Als kleine Rückmeldung:
Die gestrige Stunde verlief wirklich gut. Ich habe meinem Plan so, wie hier vorgestellt, durchgezogen und er ist zumindest für diese Stunde aufgegangen. Es war sehr ruhig, selbst wenn etwas gefragt wurde, haben die Schüler mich im Flüsterton angesprochen. Alle haben konzentriert gearbeitet. Mal sehen, wie es in den folgenden Stunden läuft.
Die drei Ruhestifter haben ihre Aufgabe soweit gut erfüllt. Einer hat sich ganz besonders ins Zeug gelegt. Er hat, denke ich, den Sinn der neuen Rolle und die Möglichkeit eines Erfolgserlebnisses gut verstanden. Die anderen beiden waren noch etwas verhaltener, waren aber insgesamt wesentlich entspannter und interessierter am Unterricht. In der Stunde hatte ich dann auch mehr Raum, mich auch allen anderen Schülern zu widmen und ihnen bei Problemen mit den Aufgaben zu helfen.
Eine interessante Erkenntnis war für mich auch, wie wichtig es ist, auch in den Pausen einen klaren Gesprächsrahmen vorzugeben und auch mal entschieden zu sagen: "Nein, ich habe jetzt keine Zeit, um das mit dir zu besprechen. Komm bitte nach der Stunde damit nochmal zu mir." Natürlich wusste ich das schon rein theoretisch, aber, wie stark es zur Ruhe und zum konsequenten und flüssigen Ablauf und Beginn der Stunde beiträgt, war für mich noch einmal in praktischer Hinsicht ein Aha-Erlebnis.
Beiträge von Susann2
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Also zunächst einmal Danke für die Hilfen und Rückmeldungen! Ich habe mir das, was ihr geschrieben habt, durch den Kopf gehen lassen und einiges davon auch schon übernommen.
Ich habe mit den Eltern der drei Schüler telefoniert und mich mit ihnen über die bestehenden Probleme ausgetauscht. Ein Treffen wäre sicherlich noch besser, aber angesichts der Dringlichkeit des Problems (bevor sich das im neuen Schuljahr wieder so einschleift) wollte ich erstmal den direkten Austausch am Telefon. Die Eltern waren auch insgesamt sehr offen, froh über den Austausch und an einer gemeinsamen Verbesserung der Situation interessiert. Und so, wie die Schüler mir am nächsten Tag auf dem Gang begegnet sind, hat man auch gemerkt, dass deren Eltern definitv guten, aber vor allem auch positiven Einfluss auf sie ausüben können.Außerdem werde ich eine Idee aus einem Buch aufnehmen, die sich "Ruhestifter" nennt. Ich habe genau die drei zu unseren Ruhestiftern ernannt. Sie müssen am Anfang und innerhalb der Stunde, wenn sie es bemerken, für Ruhe sorgen, indem sie einen Finger an den Mund legen, "Psst" machen und dazu noch einen strengen Gesichtsausdruck aufsetzen. Die restliche Klasse wird über ihre Rolle informiert und die drei bekommen gewissermaßen als "Uniform" drei gleiche grüne Sonnenbrillen, die sie in der Rolle aufsetzen. Ich möchte, dass sie damit einerseits genau aus ihrer früheren Rolle des Störenfrieds rauskommen und die Klasse sie auch anders wahrnimmt. Zudem sollen sie ein Vorbild sein, damit einerseits ihre neue Rolle auch überzeugend ist und andererseits sie natürlich selbst dazu angehalten sind, sich zu benehmen. Das Ganze habe ich mit den Eltern abgesprochen und sie wollen sie alle unterstützen. Die Schüler habe ich schon eingewiesen (nach dem Gespräch mit den Eltern) und zum Teil haben sie sich sogar über die neue Verantwortung gefreut. Zusätzlich bekommen sie ein Blatt von mir, wo noch einmal das Wichtigste draufsteht, auf dem ich am Ende jeder Stunde mithilfe eines Smileys (wegen der Zeitknappheit) kennzeichne, wie gut es funktioniert hat. Die Eltern sollen jeden Montag Abend durch ein Signum kennzeichnen, dass ihr Kind ihnen das gezeigt hat und sie das mit ihm besprochen haben. Genauere Rückmeldungen gebe ich den Schülern und den Eltern dann mündlich.
Ich will damit auch erreichen, dass die Schüler Erfolgserlebnisse haben und ich mich eben auch mehr auf die anderen Schüler konzentrieren kann. Es stimmt schon, dass ich den anderen Schüler sonst nicht genügend Beachtung schenken kann und auch ggf. auf sie besser reagieren kann. Das habe ich auch den dreien kommuniziert, dass sie somit auch in den Hintergrund rücken können und ich auch im Sinne der Gerechtigkeit mehr auf alle schauen kann, weil es ihnen verständlicherweise wichtig ist, dass ich nicht nur ihr Verhalten im Blick habe. Falls ein Mitschüler anfängt sich darüber lustig zu machen oder dergleichen, möchte ich auch, dass die Rollen ggf. anderen übertragen werden.Zudem habe ich den Sitzplan noch einmal stark überarbeitet bzw. überhaupt für die neue Klassenkonstellation neu erstellt (Bisher existierte noch kein fester, weil die erste Schulwoche an unserer Schule sowieso eine Projektwoche ist und ich mit einer Stationsarbeit in die neue Sequenz eingestiegen bin.) Ich werde auch die Schüler zunächst einmal viel alleine arbeiten lassen und mir ihre Ergebnisse am Ende der Stunde abgeben lassen, weil ich auch die Mitarbeit im Schulhalbjahr insgesamt bewerte.
Außerdem habe ich mich mit drei anderen Kollegen ausgetauscht, die die Klasse unterrichten, sodass wir in Zukunft stärker zusammenarbeiten können, da auch bei ihnen die Klasse berühmtberüchtigt ist. -
Hallo,
ich habe Probleme mit einer sehr lauten und unruhigen 6. Klasse. Ich hoffe auf eure Hilfe und andere Perspektiven zum Thema.
Ich hatte die Klasse als 5. Klasse in ihrem ersten Jahr am Gymnasium in Ethik bekommen. Ich unterrichte sie seitdem (mittlerweile hat das 6. Schuljahr begonnen) in Ethik. Zu Beginn hatte diese Klasse a Ethikunterricht mit der Parallelklasse d. Nun wurden die Gruppen neu zusammengesetzt und ich habe eine Ethikklasse, die sich aus Schülern der a, b und c zusammensetzt. Aufgrund des Mangels an Religionslehrern wird bei uns, trotz anderer Vorgabe der Stundentafel, Ethik nur einstündig unterrichtet. Diese eine Stunde hatte ich in der 6. Stunde (letzte Stunde am Montag), als sie in der 5. Klasse waren, und hab sie nun in der 7. Stunde (ebenfalls letzte Stunde am Montag). Die Schüler müssen sich immer nach der letzten Stunde beeilen, um ihren Bus noch zu bekommen, weil sie teilweise weit entfernt wohnen. Sowohl in der 5. als auch in der 6. Klasse habe ich in Ethik jeweils 27 Schüler sitzen.Als ich die Klasse bekommen hatte, war ich selbst noch im Referendariat an meiner Schule und habe, denke ich, vor allem am Anfang einige Fehler bezüglich der Konsequenz meines Verhaltens gemacht. Ich hatte das Vorbild eines sehr strengen Mentorin, die in anderen Klassen in einem Maße durchgegriffen hat, wie ich es ungerecht und übertrieben fand, weshalb ich nicht denselben Fehler machen wollte. Insbesondere drei Schüler, die allesamt aus der a stammen, fallen immer wieder dadurch auf, dass sie reinquatschen, andere Schüler stören, ärgern oder sich mit ihnen streiten, die Aufgaben nicht erfüllen oder schlicht meine Anweisungen ignorieren. Alle drei sind sehr unterschiedlich und auch die Gründe, weshalb sie so reagieren, sind soweit ich bisher mitbekommen habe, sehr unterschiedlich. Einer hat Probleme von den anderen akzeptiert zu werden, ist sehr schlau und versucht mit dieser Klugheit das Beste für sich rauszuschlagen, auch auf Kosten von anderen. Er möchte, wie ich zeitweise mitbekommen habe, mehr Harmonie und Wertschätzung, sieht aber häufig keinen Weg das zu bekommen. Da er sich auch schnell in der Schule anfängt mit anderen zu prügeln, hat er schon einen Klassenleiterverweis bekommen. Der Zweite möchte definitiv "cool" vor seinen Mitschülern erscheinen und es stört ihn wiederum sehr, wenn er durch mich Wertschätzung erfährt. Er ärgert häufig Mitschüler dadurch, dass er ihnen ihre Sachen wegnimmt oder sie runterwirft, freut sich über ihre Reaktionen und ist empört und fühlt sich unfair behandelt, wenn ich ihn daraufhin anspreche. Mit den beiden beschriebenen Schülern kann ich mich in der Pause relativ gut unterhalten. Sie lächeln mich sogar teilweise an, wenn ich ihnen im Gang begegne. Ich versuche bewusst nicht nur anzuklagen und Fehlverhalten anzusprechen, sondern sie kennenzulernen und die Gründe für ihr Verhalten herauszufinden. Der dritte Schüler fällt vor allem durch seine beleidigenden, direkten Bemerkungen mir und anderen Schülern gegenüber auf. Er sagt offen und ohne Aufforderung, dass er alles "scheiße" findet und am liebsten woanders wäre. Ihn erreiche ich nur bedingt durch Kontakt in der Pause. Wenn überhaupt erzählt er mir etwas beiläufig und weicht meinem Blick aus.
Das Ganze hat schon eine Vorgeschichte aus der Grundschule, da die Schüler da auch schon miteinander Unterricht hatten. Die beschriebenen drei Schüler sind bei den Mitschülern deshalb auch gewissermaßen als "Störenfriede" verschrien. Andere Schüler wollen nicht mit ihnen zusammenarbeiten bzw. beklagen sich in den Pausen bei mir über sie und fragen, warum wir denn nicht ohne sie Unterricht haben könnten. Hinzu kommt, dass andere Schüler sich teilweise davon anstecken lassen, wenn sie reinquatschen und mitmachen oder sich provoziert fühlen und zurückfeuern. Mit der Klassenlehrerin der a tausche ich mich schon seit Langem über Probleme aus und halte sie immer auf dem Laufenden. Sie wiederum spricht meist mit den Eltern der Schüler, die auch in den anderen Fächern durch Störverhalten auffallen. Ihr ist es lieber, wenn alle Fachlehrer alles an sie zurückmelden und sie dann die Sachen gebündelt mit den Eltern bespricht. Das führt aber natürlich dazu, dass vieles zeitversetzt bei den Eltern landet.
Was Konsequenzen auf das beschriebene Verhalten angeht, habe ich nun schon einiges hinter mir und habe wahrscheinlich auch zu häufig meine Strategien gewechselt. Ich weise die Schüler genau daraufhin, was sie tun bzw. nicht tun sollen, werde dabei aber nicht beleidigend. Das Reinquatschen zu ignorieren bringt überhaupt nichts bzw. darauf zu warten, dass es leise wird, bevor ich etwas sage. Zeitweise bin ich im Unterricht mal sehr laut geworden, doch das hat die Situation nur noch angespannter werden lassen. Ich habe den Sitzplan verändert. Einzeln kann ich aber niemanden setzen, da mit 27 Schülern der Raum voll ist. Ich habe mit den Schüler gemeinsam Regeln gefunden, die sie aus der Grundschule kannten: bspw. Wer reinquatscht oder anders den Unterricht stört, bekommt einen Strich an der Tafel. Bei drei Strichen gibt es einen Eintrag in HA-Heft. Zudem wollte ich positive Rückmeldungen (Lob im HA-Heft) geben, wenn besonders gut mitgearbeitet wurde. Insgesamt kann man sagen, dass alle Maßnahmen letztlich dadurch scheitern, dass ich nicht alles mitbekomme. Es ist meist auch für mich die letzte Stunde an dem Tag und ich merke, dass meine Aufmerksamkeit nicht ausreicht, um alles mitzubekommen. Etwas verbessert hat sich vor allem die Beziehung und die Reaktion auf mich dadurch, dass ich bewusst in der Pause den Kontakt mit den Schülern gesucht habe und versucht habe, sie besser kennenzulernen. (Dadurch dass Ethik nur einstündig ist, kenne ich sonst auch nach Monaten meine Schüler eigentlich nur oberflächlich.)
Meinen Unterricht versuche ich spannend und mit hoher Schüleraktivität zu gestalten. Das geht jedoch manchmal so nicht, weil Freiräume gut und gerne ausgenutzt werden. Eine Glanzstunde war der Abschluss zur Sequenz "Mit und von der Natur leben", wo die Schüler selbst eine Tierkonferenz gestaltet haben. Ich habe den Schülern selbst wichtige Aufgaben überlassen und gerade die Schüler, die den Unterricht sonst stören, in die Verantwortung genommen. Zwei haben die Konferenz moderiert, zwei haben Gesprächsregeln aufgestellt und die Einhaltung überwacht, zwei waren Zeitwächter und einer hat ein Logo für die Tierkonferenz entworfen. Zudem habe ich die Konferenz für mich persönlich (nicht zur Veröffentlichung oder zur längeren Speicherung) mit einer Kamera aufgenommen, damit ich den Schülern genauer Rückmeldung zu ihrer Leistung geben kann. Diese Stunde lief rund, wie eine Bilderbuchstunde, und auch die Schüler, die sonst durch negatives Verhalten haben mir wieder einmal gezeigt, dass sie nicht wegen Überforderung den Unterricht stören und hervorragende Leistungen erbringen können.So, ich hoffe, jemand hat die Muße, sich all das durchzulesen. Ich wollte euch ein möglichst umfassendes Bild geben.
Vielen Dank vorab!
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