Kris24, ich verstehe deine Argumentation nicht. In Bayern hat sich doch die Mittelschule (frühere Hauptschule) auch konsolidiert, eben weil es noch die verbindliche Empfehlung gibt. Hier besuchen immer noch ca. 30 Prozent eines Jahrgangs diese Schulform.
Ich sehe als ehemaliges Ländlekind auch die Entwicklung, dass unter grüner Regierungsbeteiligung das früher sehr gute Schulsystem in BW negativ beeinflusst worden ist. Die Realschule ist im Vergleich zu ihrer Namensschwester in BY dermaßen runtergewirtschaftet worden, dass es kaum erträglich ist.
Du schreibst den entscheidenden Unterschied, verbindliche Grundschulempfehlung.
Dies wollten weder Eltern noch Grundschullehrer hier in Baden-Württemberg (und hier im Thread (hier äußerten sich viele dagegen auch mindestens eine bayrische Grundschullehrerin)).
Gymnasiallehrer sahen es naturgemäß anders. (Das konnte man auch hier sehen.)
Ein weiterer Unterschied ist vermutlich, dass wir nicht ganz so ländlich wie Bayern sind. Noch einmal, hier wollte niemand mehr auf die Hauptschule, (fast) niemand wollte mehr Schülerinnen und Schüler mit erfolgreichen Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz anbieten, sie mussten weiter zur Schule gehen, um Mittlere Reife zu erhalten. (Selbst Einzelhandel, aber auch Friseur etc. wollten vor gut 20 Jahren mindestens Mittlere Reife und bekamen genug Auszubildende, ich war anfangs (um 2000) komplett dagegen, die Hauptschule abzuschaffen, aber auch ich musste einsehen, dass sie von Eltern und Gesellschaft zumindest was sie selbst betraf, nicht erwünscht war. (Es sollte Hauptschule geben, aber nicht für mein Kind, nicht für meine Auszubildende.)
Es gab Rettungsversuche, Umbenennung in Werkrealschule, Möglichkeit dort die mittlere Reife zu erhalten und eben auch Gemeinschaftsschulen. Man wollte Eltern und Gesellschaft Hauptschule wieder schmackhaft machen (nur der Niedergang (schlechter Ruf) begann in den 90er Jahren weit vor 2011).
Genau deshalb ist jetzt im Gespräch, die verbindliche Grundschulempfehlung wieder einzuführen. Sonst haben wir nicht nur 5 % mit Hauptschulempfehlung in der 5. Klasse, sondern vermutlich 20 %. Aktuell schreckt viele noch G8 ab. Die Eltern wollen Gymnasium.
Abwärts ging es lange vor dem Regierungswechsel. Pisa beteiligt ist 9. Klasse und direkt nach Regierungswechsel schnitten Baden-Württemberg schlecht ab. Nur so schnell reagieren weder Schulen noch Schülerinnen und Schüler nicht. Es war Polemik von CDU. Ich kenne Diskussionen und Daten. (Vorwurf davor ging an die Grundschule ("Schreiben nach Gehör" usw.). Nach dem Regierungswechsel änderte sich natürlich der Vorwurf von rechts. (Ich persönlich denke, dass auch der extreme Zuzug von Migranten in den 90er Jahren eine Rolle spielt, das Land war wirtschaftlich erfolgreich und zog überproportional viele an.)
Also kurz (und das war Threadthema) und auch mein 1. Beitrag hier. Verbindliche Grundschulempfehlung, Einschränkung des Elternwillens (aber das ist vermutlich politischer Selbstmord). Ich sehe das ganz pragmatisch.