Beiträge von grenzgaenger

    Liebes Forum,


    mich würden eure Erfahrungen und Beobachtungen zu der Frage interessieren, ob und inwiefern eurer Einschätzung nach Parteizugehörigkeiten im Kontext von Stellenbesetzungen im System Schule eine Rolle spielen, auch wenn das ja eigentlich nicht sein darf. Damit meine ich nicht nur „Spitzenpositionen“ ab A15 oder A16, sondern insbesondere auch fachbezogene Abordnungsstellen im Rahmen einer „Pädagogischen Mitarbeit“ zu Behörden wie den Bezirksregierungen oder dem MSB, die zunächst nicht zwangsläufig mit einer Beförderung verbunden sein müssen.


    Anlass meiner Frage ist, dass sich eine Kollegin im vergangenen Schuljahr auf eine solche Stelle beworben hat, sie aber nicht bekommen hat, obwohl sie dafür als perfekt geeignet erschien. Die mit der Stelle verbundene Aufgabe war ein absolutes „Nischen-Thema“. Das Anforderungsprofil in der Ausschreibung schien ihr vom Fachgebiet her inhaltlich wie auf den Leib geschneidert, sie hatte eine Top-Beurteilung durch die Schulleitung vorzuweisen, genau zu diesem Thema schon wissenschaftlich gearbeitet und zudem Beachtliches an der Schule in diesem Bereich geleistet. Aufgrund des wirklich sehr spezifischen Themenzuschnitts der Stelle halte ich es für äußerst unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, dass sie von ihrer formalen Qualifikation her getoppt werden konnte.


    Für viele Kolleginnen und Kollegen, auch für mich, ist es unerklärlich, dass sie die Stelle nicht bekommen hat. Im Vorstellungsgespräch bei der Behörde, so erzählte sie, sei jedoch deutlich geworden, dass alle Entscheidungen in diesem Hause auch politische Entscheidungen seien. Einige Kolleginnen und Kollegen spekulierten daraufhin, dass ihr das „richtige“ Parteibuch gefehlt habe (sie hat gar keins) und wahrscheinlich jemand in dieser Hinsicht „Passenderes“ den Zuschlag bekommen haben könnte. Was ist eurer Meinung nach von diesem Gedanken zu halten? Habt ihr schon mal Ähnliches mitbekommen?


    Mir ist bewusst, dass diese Frage einerseits zum Spekulieren einlädt und andererseits aufgrund der Sensibilität des Themas naturgemäß nur wenig „handfeste“ Evidenz zu erwarten ist. Dennoch denke ich, dass der/die eine oder andere von euch vielleicht jenseits des Bauchgefühls etwas zu berichten weiß. Besonders interessant wären Erfahrungsberichte aus NRW.


    LG


    grenzgaenger

    Wir haben gerade mit einem Kollegen, der die OBAS-Beratung macht, gesucht, konnten auf Anhieb speziell zur Obas keine Aussagen in den Fächern oder Informationsseiten des Landes zur Passung einzelner Studienabschlüsse finden.

    Ich glaube, bei Bedarf gilt das Prinzip: "Was nicht passt, wird passend gemacht."


    Meiner Kenntnis nach wird die Passung auf der Ebene der Sachbearbeitung geprüft. Dass man dort inhaltlich in die Tiefe geht, glaube ich nicht. Ich glaube, dass man geneigt ist, dem Einstellungswunsch und der damit verbundenen Vorentscheidung der Schule nachzukommen.


    Ich kenne eine OBASlerin, bei der aus Kunstgeschichte Kunst und Deutsch abgeleitet wurde.


    Entscheidend ist, eine Schulleitung zu finden, die einen möchte. Mit Kunst dürfte das derzeit nicht unrealistisch sein.

    Ich arbeite unter ähnlichen Umständen. Rückblickend war es für mich hilfreich, die innere Haltung zu verändern:

    Ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, für Wissensvermittlung bezahlt zu werden. Habe meine Prioritäten ganz klar aufs Erziehen gelegt. Keine bzw. kaum Zeit auf Unterrichtsvorbereitung verwenden (das ist bei uns in aller Regel ohnehin "vergebene Liebesmühe"), stattdessen konsequent Fehlverhalten ahnden (z.B. Tadel schreiben, Eltern in die Schule "nerven") und die wenigen Lernbereiten behüten.

    Insgesamt hängt mein Engagement im Blick auf die Unterrichtsqualität also vom Arbeits- und Sozialverhalten des Kurses ab. In allen Bereichen 100 Prozent zu geben, schafft an einer solchen Schule kein Mensch.

    Vielleicht konkret zu deiner Situation: Ich bin kein NaWi-Mensch, aber KuK mit NaWi-Fächern sagen mir, dass sie nur experimentieren, wenn das mit dem Kurs auch klappt. Ansonsten wird es eben trockener, man zieht aus dem Fachraum in den Klassenraum um und lässt abschreiben bis sich die SuS benehmen können. Hört sich hart an und mag für einige KuK schwer nachvollziehbar sein, aber das ist meine schulische Realität.

    Da die Vorbereitung und Durchführung guten Unterrichts eine meiner Hauptmotivationen war, Lehrer zu werden, fehlt mir das schon. Deshalb gibt es dann, wenn die Ressourcen es mal zulassen, "Sternstunden" in Kursen, in denen das funktioniert. Ansonsten: Im System Schule gibt es aus meiner Sicht neben dem normalen Lehrersein so viele interessante Sonder- und Nebenwege (z.B. Fachleitung), sodass ich mir denke, dass ich das nicht bis zur Pensionierung machen muss.

Werbung