Ich halte es nicht für sinnvoll, in einem solchen Fall ein Referat halten zu lassen. Das hat mit der eigentlichen Tat, bzw. mit dem Vergehen der Schülerin, nichts zu tun. Meine eigene Pause dafür zu opfern, die Schülerin darin nacharbeiten zu lassen, sehe ich ebenfalls überhaupt nicht ein. Damit bestraft man sich doch nur selbst, zumal die Schülerin ja klar äußert, dass sie schlichtweg keine Lust hat, sich an die Regeln, die für alle gelten, zu halten.
Wenn man es also ihr erlaubt, eine Sonderregelung für sich in Anspruch zu nehmen, muss man das letztlich für alle Schüler tun und spätestens dann wird klar, dass das so nicht gehen kann.
Meiner Ansicht nach bestehen hier zwei Probleme. Das eine ist die Tatsache, dass sie sich das Recht herausnimmt, der klaren Anweisung der Lehrerin (jetzt nicht auf die Toilette zu gehen) zuwider zu handeln. Das geht auf gar keinen Fall. Als Lehrerin muss ich mich darauf verlassen können, dass die Schüler das tun, was ich ihnen sage. Man muss dafür sorgen, dass dies den Schülern klar ist und sich jeder danach richtet, sonst geht irgendwann alles drunter und drüber, bzw. besteht ernsthafte Gefahr in einer Notsituation. (Wenn z.B. während eines Wandertages die Gruppe verlassen wird, während eines Amoklaufes auf den Gang gerannt wird usw.)
Für solches Verhalten (klares Zuwiderhandeln gegen die Anweisungen der Lehrkraft) gibt es in Bayern eigentlich nur eine mögliche Reaktionsweise, das ist der sogenannte Verweis, in anderen Bundesländern entspricht dieser wohl am ehesten dem Klassenbucheintrag. Es geht also um einen ernsthaften "Warnschuss", der nicht nur dem Schüler verdeutlicht, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist, sondern auch die Eltern über dieses Verhalten informiert und in der Schülerakte festgehalten wird, um später nachvollziehen zu können, was geschehen ist, falls weiteres Fehlverhalten hinzukommt.
Dabei geht es auch darum, dem Rest der Klasse zu verdeutlichen, dass Fehlverhalten Konsequenzen hat. Mit einem Referat macht man sich da meines Erachtens nur lächerlich vor der Klasse, am schlimmsten wäre es dann, wenn man ein solches Referat auch noch mit einer guten Note "belohnt". Der Lerneffekt hieraus ist absolut kontraproduktiv.
Das zweite Problem, das hier besteht, ist die Geschichte mit dem Toilettengang an sich. Wenn das einmal alle Jubeljahre vorkommt, ist es ja kein Problem, einen Schüler auch mal als Ausnahme auf die Toilette zu lassen. Aber dies ist hier ja eindeutig nicht der Fall. Das wird hier ja bewusst herbeigeführt und deshalb würde ich es dieser Schülerin prinzipiell nicht mehr gestatten, auch wenn sie dann die Sache unter Umständen eskalieren und "es laufen" lässt. Da müsste sie eben hinterher putzen. Ich bin mir sicher, dass ihr das viel zu peinlich wäre. Und wenn - naja, dann hätte sie zumindest daraus gelernt, dass man mit dem Lehrer nicht machen kann, was man will. Hätte sie es nicht verdeutlicht, dass sie einfach zu bequem ist in der Pause auf die Toilette zu gehen, hätte ich zu ihr gesagt, dass man mal mit der Mutter darüber spricht, dass ein Urologe untersuchen soll, ob alles in Ordnung ist.... (wenn man dann noch sachlich über den großartigen Nutzen von Blasenspiegelungen referiert, müssen die meisten plötzlich nicht mehr auf die Toilette, komisch, ne? )