Soo, die Eltern sind ja nun schon eingeladen, insofern muss das Gespräch ja stattfinden. Da wäre es jetzt hilfreicher, zu überlegen wie sonnenkönigin halbwegs unbeschadet aus der Situation herauszukommen, als über ihre Professionalität zu diskutieren (das diese bei einer Seiteneinsteigerin noch nicht so ganz gefestigt ist, ist doch wohl verständlich).
Ich bin Klassenlehrerin mit einer extrem schwierigen Elternschaft, die sich an der Fleischtheke, Supermarktkasse, über den Gartenzaun usw. scheinbar häufiger den Mund über mich zereissen. Es hat sich sogar schonmal eine Mutter erdreistet, sich bei der Schulleitung über mich (völlig ungerechtfertigt) zu beschweren (sie wurde gottseidank sofort in ihre Schranken gewiesen).
Hintenrum kriege ich also auch so einiges mit, was da getuschelt wird. Ich habe schon so einige Elternbriefe auf der Platte, die ich wutentbrannt zuhause geschrieben aber nie abgeschickt habe. Auch hatte ich schon so manches Mal das Telefon in der Hand, um betreffende Eltern anzurufen und habe es dann doch nicht getan. Und eine Nacht drüber geschlafen. Und es dann erst recht nicht mehr getan.
Was mich davon abgehalten hat: die Schüler. Mit diesen komme ich nämlich hervorragend klar und habe zu den allermeisten ein vertrauensvolles Verhältnis.
Natürlich erzählen viele Jugendliche zuhause von der Schule. Und natürlich sind diese Erzählungen immer sehr subjektiv geprägt, wenn ein Schüler etwas negatives in der Schule erlebt hat tendiert er ganz sicher dazu, die Schuld nicht bei sich selbst, sondern bei andere zu suchen (und wer bietet sich da an? - Der Lehrer).
Was jetzt nicht mehr natürlich ist (und meines Erachtens immer schlimmer wird) ist, dass Eltern immer mehr dazu tendieren, alles, was ihr Nachwuchs da von sich gibt, für bare Münze zu nehmen und die lieben Kleinen in diesen Einschätzungen auch noch unterstützen. Das macht unser Arbeiten natürlich nicht eben einfacher...
Trotzdem: du arbeitest mit den Schülern, nicht mit den Eltern. Solange dein Unterricht einigermaßen funktioniert, können die Eltern doch über dich lästern, soviel sie wollen. Denn: DU weißt ja, dass es anders ist! Und könntest das auch jederzeit beweisen, falls du darauf angesprochen wirst.
Selbst so ein Gespräch zu initiieren finde ich auch nicht so glücklich (obwohl ich deinen Wunsch, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, natürlich verstehen kann). Besser: Tief durchatmen und dir immer wieder sagen, dass du selbst es besser weißt und dir ein paar selbstgefällige Eltern doch gefälligst den Buckel runterrutschen können. Das Lieblingshobby vieler Deutschen ist immer noch das Lästern (da gibt es sogar Lieder drüber), und manchmal fährt man einfach besser nach der Devise: "Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß".
Nun musst du das Gespräch aber ja führen. Ich würde ganz freundlich, offen und verständnisvoll in das Gespräch starten (vorher tief durchatmen) und sagen, dass du gehört hättest, dass sie als Eltern einige Probleme mit deinem Unterricht hätten, und du gerne mit ihnen reden würdest um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Das bringt sie dann in Zugzwang. Falls sie behaupten, dass gar nichts gewesen sei, kannst du erfreut das Gespräch beenden (denn dann gibt es ja auch nichts zu bereden), falls sie dich mit Vorwürfen überhäufen erklärst du ganz freundlich deine Standpunkte.
Wichtig: - Nicht rechtfertigen, dazu gibt es keinen Grund, denn du hast ja recht.
- Verständnis für die Sicht der Eltern zeigen, aber trotzdem deine Sicht der Dinge klarstellen.
- Sachlich bleiben, auf keinen Fall dazu hinreissen lassen, laut zu werden (lass dir zur Not von deinem Kollegen auf den Fuß treten falls du die Befürchtung hast, dass dies passieren könnten).
- Lächeln und freundlich sein, aber auf keinen Fall anbiedern.
- Wenn die Eltern uneinsichtig sind, das Gespräch freundlich bestimmt beenden, die Damen als unverbesserlich abspeichern und den Kontakt auf den unbedingt notwendigen reduzieren.
Aber, ich habe so ein Gespräch ins Blaue hinein noch nie geführt, das sind die Strategien, die ich bei direkten Vorwürfen von Eltern erfolgreich angewendet habe. Ob das auch bei Leuten wirkt, die nur hinter deinem Rücken eine große Klappe haben, weiß ich nicht.