Ok, damit gehe ich d'accord.
Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Kräfte im Diskurs gibt, die gleichzeitig die Loslösung von biologischem, grammatischem und sozialem Geschlecht voneinander fordern, aber trotzdem gegenseitige Wechselwirkungen behaupten. Ähnlich einer semipermeablen Membran hätte demnach insbesondere das biologische Geschlecht auf die beiden anderen Kategorien keinen Einfluss. Umgekehrt jedoch sehr wohl.
Und nicht nur dass, die o.g. Diskursteilnehmer fordern, aus der Warte der sozialen Betrachtung von Geschlecht (ich benutze zur besseren Unterscheidbarkeit "Gender") heraus, Anpassungen der beiden anderen Achsen Biologie und Grammatik an die Bedürfnisse von Gender. Biologie und Grammatik sollen sich, trotz der angeblich strikten Trennung, am Konzept Gender ausrichten.
Die (ggf. nachvollziehbare) Verweigerung gegenüber der Idee, es gäbe nur zwei Gender (die dummerweise biologische Name aufweisen), wird so zur (gar nicht mehr nachvollziehbaren) Verweigerung gegenüber dem biologischen Fakt, dass es beim Menschen und allen höheren Lebewesen unstrittig zwei Geschlechter gibt. Und da wird es krude.
Wer eine strikte Trennung von biologischem Geschlecht und Gender zur Grundlage der Betrachtung macht, der braucht sich mit der jeweils anderen Kategorie gar nicht mehr befassen. Nur sprachlich sollte man dann noch die Trennung vollziehen, denn die verbindet beides noch. Freilich müsste die "neue" Kategorie Gender dann noch Berücksichtigung finden in Personalausweis, Stellenausschreibungen, Familienstammbuch etc. Die Kategorie des biologischen Geschlechts bliebe davon gänzlich unberührt.
Aber ich glaube, dass gerade diese letzte logische Konsequenz für Hickups sorgt. Denn irgendwie soll es dann doch das biologische Geschlecht sein, an dem mit den Maßstäben von Gender herumgeschraubt wird.