Beiträge von elCaputo

    Der Effekt des Nachholens der Preisentwicklung nach Corona ist aber durchaus vorhanden. Als wir 2013 eingezogen sind und nach kurzer Zeit Heizöl kaufen mussten, waren wir bei knapp 85 € für 100 Liter, der Nachbar hat letzte Woche für 72 getankt. Auch der Dieselpreis war hier schon mal bei knapp 1,60.

    Die jährlichen Inflationsraten seit 2013 zeigen, dass dies eine subjektive Wahrnehmung ist bzw. durch die Fokussierung auf fossile Brennstoffe verzerrt ist. Frau Müllers Warenkorb umfasst mehr, ihr Budget wird ja nicht nur durch die Brennstoffe geschmälert, sondern durch nahezu alle Produkte des täglichen Lebens. Die Preisentwicklung bei den fossilen Brennstoffen und Strom kommen jetzt on top.


    Darüber hinaus sind auch die niedrigen Energiepreise bereits in der Inflation der zurückliegenden Jahre eingepreist.


    Inflation in Prozent:

    2013: 1,4

    2014: 1,0

    2015: 0,5

    2016: 0,5

    2017: 1,5

    2018: 1,8

    2019: 1,4

    2020: 0,5

    2021: 4,4


    Im von Dir genannten Zeitraum kam es beim bloßen Aufaddieren (mathematisch nicht sauber, ich weiß) bereits zu einer Inflation von 8,6%, ohne die Teuerungen des letzten Jahres.

    Die eingangs geschilderten Mängel, die im übrigen bei genauerem Überlegen nur einen kleinen Ausschnitt darstellen, sind deutlich essenzieller und dramatischer, als dass man ihnen mit einem Urlaubsverzicht oder einer selbst gezogenen Gurke aus dem Garten beikäme.


    Wir reden hier von existenzbedrohenden Preisentwicklungen bei fossilen Brennstoffen und Strom, auf die nicht mal eben - insbesondere über die Wintermonate - verzichtet werden kann. Den Verweis darauf, dass man ja immer noch rund ums Jahr Physalis bekommt, halte ich für zynisch, mindestens aber für akademisch (im Wortsinne).


    Aber ähnlich reagieren ja viele Spitzenpolitiker. Entweder gibt es schlicht kein Problem oder es wird plump auf die CO2 Einsparung verwiesen, wenn Frau Müller nicht mehr heizen kann. Wieder andere zeigen auf, dass Frau Müller nur ihre Fenster hätte austauschen lassen müssen, um jetzt nicht mit so hohen Ausgaben für Brennstoffe konfrontiert zu sein.


    Ich versuche übrigens seit geraumer Zeit einen Fensterbauer zu bekommen. Keine Chance. Mal abgesehen vom Material.

    @ Fallen Angel: "Die Maßstäbe haben sich da (meiner Meinung nach) verschoben und immer mehr Luxus wird als normal angesehen. Auf vieles kann man dann doch verzichten, auch wenn es erstmal eine Umstellung bedeutet."


    Interessant, denn bei genau diesem Gedanken ertappe ich mich auch immer wieder. Gar nicht unbedingt im Zusammenhang mit der aktuellen Versorgungs- und Energiekrise. Nur komme ich zu einem anderen Schluss, als dass wir grundsätzlich eine Generation der Verzichtenden sein müssten. Was nicht heißt, dass es nicht Korrekturen bedarf.


    Wenn ich unsere Altvorderen betrachte, dann stelle ich fest, dass wir, gemessen an denen, den Verzicht bereits üben. Was war in den 80er und 90er Jahren der Lebensstandard, den sich ein Gymnasiallehrer ohne weiteres leisten konnte und leistete? Nicht wenige meiner Lehrer waren Alleinverdiener im klassischen Modell mit Hausfrau und allem Pipapo. Eigenheim, zwei Autos und zwei drei Kinder, Ski-Urlaub und im Sommer in den Süden. Das war doch normal und nicht etwa Ausnahme.


    Wer dieses Niveau heute halten will, der muss zwingend auf das Doppelverdiener-Modell umstellen. Natürlich hat der Vergleich Tücken. Aber der Hinweis auf den Lebensstandard in Zaire mag globaler, aktueller und bescheidener sein, allein das kann nicht unsere Referenz sein. Nicht bzgl. Lebensstandard, Menschenrechten, Lebenserwartung, Krankenversorgung oder sonst wie.


    Aber grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Die Debatte, was ist Luxus, was ist lebensnotwendig und unabdingbar, muss dringend geführt werden. Das beginnt bei der Festlegung von Standards am unteren Ende der Skala (Stichwort Grundversorgung/Hartz IV) aber auch bei der Lohngestaltung, Besteuerung, Förderung für den sog. Mittelstand oder für die Einführung einer Vermögenssteuer wäre das ein nützliches Instrument. Die Konzentration auf Einkommensreichtum ist ja geradezu obszön.

    Der Gaspreis hat sich seit Jahresanfang im Großhandel um 440 Prozent erhöht, der Preis von Benzin und Diesel ist im selben Zeitraum um ca. 60 Prozent gestiegen. Der Heizölpreis hat sich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Man spricht vom Energie-Schock, denn auch hier eine Preiserhöhung an der Börse um 140 Prozent. Man erwägt mittlerweile das Unfassbare - staatliche Intervention. Das alles hören wir mittlerweile jeden Tag in den Nachrichten. Einzelne Gasversorger vergeben keine Neuverträge mehr, es soll schon Gasversorger geben, die auch Bestandskunden kündigen.


    Ebenfalls in den Nachrichten konnte man Infos zum Halbleitermangel finden. Auch die Lieferverzögerungen, die sich aus der Havarie der Ever Given im Suez-Kanal ergeben, sind allgemein bekannt. Die Corona-Krise warf kurz ein Schlaglicht auf die mangelnde Versorgung mit medizinischen Gütern und Medikamenten. Weniger bekannt dürften die länger bestehenden Probleme bei der Versorgung mit bestimmten Medikamenten sein. Ganz konkret konfrontiert mit dem Mangel (und den damit verbundenen Preisaufschlägen) ist man, wenn man gerade baut oder renoviert. Die zugrundeliegenden Probleme beim Kauf oder der Miete erschwinglichen Wohnraums sei nur der Vollständigkeit halber genannt.


    Neben der absurden Preisentwicklung am Immobilienmarkt belasten kräftig gestiegene Handwerkerleistungen und Baustoffpreise das Budget. Mal abgesehen davon, dass man kaum einen findet, der noch einen kleineren Auftrag übernimmt. Die Auftragsbücher sind voll mit großen Baustellen. Das Kleinvieh ist da egal.


    Doch auch im Alltag schlägt das Phänomen zu. Gut, betrachten wir die Engpässe bei Toilettenpapier, Hefe etc. mal als Episode. Aber wer aktuell Winterreifen oder gar ein ganzes Auto kaufen will, der wird schnell frustriert. Nahezu täglich erfahre ich inzwischen, dass bestimmte Produkte oder Dienstleistungen derzeit nicht verfügbar sind. Lange Wartelisten, leere Regale, ratlose Verkäufer allenthalben.

    Langsam tritt bei mir neben der Frustration ein weiterer Gedanke hinzu. Was, wenn das so bleibt oder schlimmer wird? Was, wenn die Selbstregulation der Märkte dauerhaft versagt, ebenso wie die staatlichen Instrumente?


    Geht es nur mir so? Habt Ihr auch ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Und wie schätzt Ihr die Situation ein? Ein vorübergehender Schluckauf des Welthandels oder eine sich anbahnende Weltkrise? Befindlichkeiten einer Konsumgesellschaft im Überfluss oder ernsthafte Gefahr für Wirtschaft und Gesellschaft? Globalisierung oder gar der Kapitalismus am Ende? Oder nur der berühmte Sturm im Wasserglas?

    Und die "klassische Gewerkschaft" ist deiner Meinung nach eine Vereinigung von Bergleuten oder Stahlarbeitern, die Streikbrecher attackieren, oder gibt es noch eine offizielle Definition?

    Ja, genau! Schließlich ist das genau das, was die Arbeitskämpfe in Deutschland in den letzten Jahrzehnten prägt.


    Streikbrecher, brennende Öltonnen am Fabrikeingang, Fäkalien an der Droschke des Generaldirektors, Knüppel, Holzlatten und Schiebermützen.


    Klassische Gewerkschaften handeln die Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder mit den Arbeitgebern aus. Ergebnis ist zumeist ein Tarifvertrag. Den Gewerkschaften stehen dafür bestimmte Instrumente des Arbeitskampfes zur Verfügung. Keiner der genannten Begriffe oder auch nur die Verhandlung selbst lassen sich mit dem Beamtentum in Einklang bringen.

    Das ist ja alles richtig. Mein Punkt ist, dass das Beamtentum in seiner Grundanlage die elementaren Mitspracherechte von klassischen Gewerkschaften bzgl. des Arbeits- bzw. hier des Dienstverhältnisses bewusst nicht vorsieht.


    Dass sich die Gewerkschaft der Polizei z.B. trotzdem Gewerkschaft nennt, wiewohl ihre Mitglieder zwingend Beamte sein müssen, ändert an diesem Umstand nichts. Die Nomenklatur muss ja nicht zwingend passen. Oftmals steckt ein anderes Kalkül dahinter (hier die Daseinsberechtigung).

    Die DDR nannte sich demokratisch, die Nazis sozialistisch und ein Joe Biden will als Liberaler gelten.


    Ein Weselski jedenfalls würde Amok laufen, wenn er den Restriktionen einer "Beamten-Gewerkschaft" unterworfen wäre. Er würde im Übrigen auch nichts erreichen. Er wäre seiner basalsten Instrumente beraubt. Und nein, nach Feierabend vorm Rathaus ne Demo machen, zählt nicht dazu.

    Ich habe ausdrücklich nicht nur auf das fehlende Streikrecht für Beamte abgestellt. Übrigens die Ultima Ratio des Arbeitskampfes (wiederum Kerngeschäft der Gewerkschaftsarbeit) Im Übrigen lieferst Du mit Deinem Text eine Menge Steilvorlagen, weshalb die GEW keine Gewerkschaft im klassischen Sinne für Beamte ist - nicht sein kann.


    Das fängt damit an, dass Beamte keine "Arbeitnehmer" sind und deshalb auch kein Gehalt beziehen. Diese Alimentation wiederum wird einseitig vom Dienstherren vorgegeben und ist nicht Gegenstand irgendwelcher Tarifverträge. Andere Dinge, die sonst Gegenstand von Tarifverhandlungen wären, können einseitig bestimmt werden. Vor ca. 16 Jahren wurde so in NRW die Wochenarbeitszeit für Beamte um eine Stunde erhöht (und seitdem natürlich nicht zurückgenommen). Tarifpartner hatten da keinen Einfluss, die GEW war machtlos.


    Das Beamtenverhältnis unterscheiden sich in ganz grundlegenden Aspekten elementar vom Tarifbeschäftigungsverhältnis. Da sind das fehlende Streikrecht, der Unterschied Pension/Rente und die vollen Bezüge im Krankheitsfall nur die bekannteren.


    PS: Die Koppelung der Beamtenbesoldung an neu verhandelte Tarifverträge der Angestellten ist zwar üblich, jedoch mehr oder weniger vom Goodwill des Dienstherrn abhängig. Eine Verpflichtung dazu besteht nicht, was wiederum immer wieder schön zu beobachten ist, wenn die Tarifergebnisse erst mit Verzögerung bei den Beamten oder mit Abänderung umgesetzt werden. Ein mittlerweile gängiges Procedere.

    Und ich dachte, dass es hier um Meidinger und seine seltsamen Einlassungen zur Corona-Politik im Klassenraum geht.


    Wie dem auch sei, die GEW kann - unabhängig vom Thema - keine Gewerkschaft für die Lehrerschaft sein. Bundesweit sind 80% der Lehrkräfte verbeamtet, mithin sind elementare Aspekte der Gewerkschaftsarbeit ausgehebelt. Die GEW kann, wie ihre Konkurrenz, strukturell nur so eine Art Lobby-Verein sein. Eine (sinnvolle) Beschränkung auf die Tarifbeschäftigten wäre den Verantwortlichen wohl zu klein.

    Ich finde es jenseits allen berechtigten Amüsements (dem ich mich keineswegs verschließen will) eine interessante Frage, wie es gelingen könnte, Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren, die mit der Komplexität unserer Welt offensichtlich völlig überfordert sind.

    Wird die heutige Welt durch die Ergänzung um Elfen, Einhörner, Zwergen und allerlei Magie, Horoskope und Hokuspokus denn weniger komplex? Oder ist das ein mentaler Eskapismus, der die reale Welt ersetzt?

    Ok, die Maske nervt. Im Laden, im Unterricht erst. Was mich deutlich mehr triggert ist die Tatsache, dass es bislang noch niemand in verantwortlicher Position hinbekommen hat, klare Kriterien oder Parameter zu benennen und verbindlich festzulegen, die einen Ausstieg aus dem Mummenschanz in Aussicht stellen. Man verlängert ständig und fröhlich den Pandemiezustand - nach ebenso undurchsichtigen Kriterien - und das Licht am Ende des Tunnels wird ständig ausgeknipst. Mich deucht mittlerweile, der Corona-Tunnel bildet einen Kreis. Die Weichen müssen dringend neu gestellt werden und ein Fahrplan muss her. Und nein, der von gestern nützt uns fürs Morgen nichts.

    Machte man eine flächendeckende ("alle") also hundertprozentige Durchimpfung zur Bedingung für den Entfall der Maskenpflicht, dann gingen wir alle mit so nem Ding im Gesicht dereinst in die Kiste. Da könnte man auch zur Bedingung machen, dass alle Abi haben, nen Flickflack beherrschen oder Muscheln essen müssen. Alles nur eine Frage der Bereitschaft der Willensstärke bzw. der Überzeugungskraft.

    Das wiederum ist doch ein erprobtes und weitestgehend akzeptiertes Muster. Politische Entscheidungen zur Umwelt-, Migrations-, Energie-, Wirtschafts-, Bildungs-, Renten-, und Sozialpolitik oder zum Verbraucherschutz, die primär die junge Generation betreffen, haben keine oder nur marginale Auswirkungen auf die heutigen Entscheidungsträger. Und wir spielen das Spiel seit mindestens 16 Jahren mit.


    Nönö, ich glaube, der Hinweis auf die ach so dramatischen Konsequenzen für die armen Kinder ist ein Feigenblatt. Ein trojanisches Pferd, vollgestopft mit den Ängsten der Älteren ums eigene Wohl. Garniert mit dem achso moralischen Geschwätz von der Solidarität.

    Mir fallen gerade (mit Ausnahmen) Übereinstimmungen in Ansichten zu Corona, (politischer) Richtung und Gebühren für den ÖRR auf. Interessant einerseits, aber es macht mir extrem Sorgen. Mir geht die Frage durch den Kopf, wie es außerhalb des Forums aussieht? Diese Spaltung ist auf jeden Fall für unsere Demokratie viel gefährlicher als alles andere.

    Du weißt aber schon, dass Meinungsvielfalt, Pluralismus, Streit und Diskussion nicht der Feind, sondern die Essenz, ja schlichtweg das Wesen der Demokratie ist, oder?


    Und auch ein Internetforum hat nicht die Funktion, dass sich alle in Allem einig sind. Dafür gibt's den Volkskongress.

    Ja das Lesen. Mein Einwand bzgl. Werbung nannte explizit das WDR Radio (sogar zweimal). Ansonsten habe ich mich gar nicht dazu geäußert, was deutsches Fernsehen "kosten darf". Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht.

    Und mein Verweis auf fremdländische Sendungen oder die Aufwendungen für Lehrer hier im Lande sollen nur helfen, die gewaltigen Summen für den ÖR mal einzuordnen. Aber das weißt Du auch.

    Wo verteidige ich denn den Tatort? Ich gucke so gut wie gar kein fern. Ich schrieb, wer Tatort gucken wolle, könne es ohne Werbeunterbrechung tun.


    O. Meier schrieb bereits Ähnliches in Beitrag 210. Es geht überhaupt nicht um individuelle Unterhaltungsvorlieben. Die Kostenvergleiche hinken vorne und hinten.

    Also vom ÖR Radio hast Du keinen Kenn und Fernsehen schaust Du auch "so gut wie gar" nicht. Das Angebot, das Du da für Deine 18,- Euronen monatlich erhältst, scheint ja wirklich jeden Pfennig wert zu sein.


    Aber bzgl. unserer Nutzunhsgewohnheiten des ÖR sind wir damit ja nah beieinander. Und die Abstimmung machen wir - wie so viele - mit den Füßen. Nur ist der ÖR vollkommen davon entkoppelt. Die könnten das Testbild und Radio Gaga in Dauerschleife senden ind bekämen immer noch 8 Milliarden jährlich. Das ist kritikwürdig.

    Tut er nicht. Im ÖR gibt es gar keine - ein bisschen - na gut, schon hin und wieder Werbung und ansonsten nur "Lokalkultur, gut recherchierte Dokus und scharfzüngige Interviews mit Politikerinnen". (Ich brech zusammen)


    Keine Unterhaltung weit und breit. Und ich bin gewillt, dem zuzustimmen. Nur dass ich denke, dass das unbeabsichtigt ist. Naja und die Radiowerbung die muss ich mir wohl einbilden, denn die gibts ja nunmal grundsätzlich im ÖR nicht.

    Der Zustand der privaten Fernsehsender ist seit Jahren desolat. Man verweigert sich der Moderne, produziert billigst und rennt mit lautem Hurra in den eigenen Untergang. Kann man bedauern, muss man aber nicht.


    Das wiederum ist keine Entschuldigung für den geringfügig weniger desolaten Zustand des ÖR. Seine Qualitäten will ich gar nicht im Einzelnen in Abrede stellen. ABER einen Qualitätsvorteil im Wert von jährlich 8 Milliarden Euro plus Werbeeinnahmen mag ich nicht erkennen. HBO hat Game of Thrones für rekordverdächtige 100 Millionen pro Staffel produziert. Mit dem Etat des ÖR könnte man 80 Staffeln GoT pro Jahr produzieren! Was bekommen wir stattdessen? Mal drüber nachdenken.

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