Ein Kurzbericht und eine kleine Warnung:
Liebe Seiteneinstiegsanwärter, es ist beim Seiteneinstieg wie immer im öffentlichen Dienst, in dem ich nun schon viele Jahre tätig bin: Es wird immer erst dann, Personal in Masse eingestellt, wenn es wirklich brennt und die Situation eigentlich noch viel schlimmer ist als bislang kommuniziert.
Genau unter dieser Erwartungshaltung solltet ihr hier herangehen und euch schon vorab viele Illusionen über einen tollen Berufseinstieg und erhoffte Karrieremöglichkeiten aus dem Kopf schlagen.
Das Seiteneinstiegsprogramm ist ein Notbehelf, weil man dringend in der Öffentlichkeit vermitteln muss, dass politisch zugesicherte Stellen - in Form von Stellenzusicherungen in den Haushalten des zuständigen Ministeriums - auch unbedingt besetzt werden müssen.
Politisch sieht es doch derzeit für die jeweiligen Regierungen mit ihren Bildungsministeren ziemlich ungut aus. Es gilt daher unbedingt "Druck aus dem Kessel zu nehmen". Wer denkt, dass Schule unpolitisch ist, der irrt leider gewaltig.
Seit Jahren gehen die Lehrer auf dem Zahnfleich, Stundenausfalldaten werden geschönt ( z.B. weil faktische Ausfallstunden nicht als solche deklariert werden, Lehrer unterrichten fachfremd ohne Qualifizierung für das jeweilige Fach, Langzeitkranke belasten zusätzlich wegen Burnout , Frühverrentungen etc.). Die Qualität der Bildung hat enorm gelitten, Stundenzahlen werden gekürzt um die Lehrermisere zu verschleiern usw.
In diese tolle Situation kommt nun das Seiteneinstiegsprogramm als Notlösung hinein - und macht euch bewusst es ist eine Notlösung mit enormen Auswirkungen auf eure erhofften Karriereperspektiven und euer Berufsleben! Ihr seid und werdet ggf. immer Lehrer zweiter Klasse sein und bleiben!
In den Finanzministerien wird ohnehin argwöhnisch beäugt, dass man so viele Leher gar nicht mehr braucht, weil perspektivisch die Schülerzahlen doch eh wieder sinken. Zudem musste man mit knirschenden Zähnen auch noch die Verbeamtung akzeptieren sowie die Höhergruppierungen in E/A13, damit der Frust der "alten" Lehrer nicht noch größer wird.
Jetzt konkret zum Seiteneinstieg und zum "Informationsgespräch":
Das Gespräch war ein Einstellungsgespräch, d.h. man hatte schon klar ausgewählt und eine Einstellungszusage erteilt ( ohne dass aber Arbeitsvertrag vorliegt, da der erst durch Personalräte genehmigt werden muss, etc.). Es wurde auch nicht gefragt, warum wieso etc. Man war schon auserkoren und es ging darum, die Formalia zu erläutern.
Das Gespräch fand unter Anwesenheit weiterer angedachter Kandidaten statt, die aber für andere Schulen eine Zusage erhielten - also keien Konkurrenzsituation.
1. Fehler im System:
Einstellungsgespräche sind Personalgespräche und haben bitte Vertraulichkeit zu wahren. Es geht gar nicht, dass es als Massenabfertigung unter Anwesenheit Dritter abläuft - No-Go. aber es zeigt wie der ÖD mittlerweile verdummt ist.
Es wurde dabei bereits schulkonkret gesagt, wer wohin soll und ob man das möchte - Alternative wurden eigentlich nicht erwogen.
Das Ziel des LaSuB als nachgeordneten Behörde des Bildungsministeriums ist es den politischen Auftrag umzusetzen und der heißt "Stellen besetzten egal mit wem und Druck der Öffentlichkeit bändigen".
Schlimmer als unfähige Leute im System zu haben ist, wenn sich der zuständige Minister hinstellen muss und zugeben muss, das bei Weitem nicht alle Stellen besetzt werden konnten.
Das LaSuB ist hier wie so oft im ÖD ein "Jäger der verlorenen Seelen". Mir sei bitte der Ausdruckt verziehen, er ist keine Wertung der persönlichen Leistungen und Anstrengungen. Aber natürlich wird eine Drucksituaition erzeugt. Derjenige, der in einem befristeten Vertrag festhängt wird eher geneigt sein, Zugeständnisse hinzunehmen als Personen, die unbefristet sind etc.
Zu beachten:
1. Ein jeder sollte sich - sofern im unbefristeten Verhältnis beschäftigt - überlegen ob er wieder 6 Monate Probezeit eingehen will!
2. Solange ihr keinen Arbeitsvertrag unterzeichnet habt, habt ihr faktisch gar nix! Lediglich eine Einstellungszusage, die auch verschriftlicht vorliegt habt ihr in Händen. Sollte aber der Personalrat dagegen sein - aus welchen Gründen auch immer - habt ihr das Nachsehen, wenn ihr schon euren alten Job gekündigt habt. Hier sollte ein Jeder selebr überlegen, wieviel Vertrauen er schenken mag und inwieweit Familie und Co sonst ohne Geld dastehen könnten.
3. Das ganze läuft alles total kurzfristig und ist für jene, die im Job stehen faktisch nur über Auflösungsvertrag mit bisherigem Arbeitgeber zu ermöglichen.
2. Fehler im System:
Wenn Ihr die Zusage als "Ein-Fach-Lehrer" erhaltet, d.h. ein Studienfach wird anerkannt, werdet ihr sofort mit E12 in Erfahrungsstufe 1 eingestellt unbefristet. Nach 3 Monate Einstiegsfortbildung gehts dann unmittelbar in die Klasse zum unterrichten.
Für das Referendariat müsst ihr euch auf dem Dienstweg BEWERBEN! D.h. es gibt keinen Automatismus. Im Zweifel unterrichtet ihr aufgrund der Notlage Jahr um Jahr und irgendwann dürft ihr das machen. Ihr müsst es aber irgendwann machen, weil dazu verpflichtet ihr euch schriftlich schon in dem Einstellungsgespräch. Nur wann ist die Frage. Also ohne pädagogische Zusatzbildung wurschtelt ihr vor euch hin und könnt nur auf liebe Kollegen hoffen, die euch die größten Fettnäpfchen ersparen. Siehe oben, wie motiviert so mancher "Altlehrer" wohl sein könnte derzeit.......
3. Fehler im System:
Erfahrungsstufen: Ihr bekommt Stufe 1 in der E12!! Inwieweit eine Vortätigkeit als Lehrer zu einer höheren Stufenzuordnung führt ist Ermessen des Arbeitgebers. Eine Anerkennung der Erfahrungsstufen aus bisherigen Tätigkeiten im ÖD wird ausfallen, da nur gleichartige Tätigkeiten zu Stufenanrechnungen führen können - schaut im TV nach!! Wer also im ÖD ist und schon einige Erfahrungsstufen gesammelt hat, erlebt ein ganz böses Erwachen!!!!