Du meinst in der Dummheit? Sorry, das soll keine persönliche Beleidigung sein; ich kenne dich nicht. Aber etwas anderes fällt mir dazu nicht ein, wen man sieben Tage die Woche, täglich > 11 Stunden arbeitet und dafür 1.700 Euro (oder 2.000 Euro, eine deiner Aussagen stimmt nicht) nachhause bringt, dann ist das dumm. So einen Vertrag unterschreibt kein vernunftbegabter Mensch oder ist nach zwei Wochen wieder weg. Mindestlohn für 80 Stunden sind rund 3.000 Euro netto (regulär 1.500 Euro).
Andere warten 10 Jahre auf eine Planstelle.
Nö. Das zeigt, wie selbstausbeutungsbereit viele Menschen sind. Warum sollte dein ehemaliger Chef mehr zahlen, wenn es genug Dumme gibt, die knapp über Mindestlohn für zwei arbeiten? Das ist nicht überall so, auch nicht im Marketing oder in der Kreativbranche.
Vor allem für Schüler ist das ein gutes abschreckendes Beispiel, was man sich als Arbeitnehmer nicht gefallen lassen sollte.
Alles anzeigen
Nö, das war nicht Dummheit, sondern schlicht ein Mangel an Alternativen UND der Begeisterung für die Werbung. 2000 Euro / Monat habe ich verdient. Und die Stundenzahl kam an 6 Tagen / Woche zustande. Und da ich (wahrscheinlich im Gegensatz zu dir die Branche kenne, weiß ich auch, dass das keine Besonderheit ist). Der Mindestlohn gilt wohl kaum für derart hohe Stunden. Aber genau deine Rechnerei zeigt mir, dass du die Wirklichkeit eben leider nicht kennst. Bei etlichen renommierten Werbeagenturen werden teilweise sogar kostenlos Praktika gemacht, weil es da nur um den Namen geht. DAS ist die Wirklichkeit. Und was heißt Dumme, die sich ausbeuten lassen? Ich hatte VIELE Kollegen, die derart wenig verdienten und da blieben. Die meisten aus Mangel an Alternativen. So sieht es aus. Und was heißt, was man sich als Arbeitnehmer nicht gefallen lassen sollte? Sorry, viele Schüler von heute in meinen Berufsschulklassen sind besser bedient mit einem Lehrer, der aus der Praxis kommt und ihnen sagt, dass sie leistungsmäßig erstmal in Vorleistung treten müssen, bevor sie Ansprüche stellen. Klar, man sollte immer längerfristig wechseln, wenn man sich ausgenutzt fühlt ab einem gewissen Punkt. Du brauchst aber auch Alternativen. Und die haben viele schlechtweg nicht. Übrigens gerade nach der Elternzeit nicht. Ich habe das doch alles durch - mir wurden Sekretärinnenstellen angeboten oder Stellen im Marketing, die ich zeitmäßig mit Kind nicht stemmen konnte. Das war mein Weg ins Lehramt.
Meine Cousine war künstlerisch begabt und wollte eigentlich Graphikdesign studieren. Sie hat ein Praktikum in einer Werbeagentur nach dem Abi gemacht und kam zu dem, was ich schrieb: Geile Branche, aber unterbezahlt und überhaupt nicht familienkompatibel. Sie ist jetzt Realschullehrerin und unterrichtet auch Kunst. Passt doch.
"Andere warten 10 Jahre auf eine Planstelle": Das ist mit einem Mangelfach an der BBS Schwachsinn - ich hoffe, das weißt du. Und ein Mangelfach hatte ich ja, sonst hätte ich den Quereinstieg nicht machen können. Und mir hat man im Bewerbungsgespräch beim Ministerium erzählt, dass ich natürlich direkt eine feste Stelle bekäme im Anschluss - sonst könne man sich ja das ganze Prozedere mit den Quereinsteigern sparen.
Ich glaube übrigens, dass etliche, die hier mit "Daumen hoch" reagieren schlichtweg persönliche Probleme mit einer Quereinsteigerin haben, die sich in manchen Bereichen der Arbeitswelt und den Arbeitsbedingungen "da draußen" einfach besser auskennt. Aber das will man einfach nicht zugeben. Schade finde ich das.
Dass nicht einer mal schreibt: "Ja, wir Lehrer werden wirklich richtig gut bezahlt - und dafür arbeiten wir teilweise gar nicht mal verhältnismäßig viel." Das kann man ja aber nicht machen - dann macht man ja seinen eigenen Berufsstand schlecht. Wenn mir jetzt Externe, die mich nicht kennen, oft sagen, ich habe ja viel Ferien, offensichtlich einen hohen Status, etc. dann lächle ich immer und sage: "Ja, ich habe mich clever umentschieden. Und eigentlich bin ich auch sehr glücklich damit, jetzt am Anfang ist es allerdings noch etwasa viel. Ich habe mir aber sagen lassen, dass das besser wird mit der Routine. Nö, die Schüler nerven mich überhaupt nicht. Auch nicht die "Schwierigen". Eher einige Kollegen, die immer alles besser wissen wollen. Aber ich halte mich an meiner Schule auch gerne an die Quereinsteiger, davon gibt es bei uns glücklicherweise einige."
Eben in der Schule habe ich mit einer Kollegin gesprochen, die mir übrigens in dem Zusammenhang abgeraten hat von der Reduktion der Stunden. Weil unsere Schule kein gutes Teilzeitkonzept hat und man dann immer noch 5 Tage die Woche zur Schule muss, wenn man Pech hat. Und sogar teilweise mehr Vertretungsstunden, weil man ja mehr Freistunden hat. Sie ist wieder auf ein volles Deputat gegangen. Nimmt sie wenigstens die volle Kohle mit, sagt sie.