Beiträge von Haubsi1975

    Es gibt noch eine krassere Variante, wie die Schulpflicht endet: Wenn jemand mit HS-Abschluss ohne Lehrstelle dasteht, muss er/sie zunächst eine Berufsfachschule besuchen. Wenn nach dem ersten Jahr in der BF1 die Versetzung in die BF2 nicht klappt, ist die Person raus. Komplett. Keine Wiederholung, keine Rückkehr ins reguläre System. Die normalen 12 Pflichtjahre spielen dann keine Rolle mehr.


    Klar ist aber, dass bei einer folgenden Ausbildung in der Berufsschule wieder Schulpflicht besteht.

    Die HBF machen ja viele aus Gründen fehlender Alternativen: Sieht faktisch gut aus, man kann 2 Jahre "abhängig" und Bafög gibt es auch. Einzig einige "überkorrekte" Lehrkräfte nerven, die tatsächlich Leistung verlangen.


    Was ich in dem Zusammenhang übrigens auch krass finde, ist, dass du, wenn du zweimal in einer HBF mit einer bestimmten Fachrichtung "sitzenbleibst", neu im System mit einer anderen Fachrichtung starten darfst. So ein Fall sitzt gerade bei mir in Deutsch. Unfassbar eigentlich. Den Schülern geht es doch nie im Leben darum, einen qualifizierten Abschluss zu machen. Sondern weiter Geld dafür zu beziehen (der Schüler kriegt Bafög), maximal lange nichts anderes tun zu müssen, als sich zur Schule zu schleppen. Unfassbar.

    Ach Gott, wenn du mit den Mahnungen und der folgenden Ausschulung so arbeitest, wie die SL es dir vorgibt, dann fällt vielleicht die Schule(!) vor Gericht hinten runter, aber du hast da kein Problem. Du hast gehandelt, wie die Schule es vorgibt.


    Wenn es - wie du schreibst - überhaupt vor Gericht geht. Wahrscheinlicher ist eher, dass man sich bei der ADD beschwert. Für diesen Fall brauchst du eben eine saubere Dokumentation. Aber auch das ist sehr selten.


    Auch in der Corona-Zeit wurden wir von Querdenkenden mit wüstesten Drohungen überhäuft, dass man uns wegen Masken, Tests... anzeigt, Dienstaufsichtsbeschwerden anstrengt, vor Gericht geht... Passiert ist grad gar nix. Gääähn.

    Eben - nur muss ich am Mittwoch beim Gespräch trotzdem völlig sachlich und deeskalierend wirken. Und völlig parallel dazu sollte ich irgendwie schauen, wie ich mein Stresslevel senken kann - bleibt allerdings die Quadratur des Kreises. Und wird nicht weniger durch irgendwelche Elterngespräche, die ich on top noch führen "darf".

    Deine Strategie, ihr eine andere Sackgasse aufzumachen, ist nicht grundsätzlich verkehrt. Wenn sie weg ist, läuft es im Unterricht vielleicht besser. Und du bist nicht so genervt.


    Versuch es aber nicht als persönliches Ding zu sehen. Nimm es als sportliche Herausforderung. Wenn sie gehen muss, OK. Wenn das Verwaltungsgericht dir in die Parade fährt und den Rausschmiss kassiert, auch OK.

    Ach, die würden nicht vor Gericht ziehen. Das ist nur Gerede und heiße Luft. Dafür habe ich keine Beweise, ist nur ein Bauchgefühl. Die wenigsten haben eine Rechtsschutzversicherung heute. Ich habe eine, aber das gründet auf meiner beruflichen Vergangenheit.

    Was ich schon ganz am Anfang meiner Dienstzeit gelernt habe, ist, dass man schwierige Schüler nicht mit Noten unter Druck setzen sollte, denn damit erreicht man genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich will. Die sind seit Beginn ihrer Schulzeit schlechte Noten gewöhnt, das stört sie nicht mehr. Am besten ist es, einen guten Draht zu ihnen zu finden. Damit hat man den größten Erfolg.

    Ich habe ja mehrfach versucht, mit dem obigen Schüler zu reden. In Ruhe. Alleine. Aber ich bekomme keinen Zugang zu ihm. Er streitet ab, meinen Unterricht willentlich zu stören, er versteht nicht, dass mich sein ständiges Gerede nervt - und er fühlt sich generell ungerecht von mir behandelt. Wobei das viele SuS mit schlechten Leistungen tun. Die fühlen sich alle schlecht behandelt. Der Klassensprecher, zu dem ich einen guten Draht habe, war der beste Freund des besagten Schülers. Er hat sich mittlerweile von dem Schüler abgewandt ("Ist echt assi, was du mit der machst. Die ist echt o.k., aber du verbockst es."). Tja, was soll ich tun?

    Bitte nicht als Vorwurf verstehen: ich glaube, der erste Weg sollte sein, deine o.g. Probleme anzugehen. SuS haben ein sehr feines Gespür. Du kannst dich gar nicht so sehr verstellen, dass sie nicht bemerken, dass du angespannt oder sogar überfordert bist. Manche nutzen das gnadenlos aus, um dich zu provozieren, zu sehen, wie du reagierst.

    Ich sehe das überhaupt nicht als Vorwurf, sondern auch als Bestätigung dessen, was ich gerade empfinde: Allein ändern kann ich es gerade nicht. Ich fühle mich und bin allein und überfordert mit der Klassenführung und vielen administrativen Dingen, von denen ich keine Ahnung habe. Die Abteilungsleitung und auch die Schulleitung will letztlich nur, "dass der Laden läuft" und nicht endlos erklären müssen. So wurschtel ich mich durch, frage Kollegen, etc. Aber es ist sehr anstrengend und führt bei mir zu viel Frust. Ich denke,dass sich das nur über Erfahrung lösen lässt, oder? Nächstes Jahr wird es leichter, dann habe ich das alles durchgemacht. All das bemerken die SuS natürlich, wobei sie unterschiedlich darauf reagieren: Mein Leistungskurs Wirtschaft hatte mir letzte Stunde Verständnis signalisiert, als sie merkten, dass ich heiser zur Schule gekommen war (hatte eine Klassenarbeit in der HBF geschrieben) und eine Lernerin brachte mir sogar einen Tee mit, als sie für sich einen holen ging. Die HBF aber war laut und nöhlte rum, dass ich zur Klassenarbeit angeschlagen erschienen war. Dass ein Nichtkommen ja die benachteiligen könnte, die gelernt hatten, interessierte die nicht. Etliche Lerner hatten sich nachts auch schon per Mail krank gemeldet (das waren die, die die Stunde zuvor auch nichts konnten). Für mich heißt das, die Klassenarbeit nochmal aufsetzen - viel Arbeit. Vielen Dank. Dementsprechend genervt war auch ich dann.


    Also, wenn du irgendwelche Tipps hast, wie ich entspannter werden kann - ich wäre dir dankbar.

    Ich meinte damit die "etlichen Kollegen", die ein Handyverbot durchgsetzt haben. Wenn es schon Kollegen gibt, die das machen, ist es für die Schüler ja nichts komplett Neues und aus den Gewohnheiten fallendes.


    Ansonsten glaube ich, dass es bei Disziplinproblemen selten ein Patentrezept gibt, sondern man irgendwie seinen eigenen Weg finden muss. Ein etwas kooperationswilligeres Kollegium wäre natürlich schön.

    Ja, aber je mehr Kollegen, desto besser. Aber auch das Handyverbot durchsetzen ist natürlich erstmal Arbeit. Umso einfacher, wenn es im Kollektiv geschieht. Ich könnte indes als Klassenlehrerin ja die anderen Lehrer fragen, ob sie ein generelles Handyverbot befürworten würden, oder?


    Du ich weiß nicht, ob es ein Patentrezept bei Disziplinierungsmaßnahmen gibt, aber ein ehrlicher Austausch darüber würde mir enorm helfen - und auch das ist oft nicht möglich. Mit dem Deutschlehrer zu reden, dazu habe ich keine Lust mehr, ehrlich. Was bringt mir das für meinen Unterricht, wenn bei dem alles "super" läuft? Nichts. Als ich letztens im Lehrerzimmer mein Unbehagen über die Klasse äußerte, kamen von etlichen Kollegen viele unbrauchbare Sprüche ("Dickeres Fell", "Stiefel durchziehen", "Nicht beeindrucken lassen"), aber wenige konkrete brauchbare Vorschläge. Der Beste war noch der einer Kollegin, die meinte, sie habe jetzt ein Handyhotel eingeführt, da würden die Handys reinkommen und Ende. Aber auch das - da habe ich letztens eine Weigerung erlebt, das Handy abzugeben...

    Er kann gerne einen Stuhl mitnehmen oder sich auf die Treppe setzen oder auf der Fensterbank im Gang arbeiten oder draußen... ist doch sein Problem, sich da entsprechend zu organisieren. Das haben sogar meine hin und wieder rausgeschmissenen 7er selbst geregelt bekommen.

    Das werde ich aber tatsächlich das nächste Mal genauso machen: Dann kann man mir nämlich auch nicht vorwerfen, dass ich die SuS versuche, vom Lernziel fernzuhalten. Sicher funktioniert eine Steuerung auch über unangekündigte Tests, die man dann eben als "Strafe" schreibt - aber das bedeutet noch mehr Arbeit und ich bin jetzt ehrlicherweise schon total überfordert mit meiner vollen Stelle, Klassenleitung, Stammkursleitung und noch einigen anderen Ämtern. Und kleinem Kind hier zu Hause. Daher trete ich logischerweise auch nicht mehr entspannt im Unterricht auf. Ich bin es nicht.

    , aber bei anderen Kollegen scheint es ja auch zu funktionieren

    Ganz ehrlich, das stelle ich in Frage. Ich glaube vielmehr, dass die wenigsten Lehrer offen darüber reden (können), wenn sie in gewissen Klassen Disziplinierungsprobleme haben. Besagter Deutschlehrer meinte ja auch, er haben den Schüler und alle anderen im Griff. Als ich meinte, ich würde mich da gerne mal in einer Freistunde reinsetzen, um zu schauen, wie er das mache, meinte er, das könne ich vergessen ("wir sind doch nicht mehr im Ref".). Da übrigens hat mir genau das wegen Corona gefehlt: In schwierigen Klassen schauen, wie die Lehrer mit Unterrichtsstörungen umgehen. Ich habe kaum mehr hospitiert wegen Corona und begreife genau das als deutlichen Mangel.

    Mit 17?

    Sich solche und ähnliche Verhaltensalternativen zu überlegen, kann auch die eigene Berufszufriedenheit erhöhen.

    Es gibt übrigens auch Kollegen, die arbeiten sich gar nicht mehr ab. Die geben diesen SuS Lernjobs aus dem Buch und korrigieren während der "Stillarbeitsphase", auch wenn sie laut ist, Klassenarbeiten. 10 Minuten vor Ende der Stunde besprechen sie die Lernjobs. Unruhestörungen wieder ignorierend. Wer mitschreibt hat Glück, wer nicht, hat Pech. Kann man auch machen.

    Ich frag mich, ob es rechtlich haltbar ist jemanden von der Schule zu werfen wegen Fehlstunden durch Ausschluss wegen Fehlverhaltens.

    Entscheidet nicht am Ende über einen Ausschluss die Klassenkonferenz?

    Ich bin nur in NRW und auch nur in der Grundschule, aber rechtlich hört es sich für mich nicht so eindeutig an.

    Eine Klassenkonferenz entscheidet bei eklatantem Fehlverhalten über den Ausschluss, so war es ja in der Parallelklasse letztes Jahr. Das ist aber ein langer Weg, bis da jemand fliegt. Besagter Schüler hatte sich in den Bereich der Urkundenfälschung begeben, glücklicherweise konnten wir das nachweisen.


    Bei den Fehlstunden ist es wie gesagt ein Automatismus - und kommt wohl auch nicht selten vor. Daher wird ja nach der 2. Mahnung ein Anruf bei den Eltern "festgelegt", um denen sachlich darzulegen, was im Falle weiterer Fehlstunden schlimmstenfalls passieren kann. Sonst könnte man ja auch das ganze Mahnwesen lassen, wenn es eh nicht zum Schulausschluss führen könnte.

    Ich komme ja aus der Wirtschaft - und bin da ohnehin andere Verhaltensweisen gewohnt: Da ist nach einer Abmahnung für ein Fehlverhalten oder übrigens auch für zu häufiges Fehlen die Kündigung und damit die Entlassung nicht selten der Fall, die Abmahnung bereitet die Kündigung vielmehr vor. Wenn die Mahnungen in Schulen jetzt nur dazu dienten, dass irgendwas passiert, aber nie eine wirklich einschneidende Konsequenz drohte, dann könnte man es ja direkt lassen. Und wir sollen ja die Schüler gezielt auf das Berufsleben vorbereiten - ehrlich, ich frage mich, was viele da wollen. Wenn ich als Ausbilder meine Azubis die halbe Zeit daddeln sehen würde im Betrieb - da würde bei mir keiner die Probezeit überleben. Nun bin ich da auch bei Golum, die ja schrieb, dass vielleicht wirklich praktische Erfahrungen oder ein rein handlungsorientierter Unterricht auch spannender ist für viele SuS, aber das geht eben so 1:1 nicht bei mir im Marketing, da muss viel gerechnet werden zum Beispiel - und auch damit sind viele SuS total überfordert. Aber das haben sie sich ja ausgesucht - sie könnten ja längst eine Ausbildung machen. Ihre Entscheidung.

    warum gibt es da keinen Schulbeschluss? Wäre das einfachste

    und ansonsten: warum führst du das nicht für deinen Unterricht ein?

    Gute Frage, warum es da keinen Schulbeschluss gibt - allerdings ist es im beruflichen Gymnasium auch gar nicht nötig. Da arbeite ich auch sehr digital und bin sogar darauf angewiesen, dass die Lerner ihr Handy benutzen. Aber da gab es etwaige Probleme jedweder Form noch nie. Im Gegenteil: Wenn ich da was an das Whiteboard schreibe, ist es im Klassenraum manchmal so leise, dass es auch unheimlich ist (für mich, weil ich anderes aus der HBF kenne).


    Ja, ich werde das jetzt in meinem Unterricht einführen, sinnvoller ist es allerdings, wenn da alle Lehrer in der Klasse mitziehen würden, aber manche sehen es nicht als Notwendigkeit an.

    Mich irritiert übrigens auch, dass du die ganze Zeit vom Daddeln schreibst. Ich hatte neulich auch eine Klasse, die ganz selbstverständlich am Handy rumhing - äh nee, bei aller Liebe, aber das finde ich auch bei Erwachsenen nicht okay und erwarte, dass in meinem Unterricht gewisse Regeln eingehalten werden. Wer kein Interesse am Geschehen und Besseres zu tun hat, kann ja gerne gehen, aber im Unterricht zu zocken ist schon megarespektlos und geht so nicht. Dabei kann für die Mitarbeitsnote für die Stunde auch nichts anderes als eine 6 rauskommen, meine ich.

    Ja, das schrieb ich ja auch irgendwo, dass ich das megarespektlos finde - und es ist ein Flächenproblem: Fast die ganze Klasse hängt ständig am Handy. In den Arbeitsphasen stecken sie die Köpfe zusammen, aber auch da wird gerne das Handy hervorgeholt. Letztens hatte ich daher alle Handys vor mir auf dem Pult ablegen lassen: Endlich war sowas wie ein normaler Unterricht möglich, da die beste Alternative zum Unterricht (daddeln) weggefallen ist. Etliche Kollegen haben daher entweder in der Klasse ein striktes Handyverbot durchgesetzt oder ein Handyhotel eingeführt. Wahrscheinlich muss ich auch dahin. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es ist auch ein so offensichtlich zur Schau gestelltes Desinteresse am Unterricht, dass es einfach nur belastet. Und es macht mich eben fassungslos, weil viele in dem Lernfeld erhebliche Schwierigkeiten haben. Aber da sind wir wieder an dem Punkt, wo die sich denken, dass es irgendwie schon zu packen sein sollte.

    Mein Ansatz wäre in dem Fall auch ohnehin komplett anders: ich würde ihn samt Aufgaben rausschicken und die Abgabe der bearbeiteten Aufgaben zum Stundenende einfordern. Du möchtest ihm ja nicht die Chance zur Arbeit am Unterrichtsstoff verwehren, sondern findest ihn lediglich aufgrund seines Sozialverhaltens gerade im gleichen Raum nicht tragbar. Gibt er was ab, gibst du ihm damit die Möglichkeit noch Leistungen einzubringen ohne dass er dir auf den Keks gehen kann; gibt er nichts ab, kannst du ihm für die Stunde die entsprechende Mitarbeitsnote geben. Passt ihm das so nicht, soll er sich eben an die Spielregeln halten und sein Verhalten anpassen.

    Und wo soll er die Aufgaben machen? EInen STuhl vor die Tür stellen? Ah, vergessen: Besagter Schüler hat auch fast nie sein Arbeitsbuch dabei. Gut, gehen wir davon aus, er hätte es dabei - dann müsste ich draußen noch einen Stuhl oder Tisch hinstellen oder soll er die Aufgaben draußen in der Kälte machen?

    Es gibt nicht "das eine Seminar", sondern viele Fachleiterinnen und Fachleiter an einem Seminar. Einige davon (ich war nicht an dem von dir angegebenen Seminar) sind sicher als eher fair, streng, etc. bekannt, allein, was bringt es dir, wenn du das weißt? Ich z. B. hatte sowieso keine Alternative zu meinem Seminar, sämtliche Meinungen dazu konnten mir egal sein. Die Bewertung meiner 2 Fachleiter und meiner BP-Begleiterin durch eine Bekannte hatten mich eher irritiert. Ich hatte eine als sehr anspruchsvoll bekannte Fachleiterin in einem Fach, das wusste ich dann von der Bekannten schon, aber die "Panikmache" hatte mich eher irritiert und behindert. Ich musste ja trotzdem "durch" - weißt, was ich meine?

    Ich wäre damit auf jeden Fall vorsichtig. Sprich: achte auf das Verhältnis zwischen "Fehlstunden wegen Rauswurf" und anderer Fehlstunden.

    Meinst du, dass ich mich da nochmal absichern sollte bei der Abteilungsleitung vor dem Gespräch?
    Ich fühle mich ja von der Abteilungsleitung tatsächlich auch im Stich gelassen - die ist selten da und gibt durchaus schwammige Anweisungen. Eine Einführung in die Formalitäten unseres Entschuldigungswesens hatte ich gar nicht, was auf Moodle steht, ist veraltet. Ich habe nur eine Kollegin, die sich anbot, mir zu helfen. Die frage ich schon oft genug. Aber die hat auch anderes zu tun...

    Mag sein. Du müsst dir jetzt überlegen, wieviel Arbeit du in die Disziplinierung jener stecken möchtest. Oder du stellst fest, dass das nicht geht.

    Um dann was zu machen? Das frage ich mich inzwischen wirklich. Ich arbeite mich derzeit an den Störenfrieden ab. Nicht gänzlich ohne Erfolg, weil in den Folgestunden (nach den Rausschmissen) ist es verhältnismäßig ruhig in den Klassen. Ruhiger als vorher, in jedem Fall. Versteht mich nicht falsch, mir macht das überhaupt keinen Spass - ich komme nur teilweise überhaupt nicht mehr durch. Von den Lehrern, die die Klasse in der Unterstufe hatten, wollte sie KEINER mehr weiter unterrichten. Ein Lehrer ist gerade aus der Psychosomatik zurückgekehrt. Der hatte die Klasse und die Parallelklasse in Ethik und ist von einem Schüler übelst beschimpft und bespuckt worden...Welche "Reife" soll man diesen Schülern letztlich bescheinigen? Diesen Schüler haben die Klassenlehrerin der Parallelklasse und ich übrigens erfolgreich der Schule verwiesen.

    Ich befürchte nicht.

    Ich muss mich aber doch an das halten, was mir die Schule vorgibt, oder? Die ist mein Dienstgeber. Und RLP und NRW haben völlig andere Regeln. Hat mir gerade wieder eine Kollegin bestätigt, die aus NRW kommt. Sorry, soll ich dann zur Abteilungsleitung sagen, dass ich jetzt doch keine Mahnung ausspreche, auch wenn das das System vorsieht?

    Was soll ich mir da 'nen Stress machen? Wer bei mir etwas lernen will, kann das.


    Überleg dir, wie wichtig dir was ist. Und dann zieh das durch. Aber sachlich. Du scheinst es als Niederlage wahrzunehmen, wenn eine Schlumpfine einen Abschluss bekommt. Mach dir klar, dass sie ich innerhalb der vorgesehenen Pfade des Systems bewegt. Da gibt es eben immer noch eine weitere Chance. Die nimmt sie halt wahr.

    Das Problem ist ja, dass durch beschriebene Störenfriede oft auch die, die was lernen wollen, nichts mehr lernen können. Letzte Stunde hatte einer der Besten "versucht", in Marketing was zu erklären: Der Schüler ist der Klassensprecher und genießt "eigentlich" ein gewisses Ansehen. Aber er kam zu nichts, weil es so laut war und seine eigenen Mitschüler daddelten und quatschten. Schließlich erklärte er den Sachverhalt zu Ende und wir besprachen es mit 3 Schülern, die nach vorne kamen, um was zu verstehen. Traurig, aber wahr.


    Eine oft genutzte Möglichkeit, da mehr Aufmerksamkeit zu kriegen ist auch, dann öfter mal Tests zu schreiben - und das auch so anzukündigen. Aber das generiert letztlich wieder nur mehr Arbeit für mich. Und ich habe schon genug Arbeit...

    Wenn du den jungen vor die Tür schickst, ist es auch eine erzieherische Maßnahme, die in dem Moment in deiner Hand liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass DAS als Fehlstunden zählt. Vielleicht bei euch in der Schule. Aber wenn ich der Vater in dem Gespräch wäre, würde ich darüber nicht verhandeln lassen. Sorry. In NRW wärst du damit auf dünnem Eis.

    Aber evtl. ist das ja in Rheinland-Pfalz anders.

    Nee, das ist absolut safe. Mehr als 20 Minuten versäumter Unterricht zählt als unentschuldigte Fehlstunde - ob ich den rausschmeiße oder er zu spät kommt oder unentschuldigt gar nicht kommt. Whatever. Hatte mir die Abteilungsleitung nochmal bestätigt. Wenn mir die Abteilungsleitung das aber so bestätigt, dann ist DAS doch meine Handlungsgrundlage, oder? Indes bin ich insofern bei dir, als dass es mir letztlich egal ist, ob der Schüler jetzt unentschuldigt rausfliegt oder nicht. Weißt Du, was ich meine? Sein soziales Verhalten geht so oder so für mich nicht, weil es den Unterricht in nicht unerheblichem Maße stört. Und da nutze ich durchaus meinen pädagogischen Spielraum. Anlass für die 2. Mahnung war, dass der Schüler in der Klasse "Besuch" von der Polizei erhielt und diese ihn 20 Minuten zum GEspräch vor die Klasse bat. DAnach ist er unentschuldigt 3 Stunden meinem Unterricht ferngeblieben. Als ich ihn darauf ansprach und meinte, er dürfe nicht einfach so gehen, wann er wolle und diese Zeit sei unentschuldigt UND er habe sich bei mir nicht abgemeldet, meinte er, dass es ihm "scheißegal" sei, ob mich das störe, er habe keine Entschuldigung und es sei ihm auch völlig egal, welche Konsequenzen das hätte. Hätte er hier gesagt, dass er einfach durch war nach dem Besuch der Polizei und seine Ruhe wolle - ich hätte nicht so reagiert, wie ich reagiert habe. Aber dieses offensichtliche sich verweigern und nicht an irgendwelche Regeln halten, DAS nervt mich.

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