Beiträge von Fallen Angel

    An die Sek II-Mathematik-Lehrer: Ist denn inzwischen wenigsten ein bisschen "logische Beweisführungen und formal korrekte mathematische Notation" Teil des Curriculums, sodass die Schüler nicht total geschockt sind, wenn sie damit an den Hochschulen konfrontiert sind?

    Für NRW: logische Beweisführung wird nicht thematisiert, Beweise kommen eher am Rand vor und sollen eher nachvollzogen als selbst geführt werden. Wie man einen Beweis führt, wird auch idR nicht gelehrt. Auf Formalia allgemein wird und soll schon geachtet werden, ist natürlich auch immer Ermessenssache der Lehrkraft, inwieweit das bepunktet wird.

    Das war zu meiner Zeit nicht der Fall und ich geb zu, das liegt mittlerweile schon ein wenig zurück. Es gab kein "Mathe für Grundschullehramtler" und vollst. Induktion war nun wirklich auch die einzige Beweisführung, die bereits in der Oberstufe abgefrühstückt wurde, eben weil sie nach Schema F funktioniert.


    Hier wurde nur meist vergessen, die Grundlage dafür zu legen, wann vollst. Induktion überhaupt angeraten ist, bzw. wann man sich besser anderswo umschaut, wenn man etwas bestimmtes beweisen soll. Für viele Erstis sahen alle Aufgaben mit "beweisen Sie" wie Nägel aus, wo sie nur mit dem einen Hammer draufhauen konnten, den sie halt kannten (wenn sie gut waren).


    Ich erinner mich noch gut an die Diskussionen in meinen Übungen, weshalb Grundschulstudis logische Beweisführungen und formal korrekte mathematische Notation lernen sollten. Präzision und "attention to detail" sind in der Grundschule nicht notwendig, war damals die vorherrschende Meinung unter den Studis. Das bisschen Rechnen geht doch auch so.

    Damals habt ihr GS-Studenten dieselben Kurse belegt (wenn auch weniger) wie die GyGe/BK-Studierenden? Ich finde auch, dass GS-Studenten Aussagenlogik und Beweisverfahren erlernen sollen, aber das Niveau unterscheidet sich zumindest aktuell in NRW schon deutlich.

    Im Prinzip geht es mir um die fachlichen Anforderungen von Grundschulmathematik. Dass Physikalische Chemie Mathe beinhaltet, ist mir klar, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Mathematik in Physikalischer Chemie tiefer geht als in Mathevorlesungen.

    Der Vorteil im Nicht-Mathestudium ist, dass man die Mathematik hinter Rechnungen nicht verstehen muss, dadurch werden die selben Inhalte deutlich leichter. Wenn man jede Formel erstmal herleiten muss und auch die Herleitung verstehen muss, ist der Anspruch deutlich höher. Ein gutes mathematisches Verständnis würde ich aber auch für ein Chemie-LA-Studium empfehlen.

    Universitätsmathe hat mit Schulmathe so viel zu tun wie Beweisen mit Ausrechnen.

    Ja, aber gerade im GS-Lehramt kann man nicht von "Unimathe" wie im GyGe-/BK-Lehramt sprechen, die Unterschiede sind deutlich. Ich kenne selbst einige GS-Studenten von anderen Unis, die auch Mathe haben (ist in NRW ja Pflicht) und kenne die Unterlagen. Es werden Beweise verlangt, aber doch auf sehr elementarem Niveau (v.a. Induktion, die man wie ich finde schnell erlernen kann). Ist halt ähnlich wie in der Schule viel Schema F. Mit mittelguten Leistungen in der Oberstufe sollte man das Studium schaffen, mit schlechten wird es schwierig.

    Für Chemie L 2 (Haupt-/Realschule) schreibt die Uni Frankfurt:

    Goethe-Universität — Chemie, <br> Lehramt an Haupt- und Realschulen (L2) (uni-frankfurt.de)


    Das finde ich amüsant. In Mathematik und Physik sind sehr gute Kenntnisse notwendig, in Chemie gute Kenntnisse nur von Vorteil. Für das Studium des Faches Chemie wohlgemerkt.

    Gerade in Chemie wird häufig erzählt, dass man quasi bei Null anfängt und daher auch nicht unbedingt Chemie in der Oberstufe belegt haben muss. Nach allem, was ich so mitbekommen habe, stimmt es zwar, dass man quasi bei Null anfängt, wenn aber einige Inhalte am Anfang nur Wiederholung sind, ist das wohl trotzdem ganz schön.

    Und wie die Gesamtschule zum Abitur führt, ist, zumindest für NRW, auch recht leicht rauszubekommen. Man schaut sich die durchschnittlichen Punkte in den Abiturprüfungen (massive Notenunterschiede zugunsten der Gymnasien) und in der Kursphase (kaum Notenunterschiede) an und dann wundert man sich ganz, ganz lange wie das nur passieren kann. Die Zahlen dazu bekommen die Fachvorsitzenden eigentlich jedes Jahr von der Bezirksregierung (zumindest in Mathe, hab keinen anderen Fachvorsitz).

    Der Unterschied kann sich unter anderem durch mündliche Noten erklären (kenne mehrere Beispiele von SuS, die mündlich gute Noten haben, aber in Klausuren aus welchen Gründen auch immer schlechter abschneiden), aber auch an den Nicht-Abifächern liegen. Dadurch wird der Schnitt ordentlich "verzehrt", wenn man im Abi dann nur noch in 4 Fächern geprüft wird.

    Seph: 4 Jahre reichen deiner Meinung nach nicht aus? Ehrlich gesagt konnte ich meist nach mehreren Wochen (z.B. in Praktika) schon relativ sicher einschätzen, auf welchem Niveau sich ein Kind etwa befindet.

    Und das stimmt dann auch mit dem Lebensweg überein? Darüber wirst du bisher wohl noch keine Aussage treffen können, weil die SuS dafür noch zu jung sind. Du kannst vielleicht (!) nach ein paar Wochen das aktuelle Niveau eines Kinder einschätzen, aber sicher nicht das zukünftige.

    Weißt du, was Mitarbeiter*innen bekommen? Ich kenne mehrere freie Mitarbeiterinnen beim MDR, die müssen genau rechnen, wovon sie ihre Miete bezahlen jeden Monat.

    Ich weiß zumindest, was Intendanten und "Top-Moderatoren" bekommen und das ist eindeutig zu viel. Arbeiten deine Bekannten beim MDR Vollzeit?

    -> DAS sind unsere Quellen für Unterricht. Ohne den Öffentlichen Rundfunk hätte die Wollsocke vielleicht nur VIdeos von einem Chemiekonzern zur Verfügung gehabt. Und erst durch ihre genossene Bildung und den Konsum verschiedener Materialien war sie auch in der Lage zu wissen, warum DIESES Angebot gut ist (und warum ein anderes nicht). Ich sage damit nicht, dass Angebote vom Biontech-Konzerne zu Corona per se schlecht gewesen wären / sind, aber das Ganze an die Hand von privaten Institutionen zu geben ist auch nicht gut.

    Das spricht dann für den ÖRR als Produzent von Nachrichten und Wissensformaten. Da bin ich auch für, aber nicht für andere Formate.

    Dieses "Argument" und dass du die Wichtigkeit von ausgewogener Berichterstattung, Kultur in allen Schattierungen, Dokumentationen und auch leichter Unterhaltung ohne ständige Manipulation durch Werbung nicht siehst, sagt mir: Diskussion eigentlich nicht möglich. Das zeitabhängige Fernsehen wird durch die Angebote aller Öffentlich-rechtlichen Sender sicher nicht nur ergänzt, sondern ständig erweitert. Wer zu einer bestimmten Uhrzeit nicht gucken/hören kann, kann das jederzeit über die Mediatheken, oft sogar vor der Ausstrahlung im Fernsehen.


    Ich konsumiere übrigens auch viele Dinge nicht, die ich auf die ein- oder andere Art mir völlig fremden Menschen mitfinanziere. Ist halt so.

    Ich sehe die Wichtigkeit von ausgewogener Berichterstattung schon (bitte keine Worte in den Mund legen oder meine Aussagen extra falsch interpretieren), das würde ich auch beibehalten. Andere Dinge eben nicht. Aber wenn keine Diskussion mit mir möglich sein soll, dann akzeptiere ich das natürlich (was aber dann deine Beiträge unlogisch erscheinen lässt).

    Du hast richtig zitiert, doch ich habe an keiner Stelle gesagt, dass ich dem Kameramann oder der Tontechnikerin keine Gehaltserhöhung gönne. Oder dass ich weniger Investigativjournalismus will. Das hast du einfach mal frech in meinen Text reininterpretiert. Ich habe in all meinen Beiträgen deutlich erklärt, womit ich nicht einverstanden bin: Dass die Beiträge erhöht werden, obwohl es fairer und angemessener wäre an anderer Stelle Kosten zu sparen. Nicht alles, was der ÖRR ausstrahlt, ist qualitativ hochwertig. Einiges davon ist erschreckend seicht und hat keinen gesellschaftlichen Mehrwert. Bitte hör auf gegen einen Strohmann zu argumentieren. Ich sehe den Wert des ÖRR durchaus.

    Das wird hier öfter gemacht, es ging nie um die Gehälter der Kameramänner oder um weniger Investigativjournalismus.

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