Es gibt einige Fragen, die man sich stellen kann und ich finde, das muss auch erlaubt sein, darüber nachzudenken.
Was ist der Plan? Dass die Ukraine sämtliche Gebiete inklusive der Krim wieder bekommt, ist ein frommer Wunsch, aber ist es realistisch?
Was passiert, wenn der Ukraine in einigen Jahren die Soldaten ausgehen?
Wäre es schlauer, jetzt zu verhandeln und Gebiete abzugeben, als in einigen Jahren im schlimmsten Fall noch mehr verloren zu haben und dann doch zu verhandeln?
Was wird der Winter bringen?
Kann es gelingen, Russland zurück zu drängen?
Kann es gelingen, ohne dass die Nato in einen Krieg mit Russland kommt?
Wass wird passieren, wenn es im nahen Osten oder in der China/Taiwanregion auch zu Kriegen kommt, wie wirkt sich das auf die Ukraine-Unterstützung der USA aus?
Ich habe keine Lösungen, aber mir sind die Parolen "Sag das mal Putin" oder "Putin hat angefangen" irgendwie immer sehr kurz gedacht. Klar stimmt das, aber das hilft ja momentan nicht weiter.
Würde ich meinen Sohn zum jetzigen Zeitpunkt die Freiheit der Ukraine mit Waffen verteidigen lassen, statt auf Verhandlungen zu drängen? Klares nein. Und als Ukrainerin würde ich das wahrscheinlich ähnlich sehen. Ein Menschenleben, das verloren ist, kann man nicht mehr zurück bekommen. Es ist so furchtbar, was die Ukrainer alles an Leid erleben. Dass man sich ein schnelles Ende dieses Krieges wünscht, ist doch nicht verwerflich. Und das macht einen auch nicht zum Putinfreund, mich jedenfalls nicht. Ich sehe leider momentan auch keine Lösung, die akzeptabel ist... Aber ich habe viele Fragen im Kopf, was die Zukunft betrifft.
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Ich bin unterwegs und mein Akku knapp. Daher nur kurz
Woher glaubst du, dass Verhandlungen jetzt den Krieg beenden würden, selbst wenn alle Forderungen Russlands erfüllt würden? (Wann hat für dich der Krieg begonnen? 2022, 2014, letztes Jahrhundert?)
Glaubst du, dass Russland irgendwelche Verträge einhält? Was tun wir, wenn nicht?
Wie glaubst du, wird es in der Ukraine, in Europa weiter gehen? Ich habe privat gute Kontakte zu Menschen in Moldawien, aber auch Polen und sehe ihre Angst.
Was tun wir, wenn wir in 5 Jahren merken, Russland gibt keine Ruhe? Ich schreibe bewusst Russland und nicht Putin, sowie es auch nicht nur Hitler war. Chamberlain dachte auch, Verhandlungen seien hilfreich, die Tschechen hatten kein Mitspracherecht.
Kommen wir mit 10, vielleicht 20 Millionen zusätzlichen Flüchtlingen zurecht? Die Hälfte kommt vermutlich nach Deutschland.
Und warum glaubst du, dass dein angenommen ukrainischer Sohn (und der Rest in der Familie) nach Kapitulation der Ukraine sicher sei? (Und es dieses Mal anders als zwischen 2014 und 2022 abläuft, glaubst du wirklich, dass es nicht zu großen Verschleppungen kommt, Kinder bewusst von ihren Eltern getrennt werden?)
Ja, ich stelle mir auch viele Fragen, hatte um 2000 herum bereits gute Gespräche mit Flüchtlingen aus Tschetschenien. Ich habe aber nicht die Hybris, den Ukrainern die Hilfe, um die sie bitten zu verweigern (bei manchen Deutschen klingt es wie die sind kriegsgeil). Ja, ich kann verstehen, wenn manche Kriegsdienst verweigern und ich könnte die anderen verstehen, wenn sie die ersteren ausbürgern wollen, weiß nicht, ob das schon geschehen ist. Man muss dann akzeptieren, dass man in der Heimat nicht mehr willkommen ist.