Das ist das Problem an der Diskussion, das Überspitzen, um die eigene Meinung moralisch zu rechtfertigen und andere herabzusetzen. "Wander doch aus... deine Probleme sind doch nur Jammern auf hohem Niveau... du bist unmenschlich..."
Wir wissen doch inzwischen, dass der Zwanzigjährige keinen Intensivplatz braucht. Die Dramatik vom März ist der wiederholten Bewertung und Einordnung gewichen. Und für den, der seine sterbende Mutter nicht besuchen konnte war der Lockdown verdammt inhuman.
äh doch, auch Kinder und Jugendliche ohne Vorerkrankungen sind schon schwer erkrankt oder gar gestorben, wenn auch letzteres nicht in Deutschland (es gibt aber Fälle). Es ist der Vorteil der Jugend, dass sie schwere Verläufe leichter wegstecken können (aber auf der Intensivstation landen sie jedoch genauso lt. Münchner Arzt, er sagte mehrfach, dass sie alle Altersgruppen auf der Intensivstation haben). Bei Tod fällt mir gerade die 16jährige Französin ein. Die Eltern warnten im Internet, Covid-19 ernst zu nehmen.
Etwas ältere Personen, aber aktuell.
Heute las ich im Videotext gelesen, dass ein 30jähriger Texaner, der eine Coronaparty besucht hat, gestorben ist. Er glaubte, unverwundbar zu sein und riss Witze (es gab Coronapartys mit Eintrittsgelder, wer zuerst einen positiven Test erhält, bekam das ganze Geld. Es kam heraus, weil sich Menschen über positive Tests freuten und über negative enttäuscht waren).
Besonders schockiert hat mich der 41jährige Broadwaystar, der Anfang Juli starb. Er hatte sich bereits Ende März infiziert, man musste ihm erst ein Bein amputieren, dann erhielt er eine doppelte Lungentransplation, es half nicht. Ja junge Menschen kämpfen vielleicht länger, das Herz hält länger durch, aber wenn sie viel Virus abbekommen (und der statt zuerst in der Nase gleich in der Lunge landet) kann es auch für sie Intensivstation oder gar Tod bedeuten.
Mir fällt auf, dass Menschen, die wenig wissen, Vorsorge vor Corona für übertrieben halten (gilt auch für einige Kollegen von mir, deren Wissen kann ich besser beurteilen, als deines) . Die Anfang 40jährige Virologin Melanie Brinkmann nimmt es inzwischen sehr ernst, andere, die mehr Ahnung haben als ich, auch. Aber das ist ja nicht neu, gilt für die Klimakrise u. a. auch (da kenne ich mich etwas besser aus.). Wer Probleme nicht kennt, macht sich keine Sorgen, sondern über andere lustig.