Dennoch merke ich hier im Forum schon, wie feindselig manche User*innen Quereinsteiger*innen gegenüber eingestellt sind. Ich habe das Gefühl, dass sich manche dadurch in Ihrer Profession extrem abgewertet fühlen. Das hat aber mit den einzelnen Quereinsteigenden nichts zu tun, sondern mit dem Konzept des Lehramtsstudiums und des Lehrerseins.
Anekdotische Evidenz: Am Gymnasium meiner Tochter gibt es viele Quereinsteigende. Am Anfang wusste ich als Mutter natürlich nicht, wer welche Ausbildung hat. Es gab eben LK die ich, von außen betrachtet, als "besser, pädagogisch wertvoller,..." befand und andere, da fragt man sich, warum Himmels willen so jemand Lehrkraft wird... Wie überall eben.
Überraschung: Die beiden Quereinsteigenden, die meine Tochter unterrichten, sind nicht die von der zweiten Sorte.
Danke für diese Worte, die ich leider nur bestätigen kann.
"Vertretungslehrerin": Ich habe den Weg, den du eventuell noch vor dir hast, bereits hinter mir. Ich habe den Quereinstieg an der Berufsschule gemacht und komme aus der Wirtschaft - ich habe übrigens unter anderem auch im Bereich der Unternehmenskommunikation gearbeitet, was mein eines Fach, Deutsch, erklärt. Ich habe das Referendariat gemacht, also durchaus "von der Pike auf" das Ganze gemacht, bzw. gelernt. Das war mir persönlich auch wichtig, obwohl ich durch persönliche Kontakte auch "einfach so" an einem privaten Gymnasium reingekommen wäre ins Lehramt. Mir persönlich war es aber wichtig, das Referendariat zu machen - um eben von der Pike auf den Job zu lernen. Und für mich persönlich kann ich nur sagen, dass ich wirklich davon überzeugt bin, dass ich ohne das Referendariat nicht das "Handwerkszeug" hätte, das ich jetzt habe. Ich hatte mir auch eingebildet, dass man mich als Quereinsteigerin auch innerhalb des Kollegiums mehr anerkennen würde, wenn ich das Referendariat absolvieren würde zusätzlich. ABER: Das Referendariat hat nicht dazu geführt, dass man mich als Quereinsteiger mehr oder besser anerkennt. An unserer Schule sind viele Quereinsteiger und bezeichnenderweise verstehe ich mich mit denen am besten und bin mit denen auch teilweise bereits befreundet. Was mich wirklich nach wie vor "befremdet", ist, dass manche Lehrer mich bis heute (und ich bin seit 1,5 Jahren an der Schule) noch nicht mal gefragt haben, was ich vorher überhaupt gemacht habe. Bei manchen Lehrern bin ich mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass sie mir schlichtweg die zusätzliche berufliche Erfahrung neiden, das aber natürlich nicht zugeben können oder wollen. Denn natürlich ist es für die SuS im Bereich Medien z. B. bereichernder, wenn ihnen jemand erzählt, wie Werbung live gemacht wird, wie Flyer beurteilt werden, wie wichtig Farben für die Corporate Identity sind und was davon abhängt, wenn die genaue Farbe nicht "getroffen" wird. Im Gegenzug habe ich aber letztens noch den Lehrern in Deutsch erzählt, dass sie mir gerade in der Oberstufe mit ihrem jahrelangen Know-How und dem Studium in der Schulform Gymnasium überlegen sind und ich hart daran arbeiten muss, mich in etwa auf ihr Niveau zu begeben.
Ich bin also insgesamt ernüchtert, was meine Akzeptanz bei "uns" an der BBS so angeht. Ich hätte einfach gerne so ein schönes Kollegending, wie ich es in einigen Firmen hatte. Aber eben auch nicht in allen.
Was für mich gerade zählt, ist, dass ich gerne unterrichte. Und ich versuche, mich wirklich weniger darauf zu konzentrieren, was einige KuK von mir denken und halten, als was ich meinen SuS sowohl fachlich als auch menschlich Gutes vermitteln kann. Und ich glaube, das kann ich ganz gut. Gerade ist ja bei uns Abi gemacht worden und ich habe letzte Woche einen riesen Blumenstrauss als Dankeschön für die tolle Vorbereitung für's Abi erhalten von den SuS. Und das ist es dann, was zählt - und nicht wie einzelne KuK denken oder reden oder was sie meinen. Daher würde ich dir raten, für dich selbst rauszufinden, wie gerne du den Job machst - DAS ist das Wichtige. Die Arbeit mit den SuS. Und nicht was Kollege x oder y von dir halten. Wobei es diesbezüglich natürlich auch vorteilhaft für dich sein könnte, an die BBSen zu gehen, weil da einfach mehr Quer- und Seiteneinsteiger sind als an anderen Schulformen. Trotzdem brauchst du natürlich ein dickes Fell - sowohl im Referendariat (wo ich auch schon mit blöden Sprüchen meines Schulleiters zu kämpfen hatte "Sie kommen aus dem Marketing? Ja super, dann setzen wir Sie ins Rechnungswesen." ) als auch im Schulalltag. Indes braucht man das ja auch in der Wirtschaft: Denn da gibt es leider auch immer genug Menschen, die dir das neiden, was du hast, die auf deinen Stuhl wollen (das gilt nur für die Wirtschaft) oder Ähnliches.
Was ich nicht verstehe ist, wie dringend die Schulen Quereinsteiger brauchen einerseits - und wie froh sie ergo eigentlich über sie sein sollten - und wie wenig wertschätzend leider oft mit ihnen umgegangen wird. Nicht alle Kollegen sind so - auch das möchte ich nicht sagen. Aber mehr Kollegen, als ich es vorher erwartet hätte. Darauf solltest du vorbereitet sein, aber das sollte dich nicht davon abhalten, das OBAS zu machen.