Ja, es ist Mist, wenn so etwas erforderlich ist, weil das Kraft kostet, aber auch nichts, was einen unfassbar viel Kraft kosten muss, wenn man seine Gewerkschaft im Rücken hat und einen guten Fachanwalt für Verwaltungs- oder Arbeitsrecht.
McKinsey zum Vergleich heranzuziehen halte ich dann allerdings für sehr weit weg vom Durchschnitt der deutschen Arbeitgeber. Wenn du aber zu deren sonstigen (kräftezehrenden) Spielregeln tätig werden willst und die Voraussetzungen erfüllst, dann mach das doch einfach. 99,9% der Lehrkräfte sind sicherlich nicht qualifiziert für diese Tätigkeit, so dass das auch in dieser Hinsicht kein relevanter Vergleich ist.
Ich habe gerade so einen Prozess hinter mir - und ich hätte es mir gerne erspart. Auch, wenn es mich keinen Cent gekostet hat. Es war trotzdem bitter, dass der eigene sehr gute Anwalt hinerher sagte, dass man "bei mir" sehr gut den Unterschied zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen" sehen könnte. Und dass er es in meinem Fall gut verstehen könnte, wenn ich "dem System" jetzt den Rücken zukehren würde. Und es hat bei mir persönlich auch dazu geführt, dass meine Motivation sehr viel geringer geworden ist. Gerade bei Arbeit "on top". Aber vielleicht ist das nur gut so. Kann auch sein.
Natürlich ist McKinsey sehr weit weg vom Durchschnitt der deutschen Arbeitgeber - es sollte nur verdeutlichen, dass es interessant ist, dass selbst solche absoluten "Leistungsbuden" den Zahn der Zeit erkannt haben und Angebote für eine bessere Work-Life-Balance machen. Aber "das System Schule" immer unattraktiver wird. Und gar nicht sehen will, dass sich damit immer weniger potentielle Kollegen finden lassen. Im Übrigen glaube ich auch, dass sehr viele Vorurteile gerade gegenüber Unternehmensberatungen herrschen. Ich habe mit PricewaterhouseCoopers bei einer durchaus großen Beratung gearbeitet und kann durchaus mitreden: Meine Chefin war alleinerziehend und da Marketing Managerin und das Unternehmen hat ihr Perspektiven geboten, die ihr ein gutes Arbeiten ermöglichten. Nun ist sie nicht im Consulting gewesen, klar. Aber das muss man ja auch nicht. Und auch da haben sich eben die Spielregeln geändert. Weil man erkannt hat, dass man sich verändern muss, wenn man als Arbeitgeber weiterhin attraktiv bleiben möchte. Und ja - auch hier: Wäre ich kinderlos, ich wäre bei einem dieser "Läden". Warum auch nicht? Es ist aber zweifellos etwas ganz Anderes: Bei PWC existierten flache Hierarchien, der Partner dort hatte mir direkt das "Du" angeboten. Das ist meilenweit weg von der Hierarchie im Schulwesen. Bei mir hatte es aber dazu geführt, dass ich oft und gerne und mehr für diesen Partner (als "Partner" bezeichnet man die Manager der obersten Hierarchiestufe in Beratungen - für alle, die es nicht wissen (können) gearbeitet hatte. Während ich dies bei unserer Direktorin, die mich oft noch nicht mal grüßt, nicht einsehe. Muss halt jeder wissen, wie er sein Personal motiviert. Oder auch nicht.