Ich habe als Lehrerin ein halbes Jahr einen Schüler, 1 Jahr einen andern Schüler und 2 Jahre lang eine Schülerin unterrichtet (versucht habe ich es jedenfalls) bei denen später ein sonderpäadagogischer Förderbedarf im Bereich soziale und emotionale Entwicklung festgestellt wurde. Jedesmal hat mich das an den Rand meiner Leistungsfähigkeit gebracht. In allen Fächen haben die Mitschüler extremst gelitten unter dem Verhalten und den ständigen Störungen, die von diesen Kindern ausgingen und denen ich mit den von mir in meiner Ausbildung als Lehrerin erworbenen pädagogischen Kenntnissen und Fähigkeiten NICHT begegnen konnte.
Wenn Inklusion so stattfindet wie im Lehrbuch und wie von weltfremden Dozenten an Universitäten erdacht und erträumt, dann klingt alles gut und richtig. Und ja, ich finde es alles andere als gut, wie einige Schüler mit Förderbedarf an ein "Brettergymnasium/Doofenschule" oder wie das sonst noch genannt wird abgeschoben werden und damit für den Rest ihres Lebens stigmatisiert sind (für ihre Mitmenschen jedenfalls). Und daran ändern auch die großartigen Leistungen nichts, die Förderschulkollegen an ihren Schulen jeden Tag bringen und auch nicht die Lernfortschritte, die die Schüler auf diesen Schulen machen).
Wenn Inklusion allerdings so stattfindet wie von Politikern erdacht und erträumt (nämlich um Kosten zu sparen), dann werden 4-6 Kinder mit Förderbedarf (der übrigens nicht mehr getestet und festgestellt werden darf) in eine 32er Klasse einer Regelschule geschickt und für 2 Stunden die Woche kommt ein Sonderpädagoge von einem (Förderzentrum) (Einzugsgebiet bis 100 km) vorbei, fördert die 6 Kinder (die alle vermutlich auch noch verschiedene Handicaps haben) mal eben und verschwindet dann zu einer der anderen 3 Schulen, die er an diesem Tag auch noch abklappern muss. Für die anderen 28 Stunden sitzen dann die Regelschullehrer, denen noch nichtmal Fortbildung in diesem Bereich gewährt wurde (kost ja schließlich Geld, und mussten wir nicht alle an der Uni 4 SWS in Sonderpädagogik belegen?), mit den Klassen alleine da.
(So ungefähr sehen die Pläne für die niedersächsischen Schulen aus).
Ich bin mir sicher, dass auf diesem Weg niemandem gerecht wird - weder den Schülern mit Förderbedarf, noch ihren Mitschülern noch den nicht ausgebildeten Lehrkräften.
Inklusion finde ich gut. Bis sie umgesetzt werden kann müssen aber zunächst die Rahmenbedingungen geändert werden, Klassengrößen halbiert werden, den Schulen die erforderliche ausstattung gewährt werden und und alle Lehrer, die betroffen sind, aus- bzw. fortgebildet werden. Und nein - das geht nicht kostenneutral, wie Politiker das behaupten.
Schön, das ihr für das Thema Inklusion ausgebildet werdet, über kurz oder lang wird sich das wohl durchsetzen. Ich hoffe, dass das auch in der Ausbildung der Regel-Lehrämter Thema ist, bei mir war es das nicht!