Beiträge von elCaputo

    Sockelbeträge sind ein nahezu ebensolcher Unsinn wie Einmalzahlungen. Übertragen auf die Beamten sorgt es darüber hinaus zur Verletzung des Abstandsgebotes. Das Beamtenrecht kennt diesen Quark nicht, auf den sich die Gewerkschaften zunehmen einlassen.

    Also wäre die Rechnung, um bei Flups Beispiel des A13ers Stufe 6 zu bleiben, 3,3% Prozent in Form des Sockelbetrags + 5,5%.


    Macht 8,8%


    Diese nun geteilt und großzügig abgerundet, ergeben jeweils 4% Gehaltserhöhung für die beiden Jahre der Vertragslaufzeit.


    Noch einmal, wir haben jährliche Inflationsraten von rund 6%! Um diese zu kompensieren hätten also ca. 12% erreicht werden müssen. Bei einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage - für die es derzeit keine nennenswerten Indizien gibt - vielleicht 10%.


    Ich hoffe, jeder sieht die Dramatik der Situation!

    2b. Die 200 Euro Sockel sind, wie Du schreibst, auch tabellenwirksam. Das sind bei einem Monatsbrutto von 2400 Euro (A13 Stufe 6, NRW) immerhin 8,4 %.

    Das hatte ich so auch verstanden. Ich wundere mich über die Verzögerungen bzw. warum die elementaren Tarifergebnisse erst so spät zum Tragen kommen.


    Das sorgt nur dafür, dass man mal eben den Sockelbetrag und die 5,5 % für sich berechnet, wie das Flupp getan hat. Der summiert jetzt seine 8,4% und die 5,5% und erhält 13,9%. Klingt doch großartig!


    Da dies jedoch nur für weniger als die Hälfte der Tariflaufzeit gilt, kann man diesen Wert durch zwei teilen und dann nochmal großzügig abrunden. Wir kommen also auf ca. 6% Gehaltserhöhung über die Gesamtlaufzeit.


    Diese Gesamtlaufzeit umfasst jedoch Teile des Jahres 2023 (mit 6,2 Prozent Inflation) und die Jahre 2024 und 2025, wo die Prognosen zur Inflation nicht deutlich besser aussehen.

    Muss nochmal kurz nachfragen.


    1. Der Tarifvertrag gilt vom 30. September 2023 bis zum 31. Oktober 2025, richtig?


    2. Die ersten tabellenwirksamen Veränderungen treten mit dem 200,- Euro Sockelbetrag erst nach 14 Monaten und damit nach mehr als der Hälfte der Laufzeit des Tarifvertrages in Kraft?


    3. Die eigentliche prozentuale (und tabellenwirksame) Gehaltserhöhung um 5,5 kommt dann zum 1. Februar 2025 und damit 17 Monate nach Beginn der Laufzeit des TVÖD bzw. ganze 8 Monate (von 25) vor dessen Auslaufen?

    Habe ich richtig gerechnet, dass die 5,5 Prozent mehr also nur für ein Drittel der Vertragslaufzeit gelten?


    4. Ist es richtig, dass wir in der Laufzeit des TVÖD mit rund 6% Inflation jährlich rechnen müssen? Also die gesamten 25 Monate über?



    PS: Wer sich wundert, dass ich Einmalzahlungen nicht berücksichtige. Die sind nicht tabellenwirksam und sollten daher imho gar nicht Bestandteil von Tarifverhandlungen bzw. -abschlüssen sein. Haben Verdi und Co bis heute nicht begriffen.

    (...) Die Frage, warum bauliche Mängel und Inklusion zu schlechteren Leistungen beitragen und ob diese in Estland besser sind, wäre zum Beispiel einen Kommentar wert. Oder woran du eine "zunehmende Bildungsferne" festmachst und ob Länder, die besser abgeschnitten haben, keine solche Zunahme an Bildungsferne erfahren haben.

    Fangen wir vielleicht mit einer recht einfachen Beobachtung an. Unter den Top Ten des Pisa-Rankings befinden sich auffallend viele ostasiatische und damit konfuzianistisch geprägte Staaten/Gesellschaften. Pädagogisch, didaktisch setzt man dort, soweit ich weiß, auf ein Pferd, das bei uns in Deutschland als Höllengeburt gilt. Auswendig lernen, ständige Leistungsmessung, Schuluniformen, überhaupt Uniformität, hoher schulischer, familiärer und gesellschaftlicher Druck. Dazu das Konzept des Gesichtsverlustes, das nicht beim Individuum aufhört. Einordnung in die Gesellschaft, Regelakzeptanz, massive Nutzung von Nachhilfeangeboten sowie ein hoher gesellschaftlicher Stellenwert von Bildung und Berufstätigkeit.


    Was machen wir aus dieser Analyse? Ist Pisa als Messsystem geeignet, wenn es am Ende diese Staaten zu den "Siegern" kürt? Sollten wir von denen lernen? Unseren Altvorderen glauben, dass bei uns zu viel Wischiwaschi ist?

    Antimon

    Du glaubst also, dass man die Häufung der dysfunktionalen Familien nicht als Grund für die Pisa Ergebnisse nennen darf, weil man aus Deiner Warte daran nichts ändern kann? Weil alles, was bleibt, unkonstruktives Lamento ist?


    1. Wenn wir das zum Diskussionsprinzip erheben, dann dürfte ich als Grund für das Aussterben der Dinosaurier den Meteoriteneinschlag nicht nennen. Auch über den kann man nur lamentieren.


    2. Ich glaube nicht, dass wir als Gesellschaft, als Schule und als Individuum beim Thema dysfunktionale Familien nur die Optionen lamentieren oder akzeptieren haben.

    Antimon


    Wie gesagt, ich habe den Eindruck, Du hast mit meinen Ausführungen ein Problem, ohne das genau benennen zu können oder zu wollen. Aber vielleicht ist das auch ein Irrtum. Daher einfach nochmal Neustart.


    Welche Punkte meiner Liste möchtest Du diskutieren, wo bist Du anderer Meinung, wo pflichtest Du bei?

    Wie kommst du dann darauf, dass die von dir genannten Punkte die Ursachen für das schlechte Abschneiden bei PISA sind? Wenn alle anderen die gleichen Probleme haben müssten auch alle anderen sehr viel schlechter Abschneiden. Also was genau hat deine Liste mit dem Thema PISA zu tun? Über "Schulsysteme" schreibst du ohnehin nicht, mehr so über den allgemeinen gesellschaftlichen Verfall. Das ist natürlich eine bequeme Sicht auf die Dinge, denn dann kannst du als Lehrperson sicher nichts zu einer Verbesserung der Situation beitragen.

    Und wieder unterstellst Du mir eine Aussage, die ich nicht getätigt habe.

    Ich habe ganz sicher nicht gesagt, dass "alle anderen die gleichen Probleme haben müssten". Im Gegenteil. Ich habe deutlich gemacht, dass ich dazu nicht genug über die anderen PISA-Teilehmer weiß.

    Ich gehe jedoch fest davon aus, dass es eben genau die Unterschiede im Schul- und Gesellschaftssystem sind, die zu den unterschiedlichen Ergebnissen bei Pisa führen.


    Und dass es eine Interdependenz zwischen Bildungssystem und Gesellschaft gibt, ist doch nichts neues. Bequem ist in meinem/unserem Schulalltag wenig. Daher ja auch die Kritik.

    Den Anspruch, dass ich das als "Lehrperson" verbessern kann, habe ich noch, fühle mich jedoch zusehends auf verlorenem Posten. Und damit sind sichernnicht die Kollegen gemeint. Wo ich die Defizite sehe, die mich in der Umsetzung dieses Anspruchs behindern, habe ich versucht anzureißen.


    Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass Du durch einen oder mehrere meiner Punkte getriggert bist, wie man heute so schön sagt. Welcher ist das und warum?


    Die Feststellung, dass die Zahl der dysfunktionalen Familien steigt? Darüber können wir gern sprechen und natürlich können die Erfahrungen diesbzgl. lokal und schultypabhängig variieren.


    Mich würde noch interessieren, ob Du bei einzelnen Punkten meiner ellenlangen Liste auch mitgehen kannst? Sie deckungsgleich mit Deinen Erfahrungen sind?

    Moebius

    Auf Augenhöhe funktioniert schon deshalb nicht, weil dem Konzept von Erziehung und Bildung ein Gefälle, eine Hierarchie zugrunde liegt. Vollere Gefäße füllen leerere Gefäße und dafür braucht es ein Gefälle.


    Alles andere ist - es wurde schon gesagt - eine Simulation, die es allen Beteiligten aber auch schwerer macht, Grenzen zu erkennen. Die Grenzen der eigenen Wirksamkeit, der eigenen Kompetenzen und Zuständigkeiten.

    Antimon


    Natürlich meine und beschreibe ich das deutsche Schulsystem bzw. die Probleme, die ich darin ausmache. Dass einzelne oder vielleicht sogar viele der von mir genannten Kritikpunkte exklusiv deutsche Probleme wären, kann man daraus jedoch schwerlich ableiten.

    Für ein derartiges Postulat fehlt mir auch schlicht das Wissen um die Schulsysteme der anderen PISA-Teilnehmer.

    Die Probleme unseres Schulsystems, die durch PISA mal wieder offenbar wurden, liegen nicht in einer mangelnden Durchlässigkeit. Wenn wir ehrlich sind, kennen wir die größten Probleme des Systems.


    - zunehmend dysfunktionale Familien mit all ihren Begleiterscheinungen

    - zunehmend verhaltensauffällige Kinder, die nicht selten früher als unbeschulbar gegolten hätten

    - zunehmende Bildungsferne der Elternhäuser

    - Desinteresse am schulischen Erfolg der Kinder

    - ausufernde Anspruchshaltung gegenüber den "Dienstleistern" Schule und Lehrer

    - Zahnlosigkeit des Systems bei der Durchsetzung unseres Bildungs- und Erziehungsauftrages oder der Schulpflicht

    - zunehmende Zahlen bei ausländischen, der deutschen Sprache nicht mächtigen Schüler bei gleichzeitiger dramatischer Unterausstattung der Schulen, um diese Aufgabe zu bewältigen

    - eine Inklusion, die in ihrer Umsetzung nur als Unverschämtheit gegenüber Lehrern, Eltern und vor allem den Kindern bezeichnet werden kann

    - das ständige und lähmende Gefühl bei den Akteuren, sich rechtlich absichern zu müssen

    - eine maximal abschreckende Lehramtsausbildung, geprägt von Eitelkeiten, utopischen Idealvorstellungen, massivem Druck, Hybris, mangelnder Kollegialität und Praxisferne

    - fehlende zentrale und verbindliche Standards in der deutschen Bildungslandschaft

    - Arbeitsverdichtung

    - Verzicht auf Mindestleistungen/Mindestkompetenzen

    - der unbedingte Primat des Elternwillens

    - weitestgehende Abkehr vom Leistungsgedanken

    - bauliche und technologische Mängel vor Ort

    - die vielfältige Zuständigkeit für Schule aus Landesregierung, Bezirksregierung, Schulamt, Schulträger, Schulleitung

    OT: Meine Kinder wollten eigentlich am Wochenende zur Oma fahren - daraus wird nun nichts. Danke, Weselsky - leg dich gehackt!

    Na Du hast ja auch so richtig verstanden, wie sehr Du selbst vom Tun der Gewerkschaften profitierst. Ein Weselsky bei Verdi und wir säßen in der dritten Verhandlungsrunde ganz sicher nicht ohne ein einziges Angebot der AG da.

    Lehrer, einfach nur Lehrer bzw. Lehrerin.


    NRW richtig? Die Besoldungsstufe, und erst recht die Entgeltgruppe, haben mit der Amtsbezeichnung nichts zu tun, sie sind allenfalls ein Indiz.

    Die vorgebrachten Ämter bzw. Dienstbezeichnungen sind allesamt an die Verbeamtung gekoppelt.


    Eine Ausnahme stellt hier der Begriff "Lehrer" dar, der auch für verbeamtete Lehrkräfte der Laufbahngruppe 2.1 (ehemals gehobener Dienst) verwendet wird.


    Einfach gesagt, wenn Du in NRW nicht verbeamtet bist, bist Du einfach Lehrerin. Damit kann man aber prima leben.

    Sollte der Versetzung durch bisherige Schulleitung und die entsprechenden Gremien der BezReg zugestimmt werden, so wird nach Personal- und Fachbedarf (der erst im Frühjahr durch die Schulen mitgeteilt wird) entschieden, welche Schule(n) für Dich in Frage kommen. Du hast ja wiederum Kreise und Kommunen sowie deine bevorzugten Schulformen angegeben. Dem muss jedoch nicht entsprochen werden.

    Nach Mitteilung der möglichen neuen Schule(n) musst Du schauen, ob diese in Frage kommen oder für Dich ggf. sogar eine Verschlechterung darstellen. Sollte letzteres der Fall sein, kannst Du Deinen Versetzungsantrag zurückziehen und bleibst an Deiner bisherigen Schule.


    Die BezReg erhält von Dir ja die Gründe für die Versetzung. In der Regel sind das weite Fahrwege. Entsprechend wird natürlich versucht, diesem Motiv folgend, dass die neue Schule nicht in ebenso großer oder sogar größerer Entfernung vom Wohnort ist.

    Das Problem ist nicht, dass Kinder nichts kosten. Aber normale Angestellte bekommen exakt 0 extra für ihre Kinder. Da ist die Frage, ob diese Summe angemessen sind.

    Dabei wird jedoch eine Scheindebatte geführt. Denn diese hat im Kern nicht die Ortszuschläge zum Thema, sondern die grundsätzliche Unterscheidung in verbeamtete und angestellte Lehrer.


    Es gibt gute Gründe für beamtete Lehrer und gute Gründe sie nur im Angestelltenverhältnis zu beschäftigen.

    Was jedoch für Inkonsistenz (und damit für Ungerechtigkeit) sorgt ist die parallele Existenz beider Systeme bei nahezu identischem Arbeitsaufwand, Verantwortung etc.


    Bei 80 Prozent der deutschen Lehrer ist das Beamtentum richtig und wichtig und bei 20 Prozent eben nicht. Das kann man keinem erklären und ist die eigentliche Debatte.

    Zunächst einmal bin ich froh, dass hier die üblichen Antworten ausbleiben, die entweder die empfundenen Belastungen als nichtig bezeichnen oder von persönlicher Wehleidigkeit und der eigentlichen Priviligierung unseres Berufsstandes fabulieren. Das kann ich nicht mehr lesen und hören.

    Was wir brauchen ist maximales Verständnis und eigentlich Solidarität. Die beschriebenen Zustände scheinen zunächst sehr schul- oder schulformspezifisch, sind es aber nur oberflächlich.

    Ein grundsätzliches Misstrauen bzgl. der Arbeitsleistung, des Engagements, der Belastungen und Arbeitszeiten von Lehrern zieht sich durch alle Ebenen.

    In der Gesamtgesellschaft sind viele bei Schröders Zitat oder den verklärten Wahrnehmungen ihrer eigenen Schulzeit hängen geblieben.

    Von den Ministerien, der KMK, den Bezirksregierungen kommen oft nur weltfremde Ergüsse, Absichtserklärungen und nicht selten Erlasse und Regelungen, die offensichtlich die Funktion von Daumenschrauben haben sollen. Wo Motivation gefragt wäre für das letzte Aufgebot, hagelt es Druck und Misstrauen.

    Aber hey, Yoga soll ja helfen.


    Wir merken doch alle, wie derzeit die Stimmung in jeder Nische des täglichen Lebens ist. Beim Bäcker, im Verkehr oder eben in Schule. Alle sind genervt, gestresst, getrieben, aufgerieben und nur die ganz überzeugten Sonderpädagogen unter den Kollegen sehen noch Licht am Horizont. Die meisten eher noch größere Düsternis.


    Ältere Kollegen fragen sich regelhaft "Und, wie lange musst du noch?". Dazu die äußeren und inneren Zustände in den Schulen. Verrohte, orientierungs-, sprach- und erziehungslose Kids, ebenso getriebene, verunsicherte, überforderte, fordernde, desinteressierte Eltern. Keine systemischen Hilfesysteme, die akut ab- und auffangen. Schulleitungen, denen häufig Dokumentation, Rechtssicherheit und der Betrieb der Schule wichtiger sind als Beistand, Rückhalt für und Erhalt der eigenen Leute. Nicht zuletzt, weil auch sie - mit knappen Ressourcen ausgestattet - im Hamsterrad hocken.


    Umso wichtiger, dass man klagen darf, ohne gemaßregelt zu werden. Dass man Zuspruch erfährt, Verständnis und die wichtigste Information - Du bist nicht allein mit deinen Problemen in und mit Schule. Es geht so vielen genau so.

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