 Wochen relativ konstant, die Zeit davor ist von Feiertagseffekten überdeckt.
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Ob man das jetzt explosionsartig nennen möchte oder nicht ist einfach eine Geschmacksfrage. Ich halte das für schnell, schau mal nach wie lange es von etwa 10% in England bis zur Dominanz der Variante dauerte. Der Punkt ist, dass wir trotz Rückgang so oder so einen "Rebound" bekommen werden wenn wir R nicht näher an 0,7 heranführen, weil wir quasi, um Erfolg zu haben, einen Lockdown bräuchten der stark genug ist auch die Verbreitung der infektiöseren Varianten zurückzuhalten, da sonst der R-Wert steigt. Die Betonung liegt daher auf bisher. Unten ist eine Grafik, die zeigt worauf wir zusteuern. Jede unkompensierte Lockerung (d.h. durch Effizienzsteigerung an anderer Stelle abgedeckte) ist momentan eine zuviel.
"Maßlos übertrieben" habe ich jedenfalls nicht, wie man in folgendem Interview nachlesen kann. Von anderen Studien wissen wir, dass längst nicht jede Schädigung überhaupt Symptome zeitigt, so dass das strukturell eher noch unterschätzt wird:
Nach acht, neun Monaten Erfahrung mit diesem neuen Krankheitsbild wissen wir: 60 bis 70 Prozent der Covid-Patienten, die stationär behandelt wurden, haben mit Folgeproblemen zu tun. Bei denjenigen, die wegen der Infektion nicht ins Krankenhaus mussten, sind etwa 20 Prozent betroffen.
Das Spektrum der Symptome ist breit. Wirklich stark betroffen und deutlich in der Lebensqualität eingeschränkt sind 20 bis 30 Prozent der einst stationären Patienten und etwa zehn Prozent derer, die einen vergleichsweise leichten Verlauf hatten.
https://www.focus.de/gesundhei…t-gesund_id_12932937.html
@ Lindbergh
Hast Du dafür ein Beispiel? Ich habe eher das Gefühl, dass er nicht überdramatisiert, eher das Gegenteil.